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den Mitgliedern der staatswirthschaftlichen Facultät in Tübingen

Volz, Schüz, Fallati, Hoffmann, Helferich und Weber.

Zehnter Jahrgang.

Drittes und viertes Heft.

Tübingen.

Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung.

1854.

I. Abhandlungen.

Eine deutsche oder eine preussische Münzreform?

Von Regierungsrath Dr. Bergius in Breslau.

In der im Jahre 1852 zu Hamburg erschienenen Schrift „Andeutungen in Bezug auf die vermehrte Goldproduktion und ihren Einfluss" (S. 36) hat Ad. Soetbeer bereits darauf aufmerksam gemacht, wie die oft aufgestellte Behauptung, dass Holland erst aus Besorgniss vor den Folgen der Californischen Goldzuflüsse seine zweifache Währung aufgegeben und Silber allein als Grundlage seines Geldwesens anerkannt habe, ganz unrichtig sei. In dieser Schrift (S. 52) wird ferner bemerkt, dass der Vorgang der bedeutendsten Handelsstaaten und die in der Sache selbst liegenden Gründe auf die Länge nicht verfehlen würden, auch in denjenigen Ländern, wo jetzt noch nicht das mindeste Anzeichen eines Aufhebens der allgemeinen Silberwährung sich bemerkbar macht, für alle grössere Zahlungen der Goldwährung Geltung zu verschaffen.

Auch ein in Süddeutschland im Jahre 1853 gedruckter Aufsatz eines Ungenannten „die Goldwährung als Grundlage der deutschen Münzeinheit" (Deutsche Vierteljahrs-Schrift, Juli-Sept. 1853. S. 107-137) sucht die Meinung zu begründen, dass Deutschland jetzt in der Lage wäre, die Goldwährung statt der Silberwährung anzunehmen und dass dieser Uebergang sich um so leichter ausführen liesse, je eher er vorgenommen würde.

Die erste Kunde von dem entdeckten Goldreichthum Californiens gelangte im Frühjahr 1848 nach Europa. Aber schon zehn Jahre früher hatte J. G. Hoffmann in seiner Lehre vom Gelde als Anleitung zu gründlichen Urtheilen über das Geldwesen, mit besonderer Beziehung auf den Preussischen Staat“, (Berlin 1838) den Uebergang zur Rechnung und Zählung in Goldwerthen als sicheres Mittel zur Begründung eines haltbaren Münzfusses für Preussen empfohlen. Als dieser Vorschlag damals entschieden zurückgewiesen und für ganz unausführbar erklärt wurde, liess er sich nicht irre machen, suchte vielmehr seine Ansicht in der Schrift Die Zeichen der Zeit im deutschen Münzwesen, als Zugabe zu der Lehre vom Gelde“, (Berlin 1841) weiter zu begründen.

In der Hamburger Börsenhalle vom 11., 17., 21., 25., 31. Januar, 25. Februar, 11. und 18. April 1854 findet sich unter dem Titel „Beiträge zur Erörterung der Goldfrage“ eine Reihe von mit S. unterzeichneten Aufsätzen, worin die Niederländische Münzreform, die Münzverhältnisse Englands, der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Russlands, die Einführung einer gemeinschaftlichen deutschen Handels-Goldmünze, der Einfluss des Ostasiatischen Handels auf die Strömungen der edlen Metalle, die Produktion und das Werthverhältniss der edlen Metalle zu einander besprochen werden.

Im Folgenden soll nun zunächst Einiges aus diesen Aufsätzen mitgetheilt werden.

In den Niederlanden, wo seither die zweifache Währung von Gold und Silber bestanden hatte, kam in den Jahren 1836 bis 1839 eine Münzreform in Erwägung und es wurde von dem damaligen Generalmünzwardein Poelmann nach dem Englischen Vorgange die Annahme der alleinigen Goldwährung vorgeschlagen. Im Jahre 1844 begann der Kampf zwischen den Anhängern der Silberwährung und den Vertretern der Goldwährung. Erstere siegten. Nach dem Münzgesetz vom 26. November 1847 soll nur Silbermünze gesetzliches Zahlungsmittel sein, und Goldmünze bloss Handelsgeld. Für den Betrag der zur Umprägung eingezogenen alten Münzen wurden Münzbillets ausgegeben, welche dann mit den neu geprägten Silbermünzen wieder eingelöst wurden.

Die umlaufenden Goldmünzen wurden zum vollen Nennwerth ebenfalls gegen Münzbillets eingezogen, gegen welche dann neue Münzen ausgegeben wurden. Von den seit 1816 geprägten Goldmünzen wurde nicht ganz ein Drittheil zur Einlösung präsentirt. Bei den Silbermünzen zeigte sich, dass von der ursprünglichen Ausprägung nur etwa ein Fünftheil wieder eingeliefert wurde. Bei der Umprägung ergab sich auch, dass die Abnutzung der Silbermünzen jährlich im Durchschnitt nicht ganz 20 Procent betragen hatte.

Die Niederlande haben nun in einem verhältnissmässig kurzen Zeitraum eine so vollständige Münzreform, wie sie je nur ein Staat vorgenommen, zu Stande gebracht. Die Münzcorventirung kostete der Staatskasse in den Jahren 1842-1851 etwas über 10 Millionen Gulden.

Die stärkste Prägung seit 1839 war im Jahre 1848, sie betrug 37,605,882 Gulden. Es wurden in Silber und Kupfer geprägt

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Die Angaben für 1853 habe ich dem Bremer Handelsblatt vom 21. April 1854 entnommen. Nimmt man den Werth des Gulden zu 17 Silbergroschen an, so ist das Fünfcentstück 10,2 Pfennige und das halbe Centstück 1,02 Pfennige. Bemerkenswerth ist, wie ein verhältnissmässig kleiner Betrag an Münzen von geringem Werth geprägt worden ist.

Das Verhältniss der jährlichen Gesammtproduktion an edlen Metallen war, dem Werthe nach:

1800 bis 1820 Gold 29 Procent, Silber 71 Procent

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