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Jahrzehents den betreffenden Volksklassen zu Gute gekommen ist. Er hatte sechs Fälle von Personen gesammelt, die ein Einkommen von 175-400 l. hatten. Ihr Gesammteinkommen war 1359 l., ihre Minderausgaben an Staatsauflagen jeder Art betrugen, ohne die Einkommensteuer in Betracht zu ziehen, 63 l. 1 s. 3 d., oder mehr als 5% ihres Einkommens; nach Abzug der Einkommensteuer 22 l. 16 s. 22 d. oder fast 2%. Bei vier Fällen eines Einkommens von 100-150 l. war das Gesammteinkommen 475 l., der Steuererlass betrug für dieselben ohne Berechnung der Einkommensteuer 29 7. 6 s. 11 d., das ist zwischen 6 und 7%; mit Berechnung der Einkommensteuer 19 l. 9 s. oder mehr als 4%. Es sind das, wie er versicherte, gute mittlere, ohne eine bestimmte Absicht ausgesuchte Beispiele.

Solche Resultate sind gewiss zufriedenstellende zu nennen, und doch hat aller Wahrscheinlichkeit nach, wenn nicht unberechenbare Verhältnisse und Störungen eintreten, England erst einen geringen Theil der Früchte gekostet, welche es auf dem neu betretenen Wege ernten wird. Eine solche Behauptung lässt sich zwar schwer beweisen; denn sie stützt sich eben hauptsächlich nur auf die bisherigen Erfahrungen. Wir könnten indess zu ihrer Begründung auf die ausserordentlich gewachsenen Ausfuhren, auf die verminderten Kosten der Armenpflege und auf den Unterschied der gegenwärtigen Wirkung einer vollständigen Missernte und drohender Kriegsgefahr im Vergleich mit früheren ähnlichen Zeiten hinweisen. Aber freilich sind jetzt, während wir diess schreiben, alle derartigen glänzenden Aussichten sehr in Frage gestellt. Wir geben indess die Hoffnung noch nicht auf, dass es dem gegenwärtigen Schatzkanzler gelingen möge, das friedliche Werk seines grossen Freundes ungestört zu Ende zu führen, und dass so sich England bewähre, wie in diesem Jahrhundert schon mehrfach, als das Land glücklich durchgeführter Reformen.

Geschichte des Muschelgeldes.

Von Volz.

Das Geld entstand unzweifelhaft durch den Schmuck; wie auch wiederum für niedere Volksklassen, selbst unserer Länder, das Geld in Ketten, oder als Anhänger, als Schmuck dient. Daher rührt auch die Ringform, oder die Durchlöcherung des ältesten Geldes. Da die Muscheln, wie die Edelsteine, von der Natur mit besonderem Reize ausgestattet sind, so mussten sie in den frühesten Zeiten zum Schmucke dienen, und da wir sie noch heute in grossen Strecken als Geld finden, so konnte man wohl zu der Annahme gelangen, dass das Muschelgeld als das älteste Geld zu betrachten sei. Zudem fand diese Annahme durch berühmte Sinologen eine beachtenswerthe Stütze. AbelRémusat traf in der grossen japanischen Encyklopädie des Ma-touanlin die Bemerkung, dass unter den ältesten chinesischen Charakteren ein Zeichen für die Muscheln vorkomme, welches in einer neueren Zeit das Radical der Worte geworden sei, die Bezug auf Reichthum, Tausch und Handel haben '). Dabei führt er an, dass auch einer der Urcharaktere die Schildkröte bezeichne. Das Zeichen für die Muscheln ist das Pei; es es bedeutet nach Klaproth 2) Seemuschelthier, Reichthum, Preis, Werth, Geldaufwand; nach dem Wörterbuch Choue-wen verkaufte und kaufte man mit diesen Peí, oder Muscheln, und mit kostbaren Schildkrötenschalen. Hiernach hält sich nun Biot 3) berechtiget zu sagen: Lorsqu'on reconnut l'utilité d'un moyen d'échange, on

1) Journal asiatique 1823. II. 136.

2) Sur l'usage des cauries en Chine. Journ. as. 1834. XIII. 146.

3) Sur le système monétaire des Chinois. Journ. as. 1837. III. 427.

commença par se servir de coquilles, ainsi que cela a lieu encore chez les Indiens de la mer du Sud. Ce fait de l'usage primitif de coquilles comme moyen d'échange est parfaitement constaté par la conservation du caractère pei, coquille, comme signe des richesses, et radical de la plupart des caractères qui se rattachent aux idées de richesse, d'achat, de vente etc. Gegen diesen Schluss sprechen nun aber triftige, innere und äussere, Gründe. Das Wort Peí heisst Seemuschelthier im Allgemeinen, und eben desshalb ist dasselbe ein ganz nahe liegender Ausdruck für die Schätze des Meeres, und, da diese unerschöpflich sind, für Reichthum im Allgemeinen, besonders bei einem Volke, welches die herrlichsten Geschenke an den kostbarsten Conchylien von seinen Küsten erhält. Keineswegs ist hieraus zu schliessen, dass dieses Wort erst durch den Gebrauch von, selbst nicht einmal in China gefundenen, Muscheln als Geld, zum Repräsentanten des Reichthums geworden sei.

Die chinesischen Geschichtsschreiber setzen die Münze in die mythischen Zeiten des Reiches der Mitte; wie bei den Aegyptern ist sie mit dem Gewichte verbunden; denn Hien-Yuen, welcher sie einführte, ist auch folgerichtig der Schöpfer von Wage und Gewicht 1). In diesen Sagen ist aber niemals von Peí die Rede, dagegen von einer Anzahl anderer Geldmittel, als Kin, Metall; Yu, seltene Steine; Tchi, Elfenbein; Pi, Häute; Tsuen, Münze; Pou, Zeuge.

Wir bemerken sogleich, dass diese Geldarten ihrer Natur nach nur grobes Geld sein konnten, und dass überhaupt der Anfang des Geldes nur im Austausch mit sehr werthvollen Dingen, also unzweifelhaft in dem groben Gelde, gesucht werden kann. Es musste eine bedeutende Ausbildung des Verkehrs vor sich gehen, bevor man zu der Geldbehandlung der Gegenstände geringeren Werthes gelangte, und China steht heutigen Tages, nach Durchwanderung durch fast alle denkbaren Geldoperationen, auf der rohesten Stufe, diese Angelegenheit durch Abschneiden von Silberstücken und Zuwägen grossen Theils zu besorgen, oder auf gleiche Weise Seidenzeuge zu zerschneiden.

1) Deguignes in dem Discours préliminaire du Chouking XCII.

Scheidegeld ist durchaus eine Folge des groben Geldes, wie diess auch sein Name richtig bezeichnet.

Es ist natürlich, dass man sich, als man das grobe Geld der Aegypter entdeckt hatte, auch nach, einst dort üblich gewesenem, Scheidegeld umsah. P. Quintino ) glaubte dasselbe in den Scarabäen und in den, mit Regentennamen versehenen, durchbohrten irdenen Platten, welche man in grosser Anzahl auffindet, entdeckt zu haben. Ihm pflichteten auch viele Archäologen mehr oder weniger entschieden bei, Otfried Müller, Stieglitz u. a., und man glaubte eine besondere Bestätigung dieser Meinung im Eryxias des Plato zu finden, woselbst es heisst, dass es bei den Aethiopiern Sitte gewesen sei, als Münzen geschnittene Steine zu gebrauchen, „auf welche ein Lakonier keinen Werth setzt." Stieglitz weiss ohne Schwierigkeit hiervon zu dem Scarabäengeld der Aegypter zu gelangen. Denn unter den Aethiopiern sind nach ihm auch die Aegypter zu verstehen 2), und was könnten, fragt er, diese Steine, welche zwar Plato nicht kennt, anders sein, als die Scarabäen, da von den Aegyptern keine anderen geschnittenen Steine bekannt sind, als diese? Stieglitz behauptet ferner, dass die Aegypter, bis zur Zeit, als die Lagiden des Reiches sich bemächtigten, keine Münze von Metall gehabt hätten, das in ihrem Lande der Schooss der Erde nicht in sich fasste (!). Herodot 3) aber sagt uns, dass Ariandes, Statthalter der Aegypter, unter Cambyses und Darius, zum Tode verdammt wurde, weil er silberne Münzen, in Nachahmung der goldenen Darius seines Herrn, geschlagen hatte. Er hatte nicht nöthig das Silber auswärts zu suchen, da nach Diodor ) die ägyptischen Goldund Silbergruben 3200 Myriaden, oder 32 Millionen Minen, im Silberwerthe jährlich lieferten. Diodor gibt 5) eine ausführliche Beschreibung der ägyptischen Goldgruben. Das Ringmetallgeld gehört den ältesten ägyptischen Zeiten an, kupferne Werk

1) Sul uso cui erano i monumenti egiziani detti communemente Scarabei. 2) Kunstblatt 1833. N. 18.

3) IV. 166.

4) I. 49.

5) III. 11.

zeuge und Geräthe waren, so weit ägyptische Denkmale reichen, bekannt; es fehlte daher dem ägyptischen Boden keineswegs das Münzmetall.

Was nun aber den Ausspruch betrifft, dass die Aegypter keine geschnittenen Steine, als die muthmasslichen Geldscarabäen, gehabt hätten, so konnte man, ehe ein genaueres Studium der erwähnten irdenen Täfelchen vorgenommen war, wohl zugeben, dass die, aus geschnittenen Steinen bestehenden, Glieder der Halsbänder und übrigen Schmucktheile unter die Classe der Scarabäen gerechnet werden könnten; allein der Umstand, dass man solche von Edelsteinen, wie z. B. von Amethyst ), und überhaupt in fast allen Stoffen, sogar von Leder gefunden hat, so wie die, der Annahme zur Stütze dienen sollende Bemerkung, dass schon die einfache leichte Vermehrung der Scarabäen aus gebrannter Erde, wobei aus einer Form eine bedeutende Anzahl gleicher Stücke hervorgieng und daher grössere Verbreitung stattfinden konnte, die Vermuthung verstärke, sie hätten zu einem Gebrauche gedient, der eine grosse Anzahl nöthig machte, welche in keinem andern Bedürfniss des täglichen Lebens zu finden sein möchte, als in dem des Geldes, sprechen gegen die Zulässigkeit der Hypothese; indem man ja nicht wohl etwas Schlimmeres von einem Gelde sagen könnte, als die so eben gerühmte leichte, jede Nachahmung gestattende Anfertigung.

Wilkinson zerstreute nun aber vollends das ganze luftige Gebilde. Er sagt 2): es war immer ein Gegenstand des Zweifels, zu was die zahlreichen Scarabäen von allen Grössen und Qualitäten, welche man in Aegypten fand, angewendet worden sind. Einige nahmen an, sie seien Geld gewesen; allein diese Vermuthung ist nicht durch die Sachlage, und auch in der That nicht durch Wahrscheinlichkeit unterstützt, wegen der grossen Unähnlichkeit dieser Gegenstände in Ausdehnung, Gewicht und sonstigen Einzelnheiten, welche erfordert werden, um den Werth einer Münze festzusetzen. Sie wurden hauptsächlich zu Ringen, Halsbändern

1) Wilkinson, Manners and customs of the ancient Egyptians III. 374. Fig. 3. 2) V. 256.

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