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Bericht

über die

zur Bekanntmachung geeigneten

Verhandlungen

der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin.

1

Aus dem Jahre 1845.

Berlin.

Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie
der Wissenchaften.

Bericht

über die

zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin

im Monat Januar 1845.

Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke.

6. Januar. Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse.

Hr. G. Rose berichtete über eine Abhandlung des Hrn. Rammelsberg, die Untersuchung einiger natürlicher und künstlicher Verbindungen der Phosphorsäure betreffend.

Die Salze der Phosphorsäure haben bekanntlich in neuerer Zeit die Chemiker vielfach beschäftigt, insbesondere seit man durch Graham den Antheil kennen gelernt hat, welchen ein bestimmter Wassergehalt an ihrer Zusammensetzung nimmt. Aber diese Untersuchungen beschränken sich auf die Phosphate der Alkalien und der alkalischen Erden, deren Analyse mit keinen besonderen Schwierigkeiten verknüpft ist. Anders verhält es sich jedoch mit denjenigen Salzen der Phosphorsäure, welche Talkerde, Thonerde und die Oxyde des Eisens zur Basis haben. Von diesen letzteren Verbindungen kommen mehrere in der Natur vor, und bilden eine Reihe ausgezeichneter Mineralkörper, deren Analyse zum grofsen Theil in eine frühere Periode der Wissenschaft fällt, und daher alle die Unvollkommenheiten an sich trägt, welche der damalige Zustand der analytischen Mineralchemie mit sich brachte.

Man hat ganz allgemein angenommen, dafs die durch Zersetzung von gewöhnlichem (sogenannten neutralem) phosphorsaurem Natron mit Erd- und Metallsalzen entstehenden Nieder

schläge gleichfalls neutral seien, d. h. dafs der Sauerstoff der Basis und Säure sich wie 2:5 verhalte. Nur vom Silbersalze wissen wir durch die Untersuchungen von Hrn. H. Rose, dass es 3. At. Silberoxyd enthält, wovon 1 Atom an die Stelle des basischen Wasseratoms in dem Natronsalze getreten ist, wodurch natürlich 1 Atom der mit dem Silberoxyd zuvor verbundenen Säuren in Freiheit gesetzt wird.

Hr. Rammelsberg hat gefunden, dafs dies, der allgemeinen Annahme zuwider, auch bei anderen Metalloxyden, welche schwache Basen sind, insbesondere bei der Thonerde und dem Eisenoxyd, stattfindet, und glaubt, dafs auch viele der übrigen Metalloxyde sich eben so verhalten, was der Gegenstand weiterer Untersuchungen sein muss.

Es giebt wenige Verbindungen,, deren Analyse mit so grofsen Schwierigkeiten verknüpft ist, als die der Phosphate von Talkerde, Thonerde und den Oxyden des Eisens, und es sind dieselben am grüßsten bei den hierher gehörigen Mineralien, weil sie gewöhnlich noch andere Bestandtheile enthalten. Dies und der Umstand, dass sie zum Theil zu den seltensten gehören, erklärt hinreichend die bis jetzt noch unvollkommne oder unsichere Kenntnifs, welche wir von ihrer Zusammensetzung baben. Es sind der Wagnerit, der Lazulith und Blauspath, der Amblygonit und der Vivianit, deren Untersuchung im Zusammenhange mit den analogen künstlichen Verbindungen Hrn. Rammelsberg länger als ein Jahr beschäftigt hat.

Der Wagnerit, oder wie ihn Hr. Oberbergrath Fuchs jetzt nennt, der Pleuroklas, ist bekanntlich eine der grössten mineralogischen Seltenheiten, indem man ihn bisher nur in der Nähe von Werfen, südlich von Salzburg, gefunden hat. Im Jahre 1821 wurde er von Fuchs analysirt, welcher darin 41,73 PC. Phosphorsäure, 46,66 pC. Talkerde, 5 pC. Eisenoxyd, 0,5 pC. Manganoxyd und 6,5 pC. Fluorwasserstoffsäure gefunden hat. Dieses Resultat lässt sich ungezwungen in keine Formel bringen, und da die analytische Methode einige Zweifel erregte, der Fluorgehalt überhaupt nur berechnet war, so erschien eine neue Untersuchung wünschenswerth, zu welcher Hr. Bergeath, Haidinger in Wien, das Material überliefs.

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