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„Zürcher Bauer.") Zürich, Druck von J. Der Hausfreund. Schweizerblatter zur UnterHerzog. 1875. 46 S. gr. 8.

hallung und Belehrung für das Volk. Heraus-
gegeben von einer Anzahl schweiz. Schrift-
steller. Driller Jahrg. 4. Bern, Expedition.

Fr. 4.

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für alle denkbare Fälle den verschiedenen Beante
des eidgenössischen Sanitätscorps der richtige W
auf dem er, bei Untersuchungen und Superarb
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genau angegeben; besonders ist in Bezug der
tersuchung der Sehkraft sehr erschöpfend vor
sorgt.
0. v. W

Regulativ fürfden Platzarztdienst.

Zeitschriften dieser Art sind schon viele versucht worden, manche nach kürzerer oder längerer Dauer untergegangen; einige fristen mit verschiedenem Werth und Erfolg ihr Dasein, am ehesten noch als Beilage zu politischen Blättern. Die Mängel, Diess, zwölf $$ fassende Regulativ, wurde v die allen diesen Unternehmungen anhaften, wurzeln eidgen. Militärdepartement unter dem 2. März 18 in der Natur derselben. Wenn es sich darum veröffentlicht. Die Zeit wird lehren, ob de handelt, um möglichst niedrigen Preis dem Volke Neuerung sich auch praktisch erweist. O. v. W periodischen Lesestoff zu bieten, so lässt sich zum Voraus abnehmen, von welcher Beschaffenheit der- Die Grundsätze der Industrie-Verwaltung. selbe sein kann und muss. Originalarbeiten bedeu- praktischer Leitfaden von J. J. Bourc tender Schriftsteller lassen sich zu solcher WirthZürich, Verlag von Orell Füssli & Co. 18 schaft nicht herbei und man muss froh sein, wenn der Lesestoff nur nicht geradezu werthlos oder hat den sehr richtigen Grundsatz aufgeste Der grosse deutsche Nationalökonom v. Herman schädlich ausfällt. Im vorliegenden Falle dürfen dass alle Technik, die für die Bedir wir sagen, dass das, was dieser Hausfreund" an nisse arbeitet, der Wirthschaft untes Umfang und Gehalt seinen Lesern bietet, den jähr-geordnet sei." Die Techniker und sog. Pra lichen Preis von 4 Fr. wohl werth ist; aber damit soll freilich nicht gesagt sein, dass es überhaupt gut sei, um solchen Preis Volkslitteratur zu liefern; es handelt sich dabei um eine Frage, die weder von buchhändlerischem noch von ästhetischem

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Geographie oder Geschichte; eingestreut sind einzelne
Gedichte und den Schluss bildet ein Allerlei von
Anekdoten und Mittheilungen, die sich abermals
zwischen Unterhaltung und Belehrung theilen. Diese
Composition ist im Ganzen gewiss ngemessen und
die Frage ist eben nur, ob der Rahmen auch durch
wirklichen Gehalt ausgefüllt werde. Wir wollen
der Redaktion zutrauen, dass sie sich redliche
Mühe gebe, unreife Mitarbeiter abzuhalten oder zu
besserer Production anzuleiten; aber diese Aufgabe
ist schwer und wir finden sie nicht erfüllt. Woher

Der Verfasser erörtert in dieser Schrift die allgemeinen Verhältnisse der Privatforstwirthschaft im Kanton Zürich, die mit etwa 72,000 Jucharten (von ca. 145,000 Juch. Total) eine wichtige Stelle einnimmt, aber die Anforderungen eines rationellen Betriebes noch viel zu wenig beachtet und eines mächtigen Anstosses zu bedürfen scheint, um in eine bessere Entwicklung einzulenken. Es wird hier gemeinfasslich und überzeugend erwiesen, wie viel reellster Nutzen dem Kanton in Folge mangelhafter Wirthschaft alljährlich entgeht; es werden dann aber auch die Wege beschrieben, die man einzuschlagen hat, um den Ertrag nachhaltig zu mehren. Die hervortretenden Sätze, fünf an der Zabl, sind trefflich begründet und der Gegenstand überhaupt so lichtvoll und lehrreich behandelt, dass es als ein schlechtes Zeugniss für die Intelligenz unserer Landwirthe zu betrachten wäre, wenn diese Arbeit nicht den gewünschten Erfolg haben sollte. Es darf übrigens ausdrücklich gesagt werden, dass der wesentlichste Theil des Inhaltes auch für andere Gebiete beachtenswerth und anwendbar bleibt, weil er auf der Natur der Forstwirthschaft beruht und eine Frucht der Erfahrung ist. St. Walther Munzinger, ein Lebensbild von Peter Dietschi und Leo Weber. Ollen 1874. Buch- Standpunkt aus entschieden werden kann und die druckerei des Volksfreundes. wir hier nicht zu besprechen haben. Die Anlage Mit der warmen Begeisterung innigster Freundes- des Hausfreundes" entspricht im Ganzen derjenigen liebe haben zwei Freunde das Bild dieses hervor- aller ähnlichen und auch grösserer Zeitschriften: ragenden schweizerischen Patrioten gezeichnet, der an der Spitze stehen Erzählungen, die den Titel mit seltener Kraft am Wohl unseres nationalen „Novellen im strengeren Sinne dieses Wortes selten verdienen; einen zweiten Hauptbestandtheil Lebens gearbeitet hat. Als Gründer und Leiter von Gesangvereinen und Vorstand der Berner Museums-bilden Aufsätze aus den Gebieten der Naturkunde, gesellschaft war Walther Munzinger Anreger und Begründer eines höheren musikalischen und geistigen Lebens in der Bundeshauptstadt, als Redner an eidgenössischen Sängerfesten und in kirchenpolitischen Versammlungen Pionier der nationalen Gesinnung, des patriotischen Hochgefühles, Vorkämpfer gegen den Ultramontanismus, als Professor und Rector der Universität hat er mit Erfolg die Jugend gefesselt und elektrisirt, als Mitglied der Bundesversammlung und Rechtsconsulent in bundesgesetzlichen Fragen ist er Hauptmitarbeiter am Werke der Bundesrevision und Urheber einiger Bestimmungen der neuen Bundesverfassung. Mit wahrem Genuss wird man die vielen goldenen Worte lesen, die Munzinger in Reden und Schriften aussprach über Freiheit und Vaterland, über Bildung und Musik, über Kirche und Staat und über die Stellung und Aufgabe des schweizerischen Staates, die in dem Buche niedergelegt sind. Wir heben von denselben nur Eines als besonders bedeutsam und beherzigenswerth für unsere Tage hervor (S. 157): „die erweiterten Volksrechte bedeuten durchaus nicht, dass eine Regierung immer nur so handeln muss, dass sie von der Mehrheit des Volkes gedeckt wird; die Führer des Volkes müssen im Gegentheil fest vorausgehen, wohin sie ihre innere Ueberzeugung führt." Wie vielseitig auch die Stellung und Wirksamkeit Munzingers war, so blieb er doch in allen Beziehungen der Gleiche der Grundzug, gleichsam der Schlüssel, seines Wesens war und blieb eine gefühlvoll-idealistische Sinnesweise, die sich nicht nur in seinem Familienleben und in seinem Umgang aussprach, sondern selbst in seinen juristischen, kirchlichen und politischen Ansichten sich ausprägt. Gerade dieser Grundzug seines Wesens ist in dem Buche eingehend behandelt und treffend dargestellt als Erbstück der Familie, die seit fast hundert Jahren eine Reihe für Volksrechte, Kunst und Wissenschaft begeisterter Charaktere aufzuweisen hat; wir erinnern hier nur an zwei bekanntere derselben: an Walthers Vater, den jedem Schweizer unvergesslichen Regenerationsmann Joseph Munzinger und Walthers Bruder, den Afrikareisenden Werner. Dagegen hätten wir gewünscht, dass der Stoff energischer verarbeitet und einheitlicher gestaltet worden wäre; wer tiefer eindringen will, muss sich das Gleichartige etwas mühsam aus verschiedenen Partieen zusammenlesen. Indessen wird dieser Mangel nicht viele Leser geniren, und wenn die Kenntniss vom Leben, Fühlen und Denken edler Patrioten vaterländische Gefühle und ideale Gesinnungen stärkt und eine Quelle nationaler Bildung ist, so darf die Lectüre dieses Buches jedem Schweizer angelegentlich empfohlen werden. C. D.

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das Allerlei" zusammengesucht werde, wollen wir
nicht erforschen; die Auswahl lässt auch hier zu
wünschen übrig, da manches Fade mit unterläuft.
Im Ganzen ist der belehrende Theil besser als der
unterhaltende, ein Verhältniss, das zunächst auffallen
mag, sich aber einfach daraus erklärt, dass
heutzutage leichter ist, Kenntnisse zu erwerben und
mitzutheilen, als im Reich der Phantasie schöpferisch

zu sein.

L. T.

es

Die Verwaltung des Gesundheitswesens in der
eidgen. Armee im Jahre 1874. Bericht an das
eidgen. Militärdepartement durch den Ober-
feldarzt. Basel. Schweighauserische Buch-
druckerei. 1875.

Der, auch für den Laien, sehr interessante Be-
richt des Oberfeldarztes, umfasst sieben Stücke oder
Kapitel und vier Tabellen. Das erste Stück leitet
gewisser Maassen geschichtlich und fachlich das
Thema ein; das zweite handelt in wenigen Zeilen
vom Personal; desgleichen das dritte vom Material;
das vierte, natürlich ausführlicher, vom Unterricht
des Sanitätspersonals; das fünfte, verhältnissmässig
eben so ausführlich, beschlägt Hygiene und Pro-
phylaxis; das sechste und ganz sachgemäss längste,
bespricht die Krankenpflege und endlich das siebente
und letzte Stück giebt Ausweis in übersichtlicher
Kürze über Pensionen und Entschädigungen. In
musterhaft kernigem Style legt der eidgen. Oberst
Dr. Schnyder nicht nur unmittelbar den höchsten
Bundesbehörden, sondern mittelbar auch seinen Mit-
bürgern Bericht über seinen und der von ihm ge-
leiteten Personal geleistete Thätigkeit ab; ruhig
kann er die öffentliche Meinung nun sich aussprechen
lassen.
O. v. W.

Instruction über die Untersuchung und Aus-
musterung der Militärpflichtigen. (Vom Bundes-
rath genehmigt den 24. Febr. 1875.)

Wer sich noch der früheren, diess schwierige
Geschäft betreffenden Instruction zu erinnern weiss,
der wird auf den ersten Blick den erfreulichen
Fortschritt würdigen, der auch in diesem wichtigen
Zweige von der eidgenössischen Militärbehörde die
gesetzliche Weihe erhalten hat. Es ist, so zu sagen,

tiker sind aber noch weit entfernt, diess anzue kennen und die Organisation der technischen Hoc schulen bestärkt sie darin, weil man die Wirth schaftswissenschaften auf denselben noch keines wegs als ebenbürtig mit den mathematischen m technischen Disciplinen behandelt, obwohl es s der Haud liegt, dass nicht das Produciren in sic sondern nur das rationelle Produciren oder me der Ertrag der Arbeit, sobald man für die Bedürfnisse und für sein Fortkommen arbeitet, nicht bloss die Kunst der Arbeit schliesslich entscheide Alle Geschäftsmänner und Industrielle und Land wirthe müssen daher nicht bloss die Kräfte und Gesetze der Natur, sondern auch die im Weses des Menschen begründeten Wirthschaftsgesetz, nicht bloss die mechanischen, sondern ebens auch die wirthschaftlichen Phänomene be ihrem Betrieb benutzen. Die Grundwissenschaf dafür ist die allgemeine Wirthschaftslehre oder Nationalökonomie. Auf dieser Grundlage hat sich in neuester Zeit eine neue Disciplin aufgebaut, die sog. Gewerkslehre, wie sie Prof. Emminghaus nennt, oder die Lehre vom Industriebetrieb wie sie Prof. Haushofer bezeichnet, oder die Industrie-Verwaltung, wie sie J. J. Bourcart nennt. Was die an landwirthschaftlichen Schulen schon seit Jahrzehnten vorgetragene landwirthschaftliche Betriebslehre für die Landwirthe ist, das muss die Industrie-Verwaltung für alle Industrielle werden, die Wissenschaft von der planvollen Leitung und geschickten Ver werthung von Arbeits- und Kapital kräften im Dienste der Industrie. Herr Bourcart hat in seinem Buche über die Grundsätze der Industrie-Verwaltung höchst werthvolle Beiträge zum Aufbau dieser neuen Disciplin geliefert. Es spricht in dem Buche ein erfahrener Praktiker, welcher selbst verschiedene Fabriken verwaltet und in den Werkstätten der Industrie auch technisch gearbeitet hat, zugleich aber mit tüchtiger volkswirthschaftlicher Bildung versehen ist, um überall angeben zu können, wie das wirthschaftliche Element mit dem technischen Betriebe Hand in Hand gehen muss. Wir empfehlen das Buch allen denjenigen, welche in der Industrie nicht bloss tech nisch, sondern auch wirthschaftlich vorwärts kommen wollen.

V. B.

Die Natur heill. Oder: Guler Rath für Gesunde und Kranke. Ein Beitrag zum Verständniss der Naturheilkunde, des Vegetarianismus und der sozialen Frage, allgemein verständlich be arbeitet von Gottfried Schuster, Arzt in Zürich. Zweite, umgearbeitete und vermehrte Auflage. St. Gallen. 1875. Verlag von Allwegg-Weber zur Treuburg. 22 Bogen 8.

Diese Schrift führt zum Motto: „Die Hebung und Förderung der Gesundheitspflege ist nur mēt lich, wenn das ganze Volk hierbei mitdenkt, mil strebt und mitarbeitet.“ Ihr Verfasser zählt sich zu den Naturärzten" und möchte durch dieselbe in gedrängter Kürze ein Verständniss der ganzer Naturheilkunde geben. Er will zeigen, was de Gesundheit förderlich und was ihr schädlich ist und wie man Krankheiten auf naturgemässe Weise zu Heilung überführen kann. „Wer naturgetreu (wob besser natur gemäss) lebt, trägt als Lohn körper liche und geistige Gesundheit, Kraft, Leistungsfähig

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eit und Lebensmuth davon." Das Inhaltsverzeichniss veist 28 Abschnitte auf, unter welchen der Nahrungsdiätetik und Vegetarianismus“ und der Anwendung des Wassers, der Temperaturreize, Värme und Kälte am ausführlichsten behandelt ind. Der Verfasser ist ein ausgesprochener „Veetarianer“ und sagt, es gebe nur wenige Menchen, welche durch ein Zurückgehen zu einfacher, eizloser Nahrung sich nicht ihre Gesundheit ver›essern könnten. Selbstverständlich wird der Anwendung des Wassers (es werden neunerlei Formen ›ehandelt) eminente Wichtigkeit beigemessen und vir erfahren aus dem Schlusse des Buches, dass Herr Schuster in nächster Zeit die ärztliche Leitung ter „Kuranstalt Nidelbad" bei Zürich übernehmen wird. — Es ist keine Frage, dass das Buch über ingemessene Lebensweise, Verhütung von Krankaeiten und Behandlung mancher leichterer Krankheiten u. A. m. ganz verständige Winke und Rathschläge gibt; auch ist die Sprache klar und gemeinfasslich; Männer vom Fach jedoch werden in manchen mitunter sehr wichtigen Punkten kaum mit dem Verfasser einig gehen. Immerhin wird das Büchlein, wenn es mit richtigem Verständniss gelesen wird, Manches zur Befolgung einer naturgemässen Lebensweise beitragen können, und soweit können wir dem Schriftchen nur einen zahlreichen, aber verständigen Leserkreis wünschen. Wer aber mit dem Organismus des menschlichen Körpers gar nicht vertraut ist, wird besser thun, sich in Krankheitsfällen vom kundigen Arzt und nicht von einem Buche behandeln zu lassen. Kleine Schweizergeschichte für Mittelschulen, von Dr. Joh. Strickler, Staatsarchivar des Kantons Zürich. In 2 Theilen. Erster Theil: Bis zur Reformation. 8. Zürich, Druck und Verlag von Orell Füssli u. Comp. 1875. Zweiter Theil erscheint nächsten Herbst, jeder Theil ist auch einzeln zu haben.

Ist das vom gleichen Verfasser ausgearbeitete ,Lehrbuch der Schweizergeschichte" für höhere Schulen berechnet, so hat derselbe die vorliegende „kleine Schweizergeschichte" für Mittelschulen (Sekundar-, Bezirksschulen etc.) bestimmt. Wurde zwar bei Ausarbeitung dieses Lehrmittels das „Lehrbuch“ allerdings zu Grunde gelegt, so hat es doch nicht die Meinung, dass, wie es etwa vorkommen mag, ohne besondere Mühe und Arbeit aus einem grösseren Buch noch ein kleineres zu Tage gefördert worden sei. Der aufmerksame Leser erkennt bald, dass er hier ein, wenn auch gleichen Zwecken dienendes, so doch wieder völlig selbständiges Buch vor sich hat, das aber einem andern Leserkreis resp. einem jüngern Alter genügen soll. Angehende Jünglinge von 14 bis 16 Jahren sollen durch den Gebrauch dieses Lehrmittels zur Erkenntniss gebracht werden, wie in ihrem Vaterlande „die Dinge im Laufe der Zeiten geworden sind; aus der an ihrem Geiste vorüberziehenden Vergangen heit mit ihren Freuden und Leiden, Tugenden und Lastern sollen sie die aus ihr herausgewachsene Gegenwart verstehen lernen. Dieses Buch soll vor Allen aus ein Schulbuch sein, und was auf den ersten Blick zu seinen Gunsten einnimmt, ist die Wahrnehmung, dass sein Verfasser, früher selbst Lehrer der Schweizergeschichte und ein Mann, der von der Pike auf gedient hat, den Vorschriften einer mustergültigen Methode überall treu geblieben ist. So empfiehlt sich sein Büchlein schon zum Voraus durch seine Handlichkeit, wodurch es praktisch brauchbar wird: es ist ein Büchlein von 9 Bogen, worin uns die Schweizergeschichte bis zur Reformation vorgeführt wird. Schon das mit grosser Sorgfalt ausgearbeitete Inhaltsverzeichniss, worin jedes der 40 „Kapitel“ nach seinem wesentlichen Inhalt skizzirt ist, so dass dasselbe bei Repetitionen treffliche Dienste leisten wird, sowie die spezielle Bezeichnung der Abschnitte (Unterabtheilungen) in jedem „Kapitel" durch Ziffern, verräth den praktischen Schulmann. Und was im Weitern das Büchlein zu einem wirklichen Schulbuche stempelt, das ist die äusserst sorgfältige Auswahl und die übersichtliche Gliederung des Stoffes, verbunden mit einer einfachen, klaren und frischen Darstellung. Hiemit soll nicht gesagt sein, dass Lehrern und Schülern strenge Geistesarbeit erspart sei; es werden namentlich diejenigen Kapitel, welche politische, soziale oder kirchliche Zustände u. A. m. ausführlich schildern, Gelegenheit zu öfterer

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Behandlung und Besprechung geben. Freilich werden in diesen Kapiteln mitunter Verhältnisse und Zustände besprochen und erörtert, um deren Verständniss besonders unsere ziemlich zerfahrene und wählerische städtische Jugend sich nicht sehr interessiren dürfte; aber hier wird das lebendige Wort des Lehrers, die freie gegenseitige Besprechung oder auch etwa ein Lesebuch, welches den betreffenden Lehrstoff ausführlicher und konkreter erzählt oder schildert, als es ein kurzgefasstes Lehrmittel kann, bei dem Schüler das wünschbare Inleresse an der Sache erwecken können. Zudem ist es auch gar nicht nöthig, dass ein und derselbe Gegenstand, eine und dieselbe Zeitschilderung, welche vielleicht die Zustände mehrerer Jahrhunderte in einen Rahmen zusammenfasst, wie z. B. die Schilderung der Feudalzeit, unmittelbar nach einander zur Behandlung kommen müsse; es mag der Einsicht des Lehrers überlassen werden, wie er solche schwierige, dem Schüler etwas trocken erscheinende Partien durch öftere Vorführung und Erläuterung zum Abschluss bringen will. Solche Schilderungen wechseln übrigens immer ab mit leichter fasslichen, den Schüler mehr packenden Erzählungen, und in dieser Hinsicht war es ein glücklicher Gedanke des Verfassers, dass er so zu sagen aus der Geschichte jedes Kantons einzelne besonders hervorragende Partien einlässlich erzählt, denn dadurch wird die Einführung des Lehrmittels in allen Gauen der Eidgenossenschaft ermöglicht. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, dass der dargebotene Stoff überall auf den neuesten Forschungen beruht und dass der Verfasser denselben durchweg objektiv behandelt hat und sich eigener Urtheile mit Absicht enthält; die Lernenden sollen durch das sorgfältige Studium der historischen Thatsachen zu selbständiger Auffassung derselben gebracht werden. Wir haben in gedrängten Zügen ausschliesslich vom pädagogischen Standpunkte die wesentlichen Vorzüge dieses Geschichtslehrmittels hervorzuheben gesucht und wünschen diesem ersten Theile aufrichtig den besten Erfolg. Möge namentlich die schweizerische Lehrerschaft dieser ausgezeichneten Leistung ihres geschichtskundigen Kollegen die verdiente Beachtung zuwenden und jeder Lehrer an seinem Orte sich bemühen, den Unterricht in der vaterländischen Geschichte im Sinn und Geist des streng unparteiischen Verfassers zu ertheilen!

Es erübrigt uns nur noch zu bemerken, dass die typographische Ausstattung nichts zu wünschen übrig lässt und dass die lateinische Druckschrift (Antiqua) gebraucht wurde.

M.

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Es ist ein ermuthigendes Zeichen, wie sehr auch noch in weitern Kreisen die Freude an einer ernsten, gedankenschweren Lecture vorhanden ist, dass dieses Buch schon nach zwei Jahren eine

neue Auflage erlebt hat. Gewiss bildet die Darstellung des Lebens Jesu wie die würdigste so auch die schwierigste Aufgabe der Geschichtschreibung. Nach unserer Ueberzeugung ist von all den bedeutenden Gelehrten, die sich an diese Aufgabe gewagt, keiner dem Ziele so nahe gekommen wie Prof. Keim. Jede unbefangene Kritik wird der Gewissenhaftigkeit, der eminenten Gelehrsamkeit, der historischen Combinationsgabe und dem religiösen Feinsinn desselben hohe Achtung bezeugen. Verfasser beherrscht die ganze riesengrosse Literatur, die irgendwie mit dem Leben Jesu in Berührung steht, und er setzt den Leser fortgehend auch von den neuesten gegnerischen Ansichten in Kenntniss. Wer daher eine kurze, klare Orientirung wünscht über den gegenwärtigen Stand der theologischen Wissenschaft in dieser Centralfrage, der möge Keim's Buch zur Hand nehmen.

Der Geschichtschreiber kann keine mathematische Gewissheit bieten, sondern nur eine mehr oder weniger grosse Wahrscheinlichkeit. Es soll daher nicht überraschen, wenn extreme Zweifler schon die Existenz Jesu überhaupt bestritten, und wenn über jeden Punkt seines Lebens und Wirkens sich sehr verschiedene Ansichten gebildet haben. Mehr als irgend anderswo haben hier praktische Tendenzen das Auge der Forsche: getrübt, so dass man bewusst oder unbewusst durch die Untersuchung nur Bestätigung eines Resultates suchte, das zum Vor

aus schon fertig war. Um so angenehmer berührte die wissenschaftliche Unbefangenheit unsers Verfassers, indem sie die Ueberzeugung kräftigt, dass es möglich ist, auch mit den scheinbar so dürftigen Hülfsmitteln ein psychologisch verständliches, deutlich umschriebenes und in allen Grundzügen gewisses Bild vom Leben Jesu zu entwerfen. Nicht zwar, dass wir in Allem dem Verfasser beipflichten könnten. Ihm erscheint Manches gewiss, was uns mehr als eine Möglichkeit neben andern vorkömmt. Hat Renan die Ausdrücke „vielleicht, möglich, wie man sagt, wahrscheinlich" im Uebermaass bei seinem Leben Jesu angewandt, so Keim zu wenig. Diess gilt namentlich seiner Darstellung der Matthäus- und Markushypothese, sowie seiner chronologischen Anordnung der Reden und Thaten Jesu. Auch scheint uns sehr fraglich, ob Jesus noch in seinem letzten Lebensjahre eine innere Entwicklung in dem Maasse durchgemacht, wie es der Verfasser annimmt. Dieses Bedingtsein des Vertrauens und Glaubens durch äussere Erfolge oder Nichterfolge will nicht immer zu dem einzigartigen Selbstbewusstsein Jesu stimmen. Einzelne solcher Dissonanzen in dem vorliegenden Werke sind übrigens theilweise mehr nur auf Rechnung des blühenden rhetorischen Styles zu setzen. Die Grundanschauung des Verfassers ist durchaus einheitlich. Sein geistvolles Werk steht im Dienste freier und pietätsvoller Wissenschaft. K. F. Die Predigt in der Gegenwart. Vortrag von O. Berchtold, Pfarrer in Schöfflisdorf. Zürich, Cäsar Schmidt. 1875. 41 Stn. 80 Cl.

Der Verfasser, dessen praktischer Blick in das, was dem geistlichen Christe in der Gegenwart noth ist, sich schon in andern Schriften bewährt hat, gibt auch in dieser neuesten Arbeit den Predigern manchen trefflichen Wink. Frei von allen Vorurtheilen und aller Ueberlieferung, freimüthig gegen alle Einseitigkeiten sich aussprechend, legt er dar, wie beschaffen die Predigt der Gegenwart sein müsse, um ihre grosse Aufgabe zu erfüllen. Mit Recht schiebt er die Hauptschuld der leeren Kirchen nicht der Predigt und den Predigern an sich zu, sondern den total veränderten Bildungsverhältnissen und der Thatsache, dass wir im religiösen Leben in einer Uebergangsperiode stehen, wo die alten Formen nicht mehr genügen und die neuen noch nicht gefunden sind. Aber desswegen mögen die Geistlichen den Muth nicht verlieren. Sie mögen und sollen nur mit der Predigt dem Menschen hineinleuchten und ihn hineinstellen in den göttlich geordneten Zusammenhang des Weltganzen, aber darüber die Hauptsache nicht vergessen, die Seele des Hörers in einen Rapport wirklich kindlich herzlicher Gemeinschaft zu versetzen mit ihrem Gott und Vater. (pag. 18.) Die Prediger sollen den Gemeinden bieten die reine Religion selbst," nicht eine so oder so dogmatisch bearbeitete. Sie sollen so recht voll aus dem Leben schöpfen, um so wieder auf das Leben wirken zu können, und der anziehenden, aber nicht prunkenden Form sich befleissen.

Wir können alle die guten Rathschläge nicht weiter berühren. Die frisch geschriebene, angenehm sich lesende Arbeit, auch denkenden Laien zu empfehlen, möge die wohlverdiente Beachtung und Beherzigung finden.

H.

Das Christenthum und seine Mission im Lichte der Wellgeschichte. Von Const. Friedrich Langhans, Pfarrer und Prof. in Bern. Zürich, Cäsar Schmidt 1875. 10 Fr.

Ein sehr bedeutsames Werk! Nachdem der Verfasser in seinen frühern Schriften über die Mission mit rücksichtsloser Schärfe alle Schäden und Gebrechen derselben, die Verkehrtheit der Art, wie sie betrieben wird, aufgedeckt und so mehr die Aufgabe der Negation erfüllt hatte, geht er in dem neuen Buche zur Position über und unternimmt es, von durchaus freisinnigem und selbständigem Standpunkte aus mit allen Waffen der Gelehrsamkeit und schöner Darstellung, wo es der Stoff gestattete, den Beweis zu liefern, dass das unverfälschte Christenthum, d. h. die Religion Jesu wie keine andere das Recht und die Kraft habe, Weltreligion zu werden. Es ist ein höchst interessanter und lehrreicher Gang durch die Religionsgeschichte von den ältesten Zeiten und Völkern an bis auf die Gegenwart, welchen der Verfasser unternimmt zur

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Zürcher Bauer.") Zürich, Druck von J. Herzog. 1875. 46 S. gr. 8.

Der Verfasser erörtert in dieser Schrift die allgemeinen Verhältnisse der Privatforstwirthschaft im Kanton Zürich, die mit etwa 72,000 Jucharten (von ca. 145,000 Juch. Total) eine wichtige Stelle einnimmt, aber die Anforderungen eines rationellen Betriebes noch viel zu wenig beachtet und eines mächtigen Anstosses zu bedürfen scheint, um in eine bessere Entwicklung einzulenken. Es wird hier gemeinfasslich und überzeugend erwiesen, wie viel reellster Nutzen dem Kanton in Folge mangelhafter Wirthschaft alljährlich entgeht; es werden dann aber auch die Wege beschrieben, die man einzuschlagen hat, um den Ertrag nachhaltig zu mebren. Die hervortretenden Sätze, fünf an der Zabl, sind trefflich begründet und der Gegenstand überhaupt so lichtvoll und lehrreich behandelt, dass es als ein schlechtes Zeugniss für die Intelligenz unserer Landwirthe zu betrachten wäre, wenn diese Arbeit nicht den gewünschten Erfolg haben sollte. Es darf übrigens ausdrücklich gesagt werden, dass der wesentlichste Theil des Inhaltes auch für andere Gebiete beachtenswerth und anwendbar bleibt, weil er auf der Natur der Forstwirthschaft beruht und eine Frucht der Erfahrung ist. St. Walther Munzinger, ein Lebensbild von Peter Dielschi und Leo Weber. Ollen 1874. Buchdruckerei des Volksfreundes.

Mit der warmen Begeisterung innigster Freundes

liebe haben zwei Freunde das Bild dieses hervorragenden schweizerischen Patrioten gezeichnet, der mit seltener Kraft am Wohl unseres nationalen Lebens gearbeitet hat. Als Gründer und Leiter von Gesangvereinen und Vorstand der Berner Museumsgesellschaft war Walther Munzinger Anreger und Begründer eines höheren musikalischen und geistigen Lebens in der Bundeshauptstadt, als Redner an eidgenössischen Sängerfesten und in kirchenpolitischen Versammlungen Pionier der nationalen Gesinnung, des patriotischen Hochgefühles, Vorkämpfer gegen den Ultramontanismus, als Professor und Rector der Universität hat er mit Erfolg die Jugend gefesselt und elektrisirt, als Mitglied der Bundesversammlung und Rechtsconsulent in bundesgesetzlichen Fragen ist er Hauptmitarbeiter am Werke der Bundesrevision und Urheber einiger Bestimmungen der neuen Bundesverfassung. Mit wahrem Genuss wird man die vielen goldenen Worte lesen, die Munzinger in Reden und Schriften aussprach über Freiheit und Vaterland, über Bildung und Musik, über Kirche und Staat und über die Stellung und Aufgabe des schweizerischen Staates, die in dem Buche niedergelegt sind. Wir heben

von denselben nur Eines als besonders bedeutsam

und beherzigenswerth für unsere Tage hervor (S. 157): „die erweiterten Volksrechte bedeuten durchaus nicht, dass eine Regierung immer nur so handeln muss, dass sie von der Mehrheit des Volkes gedeckt wird; die Führer des Volkes müssen im Gegentheil fest vorausgehen, wohin sie ihre innere Ueberzeugung führt.“ Wie vielseitig auch die Stellung und Wirksamkeit Munzingers war, so blieb er doch in allen Beziehungen der Gleiche der Grundzug, gleichsam der Schlüssel, seines Wesens war und blieb eine gefühlvoll-idealistische Sinnesweise, die sich nicht nur in seinem Familienleben und in seinem Umgang aussprach, sondern selbst in seinen juristischen, kirchlichen und politischen Ansichten sich ausprägt. Gerade dieser Grundzug seines Wesens ist in dem Buche eingehend behandelt und treffend dargestellt als Erbstück der Familie, die seit fast hundert Jahren eine Reihe für Volksrechte, Kunst und Wissenschaft begeisterter Charaktere aufzuweisen hat; wir erinnern hier nur an zwei bekanntere derselben: an Walthers Vater, den jedem Schweizer unvergesslichen Regenerationsmann Joseph Munzinger und Walthers Bruder, den Afrikareisenden Werner. Dagegen hätten wir gewünscht, dass der Stoff energischer verarbeitet und einheitlicher gestaltet worden wäre; wer tiefer eindringen will, muss sich das Gleichartige etwas mühsam aus verschiedenen Partieen zusammenlesen. Indessen wird dieser Mangel nicht viele Leser geniren, und wenn die Kenntniss vom Leben, Fühten und Denken edler Patrioten vaterländische Gefühle und ideale Gesinnungen stärkt und eine Quelle nationaler Bildung ist, so darf die Lectüre dieses Buches jedem Schweizer angelegentlich empfohlen werden. C. D.

Der Hausfreund. Schweizerblätter zur Unterhallung und Belehrung für das Volk. Herausgegeben von einer Anzahl schweiz. Schriftsteller. Driller Jahrg. 4. Bern, Expedition.

Fr. 4.

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Regulativ fürṛden Platzarztdienst.

Diess, zwölf SS fassende Regulativ, wurde vom eidgen. Militärdepartement unter dem 2. März 1875 veröffentlicht. Die Zeit wird lehren, ob diese Neuerung sich auch praktisch erweist. O. v. W.

Zeitschriften dieser Art sind schon viele versucht worden, manche nach kürzerer oder längerer Dauer untergegangen; einige fristen mit verschiedenem Werth und Erfolg ihr Dasein, am ehesten noch als Beilage zu politischen Blättern. Die Mängel, die allen diesen Unternehmungen anhaften, wurzeln in der Natur derselben. Wenn es sich darum handelt, um möglichst niedrigen Preis dem Volke periodischen Lesestoff zu bieten, so lässt sich zum Voraus abnehmen, von welcher Beschaffenheit der Die Grundsätze der Industrie-Verwallung. Ein selbe sein kann und muss. Originalarbeiten bedeu- praktischer Leitfaden von J. J. Bourcart, tender Schriftsteller lassen sich zu solcher Wirth- Zürich, Verlag von Orell Füssli & Co. 1874. schaft nicht herbei und man muss froh sein, wenn der Lesestoff nur nicht geradezu werthlos oder hat den sehr richtigen Grundsatz Der grosse deutsche Nationalökonom v. Hermann schädlich ausfällt. Im vorliegenden Falle dürfen dass alle Technik, die für die Bedürf aufgestellt: wir sagen, dass das, was dieser Hausfreund" an Umfang und Gehalt seinen Lesern bietet, den jähr-geordnet sei. Die Techniker und sog. Praknisse arbeitet, der Wirthschaft unterlichen Preis von 4 Fr. wohl werth ist; aber damit tiker sind aber noch weit entfernt, diess anzuersoll freilich nicht gesagt sein, dass es überhaupt kennen und die Organisation der technischen Hochgut sei, um solchen Preis Volkslitteratur zu liefern; schulen bestärkt sie darin, weil man die Wirthes handelt sich dabei um eine Frage, die weder schaftswissenschaften auf denselben noch keinesvon buchhändlerischem noch ästhetischem wegs als ebenbürtig mit den mathematischen und Standpunkt aus entschieden werden kann und die technischen Disciplinen behandelt, obwohl es auf wir hier nicht zu besprechen haben. Die Anlage der Hand liegt, dass nicht das Produciren in sich, des Hausfreundes" entspricht im Ganzen derjenigen sondern nur das rationelle Produciren oder nur aller ähnlichen und auch grösserer Zeitschriften: der Ertrag der Arbeit, sobald man für die Bean der Spitze stehen Erzählungen, die den Titel dürfnisse und für sein Fortkommen arbeitet, nicht Novellen" im strengeren Sinne dieses Wortes bloss die Kunst der Arbeit schliesslich entscheidet. selten verdienen; einen zweiten Hauptbestandtheil Alle Geschäftsmänner und Industrielle und Landbilden Aufsätze aus den Gebieten der Naturkunde, wirthe müssen daher nicht bloss die Kräfte und Geographie oder Geschichte; eingestreut sind einzelne Gesetze der Natur, sondern auch die im Wesen Gedichte und den Schluss bildet ein Allerlei von des Menschen begründeten Wirthschaftsgesetze, Anekdoten und Mittheilungen, die sich abermals nicht bloss die mechanischen, sondern ebenso zwischen Unterhaltung und Belehrung theilen. Diese Composition ist im Ganzen gewiss ngemessen und die Frage ist eben nur, ob der Rahmen auch durch wirklichen Gehalt ausgefüllt werde. Wir wollen der Redaktion zutrauen, dass sie sich redliche Mühe gebe, unreife Mitarbeiter abzuhalten oder zu besserer Production anzuleiten; aber diese Aufgabe

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das Allerlei" zusammengesucht werde, wollen wir nicht erforschen; die Auswahl lässt auch hier zu wünschen übrig, da manches Fade mit unterläuft. Im Ganzen ist der belehrende Theil besser als der unterhaltende, ein Verhältniss, das zunächst auffallen mag, sich aber einfach daraus erklärt, dass es heutzutage leichter ist, Kenntnisse zu erwerben und mitzutheilen, als im Reich der Phantasie schöpferisch

zu sein.

L. T.

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Der, auch für den Laien, sehr interessante Bericht des Oberfeldarztes, umfasst sieben Stücke oder Kapitel und vier Tabellen. Das erste Stück leitet gewisser Maassen geschichtlich und fachlich das Thema ein; das zweite handelt in wenigen Zeilen vom Personal; desgleichen das dritte vom Material; das vierte, natürlich ausführlicher, vom Unterricht des Sanitätspersonals; das fünfte, verhältnissmässig eben so ausführlich, beschlägt Hygiene und Prophylaxis; das sechste und ganz sachgemäss längste, bespricht die Krankenpflege und endlich das siebente und letzte Stück giebt Ausweis in übersichtlicher Kürze über Pensionen und Entschädigungen. In musterhaft kernigem Style legt der eidgen. Oberst Dr. Schnyder nicht nur unmittelbar den höchsten Bundesbehörden, sondern mittelbar auch seinen Mitbürgern Bericht über seinen und der von ihm geleiteten Personal geleistete Thätigkeit ab; ruhig kann er die öffentliche Meinung nun sich aussprechen lassen. O. v. W.

Instruction über die Untersuchung und Ausmusterung der Militärpflichtigen. (Vom Bundesrath genehmigt den 24. Febr. 1875.)

Wer sich noch der früheren, diess schwierige Geschäft betreffenden Instruction zu erinnern weiss, der wird auf den ersten Blick den erfreulichen Fortschritt würdigen, der auch in diesem wichtigen Zweige von der eidgenössischen Militärbehörde die gesetzliche Weihe erhalten hat. Es ist, so zu sagen,

auch die wirthschaftlichen Phänomene bei

ihrem Betrieb benutzen. Die Grundwissenschaft

dafür ist die allgemeine Wirthschaftslehre oder Nationalökonomie. Auf dieser Grundlage hat sich in neuester Zeit eine neue Disciplin aufgebaut, die sog. Gewerkslehre, wie sie Prof. Emminghaus nennt, oder die Lehre vom Industriebetrieb, wie sie Prof. Haushofer bezeichnet, oder die

Industrie-Verwaltung, wie sie J. J. Bourcart nennt. Was die an landwirthschaftlichen Schulen schon seit Jahrzehnten vorgetragene landwirthschaftliche Betriebslehre für die Landwirthe ist, das muss die Industrie-Verwaltung für alle Industrielle werden, die Wissenschaft von der planvollen Leitung und geschickten Verwerthung von Arbeits- und Kapital

kräften im Dienste der Industrie. Herr

Bourcart hat in seinem Buche über die Grundsätze der Industrie-Verwaltung höchst werthvolle Beiträge zum Aufbau dieser neuen Disciplin geliefert. Es spricht in dem Buche ein erfahrener Praktiker, welcher selbst verschiedene Fabriken verwaltet und in den Werkstätten der Industrie auch technisch

gearbeitet hat, zugleich aber mit tüchtiger volkswirthschaftlicher Bildung versehen ist, um überall angeben zu können, wie das wirthschaftliche Element mit dem technischen Betriebe Hand in Hand gehen muss. Wir empfehlen das Buch allen denjenigen, welche in der Industrie nicht bloss technisch, sondern auch wirthschaftlich vorwärts kommen wollen.

V. B.

Die Natur heill. Oder: Guler Rath für Gesunde und Kranke. Ein Beitrag zum Verständniss der Naturheilkunde, des Vegetarianismus und der sozialen Frage, allgemein verständlich be arbeitet von Gottfried Schuster, Arzt in Zürich. Zweile, umgearbeitete und vermehrte Auflage. St. Gallen. 1875. Verlag von Allwegg-Weber zur Treuburg. 22 Bogen 8.

Diese Schrift führt zum Motto: „Die Hebung und Förderung der Gesundheitspflege ist nur möglich, wenn das ganze Volk hierbei mitdenkt, mitstrebt und mitarbeitet." Ihr Verfasser zählt sich zu den Naturärzten“ und möchte durch dieselbe in gedrängter Kürze ein Verständniss der ganzen Naturheilkunde geben. Er will zeigen, was der Gesundheit förderlich und was ihr schädlich ist und wie man Krankheiten auf naturgemässe Weise zur Heilung überführen kann. Wer naturgetreu (wohl besser natur gemäss) lebt, trägt als Lohn körperliche und geistige Gesundheit, Kraft, Leistungsfähig

keit und Lebensmuth davon." Das Inhaltsverzeichniss | Behandlung und Besprechung geben. Freilich weist 28 Abschnitte auf, unter welchen der werden in diesen Kapiteln mitunter Verhältnisse „Nahrungsdiätetik und Vegetarianismus“ und der und Zustände besprochen und erörtert, um deren "Anwendung des Wassers, der Temperaturreize, Verständniss besonders unsere ziemlich zerfahrene Wärme und Kälte am ausführlichsten behandelt und wählerische städtische Jugend sich nicht sehr sind. Der Verfasser ist ein ausgesprochener „Ve- interessiren dürfte; aber hier wird das lebendige getarianer" und sagt, es gebe nur wenige Men- Wort des Lehrers, die freie gegenseitige Bespreschen, welche durch ein Zurückgehen zu einfacher, chung oder auch etwa ein Lesebuch, welches den reizloser Nahrung sich nicht ihre Gesundheit ver- betreffenden Lehrstoff ausführlicher und konkreter bessern könnten. Selbstverständlich wird der An- erzählt oder schildert, als es ein kurzgefasstes Lehrwendung des Wassers (es werden neunerlei Formen mittel kann, bei dem Schüler das wünschbare Inbehandelt) eminente Wichtigkeit beigemessen und leresse an der Sache erwecken können. Zudem wir erfahren aus dem Schlusse des Buches, dass ist es auch gar nicht nöthig, dass ein und derselbe Herr Schuster in nächster Zeit die ärztliche Leitung Gegenstand, eine und dieselbe Zeitschilderung, der Kuranstalt Nidelbad" bei Zürich übernehmen welche vielleicht die Zustände mehrerer Jahrhunwird. Es ist keine Frage, dass das Buch über derte in einen Rahmen zusammenfasst, wie z. B. angemessene Lebensweise, Verhütung von Krank- die Schilderung der Feudalzeit, unmittelbar nach heiten und Behandlung mancher leichterer Krank- einander zur Behandlung kommen müsse; es mag beiten u. A. m. ganz verständige Winke und Rath- der Einsicht des Lehrers überlassen werden, wie schläge gibt; auch ist die Sprache klar und ge- er solche schwierige, dem Schüler etwas trocken meinfasslich; Männer vom Fach jedoch werden in erscheinende Partien durch öftere Vorführung und manchen mitunter sehr wichtigen Punkten kaum Erläuterung zum Abschluss bringen will. Solche mit dem Verfasser einig gehen. Immerhin wird das Schilderungen wechseln übrigens immer ab Büchlein, wenn es mit richtigem Verständniss ge- mit leichter fasslichen, den Schüler mehr packenden lesen wird, Manches zur Befolgung einer natur-Erzählungen, und in dieser Hinsicht war es gemässen Lebensweise beitragen können, und so- ein glücklicher Gedanke des Verfassers, dass er so weit können wir dem Schriftchen nur einen zahl- zu sagen aus der Geschichte jedes Kantons einzelne Leichen, aber verständigen Leserkreis wünschen. besonders hervorragende Partien einlässlich erzählt, Wer aber mit dem Organismus des menschlichen denn dadurch wird die Einführung des Lehrmittels Körpers gar nicht vertraut ist, wird besser thun, in allen Gauen der Eidgenossenschaft ermöglicht. sich in Krankheitsfällen vom kundigen Arzt und Es braucht nicht erst gesagt zu werden, dass der nicht von einem Buche behandeln zu lassen. dargebotene Stoff überall auf den neuesten Forschungen beruht und dass der Verfasser denselben Kleine Schweizergeschichte für Mittelschulen, von durchweg objektiv behandelt hat und sich eigener Dr. Joh. Strickler, Staatsarchivar des Kantons Urtheile mit Absicht enthält; die Lernenden sollen Zürich. In 2 Theilen. Erster Theil: Bis zur durch das sorgfältige Studium der historischen ThatReformation. 8. Zürich, Druck und Verlag sachen zu selbständiger Auffassung derselben gebracht von Orell Füssli u. Comp. 1875. werden. Wir haben in gedrängten Zügen ausZweiter Theil erscheint nächsten Herbst, jeder schliesslich vom pädagogischen Standpunkte die Theil ist auch einzeln zu haben. wesentlichen Vorzüge dieses Geschichtslehrmittels hervorzuheben gesucht und wünschen diesem ersten Theile aufrichtig den besten Erfolg. Möge namentlich die schweizerische Lehrerschaft dieser ausgezeichneten Leistung ihres geschichtskundigen Kollegen die verdiente Beachtung zuwenden und jeder Lehrer an seinem Orte sich bemühen, den Unterricht in der vaterländischen Geschichte im Sinn und Geist des streng unparteiischen Verfassers zu ertheilen!

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Ist das vom gleichen Verfasser ausgearbeitete Lehrbuch der Schweizergeschichte" für höhere Schulen berechnet, so hat derselbe die vorliegende kleine Schweizergeschichte" für Mittelschulen (Sekundar-, Bezirksschulen etc.) bestimmt. Wurde zwar bei Ausarbeitung dieses Lehrmittels das „Lehrbuch“ allerdings zu Grunde gelegt, so hat es doch nicht die Meinung, dass, wie es etwa vorkommen mag, ohne besondere Mühe und Arbeit aus einem grösseren Buch noch ein kleineres zu Tage gefördert worden sei. Der aufmerksame Leser erkennt bald, dass er hier ein, wenn auch gleichen Zwecken dienendes, so doch wieder völlig selbständiges Buch vor sich hat, das aber einem andern Leserkreis resp. einem jüngern Alter genügen soll. Angehende Jünglinge von 14 bis 16 Jahren sollen durch den Gebrauch dieses Lehrmittels zur Erkenntniss gebracht werden, wie in ihrem Vaterlande „die Dinge im Laufe der Zeiten geworden sind; aus der an ihrem Geiste vorüberziehenden Vergangen heit mit ihren Freuden und Leiden, Tugenden und Lastern sollen sie die aus ihr herausgewachsene Gegenwart verstehen lernen. Dieses Buch soll vor Allem aus ein Schulbuch sein, und was auf den ersten Blick zu seinen Gunsten einnimmt, ist die Wahrnehmung, dass sein Verfasser, früher selbst Lehrer der Schweizergeschichte und ein Mann, der von der Pike auf gedient hat, den Vorschriften einer mustergültigen Methode überall treu geblieben ist. So empfiehlt sich sein Büchlein schon zum Voraus durch seine Handlichkeit, wodurch es praktisch brauchbar wird: es ist ein Büchlein von 9 Bogen, worin uns die Schweizergeschichte bis zur Reformation vorgeführt wird. Schon das mit grosser Sorgfalt ausgearbeitete Inhaltsverzeichniss, vorin jedes der 40 „Kapitel" nach seinem wesentichen Inhalt skizzirt ist, so dass dasselbe bei Reetitionen treffliche Dienste leisten wird, sowie die pezielle Bezeichnung der Abschnitte (Unterabtheiangen) in jedem „Kapitel" durch Ziffern, verräth en praktischen Schulmann. Und was im Weitern as Büchlein zu einem wirklichen Schulbuche empelt, das ist die äusserst sorgfältige Auswahl nd die übersichtliche Gliederung des Stoffes, veranden mit einer einfachen, klaren und frischen arstellung. Hiemit soll nicht gesagt sein, dass ehrern und Schülern strenge Geistesarbeit erspart ei; es werden namentlich diejenigen Kapitel, esche politische, soziale oder kirchliche Zustände A. m. ausführlich schildern, Gelegenheit zu öfterer

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Es ist ein ermuthigendes Zeichen, wie sehr auch noch in weitern Kreisen die Freude an einer ernsten, gedankenschweren Lecture vorhanden ist, dass dieses Buch schon nach zwei Jahren eine neue Auflage erlebt hat. Gewiss bildet die Darstellung des Lebens Jesu wie die würdigste so auch die schwierigste Aufgabe der Geschichtschreibung. Nach unserer Ueberzeugung ist von all den bedeutenden Gelehrten, die sich an diese Aufgabe gewagt, keiner dem Ziele so nahe gekommen wie Prof. Keim. Jede unbefangene Kritik wird der Gewissenhaftigkeit, der eminenten Gelehrsamkeit, der historischen Combinationsgabe und dem religiösen Feinsinn desselben hohe Achtung bezeugen. Verfasser beherrscht die ganze riesengrosse Literatur, die irgendwie mit dem Leben Jesu in Berührung steht, und er setzt den Leser fortgehend auch von den neuesten gegnerischen Ansichten in Kenntniss. Wer daher eine kurze, klare Orientirung wünscht über den gegenwärtigen Stand der theologischen Wissenschaft in dieser Centralfrage, der möge Keim's Buch zur Hand nehmen.

Der Geschichtschreiber kann keine mathematische Gewissheit bieten, sondern nur eine mehr oder weniger grosse Wahrscheinlichkeit. Es soll daher nicht überraschen, wenn extreme Zweifler schon die Existenz Jesu überhaupt bestritten, und wenn über jeden Punkt seines Lebens und Wirkens sich sehr verschiedene Ansichten gebildet haben. Mehr als irgend anderswo haben hier praktische Tendenzen das Auge der Forsche: getrübt, so dass man bewusst oder unbewusst durch die Untersuchung nur Bestätigung eines Resultates suchte, das zum Vor

aus schon fertig war. Um so angenehmer berührte die wissenschaftliche Unbefangenheit unsers Verfassers, indem sie die Ueberzeugung kräftigt, dass es möglich ist, auch mit den scheinbar so dürftigen Hülfsmitteln ein psychologisch verständliches, deutlich umschriebenes und in allen Grundzügen gewisses Bild vom Leben Jesu zu entwerfen. Nicht zwar, dass wir in Allem dem Verfasser beipflichten könnten. Ihm erscheint Manches gewiss, was uns mehr als eine Möglichkeit neben andern vorkommt. Hat Renan die Ausdrücke „vielleicht, möglich, wie man sagt, wahrscheinlich“ im Uebermaass bei seinem Leben Jesu angewandt, so Keim zu wenig. Diess gilt namentlich seiner Darstellung der Matthäus- und Markushypothese, sowie seiner chronologischen Anordnung der Reden und Thaten Jesu. Auch scheint uns sehr fraglich, ob Jesus noch in seinem letzten Lebensjahre eine innere Entwicklung in dem Maasse durchgemacht, wie es der Verfasser annimmt. Dieses Bedingtsein des Vertrauens und Glaubens durch äussere Erfolge oder Nichterfolge will nicht immer zu dem einzigartigen Selbstbewusstsein Jesu stimmen. Einzelne solcher Dissonanzen in dem vorliegenden Werke sind übrigens theilweise mehr nur auf Rechnung des blühenden rhetorischen Styles zu setzen. Die Grundanschauung des Verfassers ist durchaus einbeitlich. Sein geistvolles Werk steht im Dienste freier und pietätsvoller Wissenschaft. K. F.

Die Predigt in der Gegenwart. Vortrag von 0. Berchtold, Pfarrer in Schöfflisdorf. Zürich, Cäsar Schmidt. 1875. 41 Stn. 80 Ct.

Der Verfasser, dessen praktischer Blick in das, was dem geistlichen Christe in der Gegenwart noth ist, sich schon in andern Schriften bewährt hat, gibt auch in dieser neuesten Arbeit den Predigern manchen trefflichen Wink. Frei von allen Vorurtheilen und aller Ueberlieferung, freimüthig gegen alle Einseitigkeiten sich aussprechend, legt er dar, wie beschaffen die Predigt der Gegenwart sein müsse, um ihre grosse Aufgabe zu erfüllen. Mit Recht schiebt er die Hauptschuld der leeren Kirchen nicht der Predigt und den Predigern an sich zu, sondern den total veränderten Bildungsverhältnissen und der Thatsache, dass wir im religiösen Leben in einer Uebergangsperiode stehen, wo die alten Formen nicht mehr genügen und die neuen noch nicht gefunden sind. Aber desswegen mögen die Geistlichen den Muth nicht verlieren. Sie mögen und sollen nur mit der Predigt dem Menschen hineinleuchten und ihn hineinstellen in den göttlich geordneten Zusammenhang des Weltganzen, aber darüber die Hauptsache nicht vergessen, die Seele des Hörers in einen Rapport wirklich kindlich herzlicher Gemeinschaft zu versetzen mit ihrem Gott und Vater. (pag. 18.) Die Prediger sollen den Gemeinden bieten die reine Religion selbst," nicht eine so oder so dogmatisch bearbeitete. Sie sollen so recht voll aus dem Leben schöpfen, um so wieder auf das Leben wirken zu können, und der anziehenden, aber nicht pronkenden Form sich befleissen.

Wir können alle die guten Rathschläge nicht weiter berühren. Die frisch geschriebene, angenehm sich lesende Arbeit, auch denkenden Laien zu empfehlen, möge die wohlverdiente Beachtung und Beherzigung finden. H.

Das Christenthum und seine Mission im Lichte
Von
der Wellgeschichte.
Const. Friedrich
Langhans, Pfarrer und Prof. in Bern. Zürich,
Cäsar Schmidt 1875. 10 Fr.

Ein sehr bedeutsames Werk! Nachdem der Verfasser in seinen frübern Schriften über die Mission mit rücksichtsloser Schärfe alle Schäden und Gebrechen derselben, die Verkehrtheit der Art, wie sie betrieben wird, aufgedeckt und so mehr die Aufgabe der Negation erfüllt hatte, geht er in dem neuen Buche zur Position über und unternimmt es, von durchaus freisinnigem und selbständigem Standpunkte aus mit allen Waffen der Gelehrsamkeit und schöner Darstellung, wo es der Stoff gestattete, den Beweis zu liefern, dass das unverfälschte Christenthum, d. h. die Religion Jesu wie keine andere das Recht und die Kraft habe, Weltreligion zu werden. Es ist ein höchst interessanter und lehrreicher Gang durch die Religionsgeschichte von den ältesten Zeiten und Völkern an bis auf die Gegenwart, welchen der Verfasser unternimmt zur

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Ausgehend von der Darstellung des versöhnungslosen Dualismus, in welchem alles Denken und Glauben der Zeitgenossen Jesu befangen war, und der im sittlichen Leben den ausgeprägtesten Subjectivismus und finstere Weltverachtung in Askese erzeugt hatte; geht Langhans über zur Untersuchung der Weltanschauung Jesu und seiner Jünger nach den neutestamentlichen Schriften, und weist nach, wie dieselbe, diejenige der ganzen damaligen Zeit noch in ihren Gegensätzen verschärfend, doch das Moment der Ueberwindung und Ausfüllung der Kluft in sich schloss in der Predigt vom gegenwärtigen Gottesreiche des immanenten Gottes. „Das Leben im Tode, die Seligkeit mitten im Schmerze diese Losung, welche so ergreifend durch das ganze Lebensbild des evangelischen Christus geht, hat ihre tiefste Wurzel in dessen Kreuzestode" (pag. 46.) Wie ist nun dieses Leben, dieser Tod Jesu und die daran sich knüpfende religiöse Bewegung zu verstehen? Bei der Beantwortung dieser Fragen geht Langhans so ziemlich mit allen Hypothesen der verschiedenen theologischen Parteien in's Gericht, und ruft besonders die paulinische Auffassung und Lehre vom Kreuze zu Hülfe, um klar zu machen, dass es die ganz einzigartige Persönlichkeit Jesu gewesen, welche durch den heiligen Ernst, mit welchem sie das an sich nicht neue aber unendlich vertiefte Gebot der Liebe im Leben und Sterben erfüllte, einen unauslöschlichen und zum Höchsten begeisternden Eindruck auf die Jünger hervorgerufen, also nicht etwa nur schwärmerische Hoffnungen und Erwartungen des wiederkommenden Christus. Von diesem Gesichtspunkte aus sucht der Verfasser auch den Auferstehungsglauben der Jünger Jesu zu vertiefen und kämpft er gegen die äusserlichen Messiaserwartungen, in welchen nach vielen Jesus selbst befangen gewesen sein soll, sowie gegen die Visionshypothese an; doch bezeichnet er letztere als durchaus noch nicht wissenschaftlich überwunden, vielmehr möge die Frage nach ihrer Richtigkeit immer noch ernstlicher erörtert werden. (Vgl. Beilage VI, pag. 54 bis 63.) Unter den Beilagen zu diesem Kapitel, die alle von hohem Interesse sind und neue Gesichtspunkte eröffnen, möchte diejenige über das letzte Wort Jesu (V) besondere Aufmerksamkeit

erregen.

Dem Nachweise, wie im absoluten Princip der Liebe gemäss der Auffassung und Berührung desselben durch Jesus „die neue Weltanschauung der Versöhnung als versöhntes Gottesbewusstsein, als versöhntes Selbstbewusstsein und als versöhntes Weltbewusstsein" zur Darstellung gekommen, folgt nun die Ausführung, wie damit zur Erfüllung gekommen sei, was alle bisherigen Religionen dem Keime nach in sich getragen, alle zu erreichen gesucht, aber nie erreicht hatten. Vom Begriffe der Religion aus, als der „Erhebung des Menschen als endlichen Geistes aus der organen endlichen Naturbedingtheit zur Freiheit über sie in einer unendlichen Abhängigkeit“ (nach Biedermann) fragt der Verfasser die Geschichte der Religionen aller Kultur

völker, wie weit diese Religionen obigem Begriffe entsprochen haben und wird dadurch wieder auf eine Reihe oft detaillirter Untersuchungen über den Ursitz aller Kulturreligion, die ältesten Götternamen, ihre Wandelungen, die Gliederungen des Unendlichen in einzelne Personifikationen, die Entwicklung des Dualismus u. s. w. geführt, wobei eben dem Leser eine gelehrte Wanderung durch alle alten Kulturgebiete von China über Indien, Westasien, Nordafrika bis nach Peru und Mexiko nicht erspart werden kann. In diesem Theile des Buches liegt eine Fülle sprachgelehrten Wissens aufgespeichert, aber nicht etwa in chaotischem Gemisch, sondern beherrscht von der einen Absicht, zu zeigen, wie nahe sich die verschiedenen Völker und Racen in ibren religiösen Grundanschauungen berührten. Dass bei dieser Untersuchung auch der enge Zusammenhang des in mancher Beziehung freilich wieder einzigartigen Volkes Israel mit den Nachbarvölkern klar zum Vorschein kommen musste, liegt auf der Hand. Sehr schön ist die Darstellung der Bedeutung des Moses und des Prophetismus, sowie der Einwirkung des Parsismus auf das spätere Judenthum. Aus der Schilderung der Stellung Jesu

|

zu den Resultaten der religiösen Entwicklung der Völker der alten Welt spricht nicht nur der Scharfblick, sondern auch das warmreligiöse Herz des Verfassers. Mit sicherem Schritte durchwandert er sodann die Zeiten der Kämpfe und Stürme, der Verderboiss und Verfälschung des christlichen Principes bis in die Gegenwart hinein. Den reichen Inhalt dieses Abschnittes gestattet uns der Raum dieser Anzeige nur anzudeuten. Der Verfasser verstand es hier alle die verschiedenen theolo ischen Richtungen mit objectiver Ruhe zu zeichnen. Den Schluss bildet die Mahnung, der welthistorischen Mission des Christenthums alle Kräfte zu widinen, durch die Predigt desselben als Religion der Liebe und Erfüllung, wobei freilich ganz andere Wege und Mittel gebraucht werden müssen, als es bislang von der äussern und innern Mission geschehen. Die zweite Hälfte des Buches soll darüber später ausführlicher handeln.

Es ist natürlich, dass bei der Reichhaltigkeit des Stoffes das sehr bedeutsame Werk um seiner Originalität willen mancher Kritiker Widerspruch wachrufen wird; denn nicht alle Ergebnisse der Langhans'schen Untersuchungen machen den Eindruck der Unanfechtbarkeit. Besonders scheint dem Referenten die Stellung der Jünger zur Lehre und dem Tode Jesu etwas zu ideal aufgefasst zu sein. Doch es ziemt sich nicht, Aus: tellungen an einem so reichen auf tiefgreifendsten Studien beruhenden Werke mit ein paar Worten abzuthun, Darum sollen auch hier keine weitern Ausstellungen gemacht werden. Dem Verfasser den aufrichtigsten Dank, dass er der Religion Jesu so begeistert und muthig als der Weltreligion das Wort redet. Denen auf der Rechten wird es ein Aergerniss sein, denen auf der äussersten Linken eine Thorheit, weil sie meinen, von Religion, und gar christlicher, rede beute kein gebildeter Mensch mehr, ausser mit Achselzucken. Wenn aber das Buch den Zweck erreicht, vermöge der reichen Anregungen, die es gibt, zu weiterem Forschen auf dem Gebiete der religiösen Geschichte und Aufgabe der Menschheit neuen Eifer zu erwecken, wird der Verfasser darin seinen besten Lohn erblicken.

Neue

Erscheinungen

der Schweiz.

H.

Nouvelles Publications de la Suisse.

Aeberli, C., Pfarrer in Hütten, die evangel. Predigt der Gegenwart. 40 Stn. gr. 8. Zürich. S. Höhr.

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80 Abhandlungen d. schweizer. palaeontolog. Gesellschaft. Bd. I: 1. C. Moesch, Monographie der Pholadomyen. I. Thl. Ste. 1-78, TA. 1-26. 2. 0. Heer, fossile Pflanzen von Sumatra. 26 Stn. und 3 Tin. 4. Basel u. Genf, H. Georg. 40. Alix, E., du tractement des maladies aiguës. gr. 8. Genève et Bâle, H. Georg. 1. 25 du typhus à propos d'une épidémie de fièvre typhoide à Lyon. gr. 8. Genève et Bâle. H. Georg. 2. L'Almanacco populare. Edito per cura degli amici dell' educatione. Red.: G. Ghiringhelli. 30 vol. (annual.) 200 pp. 12. Bellinzona, C. Colombi. 6. 50 Aufruf zur Gründung eines Fröbel'schen Kindergartens in Aarau. 32 Stn. 8. m. 2 Tfln. in Fol. Aarau, Druck v. J. J. Christen. Beck, G., Recept-Almanach. Jahrg. 1875. 16. Zürich, Zürcher & Furrer. 1. 50

Bengel, J. A., Auslegung der Briefe Pauli an die Corinther. Hrsg. v. C. F. Werner. gr. 8. Basel, Ferd. Riehm. 2. Böhmert, V., Enquête über Gewinnbetheiligung der Arbeitnehmer und andere neue Lohnzahlungsmethoden mit besonderer Rücksicht auf die schweizer. Versuche. 48 Stn. 8. Zürich, J. Herzog. Sep.-Abdr.

Born, E., chrestomathie allemande av. vocabulaire. 3. édit. 8. Genève et Bâle, H. Georg. 2. 50 Bourrit, H, Rapport concernant la création d'un marché couvert à Genève. Rapport présenté av. un plan à l'appui à la Société d'Utilité publ. à Genève le 19 Févr. 1875. 24 pp. av. 1 plan. in-8. Genève, (H. Georg.) 40

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Bouvier, Dr. L., Les Roses des Alpes. 56 pp. in-8. Genève, (H. Georg.) 1.50

1. 35

Tirage à part du Bulletin de l'Institut. Calmberg, A., das Röschen vom Kochersberg. Elsässisches Lebensbild in 5 Aufzügen. 2. Aufl. VI, 104 Stn. 8. Zürich, Orell Füssli & Co. 3. 40 Cassian, H., Geographie d. schweizer. Eidgenossenschaft. 3 Aufl. gr. 8. Bern, J. Heuberger's Verlag. Catalogus codicum Bernensium (Bibliotheca Bongarsiana). Edit. et præfatus est H. Hagen. Pars altera. 8 maj. Bern, B. F. Haller. 11. 25 Colladon, H., l'oreille et la surdité. gr. 8. Genève et Bâle, H. Georg. 4. 75 Conrad, F., Alkohol- und Chininbehandlung bei Puerperal-Fieber. 8. Bern, Huber & Comp. 2. 50 M. G., Humanitas! Kritische Betrachtungen über Christenthum, Wunder und Kernlied. IV, 128 Stn. gr. 8. Zürich, Verlags-Magazin. 2. 50 Cubasch, Dr. W., die Tuberkulose des Kleinbirns. Inaugural-Dissert. M. 2 Tfln. 176 Stn. gr. 8. Zürich, Schweizer. Antiquariat.

2.50 Custor, J., Relative Grösse des Darmkanals beim Menschen u. d. Wirbelthieren. 8. Bern, Huber & Comp. 75

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Dietschi, P. u. L. Weber, Walther Munzinger, ein Lebensbild. M. Portr. 261 Stn. 8. Olten, Buchdr. d. Volksblatt v. Jura.

(Egli, J. C.,) Pfarrer Egli mit Olsbergern vor der Himmelspforte und im Himmel. 0. O. & J. 15 Stn. 8.

Die Freigebung der Gebäude-Assekuranz in der Schweiz vor den gesetzgebenden Räthen. 1862-1875. 3. Aufl. 33 Stn. 8. Zürich, Buchdr. v. Lohbauer & Wirth.

Frey, K., Prof., Aeschylus-Studien. Beigabe zum Osterprogramın des Schaffhauser Gymnasiums. 1875. 76 Stn. gr. 8. Schaffhausen, C. Baader. 1. 50

Frühlingsblätter. Dichtungen a. d. dramat. Verein Neumünster. 8. Zürich, Selbstverlag d. Vereins. 1. 20 Georg, L., grammaire systématique de la langue française à l'usage des allemands. 8. Genève et Bâle, H. Georg.

französ. Lesebuch. 4. Aufl. 8. Basel, H. Georg.

5. Genf u. 2. 60

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80

2. 25

v. d. Goltz, H., Bildung a. Heiligung. Ein religiöser Vortrag. 8. Basel, Bahnmaiers Verlag. (C. Detloff.) Gschwind, P., die Priesterehe und der Cölibatszwang. 8. Aarau, H. R. Sauerländers Verlag. Harvey, thèmes anglais dest. à être trad. de français en anglais av. notes explicat. et traduct. idiomat. 3. édit. revue p. R. Harvey. IX, 268 pp. in-12. Bâle et Genève, H. Georg. 3. 50 manual of french grammar. 8. Genf u. Basel. H. Georg. 1.80 Herzen, A., œuvres posthumes. (en russe.) 2 édit. gr. 8. Bâle et Genève, H. Georg. 6. Herzog, H., Erzählungen aus der Weltgeschichte. Für die Jugend bearbeitet. IV. Thl.: Neueste Geschichte. IV, 316 Stn. 8. Aarau, J. J. Christen. 2. 40

Histoire générale des hommes vivants et des

hommes morts dans le XIXe siècle. Recueil des précis de l'histoire, des mémoires, des manifestes, des documents biographiques et généalogiques, des discours, des professions de foi, et des autres écrits que produisent les hommes de caractère, les hommes indépendants qui ont l'esprit de leurs positions, la conscience de leurs actes, le Courage de leurs opinions; par des écrivains de diverses nations. Ouvrage illustré contenant des portraits et des réproductions de monuments, d'habitations, d'établissements importants, d'autres objets remarquables.

et

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