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gen, ob es für 1,300,000 wirkliche Dänen, durch Meereswogen von den übrigen 4 Mill. scandinavischer Germanen, aber durch nichts von 36 Millionen deutscher geschieden, nicht besser gewesen und nicht heute noch besser wäre, sich auf das allerengste an diese, zweifelsohne ihre nächsten Brüder unter allen Germanen, anzuschliessen; er will nur sagen, dass das Buch des Vfs. für seinen Zweck ein vortreffliches Buch ist. Wie erst im 15. Jahrh. die Freiheit der Armen und Kleinen vollends vernichtet wird, wie der so verschriene Christiern II. den armen Bauern wieder aufzuhelfen sucht, wie nach seinem Sturze und selbst nach der Reformation der Zustand der Bauern unerträglich gemacht wird, wie man sie unterdrückt fast bis zum Thier, wie gleichzeitig bis zur Revolution von 1660 das Königthum immer tiefer herabgewürdiget, der Staat geplündert und entehrt wird wie selbst nach jener Revolution durch falsche Maassnahmen einzelner Könige der Zustand der Armen noch im Einzelnen verschlimmert worden, bis die neuesten Zeiten endlich wieder die Fackel des Christenthums, der Humanität und der Staatsweisheit aufsteckten, findet man hier, während sonst keine andere namhafte Erscheinung des Lebens, des Staates und der Kirche unberücksichtigt blieb, auf eine deutliche und eindringliche Weise geschildert. Die vom Herausgeber beigegebenen genealogischen Tabellen, welche einen nicht unbedeutenden Raum hinwegnehmen, möchten bei einem gelehrten Werke mehr an ihrer Stelle gewesen sein.

[735] Kleine Schriften von Ritter Anton von Prokesch-Osten. Gesammelt von einem Freunde. 4 Bde. Stuttgart, Hallberger. 1842. X u. 346, 276, 308 u. 256 S. gr. 8. (6 Thlr.)

Hr. von Prokesch-Osten hat sich als Schriftsteller in den Fächern der Länder- und Völkerkunde, der Geschichte und Militairwissenschaft einen ehrenvollen Namen erworben. Sein Stil ist gewandt; überall dringt er in den Kern des darzustellenden Gegenstandes und weiss ihn klar und bündig vorzuführen; dazu kommt dann noch eine achtungswerthe Unpartheilichkeit, die das Zufällige bei einzelnen Ereignissen von weisen, wohlbedachten Plänen sondert und in den militairischen Schriften auch dem Feinde Gerechtigkeit widerfahren lässt. Der 1. Band der vorliegenden Sammlung giebt zunächst S. 1-196 eine taktisch-strategische Darstellung der Schlachten von Ligny, Quatrebras und Waterloo mit einem saubern Plane. Angehängt ist S. 119 eine kritische Prüfung dessen, was bei diesen Schlachten vorging oder übersehen wurde, wobei die Fehler, die auf beiden Seiten gemacht wurden, nachgewiesen werden. Wie die Sachen am Morgen des 15. Jun. standen, waren 90 Fälle von 100 für den Kaiser, aber - gleich einem vom Verhängniss Gezeichneten schlug jede Maassregel, jedes Mittel zum Verderben aus!" - Die darauf folgenden Briefe eines Militairs an einen Militair (Hauptmann Wilh. von, Mayern) beschäftigen sich a. mit einer geistreichen Kritik über das 1815

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erschienene Werk: „Der Krieg, für wahre Krieger", und b. mit der Geschichte des Feldzuges von 1812, wobei Liebensteins und Tschuikewitsch's Arbeiten zur Grundlage dienen. Eine strategische Uebersicht dieses Feldzugs beschliesst den 1. Band. Der zweite enthält nur,,Militairisches" in fünf Kritiken und Abhandlungen. Erstere beschäftigen sich mit einem englischen Werke über die (fehlerhafte) Organisation der Artillerie und mit Jomini's Tableau analytique des principales combinaisons de la guerre; die Abhandlungen dagegen haben die muthige Vertheidigung von Montmedy 1657, die Wichtigkeit der Kosaken im Felde und endlich die Schwierigkeit einer militairischen Eroberung der Europ. Türkei durch die Russen (geschrieben im J. 1826 und bewahrheitet im folgenden Kriege) zum Ziele. Was die Darstellung der Kosaken betrifft, so kann man sie als das Product der trefflichsten Beobachtung bezeichnen. Alles ist gut, was an ihnen (den Kosaken) ist; Alles, was nicht gut ist, liegt an der Verwendung." Wäre letztere gut gewesen, so hätte kein Mann vom französischen Heere aus Russland zurückkommen können. Dagegen möchten wir Jomini in Schutz nehmen, wenn seine Behauptung, dass nach der Schlacht bei Dresden Napoleons Marsch nach Prag den Feldzug entschieden hätte, von Prokesch bezweifelt wird. Letzterer vergisst das politische Element, welches dann in die Wagschale kam. Auch der 3. Band giebt nur,,Militairisches" und zwar zunächst einen dem Nichtmilitair ziemlich fern liegenden Gegenstand: den Feldzug in den Niederlanden 1793. Nichtsdestoweniger hat ihm der Vf. eine Seite abzugewinnen gewusst, welche beim grossen Publicum Anklang finden wird, nämlich die Art und Weise, wie Dumouriez erscheint und handelt. Wesshalb, weil er es vielleicht dachte, Wallenstein im 30jähr. Kriege fiel, das that Dumouriez und fiel ebenfalls, zwar nicht unter dem Dolche der Meuchelmörder, aber die allgemeine Stimme hat ihn gerichtet. ,,In vielen Einzelnheiten Wallensteins sind die Vorgänge gerade dieselben, welche bei dem Versuche des französischen Feldherrn obgewaltet haben;" selbst die Scene der Pappenheimer kehrt im Hauptquartier des Letztern wieder. Endlich der 4. Band giebt nur Biographisches; namentlich Biographien des Fürsten von Schwarzenberg, des jungen Herzogs v. Reichstadt, des Hauptmanns Wilh. von Mayern (Vf. des Dya-NaSore), der Grafen von Paar und Carl Clam-Martinitz. Die S. 33 ff. befindliche Antikritik gegen eine Recension über Prokesch's Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarsch. Fürsten v. Schwarzenberg in der Leipz. Literat.-Zt. v. J. 1822 hätte hier billig wegbleiben können. Desto schätzbarer sind dagegen eine Menge gehaltreicher, tiefgedachter Aeusserungen und Reflexionen des genannten von Mayern. Er hat nichts ausser Dya-Na-Sore drukken lassen; aber eine ansehnliche Zahl von Papieren hinterlassen, welche in fortlaufender Nummer die Untersuchungen und Ideen enthalten, welche ihn geistig beschäftigten. Seine Freunde erhalten aus diesem Schatzkästlein hier eine grosse Reihe schöner Perlen.

(S. 105-240.) Die Biographien von Johann Paar und Clam-. Martinitz möchten ausser Oesterreich am wenigsten, dagegen die des Herzogs von Reichstadt allgemein ansprechen; letztere, weil viel Stoff zu Missdeutung über die Stellung gegeben ist, welche dieses schuldlose Opfer der Politik in Wien einnahm, während Prokesch vor vielen Andern im Stande war, darüber aufzuklären. Im Allgemeinen darf behauptet werden, dass durch diese Sammlung und Ueberarbeitung der kleinen zerstreuten Aufsätze des Vfs. gewiss Vielen ein angenehmer Dienst erzeigt worden ist.

Morgenländische Sprachen.

[736] Hebräisches und chaldäisches Schul- Wörterbuch über das Alte Testament. Von Dr. Jul. Fürst, Lehrer an der Univ. zu Leipzig. Stereotypausgabe. Leipzig, Karl Tauchnitz. VI u. 658 S. 16. (1 Thlr. 10 Ngr.)

Der Wunsch, den Zöglingen höherer Gymnasialclassen und jüdischer Lehranstalten ein dem Stande der Wissenschaft entsprechendes, kurzes, vollständiges und für einen geringen Preis käufliches Wörterbuch über das A. T. zu geben, liess das vorliegende, seinem Zwecke völlig angemessene Werk entstehen. Es ist alphabetisch, nicht etymologisch geordnet, enthält aber hinlängliche etymologische Andeutungen, um über den Ursprung des einzelnen Wortes den Aufmerksamen nie in Zweifel zu lassen; die Bedeutungen sind ziemlich vollständig aufgeführt und gut entwickelt, selbst über schwierigere Stellen wenigstens einige Winke zum Verständniss gegeben, wenn die räumlichen Grenzen die erforderliche Ausführlichkeit nicht verstatteten, dabei aber mit lobenswerther Zurückhaltung in dunkleren Partien die pleusibleren Ansichten lieber referirt, als über alle abgeurtheilt. Die Bedeutungen konnten allerdings des Raumes wegen nicht vollständig durch Beweisstellen belegt werden und es mag diess dem Anfänger vielleicht den Gebrauch des Wörterbuchs beim Lesen alttestamentlicher Texte erschweren: doch möchten wir es gerade darum wieder schon geübteren Studirenden als hebr. Vade mecum empfehlen, welches auf engem Raume kurz zusammenstellt und vergegenwärtigt, was auf anderem Wege bereits gewonnen ist. Das Unternehmen scheint uns daher lobenswerth und mit Ueberlegung und richtigem Takt ausgeführt. Zugleich bezeugen wir dem Vf. mit besonderem Vergnügen, dass er neben den lexikalischen Arbeiten von Gesenius,, eine gewisse Selbständigkeit" (S. IV) nicht vergeblich angestrebt hat. Allerdings dürften hierbei die Wege des Vfs. und Ref. besonders in Rücksicht auf die etymol. Combination der Stämme, deren Erweiterung und davon abhängige Grundbedeutung leicht in solcher Weise divergiren, dass nur eine weitere Discussion, wie sie an diesem Orte sehr ungehörig sein würde, eine Vereinigung hoffen lassen könnte: doch hat, abgesehen davon, jenes Streben nach Selbständigkeit manchen Fehler berichtigt und

den Anfänger vor Unwahrheiten bewahrt. So finden wir mit Recht

-auch nur als möglich zusammen בְעָרָה nicht mehr mit מְאוּרָה

Bedeu

gestellt; 2, sind als richtige Wörter recipirt; fehlerhafte
Formen, wie AIN, PORT, baba sind stillschweigend verbessert
u. a. m., und wenn der Vf. S. 521. 617 aus Gesenius das unrich-
tige statt herübernimmt, so beruht diess sicher nur
auf einem Versehen. Ueberhaupt war hierin mehr zu thun, als
man sich bisher wohl klar vorzustellen den Versuch gemacht hat.
Ein noch unvollkommener grammatischer Standpunct hatte in frü-
herer Zeit über den Wörtervorrath des Lexikon entschieden und
letzteres lehnte sich in seinen verschiedenen Entwickelungsstufen
an das Ueberlieferte, es bestätigend oder bestreitend, an.
tend allerdings, räumten hierin schon Winer und Gesenius auf und
schieden manches unechte Sprachgut ein für allemal aus, doch
liess Letzterer selbst im Thesaurus noch einen guten Theil des
Herkömmlichen stehen und führte so nicht wenige Stamm- und
Grundformen auf, die wahrhaft in der Sprache nie existirt haben.
Begreiflich gehört hierher ein doppelter Fall: 1. ein Cyklus von
Abweichungen vom Gewöhnlichen, die im Flusse der Rede ent-
stehen und ihren Grund in einem gesuchten oder gemiedenen
Gleichklange (vgl. Cant. 3, 11. Gen. 43, 14.) oder im unmittel-
baren Contact der Laute haben. Diess ist längst schon erkannt,
aber noch bestimmter und schärfer durchzuführen. Namentlich ge-

, פִּדְיוֹן aus הַפִּדְיוֹם מֵאֵת הע' .49 ,3 .hort zur letzteren Art Num

welches daher, auch vom Vf. S. 445 als die gewöhnlichere Form
bezeichnet, allein als Wort im Lexikon zu behandeln sein dürfte.
2. Eine Reihe von Wortformen, welche durch Flexion entstehen
und nicht nach äusserlicher Betrachtungsweise einen Rückschluss
auf nie vorhanden gewesene Urformen begründen. Mit Vergnügen
haben wir gerade hier den Vf. thätig und Undinge wie S. 89,
, S. 621 ausdrücklich in Abrede stellen gesehen. Wohl
aber hätte der Vf. einen Schritt weiter gehen und z. B. noch
= S. 412. 432, 7 =
S. 618, aus den bezüglichen Pluralen erschlossen, entfernen sollen,
wenn anders der Vf. darin mit uns übereinstimmen kann, dass in

ער

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die Sprache (מדָנִים und מִדְיָנִים .vgl) עָרִים- 4 ,10 .Jud) עֲיָרִים-עיר

selbst noch den historischen Gang bewahrt hat, der auch den analogen Erscheinungen zum Grunde gelegt werden muss. Aehnlich verhält es sich mit den Verbalstämmen. Hier mag allerdings der Lexikograph öfters in Verlegenheit sein und schwanken, wenn die Sprache, sei es um Bedeutungen zu sondern oder aus anderen Gründen, Formen nach der Norm verschiedener Stammklassen bildet. Das Unglücklichste ist dabei sicher, so viele verschiedene Stammformen in das Lexikon aufzunehmen, als einzelne Bildungen vorhanden sind, und wir haben hierin wirklich die neuere Lexikographie die Zahl der Verbalstämme immer mehr beschränken sehen. Längst schon ist, womit sich nur noch Exercitienmeister herumtragen, aus den Wörterbüchern verschwunden und es verdient An

הימין

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erkennung, dass Hr. F. auch in dieser Partie über seine Vorgänger hinausgeschritten ist, aus Jes. 30, 21. kein 72 Hiph. als besondern Stamm ableitet, nu statt nn ausstösst u. a. m. In diese Gattung unechter Stämme gehört aber sicher auch p (S. 368) und dürfte zu entfernen sein. Bei 32, 3. beruht die Annahme des Stammes nur auf der masorethischen Vocalisation und dürfte noch einen gerechten Zweifel zulassen. Wie aber, kann man fragen, ist zu verfahren, wenn der Bedeutung wegen und sich trennen? Ref. glaubt, nach Analogie von und, so dass , nicht aber aufzuführen -ist, und ebenso dürfte über statt (S. 448) zu urtheilen sein.

הַנּוֹתִי, זַפּלוֹתִי Aus anderen Gründen möchte Ref. aus den Infinitiven

nicht (S. 158), (S. 185) als Substantiva ableiten. Gern folgten wir dem Vf. noch durch andere Theile des Lexikons und sprächen uns z. B. über das Verhältniss der Denominativa, für welche Hr. F. Manches geleistet, vielleicht aber auch noch Manches zu leisten übrig gelassen hat, vollständiger aus, wenn uns in diesen Blättern grösserer Raum verstattet wäre. Schlüsslich sei daher kurz noch bemerkt, dass der Vf. auch den Realien, den inund ausländischen Nominibus propr. u. s. w. die nöthige Sorgfalt zugewandt hat und bei der Erklärung den besten Auctoritäten gefolgt ist. Allerdings wohl zuweilen mit etwas zu grosser Bedenklichkeit, denn die Erklärung von dürfte doch wohl gesichert, die Lage von entschieden und eben so gewiss sein, dass ist, u. a. Doch genug. Möge diese lobenswerthe Arbeit in ihren Kreisen des Guten recht viel wirken, aber an ihrer stereotypirten Form nicht etwa eine bleibende Fessel finden, die das Buch leicht frühzeitig veralten und ganz verdrängen lassen dürfte. - Das Papier ist gut und der Druck bei aller Kleinheit der Typen sehr .deutlich.

durch Mandragora durch Gen. 10, 29.

nicht =

Abendländische Sprachen.

سنجار =

[737] Sacherklärende Anmerkungen zu Shakspeare's Dramen. Herausgegeben von Dr. Al. Schmidt. Leipzig, Fr. Fleischer. 1842. XXI u. 458 S. gr. 12. (n. 1 Thlr. 20 Ngr.)

In dem Vorworte setzt der Vf. ausführlich einander, was der Zweck dieser Schrift sein soll. Wer Shakspeare's Dramen nur in einer deutschen Uebersetzung geniessen könne, werde durch eine Menge von Anspielungen auf verschiedene Gegenstände gestört. Es habe ihm desshalb nothwendig geschienen, alle Erläuterungen, welche in dieser Beziehung über den Dichter vorhanden, zusammenzustellen, und er hoffe damit ohne erhebliche Mühe (?) den Dank des Lesers sich zu verdienen. Dann erklärt er, dass es besonders die englischen Ausleger sein sollten, an welche er sich halten werde; mit Unrecht seien diese von den deutschen

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