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[494] Im J. 1840 war durch Vermittelung des Bischofs von Calcutta der R. Society of Literature zu London die Summe von 200 mit der Bestimmung zugegangen, diese als Preis für die beste Widerlegung des Hinduism nach einem zweijährigen Termin zu verwenden. In der Sitzung am 3. Nov. 1842 wurde derselbe dem Mitgliede des Exeter College in Oxford Rev. J. B. Morris, M. A., zuerkannt.

[195] Die „Société française pour la conservation des monumens" wird im J. 1843 eine Versammlung zu Poitiers vom 29. Mai bis 6. Jun. halten und ladet Freunde der Alterthumsforschung dazu ein.

Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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[496] Die Geschichte der Heiligen Schriften Neuen Testaments entworfen von Edu. Reuss, Lic. u. ord. Prof. der Theologie an d. Univ. zu Strassburg. Halle, Schwetschke u. Sohn. 1842. X u. 278 S. gr. 8. (n. 1 Thlr. 15 Ngr.)

Die Wissenschaft, welche man unter dem Namen einer Einleitung in die bibl. Schriften zu begreifen pflegt, war vorhanden, seit Rich. Simon mit seiner kritischen Geschichte am Ende des 17. Jahrh. hervortrat und dem wissenschaftl. Protestantismus einen selbst nicht geahnten, geschweige denn beabsichtigten Anfschwung gab. Doch wie diese krit. Untersuchungen aus einem Kampfe, dessen wahre Bedeutung keine der kämpfenden Parteien recht verstanden hatte, hervorgegangen waren, so blieben sie, ihrer Zeit selbst weit vorausgeeilt, mehr als ein halbes Jahrhundert in Vergessenheit, bis Semler mit ihrer Hülfe auf protestantischem Boden den Kampf von Neuem eröffnete und siegreich die Fesseln der Wissenschaft zerbrach. Die Kritik machte schnelle Fortschritte, das einmal entzündete Licht drang bald in die noch unerleuchteten innern Räume der Wissenschaft und es bedurfte nur noch der Auctorität eines Michaëlis, um dem neuen Streben Eingang zu verschaffen und alsbald, besonders durch Eichhorn's Thätigkeit, eine dem Standpuncte der Zeit angemessene Form der neuen Disciplin zu geben. Wurde zwar erst

mit dieser Periode kritischen Strebens die Wissenschaft als solche möglich, so hatte doch die frühere Zeit schon lange ihre Isagoge, Introductio, Prolegomena oder unter welchen anderen Namen die zum Studium der Bibel erforderlichen Vorfragen zusammengefasst wurden, und es blieben für die Form der Wissenschaft diese Vorgänger von entscheidendem Einflusse, selbst bis in die neueste Zeit, so dass de Wette noch die Einleitung als ein Aggregat wissenswerther und zum Verständniss der Bibel nothwendiger, aber durch ein wissenschaftliches Princip nicht zusammengehaltener Gegenstände charakterisirt. Wie viel oder wie wenig man aggregiren wollte, war dem einzelnen überlassen oder doch nur durch den Gebrauch und ein praktisches Bedürfniss festgestellt worden. Diese Unbestimmtheit schlug zuerst Dr. Credner nieder, der 1836 nachwies, dass die Einleitung in das N. T. als kritische Geschichte desselben und 1843. I.

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zwar als Geschichte der Entstehung, der Sammlung, der Ausbreitung, der Erhaltung, der Auslegung des N. Ts. aufgefasst werden müsse, und liess hierbei die gründliche historische Forschung des 1. Thls. etwas zu wünschen übrig, so war es eben das, dass Credner die Entstehung der neutest. Literatur nicht in historischer Entwickelung vorführt. Sollte allerdings auch das N. T. nach der Absicht der späteren Kirche nur Schriften der Apostel enthalten, so dauerte es doch verhältnissmässig lange, ehe man den Gedanken ausschliesslicher Inspiration der Apostel fasste, und wie Credner an einem andern Orte zeigt, an einen Abschluss ihres liter. Nachlasses denken konnte. Lange hatten das Evang. sec. Hebraeos, das ziovyμa létoov, der Br. des Barnabas, der Pastor Hermae weite Verbreitung und Anerkennung, und die Kritik muss ihnen die Abstammung aus demselben christl. Geiste, welchem das unapostolische Matthäusevangelium, die Briefe Jacobi, Judae, ad Hebraeos, die Apocalypse, namentlich der 2. Br. Petri entsprungen sind, zugestehen. Dazu ist längst anerkannt, dass, als die Zeit zum Abschluss eines Canon zwang, die Zweifel nicht erledigt, sondern niedergeschlagen und überhört wurden und in letzter Instanz das Herkömmliche entschied, das ohnehin schon früher dieses uud jenes Buch ohne Prüfung für apostolisch hatte anerkannt werden lassen. Schon diess führt darauf, dass die Geschichte der Entstehung der von der Kirche anerkannten Bücher ihren Blick Lothwendig erweitern und jene später verworfenen Schriften berücksichtigen müsse. Hierzu kommt in der urchristl. Zeit der Unterschied der Richtungen, der judäischen, paulinischen, johanneischen Auffassung des Christenthums, der sich durch die ganze christl. Literatur hindurchzieht und ein wesentlich literärhistorisches Moment bildet. Eine Einheit kann so erst dann gewonnen werden, wenn die Forschung die Zustände und Verhältnisse, aus welchen die christl. Literatur hervorging, aufsucht und letztere in ihren charakteristischen Unterschieden historisch sich entwickeln lässt. Diess glaubten wir voranschicken zu müssen, um den Standpunct des obigen Lehrbuchs richtig zu würdigen. Es fasst S. 6. die Aufgabe der Einleitung mit Recht nach Dr. Credner's Bestimmungen, erweitert aber in dem oben angedeuteten Geiste den 1. Thl., worüber der Vf. §. 7. sich dahin ausspricht: ,,(er ist) die Darstellung der Umstände,, welche die Entstehung apostol. Schriften verhindert oder begünstigt haben, und die pragmatische und chronol. Anfzählung und Charakteristik aller Erscheinungen auf dem Gebiete altchristl. Literatur, welche zu irgend einer Zeit und an irgend einem Orte mit der heiligen Sammlung in Berührung gekommen sind." Hier erscheint also eine Literaturgeschichte der urchristl. Zeit, woneben es dem 2. Theile, der Geschichte des Kanon, darzuthun überlassen bleibt, welche Bücher und nach welchen Vorgängen sie zu einer enger verbundenen Einheit zusammengestellt wurden, und wir sehen so im 1. Thle. die Bücher als einzelne lit. Erscheinungen, im 2. Thle. als Bücher des N. Ts. entstehen, ein Gesichtspunet, den man sicher

nicht anders als gut heissen wird. Dabei nimmt nach S. V der Vf. die krit. Untersuchungen, welche er in seinem Lehrcursus der Exegese überweist, als Voraussetzung und kann daher ungehindert und kurz das Ganze, selbst spätere Interpolationen (wie in den Evangg.) chronologisch einreihen, ohne (was indess doch auch man→ ches für sich hat) die Geschichte des einzelnen Buchs, seine Inte grität u. s. w. weiter behandeln zu müssen. Was die Ausführung betrifft, so behandelt der Vf. im 1. Theile 1. die Vorgeschichte; Jesus und der Apostel mündliche Predigt, das mangelnde Bedürfniss schriftlicher Mittheilung, das sprachliche Verhältniss und die Nothwendigkeit, dass die christl. Literatur griechisch werden musste, und schliesst diesen Abschnitt mit dem Apostelconvent zu Jerusalem und dem apostol. Briefe, Act. 15, 23 ff., dem muthmasslich ältesten Documente dieser Zeit. 2. die Periode der apostol. Literatur. Sie umfasst die ältere didaktische Literatur, d. h. Paulus, Jacobus, Petrus, ad Hebr.; die prophetische, d. h. Apokal. Joh.; die historische, d. h. die schriftl. Berichte, Matth., Mark., juden ́christl. Evv., Lucas, Joh.; die jüngere didakt. Lit., d. h. Br. Joh., Judas, Barnab., Clem. Rom. 3. die Periode der pseudoapostol. Literatur, Zusätze zu den Evangelien und apokryph. Schriften bis herab auf die apostol. Constitutionen, Canones, Liturgien, und das symb. apost. Dass sich Hr. R. hierbei bemüht habe, den Höhepunct der wissenschaftl. Forschung unsrer Zeit festzuhalten, ohne sich in Phantasien vermeinter Kritik zu verlieren, bedarf kaum der Bemerkung und Ref. will es nicht als Tadel ausgesprochen wissen, wenn er hier nicht verbergen kann, bei dieser und jener Controversfrage eine bestimmtere Entscheidung auch für das Compendium gewünscht zu haben. Richtig erkennt z. B. S. 57. an, dass Röm. c. 16. ein zwar paulinisches, aber nicht zum Briefe gehöriges Einschiebsel enthalte, leistet aber, unter allen Vermuthungen der Schulz'schen den Vorzug einräumend, Verzicht auf jede Entscheidung über den eigentlichen Ort der Bestimmung. Doch würde der VI. vielleicht weniger schwankend gewesen sein, hätte er den Umfang der Einschaltung nicht irrig auf v. 1-24. mit seinen Vorgängern ausgedehnt, während sie v. 20 schliesst und v. 21-27. (die vgl. 1. Cor. 1, 14. eine Abfassung zu Corinth ausweisen) den wahren Schluss des Römerbriefes enthalten und den Sachumständen angemessen v. 21. einen Gruss von Timotheus berichten. Das Vorausgehende weist sich dann um so bestimmter als nach Ephesus geschrieben aus, erst später, als die eigentliche Bestimmung des Stücks vergessen war, dem wichtigsten Documente, und diesem nach Analogie anderer Schreiben, d. i. vor dem Grusse des Amanuensis einverleibt. Dürfen wir hier noch eine Vermuthung aussprechen, so bildete jenes Stück eine Beilage zum Briefe an die Epheser und enthielt gerade Das, was von mehreren vermisst ist, aber im enkyklischen Schreiben unpassend würde gesagt sein. Dazu erläutern sich die Ermahnungen Rom. 16, 17 ff. vollkommen durch die wiederholten Warnungen vor Irrlehrern in den Brr. an d.

Eph. und Col. Eben so wagt der Vf. S. 58 nichts über casareensische oder römische Abfassung der Briefe an d. Eph., Col., u. an Philem. zu entscheiden, wo gleichfalls die Schulz'sche Ansicht Alles für sich hat und vornehmlich noch dadurch unterstützt wird, dass der 2. Br. an Timoth. dann seine Unbegreiflichkeit verliert, welche der Vf. §. 64. noch festhält und zugleich die Frage über die Pastoralbriefe in suspenso lässt. In gleicher Weise- scheint uns die Bestimmung des Verhältnisses der Evangelien etwas zu schnell als eine Unmöglichkeit bezeichnet zu sein. Der 2. Theil behandelt die Geschichte des Kanon, zeigt die Verhältnisse, welche eine Zusammenstellung gewisser Norm gebender Schriften verhinderten, wie die, welche später dazu zwangen und verfolgt die Geschichte des Kanon 1. unter der Herrschaft der Tradition, 2. unter der Herrschaft der Kritik, in gedrängter Kürze mit grosser Vollständigkeit. Der 3. Theil verfolgt die Geschichte des Textes; 1. des geschriebenen, wohin die äusseren Zugaben, wie Perikopen, Capitelabtheilung u. s. w. so wie die Geschichte der inneren Beschaffenheit gezogen sind, 2. des gedruckten, verbunden mit der Theorie der niedern Kritik, abweichend allerdings vom streng historischen Principe des Lehrbuchs, bestimmt durch praktische Gesichtspuncte. Im 4. Theile handelt der Vf. von der Verbreitung der Schriften des Neuen Testaments und zeigt, wie mit Einführung der öffentlichen Vorlesungen in den Kirchen sofort auch Uebersetzungen nöthig wurden. Die Geschichte der Verbreitung des Neuen Testaments schliesst daher die Geschichte der Versionen mit ein, welche 1. in die Periode der kirchlichen Uebersetzungen (im Osten: die syrische, ägyptische, äthiopische, armenische, georgische, arabische, persische, amharische; im Norden: die gothische, slawische; im Westen: altlateinische, Hieronymianische, Vulgata, angelsächsische), 2. die der populären, von den freien Bearbeitungen des Mittelalters bis zu den Bemühungen der Bibelgesellschaften in der Gegenwart, zerfällt. Der 5. Theil enthält die Geschichte der Exegese oder des theologischen Gebrauchs der heil. Schrift, welche vom Standpuncte der Apostel und ihrem Verhalten zum Alten Testamente bis zu den Erscheinungen der neuesten Zeit die Auslegung der Schrift durch alle Stadien der Entwickelung hindurch gelehrt, umsichtig und klar verfolgt. Ein besonderer Vorzug dieses Lehrbuchs ist noch die reiche Nachweisung der Literatur in allen Theilen. So wünschen wir demselben eine weite Verbreitung und gerechte Anerkennung seiner Methode, auf welche der Vf. selbst einen höheren Werth, als auf die Resultate der Kritik legt; vor Allem aber wünschen wir, dass es dazu beitragen möge,,,die Theologie vor dem Geiste der Trägheit, der Macht des Herkommens und den Eingriffen des Obscurantismus zu bewahren", worin Hr. R. selbst S. 3. einen wesentlichen Nutzen solcher Untersuchungen erkennt, denen er hier weiteren Eingang zu verschaffen angestrebt hat.

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