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Der neuerdings aufgekommene Casson-Dormoy-Puddelofen) eine durch Casson abgeänderte Construktion des schon früher bekannten Ofens von Dormoy 2), ist nur eine Modifikation des alten Cort'schen Flammofens, wobei sowohl ein besseres Produkt, als auch eine bedeutende Verminderung der Selbstkosten gegenüber den gewöhnlichen Puddelöfen erzielt wird. So beläuft sich das Ausbringen an Schmiedeeisen in der Woche auf etwas über 90,000 Kilo, während der Verbrauch an Kohlen für 1000 Kilo Eisen nur 600 Kilo beträgt, wobei noch eine bedeutende Ersparniss durch geringe Abnutzung der Ofentheile, des Ofenfutters etc. eintritt. Wie sich aus den beigefügten Zeichnungen (Fig. 5 bis 8) ergiebt, besteht die hintere Seite der

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beiden Ofenseiten eine Windleitung zur Zuführung der Verbrennungsluft, wobei sowohl die hintere Rast als auch der eigentliche Rost von der äussern Luft dicht abgeschlossen sind. Eine Thür an der Vorderseite des Ofens erlaubt jedoch das nothwendige Schüren und

1) Nach einem Vortrage von E. F. Smith im Iron and Steel Institute 1876 durch Dingl. Journ. 226 p. 160.

2) Vergl. die Beschreibung des Dormoy-Ofens durch Fr. A. Payet, Jahresbericht 1872 p. 80.

Putzen des Rostes. Die Dimensionen des Rostes, 1,77 Meter auf 0,55 Meter sind etwas geringer als die der gewöhnlichen Oefen. Die hintere Rostplatte bezweckt nur, die Bildung von geschmolzenen Schlackenstücken hintanzuhalten, da sie durch die Gebläseluft beständig abgekühlt wird. Das Beschicken des Rostes geschieht auf gewöhnlichem Wege. Der eigentliche Ofenherd ruht auf Mauerwerk, welches sich bis zu 40 Centim. über der eigentlichen Hüttensohle

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Fig. 8.

erstreckt.

Auf diesem Mauerwerk liegt zunächst ein flacher schmiedeiserner Kasten, dessen Wandungen etwa 10 Centim. hoch sind; in diesem Kasten ruht auf einer Anzahl Kugeln von 125 Millim. Durchmesser eine aus zwei Theilen zusammengesetzte Gusseisenplatte, auf welcher wiederum vier Segmente zu einer vollständigen Scheibe zusammengenietet sind. Das Ganze wird durch lose aufgelegte Platten gekrönt, welche auf Trägern ruhen, die ihrerseits wiederum an den Verankerungsschienen befestigt sind. Auf diese Weise ist allen einzelnen Herdtheilen je nach der Temperatur ein freies Ausdehnen und Zusammenziehen ermöglicht. Der untere Kasten ist beständig mit Wasser angefüllt, um die eisernen Ofentheile und das Herdfutter gehörig zu kühlen. Eine gleichmässige Abkühlung der Herdplatten wird durch eine zeitweilige Drehung der einzelnen Theile erzielt. Unterhalb der beiden Herdthüren, durch welche die Kratzen eingeführt werden, befinden sich die gebräuchlichen Schlackenöffnungen. An jeder Seite der Ofenthüren sind zwischen zwei Anker eiserne Schirme S angebracht, in einer Höhe von etwa 30 Centim. oberhalb der Hüttensohle. Mittelst des auf diese Weise gebildeten Ofenmantels wird durch die Hitze im obern Theile des Ofens eine lebhafte Luftcirkulation unterhalten und so dem Puddler beim Luppenmachen eine nicht geringe Erleichterung ge

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währt. Dicht an den Puddelherd schliesst sich ein gewöhnlicher Vor

wärmer an.

Ist das Roheisen eingeschmolzen, so werden die Kratzen, welche so gestellt sind, dass sie sich nicht kreuzen, an den mechanischen Puddler angehängt; man lässt während 5 Minuten mit langsamer Bewegung wirken, worauf bis zum Kochen des Eisens eine schnellere Bewegung eintritt, welche bis zum Luppenmachen alsdann wieder verlangsamt wird. Inzwischen wird der Vorwärmer vollständig beschickt. Zum Zwecke eines gleichmässigen Vorwärmens der einzelnen Roheisengänze werden dieselben nur in einzelnen Partien eingesetzt, während die bis zuletzt aufbewahrte Ganz nahe an die Feuerbrücke gesetzt wird, so dass die Kanten der übrigen auf diese Weise vor dem Einschmelzen bewahrt bleiben. Nach Entfernung der Kratzen beginnt die eigentliche Arbeit des Luppenmachens auf gewöhnliche Weise. Nach Herausnahme der Luppen werden einige Schaufeln Hammerschlag auf den Herd geworfen, und das Roheisen wird aus dem Vorwärmer herübergeführt. Das Einschmelzen erfordert 10 bis 15 Minuten, bei einer Charge von 500 Kilo dauert der ganze Process 80 bis 100 Minuten. Die Vortheile der neuen Ofenconstruktion sind folgende: 1) Durch die runde Form des Ofenherdes ist das mechanische Puddeln ermöglicht, da alle Herdtheile bei der Bewegung der Kratzen von links nach rechts und umgekehrt berührt werden; 2) die Ofendimensionen werden durch das Arbeiten von Tag zu Tag wenig verändert; 3) wegen der Ofenform und der freien Bewegung der einzelnen Ofentheile sind letztere dem Bersten und Springen wenig ausgesetzt; die einzigen Erneuerungen beziehen sich auf die Thüren, Thürrahmen und die obern Herdplatten; 4) da die Spannungen im Herde nur in den runden Seitenplatten auftreten, so sind keine Einfassungsplatten des Ofens erforderlich, und ist deshalb die Ofenconstruktion eine relativ ökonomische. Der Vorwärmer gewährt folgende Vortheile: 1) Eine bedeutende Zeitersparniss im Schmelzen des Roheisens und folglich eine Ersparniss an Brennmaterial; 2) die Roheisengänze werden schon im Vorwärmer von den kieseligen Bestandtheilen befreit, welche sich beim Abstich des Hohofens an ihrer Oberfläche einschmelzen. Es ist ja allgemein bekannt, dass dieser Sand nicht wenig zum Zerstören des Herdfutters beiträgt. Vortheile des Rostes sind: 1) die Anwendung von Gebläsewind, welcher leicht regulirt werden kann und dem Puddler den Gebrauch einer oxydirenden oder reducirenden Flamme je nach Bedürfniss gestattet; 2) wegen der Thür und der geneigten hintern Rastplatte ist dem Gehilfen das Schüren des Rostes ermöglicht, ohne die Gebläsevorrichtung zu berühren; 3) kann man jede beliebige Kohlensorte verbrauchen; 4) wird die Bildung von geschmolzener Aschenschlacke verhütet. Allgemeinen wird durch die vergrösserte Leistungsfähigkeit des Flammofens eine bedeutende Brennstoffersparniss erzielt, während Umbauten in alten Werken sich leicht und ohne Betriebseinstellung ausführen lassen, wobei Raum zu andern Zwecken gewonnen wird, da 5 CassonWagner, Jahresber. XXIV.

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Im

Dormoy - Oefen die Arbeit von 15 einfachen Oefen ältern Systemes verrichten.

Godfrey und Howson 1) construirten einen mechanischen Puddelofen. Nach einer Beschreibung von J. Wolters ist dieser rotirende Puddelofen mit Gasheizung nach Art einer Löthrohrflamme auf den Britanniawerken bei Middlesborough in Anwendung gekommen, nachdem das Löthrohrprincip bereits 1867 auf den Newport-Eisenwerken in einem gewöhnlichen Puddelofen ausgeführt worden. Man benutzte damals durch Gichtgase auf etwa 480° C. erhitzte Luft, welche sich aber in den langen Leitungen auf 260° abkühlte. Das Gemisch von Generatorgas und Luft trat in vertikaler Richtung in den Ofen und man erhielt hinreichend hohe Temperaturen zum Puddeln, nicht aber, wenn man die Gichtgase direkt anwendete. 1875 wurden von Godfrey, Howson und Wilson neue Versuche auf den Hütten von Bolckow und Vaughan mit Leuchtgas gemacht im gewöhnlichen Puddelofen, wo man selbst mit kaltem Winde hinreichend hohe Temperaturen erhielt. Man konnte mit etwa 70 Cubikmeter Gas 1 Tonne Eisen erzeugen, entsprechend 270 Kilogrm. Steinkohlen. Ein Ofen mit 5 Retorten konnte das zur wöchentlichen Darstellung von 100 Tonnen Puddeleisen erforderliche Gas liefern. Nach diesen Versuchen construirten Godfrey und Howson rotirende Puddelöfen mit Regeneratorgasfeuerung, zuletzt von nachstehender Construktion: F Birne (Convertisseur), auf einer Axe A (Fig. 12) befestigt, welche sich in einer Hülse des eisernen

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Trägers S mittelst Zahnrades R und Getriebes drehen lässt. Derselbe ist mit zwei Zapfen T versehen und lässt sich um eine horizontale Axe drehen, so dass der Birne in vertikaler Richtung eine Oscillation ertheilt wird. Um der Birne gleichzeitig eine rotirende und oscillirende Bewegung geben zu können, dient für erstere das Zahnrad R, für letztere das Zahnrad R1, durch eine Schnecke

in Umdrehung zu versetzen. Das Gewicht des Trägers muss dasjenige der Birne ausgleichen, welche z. B. 1,92 Meter inneren grössten Durchmesser bei 2,04 Meter Höhe hat. Dieselbe ist mit einer Masse aus 1 Portlandcement und / Schlackenstücken ausge

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1) Godfrey und Howson, Revue universelle 1877 II Nr. 3 p. 553;

Berg- und hüttenm. Zeit. 1878 Nr. 19 p. 160.

Eisen.

University of
CHIGAN

kleidet, welches Futter an 100 Chargen ohne Reparatur aushält,
ohne dass es wegen der nicht sehr hohen Temperatur einer äusseren
Wasserkühlung bedarf. Die Birne steht während der Operation
gegen die Mündung E des Gaszuführungsrohres G geneigt, während
die mit Oeffnungen e versehene Düse g Luft zuführt, welche in
dem Röhrenapparat Q erhitzt ist. Der Gasgenerator von Brook
und Wilson (Fig. 9 bis 11) hat einen Schacht ohne Rost, welcher
von oben mit Brennmaterial gefüllt wird. Die Verbrennungsluft wird
durch einen Dampfstrahl herbeigeführt, welcher in die beiden konischen
Rohre P tritt, die mit durch die Mitte der Kammer gehenden Kästen
von Gusseisen B verbunden sind. Das Gemenge von Dampf und Luft
entweicht dann durch die Oeffnungen q zum Brennmaterial.
Das er-

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zeugte Gas geht durch die Oeffnungen O in einen den Schacht Cumgebenden Kanal 0, und gelangt aus diesem durch ein mit Ventil V (Fig. 12) versehenes Rohr in G. Desgleichen ist die Windzuführungsröhre mit einem Ventil v versehen. Die Windpressung beträgt etwa 30 Centim. Wasser; der Wind muss sich, im Apparat Q auf etwa 4000 erhitzt, so rasch als möglich mit den Gasen mischen. Das Puddeln selbst verläuft, abweichend von dem üblichen Verfahren bei niedrigerer, auf die Phosphorabscheidung günstig wirkender Temperatur und ohne Aufkochen in folgender Weise. Man lässt im Hohofen, Kupolofen oder Flammofen flüssig gewordenes Clevelandroheisen mit etwa 1,25 Proc. Silicium und 1-1,25 Proc. Phosphor in Chargen von 150 Kilogrm. in die hellrothglühende Birne fliessen, lässt diese etwa 10mal in der Minute rotiren und fügt mit einer Schaufel in kleinen Portionen zerkleinertes trocknes Eisenoxyd (von Schwefel und Kupfer befreite

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