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schlag, wurde durch schweflige Säure grün gefärbt und durch Hydrothionsäure gänzlich entfärbt.

Diese den chromsauren Salzen eigenthümlichen Reaktionen sind jedoch dem Verhalten der vanadinsauren Salze zu ähnlich, um aus ihnen allein einen sichern Schluß ziehen zu können. Ich suchte daher das Chromoryd aus dem Serpentin isolirt darzustellen. Zu dem Ende wurde die oben beschriebene gelbe Flüssigkeit mit salpetersaurem Queckfilberorydul präcipitirt; es entstand ein rother Niederschlag, welcher getrocknet und in einem offenen Tiegel geglüht ein grünes Pulver zurückließ. Die ses schmolz mit Salpeter zu einer gelben in Wasser leicht löslichen Masse. Vor dem Löthrohr gab es mit Borar ein grünes, auch bey längerem Glühen unveränderliches Glas, und verhielt sich überhaupt ganz wie Chromoryd. Enthielte nun der von mir untersuchte Serpentin so viel Banadin, daß daraus seine grüne Färbung erklärt werden könnte, so hätte bey der angegebenen Operation statt des grünen Pulvers ein rothes, nämlich Banadinsäure, zurückbleiben müssen.

Ganz dieselben Resultate erhielt ich bey der Behandlung von schwarzem Serpentin, aus welchem ich ebenfalls auf die oben angeführte Weise grünes Chromoryd erhielt.

Die von Prof. Ficinus angegebenen Versuche habe ich zwar zum Theil bestätigt gefunden; da sich aber ihre Resultate meistens nur auf Wahrnehmung von Farbenveränderungen beziehen, so können sie, wie ich mich durch vergleichende Bersuche mit chromsauren Salzen überzeugt habe, ebenso gut für Chrom sprechen. Zerseht man z. B. chrom saures Bleyoryd durch kochende Salzsäure unter Zusah von Oralsäure, so entsteht eine dunkelblaue Flüssigkeit, wie dieß mit dem vanadinfauren Bleyoryd der Fall ist. Der Hauptcharakter der Vanadinsäure ist, wie bekannt, mit Ammoniak ein in Salmiak unlösliches Salz zu bilden, welches aus dem Serpentin darzustellen mir aber nie gelun gen ist.

Ich glaube demnach mit Bestimmtheit behaup ten zu können, daß in den von mir untersuchten beyden Serpentinsorten, nämlich im grünen und im

schwarzen, Chrom in nicht unbedeutender Menge vorhanden ist, so daß man diesem Körper wohl die Färbung des Serpentins zuschreiben kann, ohne jedoch die Möglichkeit bestreiten zu wollen, daß in anderen Sorten wohl Banadin vorkommen mag. Bey der großen Aehnlichkeit zmischen den meisten Berbindungen beyder Metalle möchte es indeß wohl nicht leicht seyn, geringe Spuren von Banadin in Chromverbindungen mit Sicherheit nachzuweisen.

2. Der zu dieser Sigung eingeladene Hr. Dr. Joh. Rud. Roth gab von der Reise nach Schoa, auf welcher er als Naturforscher den brittischen Capitain (jeßt Major) Harris im Jahre 1841 und 1842 begleitet hatte, folgende Nachricht:

Unter die wichtigsten Missionen neuerer Zeit gehört unstreitig die Gesandtschaftsreise des GenieCapitäns William Cornwallis Harris an das Hoflager des Königes von Schoa im südlichen Abysfinien. In Uebereinstimmung mit dem kühnen Unternehmen an der Westküste von Afrika sollte auch an der Ostküste ein Versuch gemacht werden, die verblendeten Nationen für eine neue Ordnung der Dinge zu gewinnen, für ein neues Leben, für eine Umgestaltung, für eine Begründung zuvörderst ihrer leiblichen Wohlfahrt. Das christliche Volk der Abyssinier schien einer solchen Bedachtnahme am würdigsten. Bey der geringen Kenntniß, die wir von unsern Glaubensgenossen im fernen Süden hatten, konnte man voraussehen, daß das Haupthinderniß einer gesegneten Wirksamkeit unter ganz wilden Völkern, Verdacht, leichter zu überwinden seyn würde unter einem Geschlechte, das durch vierzehn Jahrhunderte nicht abgelassen von dem Bekenntnisse des dreyeinigen Gottes tros vielfacher innerer und äußerer Noth. Eine Bitte des Königes von Schoa, Sahela Selassie, gerichtet an die englisch-ostindische Regierung, einige Officiere und Gelehrte ihm zuzuschicken, die ihn und sein Volk in den Künsten des Friedens und des Krieges unterrichten könnten,

gab der erleuchteten Provincial-Regierung von Bombay eine willkommene Gelegenheit, ohne den ge ringsten Schein von Zudringlichket längst projektirte Untersuchungen in den fast unbekannten füdlichen Provinzen des ehemals mächtigen äthiopischen Reiches anstellen zu lassen; wozu noch seit der Besit nahme von Aden das Bedürfniß kam, freundnachbarliche Verbindungen mit den Beduinen-Stämmen der Küste aufzurichten. Königliche Geschenke, an= gemessen der vorherrschend kriegerischen Neigung des weit berühmten Fürsten und dem nicht sehr verfei: nerten Geschmacke seines Volkes, wurden ausgerüstet, und Capitän Harris, bereits rühmlich bekannt durch eine Reise von der Tapstadt bis zum Wendekreise des Steinbocks, mit Bildung einer Gesellschaft beauftragt, die geeignet wäre, in einem längeren Aufenthalte an dem halbbarbarischen Hofe europäischer Kunst und Wissenschaft Anhänger ́zu verschaffen, und durch Wort und That die scheinbar aufrichtigen Absichten des Königes zu erfüllen.

Es war nicht möglich gewesen, in der kurzen Frist von Bildung der Gesellschaft bis zu ihrer Abordnung die nöthigen Erkundigungen über die Natur des Weges einzuziehen, der von der Seeküste im Golf von Aden bis an den Fuß der Gebirge von Schoa zurückzulegen war; die Entfernung in gerader Linie, so viel wußte man, beträgt 95 deutsche Meilen, eine Strecke, die unter günstigen Umständen in Indien zehn bis zwölf Marschtage erfordert; aber von dem Wasser und Futtermangel, von der furchtbaren Hiße im Juni und Juli, von der Mordlust der Barbaren, von den unsäglichen Schwierigkeiten überhaupt, die bevorstanden, hatte man keine Ahnung. Die Anstalten getroffen wie zu einer Reise in Indien, waren daher viel zu großartig. Die Ankunft der Gesandtschaft auf afrikanischem Boden, und der Beginn der Unterhandlungen mit den Bewohnern der Wüste um Geleit und Transportmittel war nicht von den besten Auspicien begleitet.

Der Sultan von Tadschura, einer kleinen Ha fenstadt im Meerbusen von Zeyla, versprach gegen Empfangnahme von kostbaren Geschenken und ge= wissen Prozenten aller Miethlohne die gehörige Anzahl von Kamelen binnen wenigen Tagen zu stel

len. Seine unwirthliche Stadt, entblößt von allen Hülfsmitteln, und nur als Depot für Sklaven vor ihrer Verschiffung auf die Märkte Arabiens benüht, lud keineswegs ein, die heißen Monate darin zuzubringen, und den von den Karavanen-Führern dringend verlangten Aufschub der Wüstenreise bis zum Eintritte der tropischen Regenzeit zu bewilligen. Als nach langen Debatten, in welchen selbst auch die in Zweifel gezogene Räthlichkeit der Erlaubniß oder Mitwirkung zu dem Unternehmen der Fremden vielfach besprochen wurde, der Tag endlich festgesett und angebrochen war, hatte der wortbrüchige Sultan kaum die Hälfte der nöthigen Lastthiere zusam mengebracht, so daß die Gesellschaft sich in zwey gleich starke Theile trennen mußte, wovon der eine bis zur Herbeyschaffung neuer Kamelheerden zurückbleiben sollte.

Unter Anführung eines Bruders des Sultans von Tadschura brach die erste Colonne, bestehend aus vierzig Personen der Gesandtschaft und zweyhundert Kamelen mit ihren Treibern, am 1. Juni 1841 auf. Streitigkeiten der Beduinen unter sich um Rang und um die Gunft der freygebigen Schüßlinge schienen selbst nach dem Antritte des Marsches

noch die Verfolgung des Zieles unräthlich zu machen; jedoch gelang es mit bedeutenden Opfern die Habsucht der Eifersüchtigen momentan zu be friedigen. Wenige kurze Lagreisen längs der Küste brachten die Gesellschaft an einen jener merkwürdigen Punkte der Erde, welche das sonderbare Phänomen der Eristenz von oberirdischen, bedeutend unter den

Meeresspiegel herabgedrückten Flächen darbieten. Der Bahr Assal, das ist Salzsee, war vordem die südliche Fortsetzung und das Haupt der Bucht von Zeyla, von welcher er abgeschnitten' wurde durch einen Lavadamm von der Breite einer englischen Meile und gegen achtzig Fuß Höhe. Außer aller Verbindung mit dem Meere getreten und unbedeutend genährt durch den Einfluß von Winterbächen, hat sich der Spiegel dieses großen Binnensees durch Evaporation um siebenhundert Fnß gesenkt, und auf dem Grunde sowohl als auf der Oberfläche dicke Lagen von Salz zurückgelassen, zwischen welchen sich laugenartige Flüssigkeit befindet. Zwanzig englische Meilen im Umfange, in der Mitte noch

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offen und wahrscheinlich tief, ist dieß eine der be= deutendsten Salzniederlagen des östlichen Afrika. Vollkommen rein, leicht zu gewinnen, keinem Zoll oder Monopol unterworfen, wird das Salz von den verschiedenen umwohnenden Adaiel- und Somauli Stämmen zu den Bewohnern des Westens, zu den Galla und Abyssiniern verführt, und gegen Getreide, Kleider und Sklaven vertauscht. Aber obgleich das Feuer der Tiefe längst ausgebrannt ist, und nur noch seltene Erdbeben als lehte Symptome des gewaltigen Ausbruches anzusehen sind, wird doch der Plah gemieden, als einer auf dem ein sichtbarer Fluch ruhe. Seine furchtbare Hize hat ihm den Namen Tehama, das ist Hölle, zuwege gebracht; seine vollkommene Leerheit an Futterkräutern und trinkbarem Wasser zwingt die Karavanen, das Geschäft des Salzausstechens in kürzester Zeit zu beendigen; der Verruf, in welchen die hier hausenden, von ihren Stämmen verstoßenen Verbrecher die ganze Gegend gebracht, zeigte sich nur zu begründet.

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Von gelehrten Gesellschaften: Von dem historischen Vereine von Oberfranken: Jahresbericht für das Jahr 1842/43, Bayreuth 1843. 8. Von dem historischen Vereine von UnterfranFen und Aschaffenburg:

Archiv. Siebenter Bd. 3. Heft. Würzburg 1843. 8. Walther von der Vogelweide. Eine biographische Skizze. Würzburg 1843. 4.

b. Von einzelnen Gelehrten: Von dem Herrn Rath Dr. Buchinger in München:

Julius Echter von Mespelbrunn, Bischof von Würzburg und Herzog von Franken. Würzburg 1843.

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Von Herrn Dr. Herberger in Kaiserslautern : Deutsche allgemeine Zeitschrift. I. Bd. I. Heft. Mainz

1843. 4.

Allgemeine Zeitschrift für Landwirthschaft und verwandte
Gegenstände. I. Bd. I. Heft. Mainz 1843. gr. 4.
Von Herrn Bürgermeister C. v. Hagen in
Bayreuth:

Archiv für Geschichte und Ultersthumskunde von Ober-
franken. II. Bd. II. Heft. Bayreuth 1843. 8.
Von Herrn Conservator Dr. Lamont, M, d. 2.
W. in München:

Annalen für Meteorologie und Erdmagnetismus. Jahr-
gang 1842. IV. Heft. München 1843. gr. 8.
Von Herrn Hofrath v. Martins, M. d. 2. in
München:

Systema materiae medicae vegetabilis Brasiliensis.
Lips. 1843. 8.

a.

II.

Vom Auslande.

Von gelehrten Gesellschaften: Von der k. preuß. Ukademie der Wissenschaften in Berlin:

Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen. Upril, Mai, Juni 1843. Berlin 1843. 8.. Von der kais. Leopoldinisch: Carolinischen Akademie der Naturforscher in Breslau:

Nova Acta. 2. Abth. des 18. Bd6. u. volum. 19. suppl. Vratislaviae et Bonnae 1841, 42. gr. 4. Von der Académie royale des sciences et belles lettres de Bruxelles:

Bulletins. Tom. IX. 2 partie. Année 1842. Tom. X. No. 1 7. Janvier Juillet 1843. Bruxelles 1843. 8.

Mémoires couronnés et mémoires de Savants étran42. Brux. gers. Tom. XV. 2. partie. 1841 1843. 4.

Instructions pour l'observation des phénomènes périodiques. 4.

Nouveaux Mémoires. Tom. XVI. Bruxelles 1843. gr. 4.

Annuaire. Neuvième Année. Bruxelles 1843. 12. Rapport adressé à M. le Ministre de l'Intérieur sur l'état et les Travaux de l'observatoire R. pendant l'année 1842. Extrait du Moniteur Belge. Brux. 8.

(Fortsetzung folgt.)

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1844 Nr. 2.

Gelehrte Anzeigen

München.

Nro. 2.

herausgegeben von Mitgliedern

der k. bayer. Akademie der Wissenschaften

Königl. Akademie der Wissenschaften.

In der Sigung der mathematisch-physikalischen Klasse am 11. Noaember vor. J. gab 2. Der zu dieser Sigung eingeladene Hr. Dr. Joh. Rud. Roth von der Reise nach Schoa, auf welcher er als Naturforscher den brittischen Capitån (jeßt Major) Harris im Jahre 1841 und 42 begleitet hatte, folgende Nachricht:

(Fortseßung.)

In dem Kessel selbst, in der Nähe der eisähnlichen Salzdecke wurde Lager geschlagen, als der Reaumur'sche Thermometer um Mittag 41° im Schatten zeigte. Ein Unglück, das den mit dem Wasservorrathe beladenen Kamelen zugestoffen, bedrohte Menschen und Bieh mit dem Tode des Erdurstens in dieser salzschwangern Atmosphäre; die arabischen Pferde und Esel, doch gewöhnt in ihrer Heimath an beträchtliche Hiße und seltenes Wasser, versagten den Dienst; und als um Mitternacht der Marsch wieder aufgenommen wurde über die Salzdecke selbst, fielen mehrere der Europäer bewußtlos nieder vor Durst und Ermattung. Ein nöthiger Rafttag an einer sparsamen Quelle wurde mordlustigen Ungeheuern benust zu verrätherischem Ueberfalle, woben drey der unglücklichen Reisenden ihr Leben einbüßten. Bedrängt von Feinden, ge= quält von brennendem Durste, mußte man bey Tag

von

3. Januar.

1844.

unter einer sengenden Sonne marschiren, und bey Nacht unter freyem Himmel scharfe Wache halten. Hier gebrochener, zerborstener Grund, scharfeckige vulkanische Schlacken, enge Schluchten und Pässe durch mächtige Basaltberge dort trostlose Ausdehnung des Sandes und der Rollgesteine, beydes aber ganz spärlich bekleidet mit wenig nußbarem Gestrüppe, und noch seltener eine Quelle oder einen Teich bergend, dieß war der Anblick einer Gegend, deren Bewohner, menschliche und thierische, nur auf Raub lauern, und die Schrecknisse der Wüste vielfältig vermehren. Unter den Gesträuchen, die doch hie und da gefußt haben, ist besonders zu nennen der Myrrh-Strauch, welcher, zwar nicht ganz unbe achtet doch wenig geschäßt, sein köstliches GummiHarz austräufeln läßt. Nur diejenigen Pflanzen, die unmittelbar am Wege stehen, werden von dem vorbenziehenden Kameltreiber verwundet, gewöhnlich durch das Ausreißen eines stärkeren Zweiges aus dem Stamme, oder durch Quetschung der Rinde; bey seiner Rückkehr findet er manche Unzen schwere Stücke, die auf den arabischen Markt gebracht wer den. Eine Euphorbia liefert dem Straußenjäger sein Pfeilgift, das jedoch das Fleisch des Wildprets nicht ungenießbar macht; manche Mimosen schwigen unbeachtetes Gummi aus; unter ihren niederen Zweigen sucht der geängstete Wanderer momentanen Schuh vor den senkrechten Strahlen der Mittagssonne.

In fünfundzwanzig Tagen war die Gesellschaft erst halbwegs gekommen; die Schwierigkeiten häuften fich; viele Saumthiere waren schon zu Grunde gegangen aus Mangel am Nöthigen; Pfuhle, in

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welchen die Führer trinkbares Wasser vermuthet hat ten, waren ausgetrocknet gefunden worden, als man durch einen forcirten Marsch in ein Thal ablenkte, das verhältnißmäßig reich an Wasser und als neutrales Gebiet betrachtet, zum Sommeraufenthalte des Viehstandes verschiedener Stämme diente. Diese noch nicht beschwichtigt durch unmäßigen Tribut, hielten einen Rath, der verhaßten Fremden sich zu entledigen; Streit über die Vertheilung der Beute, und der Anblick der zerstörenden Wirksamkeit von Feuerwaffen hielt sie ab von sofortiger Ausführung ihrer blutdürftigen Pläne. Boten des Königes von Schoa, dessen kräftiger Arm auch diese gesehlosen Söhne der Wildniß zu schrecken weiß, langten_noch zu rechter Zeit an, um die für ihn bestimmten Ge: schenke zu retten, die man schon zurückzulassen gedachte; unter dem Schirm seines Namens wurde die zweyte Hälfte des Weges glücklicher und schneller zurückgelegt. Je mehr das Land fich erhebt, desto vielfältiger werden die Formen des Pflanzen Reiches; manche breite Thäler bieten den Anblick großer Savannen, in welchen Heerden von Antilopen, wilden Efeln und Straußen grasen; auch reißende Thiere werden häufiger. Ein ansehnlicher Strom, Hawasch, dessen Quellen und Zuflüsse in den Gebirgen von Schoa sich befinden, mußte auf selbst verfertigten Flößen passirt werden; in seinen Fluthen hausen Crocodil und Hippopotamus, in den Dickichten der Bänke Elephant und Rhinoceros, das lehtere von einer Art, die bis vor wenigen Jahren nur aus einer Beschreibung von Bruce unvollständig bekannt war, und deren einziges vor mehr als hundert Jahren nach Europa gebrachtes Exemplar in der zoologisch - zootomischen Sammlung in München aufbewahrt wird. Nach einem Laufe von etwa achtzig deutschen Meilen, der Anfangs nach Often, später nach Nordosten gerichtet ist, und in welchem er von der östlichen Abdachung der Hochgebirge einen bedeutenden Zuwachs aufnimmt, bringt der Hawasch seine Wasser nicht bis zum Meere, sondern verliert sich in einem großen Landsee bey der Stadt Aussa im Gebiete der Mudaito, eines von den Adaiel wesentlich verschiedenen, von eigenen Sultanen regierten Nomadenstammes.

Die Karavanen: Route von Tadschura bis an

diesen Fluß berührt oder durchschneidet die Weideplähe zahlreicher Stämme, deren Gesammtname Danakil, Affer und Adali oder Adaiel ist, und die durch Sprache, Sitte, Religion und Verbündniß zu größeren Unternehmungen zusammengehalten werden; übrigens sind sie untereinander beständig in Hader und Fehde begriffen; wenigstens zwiefältig muß das Blut eines Vaters an der Familie des Mörders heimgesucht werden; ein Sohn, der diese Pflicht nicht erfüllt hat, wird für ehrlos geachtet. Die Autorität des Sultans von Tadschura beschränkt sich allein auf die Seeküste, und ist selbst dort nicht allgemein anerkannt. Die innere Verfassung jedes Stammes ist patriarchalisch; der gewählte Schech bestimmt und erhebt die unfreywilligen · Geschenke der vorbenziehenden Handelskaravanen, spricht Recht und vertheilt die Weidepläge; sein Ansehen ist aber nur in unruhigen Zeiten von einigem Belange. Aus zweyen der mächtigsten Stämme werden abwechselnd die Sultane von Tadschura genommen, so zwar, daß der zeitweilige Sultan einen Bezier aus dem andern Stamme um sich haben muß, der ihm nach seinem Ableben fuccedirt; seit vielen Jahren sind diese Ehrenstellen erblich in zwey Familien. Mit ihren Nachbarn, den Mudaito gegen Norden, Somauli gegen Südosten, Galla gegen Südwesten und Westen, sind die Adaiel häufig in Krieg; ge= meinsame Unternehmungen werden besonders gegen die lehteren gerichtet, deren vortrefflicher Viehstand und anderes Vermögen eine unwiderstehliche Lockung ausübt auf alle ihre Nachbarn. Zwischen den Adaiel und Arabern besteht Todfeindschaft, veranlaßt durch mehrere abenteuerliche Kriegszüge der letteren im vorigen Jahrhundert; zu Zeiten, wann die Adaiel es für gefährlich halten, nach Mekka zu pilgern, können sie ein derartiges Gelübde nach dem Ausspruche ihrer Imams in der Hauptmoschee von Zeyla abtragen. Der Handel, vermittelt durch die Karavanen, beschränkt sich darauf, daß die Handelsleute, hauptsächlich Einwohner von Tadschura, wenige arabische und europäische Manufakturwaaren und Salz in das Innere verführen, wofür sie Sklaven, Ge treide, Baumwollenzeuge, Vieh, und die köstlicheren Produkte, die aus dem fernen Westen mit den Sklaven gebracht werden, eintauschen. Manche dieser Einwohner von Tadschura unternehmen der Skla

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