REPERTORIUM für reine, pharmaceutische, physiologische und technische Chemie. No. 1. Neue Folge. 7. Jahrg. 8. Jan. 1862. Inhalt. Ueber einige nordamerikanische Meteoriten, von RAMMELSBERG. Mittheilungen aus dem Laboratorium zu Prag, von FR. ROCHLEDER. Ueber die Einwirkung von Chlorzink auf wasserfreie Essigsäure, von Dr. A. BAUER. - Anwendung der Nitro cuminsäure und des Furfurols in der Färberei. - BOWER'S Verfahren, gewöhnlichen nicht feuerbeständigen Thon so zu präpariren, dass er für Schmelztiegel etc. zu verwenden ist. - Literarische Neuigkeiten. Ueber einige noamerikanische Meteoriten, von RAM MELSBERG. I. Meteorstein von Bishopsville, Süd-Carolina. Dieser sehr merkwürdige Stein fiel im März 1843 in dem nördlichen Theile des Districts Sumter. Prof. SHEPARD hat in seiner Monographie nordamerikanischer Meteoriten die näheren Umstände des Falles, so wie das ursprüngliche Gewicht von 13 Pfd. mitgetheilt und das äussere Ansehen des Steines beschrieben. Unter einer theils schwarzen, theils blaugrauen glasigen oder porcellanähnlichen Rinde erscheint die innere Masse weiss krystallinisch und, wie SHEPARD sich ausdrückt, einem zersetzten AlbitGranit ähnlicher als einem Meteorsteine. Dieser weissen Hauptmasse hat SHEPARD den Namen Chladnit gegeben. Sie zeichnet sich durch grosse Brüchigkeit aus und es scheint, als ob manche Stellen schon durch Verwitterung verändert wären. Nächst SHEPARD hat sich SARTORIUS V. WALTERSHAUSEN mit diesem weissen Minerale beschäftigt. Der Erstere will daran eingliedrige, zum Theil fast zollgrose Krystalle beobachtet haben, deren Gestalt im Allgemeinen feldspathähnlich sein soll, ihre Flächen aber sind rauh, für Messungen nicht geeignet. Zwei Spaltungsrichtungen unter 1200 sind leicht zu erhalten. SARTORIUS v. WALTERSHAUSEN findet den Chladnit dem Wollastonit ähnlich und spricht von zwei- und eingliedrigen, jedoch mikroskopischen Krystallen. Das spec. Gewicht ist nach ihm = 3,039, nach SHEPARD 3,116. = Sehr eigenthümlich ist die von Beiden angegebene Zusammensetzung des sogenannten Chladnits: SHEPARD S. v. WALTERSH. Wenn man die übrigen Basen der Talkerde hinzufügt, so hätte das Ganze die Zusammensetzung von Talkerde-Trisilicat, einer unter den Mineralien bisher nicht bekannten Verbindung. Am nächsten kommt ihm ein vor langer Zeit von STROMEYER untersuchtes Mineral, welches dem Olivin ähnlich ist und in einer angeblich bei Grimma gefundenen Eisenmasse enthalten sein soll, allein diese Substanz ist basischer und enthält wesentlich Eisenoxydul: = STROMEYER'S Annahme, es sei ein Trisilicat, ist nicht richtig, denn das Sauerstoffverhältniss der Basen und der Säure ist 1: 2,6, wonach man, 1 : 2,5 annehmend, die Zusammensetzung durch 2(MgOSIO2) +2MgO,3SiO2 oder 3(MgOSiO2) + MgO + 2SiO, ausdrücken könnte. Es ist zu bedauern, dass über dieses Mineral nichts Näheres bekannt geworden ist. Die Annahme SART. V. WALTERSHAUSEN'S, dass 5 p. c. eines natronfreien Labradors beigemengt seien, denen er die Thonerde zutheilt, erscheint nicht begründet. Durch G. ROSE und Dr. HöRNES in Wien erhielt der Verf. von dem seltenen Materiale eine genügende Menge, um mit der Hauptmasse des Bishopsville-Steines einige Versuche anstellen zu können. Von Krystallen liess sich nichts bemerken, wohl aber die leichte Spaltbarkeit der grösstentheils äusserst mürben und zerreiblichen Masse. Es wurden die gefärbten Theile der Rinde, gleichwie die gelbbraunen und bläulichgrauen Theilchen im Innern der Masse, möglichst gut entfernt. Jene sahen aus, als seien sie durch Verwitterung aus Schwefeleisen oder durch Oxydation metallischen Eisens entstanden. In der That liessen sich durch den Magnet einige metallische Partikel ausziehen, aber viel zu wenig, um weiter untersucht zu werden. Auch sagt SHEPARD, dass der Stein hier und da tief gerostete kleine Körner von Nickeleisen einschliesst, sowie eine geringe Menge braunen Schwefeleisens. Der Verf. behandelte zuvörderst das feine Pulver des Steins in Digestionswärme mit concentrirter Salzsäure und kochte das Ungelöste mit einer Auflösung von kohlens aurem Natron aus. Dadurch blieb ein Rückstand von 90,75 p. c., während der zersetzte Antheil aus: bestand. Dazu müssen noch 0,8 Feuchtigkeit, vielleicht auch etwas Alkali gerechnet werden. Was die Säure zersetzte, ist offenbar kein eigenthümlicher Gemengtheil, sondern ein Gemenge von Eisenoxyd (oder vielmehr Hydrat) und der Gesammtmasse, deren Kieselsäure nicht vollständig von dem Unangegriffenen sich trennen liess. Dieses letztere wurde in 2 Theile getheilt und mit kohlensaurem Natron sowie mit Flusssäure aufgeschlossen, wonach 100 Theile der Masse enthalten: Reducirt man dieses Resultat auf 90,75 p. c. und fügt die Bestandtheile des zersetzten Antheils hinzu, so erhält man : Es entsteht zunächst die Frage: Ist dies eine Verbindung oder ein Gemenge von mehreren? Der Verf. glaubt das Letztere, weil die Thonerde auf ein in geringerer Menge vorhandenes Silicat hindeutet, auch seine Versuche sich von den zuvor mitgetheilten so weit entfernen, bei denen der fast 70 p. c. betragende Säuregehalt in jedem Falle befremdet. Zu einer mechanischen Sonderung giebt der Stein indessen kein Mittel, denn die weisse Masse zeigt keine anderen Unterschiede, als grösseren Zusammenhang an einzelnen Stellen. Der Verf. hat sie geschlämmt und das Leichteste gleichwie das Schwerste für sich auf die wesentlichen Bestandtheile untersucht, zwar nicht in der Hoffnung, da |