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BACON.

FRANCIS BACON, Sohn des Sir Nicholas Bacon, Grofssiegelbewahrers unter der Regierung der Königinn Elisabeth, wurde am 22sten Januar 1561 zu London geboren. Bei seinen ausgezeichneten Fähigkeiten konnte er schon im 12ten Jahre (1573) auf die Universität Cambridge gesandt werden, und hier eignete er sich nicht allein bald an, was Wissenswürdiges gelehrt wurde, sondern durchschaute auch bereits die Schwächen der damals herrschenden scholastischen Philosophie und gelangte, ein noch nicht 16 jähriger Jüngling, zu der Ueberzeugung, dafs wahres Wissen aus ganz andern Quellen geschöpft werden müsse. Schon im Jahre 1577 finden wir den jungen Bacon in Paris bei dem damaligen Englischen Gesandten am Französischen Hofe Sir Amias Powlet, und dieser bediente sich auch seiner zu einer, Eile und Verschwiegenheit erfordernden Sendung an die Königinn Elisabeth. Nachdem er dieselbe zur Zufriedenheit vollendet hatte, kehrte er nach Frankreich zurück, durchreis'te noch einige Provinzen dieses Landes und gab durch seine bald nachher erschienenen Observations on the general State of Europe einen Beweis von dem Reobachtungsgeiste mit welchem er gereis't

war.

Durch den plötzlichen Tod seines Vaters fiel ihm, als jüngstem Sohne, nur ein kleines Erbtheil zu, und er mufste daher eine Laufbahn betreten, welche ihm auch Einkünfte gewährte. So wählte er, weniger aus Neigung, als durch die Umstände genöthigt, die Jurisprudenz und machte sich bald in Gray's Inn durch die Superiorität seiner Talente so bemerklich, dafs ihn die Königinn zu ihrem Rath in aufserordentlichen Rechtssachen ernannte. Er war damals 28 Jahr alt. Aber ein so aufserordentlicher Geist fand sich

in den Studien der Rechte zu beengt. Geboren mit den An lagen, das gesammte Gebiet des menschlichen Wissens z umfassen, gab er schon früh Zeichen dieser Kraft, und ein damals von ihm verfasste; aber verloren gegangene Abhand lung, betitelt: The greatest Birth of Time scheint bereit die ersten Linien seines später erschienenen unsterblicher Werks de Augmentis Scientiarum enthalten zu haben. Ein Regierung, wie die der Königinn Elisabeth, unter welcher di Nation, während der nächst vorhergehenden Regierunger mannigfaltig darnieder gedrückt, sich so glänzend erhob unter welcher grofse Krieger, geschickte Staatsmänner und Schriftsteller von hohem Range durch den Einfluss dieser kraftvollen Regentinn erblühten, konnte auch nicht ohne beglückende Wirkungen auf den Geist eines Bacon seyn. Aber dies war auch die wesentlichste Frucht der Zeit für ihn, denn, wie sehr er sich auch an den damaligen mächtigen Günstling der Königinn, den Grafen von Essex, anschlofs, so wenig gelangen ihm seine Plane und jene Verbindung war vielmehr ein Hindernifs seines Emporkommens. Denn die Königinn, wie werthvoll ihr auch damals der schöne, tapfere und bei der Nation beliebte Graf Essex war, konnte sich dem ihr eingeflöfsten Verdacht, als wolle derselbe, nicht zufrieden mit den ihm gewordenen Auszeichnungen, selbst sie beherrschen, nicht entziehen, und erhob nicht allein seinen Gegner Sir Robert Cecil zum Staats-Secretair, sondern versagte auch dem Grafen für seinen Freund Bacon, den man ihr als einen blofs spekulirenden und zu Geschäften ungeeigneten Gelehrten zu schildern beflissen gewesen war, die Stelle eines Solicitor general (General-Anwalds). Der Graf Essex, gekränkt, seinem Freunde zu keinem Staatsdienst behülflich zu seyn, schenkte ihm so wird allgemein behauptet Twickenham-Park und noch einen Garten, Grundstücke, welche Bacon nachmals für 1800 l. verkaufte. Aber gegen diesen edlen Freund bewies Bacon nicht lange nachher die schwärzeste Undankbarkeit; denn als jener Günstling gefallen war; klagte er ihn öffentlich der Verrätherei an. Aber dafür wurde ihm auch allgemeine Verachtung zu Theil und sie verblieb ihm, was er auch nachmals zu seiner Vertheidigung sagen möchte, beides am Hofe und beim Publikum. Elisabeth überlebte bekanntlich die Hinrichtung ihres Günstlings nur etwa ein Jahr sie starb am 24sten März 1603 Nachfolger war Jacob der 6te von Schottland. Von diesem

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schwachen Regenten erhielt unser Baçon die Ritterwürde; mehr aber adelte ihn das unsterbliche Werk Instauratio magna, dessen erster Theil, 1605 erschien. Es war ursprünglich in Englischer Sprache verfasst und führte den Titel: Of the Proficience and Advancement of Learning: allein Sir Francis Bacon, um es in einem weitern Umfange lesbar zu machen, veranlafste den Doctor Playfair, es in das Lateinische zu übersetzen. Diese Uebersetzung mifsfiel aber schon nach den ersten Proben; er überhob den Uebersetzer der weitern Arbeit, und nachdem er, in seiner nachmaligen Zurückgezogenheit, das Original sehr erweitert und verbessert hatte, übersetzte er es, mit Hülfe einiger Freunde, selbst in das Lateinische und so erschien es 1623 als der erste Theil der Instauratio magna. Im Jahre 1607 erhielt er endlich die längst gewünschte Stelle eines Solicitor General und 1613 die eines Attorney General oder General - Fiskals. Auch in dem gröfsten Strudel der öffentlichen Geschäfte den Wissenschaften treu, hatte er 1610 seine Abhandlung of the Wisdom of Ancients bekannt gemacht. Im Jahre 1617 wurde er GrofsSiegelbewahrer und im Jahre 1619 Grofskanzler von England, so wie bald nachher Baron von Verulam, welchen Titel er im folgenden Jahre gegen den eines Viscount St. Alban vertauschte. Wir haben die glänzende politische Laufbahn dieses Mannes nur mit wenigen Worten angedeutet, da er uns und die Welt überhaupt mehr als Gelehrter angeht. In Bezug hierauf verdient nur das wiederholentlich hervorgehoben zu werden, dafs er selbst in den genannten hohen Aemtern, welche ihn gewifs auf das mannigfaltigste in Anspruch nahmen, dennoch fortwährend den Wissenschaften huldigte. Denn so erschien im Jahre 1620 sein Novum Organon, als der zweite Theil seiner Magna Instauratio, die Frucht eines zwölfjährigen Fleifses und vielleicht die, welche als die vollendetste zu erachten ist. Bacon's politische Laufbahn nahte sich unterdessen einer unglücklichen Endschaft. Er wurde· wovon die Schuld jedock mehr seine Untergebene, als ihn selbst treffén mogte — der Bestechungen beschuldigt, zu einer Geldstrafe von 40000 l., zu jedem öffentlichen Amte und zum Sitz im Parliament untüchtig, und zum Gefängnißs im Tower auf die Gnade des Königs verurtheilt. Zwar liefs ihn der König nicht lange hier und es fand auch ein Umgehen der Geldbusse statt, so wie drei Jahre nachher ihm auch durch den König vollkommene Verzeihung wiederfuhr; aber seine schon vorher zerrütteten Finanzen

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waren es noch mehr durch den Verlust seiner Aemter geworden und er zog sich deshalb, als ein Opfer seines Ehrgeizes, in die Einsamkeit zurück. Hier verfafste er 1622 seine History of Henry the seventh, fügte seinen bekannten Essays einer der geschätztesten seiner Schriften mehrere hinzu, machte sie in Englischer und Lateinischer Sprache bekannt und schrieb aufserdem mehrere andere Werke; Beweise der aufserordentlichen Kraft seines Geistes, welche nicht körperliche Leiden und öffentliches Mifsgeschick zu unterdrückèn vermocht hatten. Er starb den gten April 1626 im 66sten Jahre seines Alters. Wir haben die vorstehenden Nachrichten aus der, der neuesten und vollständigsten Ausgabe seiner Werke vorangeschickten Biographie The life of the Lord Chancellor Bacon lehnt; ihr Verfasser ist Mallet, aber der Herausgeber dieser Ausgabe ist nicht genannt. Sie führt den Titel: The Works of Francis Bacon, Baron of Verulam, Viscount St. Alban and Lord High Chancellor of England, 10 Vols. London 1819. Die 6 ersten Bände begreifen' die in Englischer Sprache verfassten Werke und die vjer letzten, vor deren erstem sich seine in Lateinischer Sprache von Rawley verfafste Biographie befindet, die Lateinischen. Sir Francis Bacon gehört unstreitig zu den gröfsten Geistern, welche die Welt sah und unter den Engländern gebührt ihm die nächste Stelle nach Newton. Er umfafste, wie Leibnitz, nicht allein fast den ganzen damaligen Umfang des menschlichen Wissens, nämlich Philosophie, Naturlehre, selbst Medizin, ferner Alterthumswissenschaft, Geschichte, Jurisprudenz, Staatswissenschaft u. s. w. — nur in der Mathematik hatte er weniger geleistet sondern erhob sich auch über den Standpunkt, auf welchem diese Wissenschaften zu seiner Zeit standen, dadurch, dafs er, theils die Art sie zu betreiben zeigte, theils in seiner umfassenden Uebersicht auf diejenigen Richtungen deutete, nach welchen hin sie noch zu erweitern wären. Es wird sich der Umfang seiner schriftstellerischen Thätigkeit am bequemsten durch die Darlegung des Inhalts der vorgedachten Ausgabe seiner Werke zeigen lassen. Der erste Band enthält die Abhandlung Of the Proficience and Advancement of Learning Divine and Human; dann die Sylva Sylvarum, or a natural History in ten Centuries. Sie läuft auch noch durch einen Theil des zweiten Bandes durch, enthält Bruchstücke aus der Physik, Chemie, Naturgeschichte und Medizin, und schliefst mit physiological und medical remains und medical receipts. Dann folgen seine Moral Works und zuvör

die vortrefllichen Essays or counsels civil and moral, kleine Abhandlungen, geschöpft aus der Tiefe des Studiums und einer genauen Beobachtung der menschlichen Natur, und wie das in diese Sammlung aufgenommene Probestück beweiset, in einer kräftigen, edlen und wenig veralteten Sprache vorgetragen. Es sind ihrer 58. Ihnen folgt a collection of apophthegms, Anekdoten, welche der grofse Mann niederzuschreiben kein Bedenken trug, sich auf das Beispiel des Julius Cäsar, des Macrobius und anderer berufend, die es auch nicht unter ihrer Würde hielten, solche Histörchen dem Papier zu übergeben. Wir konnten uns die Aufnahme einiger derselben, so wie auch einiger aus seinen Schriften ausgehobenen und in dem zweiten Bande seiner Werke besonders abgedruckten Sentenzen um so weniger versagen, da sie auch dem Anfänger leicht verständlich sind. Aufser einem Essay on death mạchen die theological Works den Beschlufs dieses Bandes. Der 3te Band umfafst Works potitical, der 4te die Elements of the common Laws in England, der 5te die historischen Schriften, namentlich the history of the Life of King Henry the seventh und andere Bruchstücke, Dann folgen in diesem Bande und in dem ɓten Briefe, verschiedene derselben gerichtet an die Königinn Elisabeth und König Jacob den Ersten und viele andere denkwürdige Personen der damaligen Zeit. Den Beschlufs des 6sten Bandes macht das Testament des Verfassers und ein Inhaltsverzeichnifs. Der 7te Band, mit welchem die Lateinischen Werke Bacon's beginnen, enthält nebst dem Sten und gten Theile und nach der oben gedachten Lateinischen Biographie, die berühmte Instauratio magna in fünf Theilen und zwar im ersten das aus 9 Abschnitten bestehende Werk de Dignitate et Augmentis Scientiarum, dann im zweiten das Novum Organum sive Indicia vera de interpretatione naturae und demnächst noch drei andere Theile der Instauratio magna. Der übrige Raum des gten Bandes ist theils naturwissenschaftlichen, theils philosophischen Inhalts; auch findet man in demselben die Geschichte der Regierung Heinrich des 7ten, Königs von England, in Lateinischer Sprache. Der 10te Band enthält die Lateinische Uebersetzung der Essays unter dem Titel: Sermones fideles, sive interiora rerum und in eben dieser Sprache die Schrift de Sapientia Veterum, mythischen Inhalts, welche wir in Englischer Sprache, in welcher sie jedoch sei es früher oder später unter dem Titel: of the Wisdom of the Ancients, auch erschiemen seyn mag, nicht kennen; ferner Meditationes sacrae und

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