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de eodem argumento composuisse Aristotelem accepimus, visus est quibusdam excerpta ex illis libris continere. Hermann theilt bekanntlich diese Ansicht nicht, sondern hält die Schrift für einen ersten Entwurf des Urhebers mit einzelnen Nachträgen und Verbesserungen, jedoch ohne gehörige

Verarbeitung des Tertes. Aus diesem Umstande

glaubt er sowohl die Unvollständigkeit der Untersuchung als auch die theilweise Unordnung herleiten zu müssen. Schon daraus sieht man, daß der Gedanke keineswegs neu ist, und höchstens die Weise der Durchführung auf diesen Namen Anspruch machen kann. Wie weit dieselbe dem Vorsaße entsprechen mag, damit die ursprüngliche Anordnung des Schriftstellers wiederherzustellen, lassen wir billig ununtersucht, nachdem ein so gründlicher Kenner der aristotelischen Schriften nicht nur in den erwähnten Denkschriften der Akademie, sondern auch in diesen

Blättern (Jahrg. 1839 Nr. 47 ff.) und an anderen

Orten sich wiederholt über diese Frage ausgesprochen

hat. Wir halten uns lieber an den anderen Gesichtspunkt, dessen Berechtigung wir dem Verf. zugeben, nämlich die Fragmente so zu ordnen, wie er fie seinem Zwecke gemäß brauchen konnte.

Die ganze Schrift des A. erscheint demnach in drey Theile getheilt, wovon der erste von der Dichtkunst und ihren Arten im Allgemei nen," der zweyte „von der Tragödie," und der dritte von der epischen Dichtung" handelt. Der erste Theil zerfällt wieder in drey Capitel: 1) Von den Dichtarten. 2) Bom Wesen der Dichtkunst. 3) Von der Entstehung der Dichtkunst; jedes unter vier Abschnitten mit besonderen Ueberschriften; wozu noch ein viertes Capitel kommt:,, Von den Wirkungen der Gedichte," dieses als Ergänzung einer in der aristotelischen Schrift angenommenen Lücke. Der zweyte Theil enthält außer einem vorausge= schickten Abschnitte über das „ Verhältniß der Tragödie zum Epos" drey Capitel, das erste Von den Theilen der Tragödie“ mit sechs, das zweyte: "Weber Anlegung der Handlung und Ausprägung der Charaktere" mit neun, und das dritte: Ueber die Gedan ken und ihre Einkleidung" wieder mit sechs

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Abschnitten. Dem dritten Theile in fünf Abschnitten folgen ein folgen ein "Fragment über die Komödie" und,, Fragmente über die Redetheile."

Daß der gelehrte Herausgeber die Absicht ge= habt habe, durch seine Uebersehung das an manchen Stellen schwierige Verständniß der Schrift zu fördern, läßt sich von selbst erwarten und wird von ihm ausdrücklich versichert. Doch will es uns bedünken, als habe Hr. H. eine zu übertriebene Vorstellung von der Mangelhaftigkeit fremder und dem Fortschritte eigener Einsicht, woraus es sich erklären mag, daß er bisweilen nicht nur zu unnöthigen, sondern auch zu falschen, den Sinn entstellenden Vermuthungen sich verleiten läßt, wovor ihn ein Blick in eine der genannten Ausgaben hätte bewahren können. Wir haben schon einige derartige Fälle in der Anzeige des Euripides restitutus erwähnt, und begnügen uns, hier nur auf ein recht augenfälliges Beyspiel hinzuweisen. Dasselbe findet sich S. 170

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in dem Abschnitte Ueber das Tragische,“ der in den gewöhnlichen Ausgaben das dreyzehnte Capitel ausmacht.

(Fortsetzung folgt).

Travels through the Alps of Savoy and other Parts of the Pennine Chain, with observations on the Phenomena of Glaciers, by James Dr. Forbes etc.

(Schluß.)

Außer den Moränen hinterlassen die Gletscher, wenn ihre Eismassen im Sommer zum Theil hinwegschmelzen, oder wenn sie periodisch sich zurückziehen, an den Stellen, über welche sie ausgebreitet waren, ein andres Denkzeichen ihrer Wirksamkeit, das sich mit tiefen Zügen in die Felsenwände zu beyden Seiten eingräbt. Die Rollsteine, welche auf das Eis herabstürzen, werden, wenn sie am Rande des Eisstromes, da wo dieser durch die mittlere Wärme des Felsbodens hinwegthaute und eine leere Spalte ließ, in welche jene Steine hinabsinken konnten, so zerstäubt und zermalmt, daß sie wie ein

Polirsand auf die Seitenwände und auf den Boden des Gebirges wirken und diesen, zusammen mit der Reibung, die der Druck der ungeheuren Eislast erzeugt, eine Glätte oder Politur mittheilen, welche in unverkennbarer Weise den vorherigen Durchbruch des Gletschers durch eine Felsenkluft nach der Ausdehnung seiner Höhe, Tiefe und Breite andeuten. Man kann diese vom Eise geglätteten Flächen der Felsenwände im Verlauf jedes Sommers beobachten, wenn man auf einem durch eine enge Kluft hindurch gepreßten Gletscher steht, dessen Höhe um diese Zeit durch die Einwirkung der Sonnenwärme- um ein Merkliches abgenommen hat.

Die enge Felsenkluft, durch welche die Rhone bey St. Morik hindurchbricht, ist Allen, welche die Schweiß bereift haben, bekannt. An ihren Felsenwänden so wie an ihrem Felsenboden, namentlich zwischen St. Moritz und Ber finden sich Stellen, welche aussehen, als wären sie angeschliffen und die an der östlichen Wand, Ber gegenüber, bis zu einer bedeutenden Höhe hinanreichen. Jenes Engthal műndet in ein weites Bassin, welches zum Theil durch das Ilierseitenthal gebildet wird. An der Nordwestseite dieses Thales sieht man deutlich einen Gürtel von Felsenblöcken in einer Höhe von 500 Fuß über dem Rhonespiegel sich hinziehen, den man für nichts Andres halten kann als für eine Randmoräne, welche das Gletschereis an der einen Seite seines Verlaufes abseßte. Meilenweit zieht sich der Gürtel dieser Felsenblöcke am Abhange fort, welche aus Gra nit bestehen und davon die meisten 30, 40, 50 und 60 Fuß im Längendurchmesser haben. Als hätte sie die Hand eines Riesen spielend über einander gethürmt, so daß hin und wieder ein solcher ungeheurer Block auf einem kleineren so künstlich balancirt ist, daß nur eine geringe Kraft dazu gehörte ihn hinabzustürzen, anderwärts einer der Länge nach, gleichsam auf dem Kopfe steht, so finden diese Trümmermassen sich zusammengruppirt.

Das eben erwähnte Engthal der Rhone war schon von mehreren andren Geologen als ein Beweis für die Wirksamkeit der Gletscher betrachtet worden in Gegenden, die fern und tief unter der Region

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hat die Zahl dieser Beweise vielfach durch die von ihm gemachten Beobachtungen vermehrt, unter denen einige ihm allein und vorzugsweise angehören. Ein mühsames Steigen aufwärts am jähen, 1500 Fuß hohen Felsenabhang führt den Forscher bey dem Wasserfall der Pissevache, an welchem sich die Salenche herabstürzt, aus dem Thal der Rhone hinauf zu dem tief in den Felsengrund eingeschnittenen Bette der Salenche und hier sieht man Spuren von der Wirksamkeit des Gletschereises, wie sie nirgends deutlicher seyn konnten.

Eine alte Moräne in einem Abstand von 6000 Fuß vom Mer de Glace zeigt durch ihre Form deutlich, daß der Gletscher hier durch das Aufthürmen seiner Eismassen im Chamounithal einen See gebildet habe, welcher in unbekannter Zeit von dort seinen Durchbruch machte. Ueberhaupt sind es die Umgegenden des Mer de Glace, welche über die Veränderungen, die sich mit der Gestalt, mit der Ausdehnung und mit der Richtung eines Gletschers zutragen, die meiste Auskunft geben können. Forbes faßte diesen Gegenstand in ganz neuer Weise und mit einer Genauigkeit auf, wodurch er alle seine Vorgänger in diesem Gebiet der Beobachtung weit übertraf. Er fand zuerst, daß die fortrückende Bewegung des Gletschers am Mer de Glace in seinem oberen Verlauf langsamer als an seinem unteren, am langsamsten aber in der Mitte jenes Verlaufes sey. Er fand ferner, daß, wenn man die fortrückende Bewegung der einzelnen Theile eines Gletschers, welche nicht der Länge, sondern der Breite nach in einer Linie liegen, beobachtet, als Resultat es sich ergebe, daß der mittlere Theil der Oberfläche schneller vorwärts schreitet als die beyden Seiten und die Masse, die den Grund bedeckt.

Was den Betrag dieses Fortrückens im Ver: lauf einer bestimmten Zeit betrifft, so weichen die Angaben der Beobachter in dieser Beziehung ganz auffallend von einander ab. Ueberhaupt findet die Ausdehnung der Gletscher der Länge nach vorzugsweise während der vier wärmsten Monate des Jahres statt und erleidet während der kälteren Zeit des Jahres eine Hemmung, keineswegs aber einen eigentlichen

Zeit von 14 Jahren um mehrere tausend Fuß vor: geschritten. Aus einer 9jährigen Beobachtung dieses Gletschers schäßte Hugi das Anwachsen desselben im Verlauf eines Jahres auf 240 Fuß. Aus Forbes genauen, mittelst eines fest nach einer Richtung hin gestellten Teleskopes angestellten Beobachtungen er: gab sich, daß die Zunahme einiger Gletscherstellen am Mer de Glace von den lehten Tagen des Juni bis in den September 132 Fuß betrug. Im Ganzen steigert sich zwar die Zunahme im Sommer mit der Luftwärme zugleich und verringert sich auch mit derselben, doch wird dieselbe durch warmen Regen und Thauwetter, bey einer Temperatur, die nur we nig den Thaupunkt übersteigt, ebenso begünstigt als durch die Sonnenhite und, wie dieß aus den neueften Beobachtungen hervorgeht, sie schreitet auch im sie schreitet auch im Winter fort. Nach einer dieser Beobachtungen hatte fie an einer Stelle des Mer de Glace im Sommer, wie bereits erwähnt, vom 29. Juni bis 28. Sept. 132 Fuß betragen, vom 20. October bis zum 12. December belief sie sich auf 70, vom 12. Dec. bis zum 17. Febr. auf 76, vom 17. Febr. bis 4. April auf 66. von da bis zum 8. Juni auf 88 Fuß. In 322 Tagen hatte dieselbe mithin 432 Fuß erreicht, was für ein ganzes Jahr 483 Fuß ergiebt.

Aus Forbes Beobachtungen des Fortrückens des Eisstromes in seiner Mitte, im Vergleich mit dem der beyden Seiten, so wie aus allen seinen Berech nungen geht hervor, daß die Bewegung der Gletscher jener einer halbflüßigen, klebrigen Substanz gleich ist. Eine Folge dieser halbflüßigen, klebrigen Beschaffenheit ist die venöse Structur des Gletschereises und überhaupt die gänzliche Abweichung dieser innern Structur von der krystallinischen Gestaltung.

Wenn wir dann alles das, was Forbes so wie andre, mit seinen Ansichten übereinstimmende Beob= achter über das Entstehen, über die innere Beschaffenheit, über die Bewegung des Gletschereises und ihren jährlichen Betrag gesagt haben, zusammenfassen, wenn wir das aus unmittelbaren Erfahrungen bekannte Maaß der Wirksamkeit der Gletscher an jene Erscheinungen anlegen wollen, von denen wir oben

sprachen: an das Vorkommen der Moränen auf dem Juragebirge, dann ergeht es uns auf ähnliche Weise als Jenen, welche eine Parallele zwischen den Naturverhältnissen der Erde und des Mondes ziehen wollen, die bey manchen einzelnen Zügen der Uebereinstimmung dennoch unvergleichbar weit im Ganzen von einander abweichen. Daß zur Erklärung der Ablagerung der Wanderblöcke an Orte, welche ungemein weit von dem Gebirgsstamm derselben entfernt sind, die Annahme einer großen, weithingehenden Fluth, oder des Durchbruches von hochgelegenen Wasserbassins nicht ausreiche, fällt nur zu deutlich in die Augen, wohl aber läßt sich eine vereinte Wirksamkeit des Gewässers und des auf seiner Oberfläche schwimmenden Gletschereises denken; eine große Fluth, welche gleichzeitig mit einer Steigerung der inneren Temperatur der Erdveste eintrat und welche die tausendjährigen Bande der Auflagerung des Eises auf den Gipfeln der Alpen löste, so daß dieselben mit den auf ihnen liegenden Felsentrümmern zugleich von der Ostseite der Montblanckette, dem Rhonethal entlang, bis zum Abhang und Gipfel des Jura von der hoch anschwellenden Fluth getragen wurden. Nicht das Wasser, sondern das mit ihm zugleich fortgestoffene Eis mag dann die Spuren an den Felsenwänden hinterlassen haben, welche den Gletschern allein zugeschrieben wurden. Das Ereig= niß, mit dem wir uns hier beschäftigen, gehörte dann freylich in eine Zeit, welche, im Vergleich mit der, in welcher die Gebirge sich bildeten, als eine sehr neue, ja als die jüngste und neueste betrachtet wer den müßte. Die mittlere Temperatur der Erde ist in feststehende Gränzen geschlossen, weil sie mit den astronomischen Verhältnissen unsres Planeten, `namentlich mit seiner Rotationsbewegung in genauester Beziehung steht. Diese Verhältnisse erscheinen aber schon deßhalb als unverrückbar feststehende, weil sie nur das einzelne Glied einer großen Kette sind, die durch das ganze Gebiet unsres Sonnensystemes fich erstrecket.

München.

Nro. 13.

herausgegeben von Mitgliedern

der k. bayer. Akademie der Wissenschaften

19. Januar. 1847.

Lehren der Alten über die Dichtkunst durch Zusammenstellung mit denen der besten Neueren erflårt von J. A. Hartung.

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(Fortseßung.)

Ariftoteles hat früher einfache und verwickelte Fabeln unterschieden und bezeichnet mit ersterem Na men diejenigen Handlungen, die sich in einem einfachen Verlaufe von Leiden erfüllen, während in den verwickelten Handlungen die Katastrophe auf ei ner Schicksalsumwandlung oder einer Erkennung be ruht. Nach dem gewöhnlichen Terte nun gibt Aristoteles der letteren Art den Vorzug, wogegen Hr. H. für nöthig erachtet, die überlieferte Lesart, un ἁπλῆν ἀλλὰ πεπλεγμένην in ἁπλῆν μᾶλλον ÿ ñerλɛɣuέvyv umzugestalten, um folgenden Sinn zu gewinnen: Sintemal also der Plan der schönften Tragödie mehr einfach als verwickelt seyn und dieselbe Furcht- und Mitleid - Erregendes nachahmen muß“ u. s. w. Allein was folgt weiter, und zwar auch in der Anordnung des Hrn. Herausgebers, da dieser doch Vorder- und Nachsaß nicht zerreißen und verschiedenen Fragmenten zutheilen wollte? Antwort: Nichts anderes, als Lehren, welche die verwickelte Fabel betreffen und unmöglich durch eine solche Phrase, wie in der angeführten Uebersehung, eingeleitet werden konnten. Ob Herr H. dabey vergessen, was er S. 123 niedergeschrie: ben in der Uebersetzung von Cap. VI. Außerdem find die wichtigsten Dinge, mit denen die Era gödie bezaubert und fesselt, Bestandtheile der Fabel, nämlich Umschwünge und Erkennun gen" also Eigenschaften der verwickelten Fabel

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oder ob er aus diesen Worten nichts für die vorliegende Frage entnehmen zu können meinte, las sen wir ununtersucht; obwohl auch andere Aeuße rungen des Schriftstellers und schon die verschiedene Ausführlichkeit in der Behandlung dieser und jener Art aufmerksam machen konnten. Wir brauchen diefen Spuren darum nicht weiter nachzugehen, da wohl Niemand außer Hrn. H. an dem überlieferten Terte Anstoß nimmt, und der Grund dieses Anstoßes le= diglich in einer irrigen Auffassung der Ausdrücke dinλy ovoraois und dirλous uvdos besteht, die keineswegs gleichbedeutend sind mit der nɛñλɛɣuivŋ σύνθεσις οδει πράξις, wie gr. 5. glaubt unb auch andere durch seine falsche Uebersehung der Worte woлep rivis pasiv (wie einige die verwickelte nennen) glauben machen will. Den Unterschied, wel= cher von Hermann richtig auseinander gesetzt wird, lehrt Aristoteles ganz deutlich selbst und zwar in demselben Capitel, welchem Hr. H. durch seine Aenderung einen eingebildeten Widerspruch ersparen will, um ihm einen desto ärgeren wirklichen aufzubürden. Wo nämlich Aristoteles der einfachen Anlage vor der doppelten den Vorzug gibt, erklärt er und zwar in demselben Sage als die schönste Anlage diejenige, in welcher, weder ein ganz guter noch ein ganz schlechter Mensch eine Schicksalsumwandlung von Glück in Unglück erfährt — also eine reρinéTɛia, wie aus dieser Stelle in Zusammenhalt mit Cap. XI. unwidersprechlich hervorgeht woraus weiter folgt, daß die hier erwähnte Einfachheit des Mythos oder der Anlage eine verwickelte Handlung in dem oben bezeichneten Sinne nicht ausschließt, sondern vielmehr unter dieselbe zu subsumiren ist. Kurz, es ist nicht eine einfache Handlung ohne

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Zeigt uns dieser Fall wie noch einige andere, daß Hr. H. bisweilen zu rasch und ohne die nőthige Besonnenheit und Umsicht zu beobachten, momentanen Eingebungen folgt, so fehlt es zum Glück auch nicht an solchen Stellen, wo sein Scharfsinn von besserem Erfolge begleitet ist. Wir erwähnen die auf S. 138 mitgetheilte Vermuthung, welche vor denen der früheren Bearbeiter allerdings den Vorzug verdient. Aristoteles spricht im 18. Cap. von vier Arten der Tragödien, die er einzeln benennt und durch Hinweisung auf Beyspiele erläutert. Daß die erste Art ohne Beyspiel erklärt wird, macht nur eine scheinbare Ausnahme, da von der verwidelten Tragödie, welche Umschwung und Erkennung hat, schon vorher ausführlich gehandelt und Bey spiele angeführt sind. Um so auffallender ist, daß für die vierte Art zwar Beyspiele genannt, aber kein Name angegeben wird. Die Art, wie frühere HerDie Art, wie frühere Herausgeber diesem Uebelstande abzuhelfen gesucht haben, unterliegt vielfachen Bedenken; zunächst die von Vic: torius aufgefundene und von Hermann angenommene Lesart einer Handschrift rò dè réraprov óμalov, deren Unbrauchbarkeit Ritter genügend dargethan hat. Besser könnte in Rücksicht auf Cap. XXIV., wo das Uebereinstimmende der epischen und tragi: schen Poesie auseinander geseht wird, die Vermuthung sich zu empfehlen scheinen, daß der vierten Gattung der Name der einfachen zukommt. Of enbar wäre dieser Name dann in bloß negativem Sinne zu verstehen und würde die Gattung bezeichnen, welcher die Eigenschaften der drey anderen feh= len, wie dieß bereits Hermann scharfsinnig angedeutet hat. Allein höchst merkwürdig wäre doch dieß, daß, also durch einen bloßen Zufall, gerade

solche Beyspiele angeführt werden, denen auch eine positive Verwandtschaft nicht abzusprechen ist, und zwar eine solche, die noch überdieß A. selbst andeutet durch den Beysat kai őσa iv ädov (alles, was im Hades vorgeht). Dieses Gemeinsame hat Hr. H. ebenso richtig erkannt als treffend ausgedrückt durch Vergleichung mit dem, was wir romantisch nennen und der Grieche etwa als das Abenteuerliche oder Wunderbare bezeichnen konnte. Nicht minder scharfsinnig ist die Weise, wie Hr. H. diese Bezeichnung in den griechischen Text einzuführen versucht, indem er das vermißte Wort aus dem to de Tiraptov herauslieft, nämlich ý tepatiký, τέταρτον ή τερατική, woben es nicht einmal nothwendig wäre, das erstere zu entfernen. Und sollte selbst die sprachliche Herstellung zweifelhaft erscheinen, so behielte die Erklä= rung immerhin ihren Werth, indem für den nega ́tiven Ausdruck des áñλovv jedenfalls das richtige positive Merkmal gefunden wäre. Denn daß dieser Begriff eine den drey genannten Arten ebenbürtige abgibt, dieß zeigen nicht bloß die von A. selbst an= geführten Tragödien, zu denen der Herausgeber noch die „Seelenwägung“ des Aeschylus fügt, sondern beynahe noch einleuchtender die aus der neueren Poesie entlehnten Beyspiele, wie mehrere Dichtungen Byron's und die allen Deutschen wohlbekannte unseres Göthe. seres Göthe. Uebrigens leidet diese Stelle noch an einer andern sehr bedenklichen Schwierigkeit, die uns weder Hrn. Hartung's Erörterung noch selbst Spen= gel's oben erwähnte Abhandlung befriedigend zu lösen scheint. Beyde gehen nämlich von der Ansicht aus, daß die vier Arten der Tragödien in keinem inneren Zusammenhange stünden mit den vier Theilen der Tragödie, auf welche A. hinweist. Unser Herausgeber, um die Vierzahl zu sichern, denkt an die quantitativen Theile, die im XII. Cap. aufgeführt werden. Da wüßte man aber gar nicht, was A. durch diese Hinweisung bezweckte, die nicht bloß eine müssige, sondern störende wäre. Jedenfalls müßte man daher an jene Theile denken, welche A. im VI. Cap. aufzählt mit der Bemerkung, daß sie die Beschaffenheit der Tragödie bestimmen. Diese meint denn auch Spengel, und weiß durch eine wohl angestellte Combination aus den dort genannten sechs Theilen die hier verlangten vier zu gewinnen. Aber dann tritt auch die For

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