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zur Bekanntmachung geeigneten

Verhandlungen

der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Aus dem Jahre 1843.

Berlin.

Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie

der Wissenchaften.

Bericht

über die

zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin

im Monat Januar 1843.

Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer.

9. Januar. Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse.

Hr. Mitscherlich legte zuerst eine Zeichnung eines Goniometers vor, dessen er und mehrere andere Beobachter seit längerer Zeit sich bedienen, und beschrieb die Construction und den Gebrauch desselben.

Dann zeigte er Krystalle von schwefelsaurem Kali vor, deren Form eine Rhomboëder ist. Die Endfläche o, welche die Spitze des Rhomboëders ersetzt, ist bei diesen Krystallen sehr stark ausgebildet, so dass sie ganz das Aussehen der tafelförmigen Krystalle des Eisenglanzes haben. Bei den meisten derselben beobachtet man aufser dieser nur die Rhomboëderflächen, bei einigen, aber in der Regel nur sehr klein, ein zweites Rhomboëder von gleichem Werth, und zuweilen die Flächen des dazu gehörenden sechsseitigen Prismas. Die Neigung der Rhomboëderflächen gegen die Fläche o beträgt nabe 124°; die Krystalle enthalten nichts anderes als schwe

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felsaures Kali. Dieselben Flächen, nahe mit derselben Neigung, kommen bei der prismatischen Form dieses Salzes vor und man könnte glauben, dafs die rhomboëdrische Ausbildung der Flächen nur etwas Zufälliges sei und die abweichenden Winkel davon herrühren, dass die Krystalle nicht scharf genug zu messen sind. Untersucht man jedoch das Verhalten der Krystalle gegen das polarisirte Licht, so findet man, dals sie sich ganz wie Rhomboëder verhalten. Die Art und Weise wie diese Krystalle sich gebildet haben, insbesondere [1843.]

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die Temperatur und die Zusammensetzung der Flüssigkeit, müssen die Winkel der prismatischen Form so verändert haben, dafs daraus ein Rhomboëder geworden ist. Diese Veränderung beträgt übrigens nicht einmal 10; während das saure arseniksaure Kali, je nachdem es aus einer Auflösung, in welcher Säure vorherrschend oder in welcher das neutrale Salz zugleich mit enthalten war, krystallisirte, eine Winkelverschiedenheit von mehr als 1° zeigt. Schwefelsaures Natron enthielten die Krystalle nicht; obgleich es in der Flüssigkeit, worin sie sich gebildet hatten, enthalten war; auch scheint ein eigenthümliches Doppelsalz von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron nicht zu existiren, sondern nur Zusammenkrystallisationen vorzukommen; während man mit schwefelsaurem Ammoniak das schwefelsaure Natron zu einem schön krystallisirten Doppelsalze NH3 HS+ NaS+ 4H verbinden kann, welches aus gleichen Atomen beider Salze und 4 Atomen Wasser besteht. Die Form dieser Krystalle ist ein gerades rhombisches Prisma mit den Flächen M P, den Rhomben-Octaëderflächen o und den Rectangulär-Octaëderflächen a e und mit den Flächen 2 a und h. M: M = 51° 50'; M:h= 115° 55'; a: a= 144°52'; a: P = 162°26'; 2a: 2a 115° 20'; 2a; P= 147°40'; P: h = 90°.

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Auch das schwefelsaure Lithion verbindet sich mit schwefelsaurem Natron zu einem Doppelsalz Na S+? LS+6H, deren Form ein spitzes Rhomboëder ist, dessen Flächen P sich gegen einander unter 77°32' neigen. Beide Doppelsalze krystallisiren nur aus einer Auflösung, welche schwefelsaures Ammoniak oder schwefelsaures Lithion im Ueberschufs enthält; löst man sie wieder in Wasser aus, so zerlegen sie sich beim Krystallisiren, indem schwefelsaures Natron zuerst anschiefst.

Das rhomboëdrische schwefelsaure Kali erhielt Hr. M. von Hrn. Tennant, Vorsteher der Mac-Jntoshschen Fabrik bei Glasgow; es wird dort bei der Raffination des Kelps gewonnen. Man löst den Kelp vermittelst Wasserdampf auf; 60 Theile bleiben ungelöst; die Auflösung wird eingedampft. Beim Eindampfen scheiden sich Natronsalze aus. Läfst man die Flüssigkeit erkalten, so bildet sich auf der Oberfläche eine Krystallkruste von schwefelsaurem Kali und Chlorkalium krystallisirt heraus. Die Mutterlauge dampft man wieder ein und behandelt sie wie die erste Auflösung; und diese Operation wiederholt man 7-8 mal, ehe man die Mutterlauge zu der bekannten Joddarstellung verwendet.

Die grofse Menge von Kalisalzen, welche im Verhältnis zu den Natronsalzen aus diesem Kelp gewonnen werden, bewog seinen Reisegefährten, Hrn. Nordmann, sich gröfsere Mengen von Fucus palmatus, woraus dieser Kelp gewonnen wird, zu verschaffen. Es bot sich dazu eine gute Gelegenheit am GiantsCauseway in Irland dar, wo die Einwohner auf dem dortigen Basaltfelsen diese Pflanzen trocknen und am Ufer zu Kelp verbrennen. Er hat den Aschengehalt der trocknen Pflanzen bestimmt und analysirt. Der grofse Gehalt an Kali und phosphorsaurer Kalkerde sind in dieser Pflanze höchst merkwürdig; da phosphorsaure Kalkerde und Kali in höchst geringer Menge im Meerwasser enthalten sind, so dafs man also recht deutlich hieraus ersieht, dafs diese Substanzen für die Entwickelung der Pflanzen selbst nothwendig sein müssen, da diese sie aus dem Meereswasser, in welchem nur kleine Spuren davon vorkommen, herausziehen und mitten in einer Flüssigkeit, die ein ausziehendes Vermögen auf diese Substanzen besitzt, zurückhalten. Überhaupt bieten diese und andere Pflanzen, die unter der Oberfläche des Wassers sich entwickeln, die besten Anhaltspunkte dar, um zu entscheiden, welche Salze für die Entwickelung und das Bestehen einer Pflanze nothwendig sind. Hr. Nordmann hat in dieser Beziehung auch die Asche von verschiedenen in der Havel wachsenden Pflanzen und das Havelwasser selbst untersucht und beschäftigt sich auch noch jetzt damit. Es steht zu erwarten, dass diese Untersuchung eine interessante Zugabe zu den Resultaten, welche Hr. Prof. Schulze in seiner Preisschrift niedergelegt hat, liefern wird.

Darauf theilte Hr. M. Beobachtungen über die Zersetzung des Chlorkalks mit, auf welche Hr. Walter Crum in Glasgow ihn

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