Page images
PDF
EPUB
[blocks in formation]

Siebenten Staats-Konvention des Deutsch-Amerikanischen Zentral-Bundes von Pennsylvanien,

abgehalten am 23. und 24. Juni 1906 in der Zentral-Turnhalle, Forbes Strasse, zu Pittsburg, Pa.

Vormittags-Sitzung am Samstag, den 23. Juni 1906.

Präsident Henry Arnold vom Westlichen Zweige entbietet den Delegaten den folgenden Willkommengruss: Herzlich willkommen in der guten alten Stadt Pittsburg. Seien Sie versichert, dass wir es uns angelegen sein lassen werden, Ihnen den Aufenthalt so angenehm als nur möglich zu machen. Seien Sie nochmals herzlich willkommen.

Bundes-Präsident Dr. C. J. Hexamer dankt für den herzlichen Empfang, erklärt die Konvention für eröffnet und ernennt das folgende Mandat-Komite: Adam Schueler, Richard Schlag, Schillo und Noll. Ferner die folgenden Komites:

Komite für Bundesangelegenheiten

Wm. F. Remppis,

John Yenny, Gottlob Hammer, John von Alt, Friedmann, Louis Volz, Wm. Kaiser, Menzenmeier, Simon Seifert.

Komite für persönliche Freiheit — Henry Arnold, Fritz Wagner sen., Paul Heine, Ferd. Hotter, Christ. Ortmüller, Heinert, Neubert.

Komite für deutsche Sprache

Prof. G. G. von der Grö

ben, Prof. H. M. Ferren, Prof. J. Barandun, Karl Wilkewitz, Herman Schmidt, Heindel, Prof. Lohstötter.

Komite für deutsch-amerikanische Geschichtsforschung Prof. Dr. M. D. Learned, R. Knöckel, Arnold, Saam, Nell, Heyen, Stall.

Komite für deutsche Bühne H. Weniger, Junker, Henry Lierz, John Kesel, Wm. Kaiser.

Komite für deutsch-amerikanische Presse Frank Mankiewicz, John Meise, L. G. Lamade, Walter, Wickmann, Stärk. Komite für das Turnen in den Volksschulen H. C. Bloedel, Herm. Weder, Lind, Schuster, Alsdorf, Bohne, Schauwecker.

Komite für die Resolutionen - P. A. Wildermuth, Frank Mankiewicz, Flaig, Wiederkehr, Heller, Paul Schmidt.

Revisions-Komite

barth, Heyne.

Julius Schürmann, Chas. H. Breit

Der Bundes-Präsident erklärt, dass nun die Berichte der verschiedenen Zweige in Ordnung seien, und ergreift das Wort zu folgender Rede:

Meine Herren!

Ich werde Ihre kostbare Zeit mit nur wenigen einleitenden Bemerkungen in Anspruch nehmen, da der fähige Schriftführer, an Hand der Protokolle, einen eingehenden Bericht abstatten wird.

Immer besser wird der Zweck unserer grossen, sich bereits auf 34 Staaten erstreckenden Bewegung verstanden. Diejenigen, die in der Anfangszeit uns als ,,deutschthümelnde Idealisten" hinstellten, und auch jene, die ,,deutschpolitische Bestrebungen" witterten,

sind verstummt, und aus früheren Gegnern sind uns treue Freunde und wackere Mitkämpfer erstanden. Man hat einsehen gelernt, dass es amerikanischen Patrioten würdig ist, das Selbstvertrauen der Deutschen Amerikas zu wecken, um all das Gute, Schöne und Edle, das im deutschen Volkscharakter liegt, den Kindern Onkel Sams recht kräftig einzuimpfen. Auch begreift man, dass unserer Nation keine kostbarere Gabe übermittelt werden kann als wie die aufgespeicherten Schätze der deutschen Kultur.

[ocr errors]

Wie Karl Lamprecht so schön sagte:,,Welch' ein ungeheurer geschichtlicher Prozess doch, den wir da beizuwohnen gewürdigt werden, die Bildung einer Nation von bald achtzig Millionen! Es ist das tiefe Pathos dieses Vorganges, das jeden in den Vereinigten Staaten reisenden Historiker immer und immer wieder erfüllen wird das ihm eine solche Reise in seiner beruflichen Durchbildung zur Epoche machen kann. Und zu denken, dass dieser Prozess, einer der elementarsten und bisher fast stets unbewusstesten der Geschichte, diesmal bewusst von menschlicher Einsicht und Kraft beeinflusst werden könnte! Welch' stolzes Gefühl, hier im höchsten Sinne einmal nationale Kulturpolitik treiben zu können“ und da möchte ich hinzufügen welche Aufgabe für das Deutsch

thum der Republik!

Wir sind uns wohl bewusst, dass der Stärkste der ist, der seine Schwächen kennt, und darum freuen wir uns über jede ehrliche Kritik. Wer aber mit Geibel glaubt:

,,Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Welt genesen“

wird uns nicht schlechte Amerikaner schelten, weil wir die deutsche Sprache und deutsche Sitten erhalten wollen, wie es sogar in Deutschland geborene Amerikaner gethan haben. Hier gilt auch:

,,Wer nicht der Enge zu entrinnen
Vermag, dem wird es immer schwer,
Weiten Gesichtskreis zu gewinnen;

Der Frosch im Brunnen weiss nichts von dem Meer."

Wie beschämend ist es, dass Männer, die kein deutsches Blut

in den Adern haben, wie Prof. Lawton, Dr. Learned, White und Bischof Montgomery, uns stets an unsere Pflicht erinnern müssen; Letzterer sagte seinen deutschen Gemeindemitgliedern:

,,Pfleget die deutsche Sprache! Ich stehe hier vor Euch unbeeinflusst. Bewahret und pfleget sorgfältig den kostbaren Schatz Eurer lieben und trauten Muttersprache! Seht Ihr nicht, wie alljährlich Tausende von Amerikanern ihre Söhne und Töchter nach Deutschland schicken, um sie dort erziehen und die deutsche Sprache erlernen zu lassen? Seid nicht so thöricht! Englisch ist zwar die Landessprache und wird auch die Landessprache für immer bleiben. Das zu lernen sollt Ihr nicht unterlassen, noch auch Eure Kinder von der Erlernung dieser hier so nothwendigen Sprache abhalten. Aber pflegt vor Allem auch, zumal in der Familie, die schöne deutsche Sprache! Sprechet sie gerne, leset gerne deutsche Bücher und leset Eure deutschen Zeitungen! O, wie sehr bedauere und beklage ich es, dass ich, als Euer Bischof, nicht die deutsche Sprache sprechen kann! Wie wäre ich stolz darauf, und wie würde ich mich freuen, wenn ich's könnte! Darum nochmal meine Mahnung: Liebet und pfleget die deutsche Sprache."

Ja, meine Freunde, es ist weil ich mit Felix Dahn glaube:

[blocks in formation]

dass ich als geborener Amerikaner meine Zeit, mein Geld und meine Karriere geopfert habe, um unsere Bewegung als eine nationale ins Leben zu rufen. Das Wenigste, was wir aber von unseren deutschen Brüdern in Amerika erwarten können, ist, dass sie sich nicht selbst zerfleischen, und werthvolle Kräfte durch kleinliche Zwistigkeiten (hervorgerufen durch unwürdigen Neid und Missgunst) zersplittern und auflösen. Ist es da zu verwundern, wenn der bedeutendste deutsche Geschichtsforscher Karl Lamprecht, angeekelt durch solches Treiben, auf seiner Amerikareise im Jahre 1904 in sein Tagebuch schrieb:,,Aber haben die Deutschen bei ihrem ruhmvollen Antheil an der Urbarmachung des Landes viel erreicht?

« PreviousContinue »