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Mann von solchen Verbindungen; kein Mensch ahnte nur so Etwas; kein Mensch hat ihn ja bei einer dieser Damen gesehn; und doch hat man bei beiden eine grosse Correspondance von ihm, Aufsätze, Plane u. dergl. gefunden. Bis jetzt ist von dem Plan noch nichts bekannt, als das besonders Bischofswerders hat sollen gestürzt, das ganze Ministerium in andere Hände, und eine neue Wendung der Dinge hervorgebracht werden sollen. Ich habe geeilt Ihnen diese wichtige Nachricht mitzutheilen, und ich bin überzeugt sie wird bei Ihnen so überraschend wie bei uns seyn. Ich für mein Theil bewundre L. Klugheit, unter einer so unbewussten Miene so grosse Geheimnisse zu verbergen, und gesteh dass ich allen Glauben an meine Menschenkentnis aufgegeben. Ewig der Ihrige

FRANZ VON KLEIST.

In his answer, Gleim shows an insight into human character rather rare with him. The respective passages of his letter read as follows:

Halberstadt, 4. Juny 92.

Sie bewundern L. Klugheit? ich nicht. — L. machte den Geheimnisvollen so starck, dass er im Lustspiele der Geheimnisvolle, der Held seyn könnte, sah aus, wie ein Geheimniss, schwärmte, schwärmte nicht, hatte keine veste Grundsätze, machte den Politischen Mann bis zum Eckel, wust die Ränke der Cabinette vom grossen Mogul bis zum König von Yvetot, hatte Verbin

8) Johann Rudolph von Bischoffswerder (or Bischoffwerder), Minister of State, succeeding Herzberg, (1791) and persona grata with Friedrich Wilhelm II, till 1792. Cp. Allgemeine Deutsche Biographie, Vol. II, p. 675-78.

9) Yvetot, France, a town in the department of Seine-Inférieure, according to a legend of 534, had the privilege of bearing the name of "Kingdom," which was formally abrogated in 1681. Cp. Béranger's poem "Le roi d'Yvetot," also Beaucousin, Histoire de la principauté d'Yvetot. Rouen, 1884.

dungen mit Ministern, von Bondeli10 bis zur Bie.11 Er war mir immer bedencklich; schon zu Darmstadt, als ich bey der Mutter der Königin ihn kennen lernte, sein vertrautester Freund zu seyn, bins deswegen nie gewesen, bat ihn einmal zu Pyrmont seine Geheimnisse zu behalten, weil er mehrern in dieser Stunde sie mittheilte.

Sein Schicksal hat er sich durch Mangel an Klugheit, durch allzugrosses Zutrauen zu seiner Seelen Kraft sich zugezogen; ich beklag ihn, den im Uebrigen guten und nicht ungelehrten Mann, fürchte, dass es das angenehmste seines künftigen Lebens nicht seyn wird! GLEIM.

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In an undated letter probably of July, 1792, Kleist again refers to Leuchsenring: "Das Leuchsenring ohne Urtheil und Recht über die Gränze gebracht ward, liess sich vertheidigen, und die Folge rechtfertigte den einen übereilten Schritt, He then goes on lamenting the disgraceful rôle Prussia was playing in the European concert, and relates: "Von Leuchsenrings Schicksal weiss ich weiter Nichts, als dass er sich hat in Dahme in der Nieder Lausitz mit der Fräulein Bielefeldt trauen lassen, welches man dort nicht gewollt, und als kurz darauf von der Regierung die Ordre gekommen ihn über die Gränze zu bringen, ist er schon weggewesoen, und vermuthlich nach dem Gothaischen oder Weimarschen gegangen. Die Bielefeldt bekommt 400 rthl. Pension, welches mit der Darmstädtsch, des Leuchsenrings12 doch wenigstens zu ihrem Unterhalt hinreichen wird;

10) Julie von Bondeli, 1731-1778, one of the prominent women of the second half of the 18th Century, who had some influence in the development of German literature. Bondeli had close relations and a large correspondence with Wieland, Rousseau, Usteri, Lavater, Sophie la Roche and others. Leuchsenring made her acquaintance on a trip through Switzerland, 1770. Cp. Ed. Bodemann, Julie v. B. und ihr Freundeskreis. Hannover, 1874.

II) Fräulein von Bielefeld.

12) Leuchsenring had been nominated "Hofrath" by the Hessen-Darmstadt Court, and as "Unterhofmeister" had, in 1769, accompanied the Prince to Leyden, Paris and Switzerland.

übrigens ist sein Schicksal immer trauig, er aber viel selbst daran Schuld."

Besides rendering two contemporary opinions on Leuchsenring's still somewhat mysterious character, this small contribution may be accepted as a supplement to Sybel's description of Leuchsenring's expulsion which is based on scanty police reports. RICHARD RIETHMULLER.

University of Pennsylvania.

PHILIPP MATTHIAS WOLSIEFFER.

Philipp Matthias Wolsieffer wurde am 15. Mai 1808 in Winnweiler in der Rheinpfalz geboren und widmete sich früh dem Lehrfache. Von 1824 bis 1826 besuchte er das SchullehrerSeminar zu Kaiserslautern und bestand eine vorzügliche Abgangsprüfung mit dem Zeugnis erster Klasse. Vom Jahre 1826 an war er Hilfslehrer an der Schule zu Dirmstein und erhielt im Jahre 1833 einen Ruf nach Frankenthal. Dort kam er als Lehrer mit den Behörden in Konflikt, weil er sich als freisinniger Mann weigerte, den verlangten reaktionären Diensteid zu schwören. Seinem höchst freimütigen Protest musste seine Resignation folgen.

Er entschloss sich, mit seinem Freunde Jakob Schmidt, der ebenfalls aus Winnweiler war, zur Auswanderung nach Amerika und kam am 29. Juni 1833 in New York an. Da er zugleich ein tüchtiger Musiker und Gesanglehrer war, gab er sofort Musikunterricht und spielte Bratsche, Cello und Kontrebass in den Theaterorchestern. Bald darauf ward er Musiklehrer zu New Haven, Conn., hielt sich dann zu Bridgeport, Conn., und zu Easton, Pa., auf und kam 1835 nach Philadelphia. Dort gab es damals keine deutschen Vereine auszer kirchlichen und wohltätigen Genossenschaften und dem von einigen jungen Männern der Wesselhoeft'schen Zeitungsdruckerei und ihren Freunden im Jahre 1834 gestifteten Bildungsvereine. In diesen wurde Wolsieffer von dessen Präsidenten, J. G. Wesselhoeft, eingeführt, und auf allgemeines Zureden übernahm er es, die Singübungen des Vereins zu leiten. Seine Tüchtigkeit, sein liebevoller Eifer und sein Erfolg entzündeten einen ganz neuen Geist, und da nun

auch manche Andere Lust bezeigten, unter Wolsieffers Leitung zu singen, so schlossen sich die Sänger bald zu einem besonderen Vereine aneinander. Die Stiftung dieses ersten Gesangvereins in den Vereinigten Staaten, des Männerchors in Philadelphia, geschah am 15. Dezember 1835, und Wolsieffer ist als sein eigentlicher Gründer zu betrachten. Er war der erste Dirigent und Präsident des Männerchors und legte diese Aemter erst nieder als er nach Baltimore übersiedelte. Schon im Jahre 1836 gründete er neben dem Männerchor den Singverein für Damen, und 1837 stand er an der Spitze eines Musikvereins, dessen Mitglieder ein für den Verein brauchbares Instrument mussten spielen können.

Am 3. Januar 1838 verehelichte sich Wolsieffer mit Fräulein Katharina Kochersperger, der Tochter eines angesehenen Bürgers, und gleich darauf folgte er einem Rufe des Pastors H. Scheib als Lehrer an dessen deutsch-englische Zions-Schule in Baltimore, an der auch sein Freund Schmidt lange Zeit lehrte. Während seines Verweilens in Philadelphia hatte er sich allgemeine Achtung und Liebe erworben und diese Gefühle gaben sich bei seinem Fortgange in ungezwungener Weise zu erkennen; nur mit Bedauern sah man ihn aus der Mitte seiner Freunde scheiden. Ein dichterischer Nachruf enthielt folgende Strophe:

Wir segnen, Freund, die Zeit, als du vor Jahren
Mit Freuden schufest unsern Männerchor;
Was du gewirkt, das haben wir erfahren,
Durch deine Kraft kam der Verein empor.
Mit Lieb' und Nachsicht hast du uns geleitet,
So manches Herz hat der Verein erfreut;
Manch frohe Stunde hast du uns bereitet,
Durch Harmonie den ganzen Chor geweiht.

In Baltimore trat Wolsieffer als Dirigent an die Spitze des am 30. Dezember 1836 nach dem Vorbilde des Männerchors gegründeten Liederkranzes, und redigierte zusammen mit Pastor

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