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sich dieselben jedoch nicht über das ganze vierte Buch, sondern die letzteren auf das 5. und 7. Cap., die ersteren, wozu noch einige Lesarten aus einem Cod. Ven. No. 516 kommen, nur auf einen Theil derselben. Für das ganze vierte Buch aber hat der Herausg. eine in der That merkwürdige Baseler Handschrift verglichen, welche eine nach einer ausdrücklichen Bemerkung nach griech. und lateinischen Mss. collationirte lateinische Uebersetzung des Ptol. enthält, und ausserdem fast auf jeder Seite eine Anzahl bald griechisch bald lateinisch geschriebener Varianten, welche, höchst wahrscheinlich aus verschiedenen Handschriften entnommen sind. Das beigegebene lithographirte Blatt giebt eine Probe davon. Ueber den Werth aller dieser Handschriften hat sich Hr. W. nicht ausgesprochen wir hoffen, dass die Vorrede, welche freilich erst mit dem Schluss des Ganzen erfolgen wird, sich darüber wie über Anderes ausführlich verbreiten werde.

[14] Oratorum romanorum fragmenta ab Appio inde Caeco et M. Porcio Catone usque ad Q. Aurelium Symmachum. Collegit atque illustravit Henr. Meyerus, Turicensis. Editio auctior et emendatior. Turicì, Orell, Füssli et soc. 1842. XV u. 639 S. gr. 8. (3 Thlr.)

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Wenn schon die 1. Auflage dieses Buchs, welche im J. 1832 erschien, als ein sehr erwünschtes Unternehmen begrüsst und mit nicht geringer Anerkennung aufgenommen wurde, so wird die vorliegende in verhältnissmässig kurzer Frist erfolgte 2. Auflage in eben dem Maasse eines noch weit lebendigeren Beifalls sich zu erfreuen haben, als sie nichts weniger als ein blosser Abdruck der ersten, sondern eine völlige, gründliche und weit um das Doppelte vermehrte Umarbeitung derselben ist. Es ist Hrn. M. gelungen, durch eigenes fortgesetztes Studium sowohl als durch umfassende und sorgfältige Benutzung aller seither auf dem Gebiete der Geschichte der römischen Beredtsamkeit angestellten und bekannt gemachten Untersuchungen die Mängel zu beseitigen, welche dem Werke in der ersten Bearbeitung noch anhingen, und demselben einen hohen Grad von Vollendung zu geben. Insbesondere hat er, und mit glücklichem Erfolg, sein Augenmerk auf zwei ganz wesentliche Puncte gerichtet: einmal auf möglichste Vollständigkeit der Redner sowohl als der Bruchstücke ihrer Reden, neu hinzugekommen sind jetzt folgende Artikel: M. Claudius Marcellus, C. Persius, M. Sergius, Cincius, Favorinus, Q. Fabius Maximus Allobrogicus, Helvius Mancia, Q. Pompeius Rufus, L. Plotius Gallus, P. Canutius, M. Calpurnius Bibulus, M. Valerius Messalla Niger, L. Calpurnius Piso, C. Manilius, P. Sestius, L. Novius, T. Munatius Plancus, C. Sallustius Crispus, M. Antonius Triumvir, L. Sempronius Atratinus, P. Cornelius Dolabella, Q. Haterius, Passienus pater et filius, M. Portius Latro, Capito, Acilius Lucanus, Maximus Cotta, Caesar Germanicus, S. Julius Gabinianus, Calpurnius Flaccus, Cornelius Tacitus, Appuleius, Julius Granianus, Gallienus, Postumus iunior, Numerianus, Antonius, wogegen einige andere auf Irrthum beruhende Redner in. Wegfall gebracht worden sind,

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dann aber auf Feststellung der Chronologie, und auch in dieser Beziehung ist im Verhältniss zu der früheren mehr summarischen Behandlung für die Redner selbst wie für die einzelnen Reden (man vergleiche z. B. den Hauptabschnitt über Cato maior S. 11-151, in der 1. Ausg. S. 8-92) ungemein viel geschehen und mancher wichtige Aufschluss gewonnen. Diese wenigen Angaben mögen, genügen, um die Besitzer der 1. Ausgabe so wie überhaupt die Freunde der römischen Staats- und Literärgeschichte auf diese interessante Erscheinung aufmerksam zu machen.

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[15] Karl Sal. Zachariä's Vierzig Bücher vom Staate. Umarbeitung des früher von demselben Verfasser unter d demselben 1 Titel herausgegebenen Werkes. 6. u. 7. Bd. Heidelberg, Winter. 1842, 43. VII u. 292, XVI u. 180 S. gr. 8. (2) Thlr. 19 Ngr.) teamprit smоT Murolь0 (2.1

Mit diesen beiden Bänden wird das geistvolle und bedeutende Werk beendet, welches den Namen des Vis. gewiss auf die Nachwelt trägt, von der die ephemere Weisheit, die sich jetzt auf dem Markte am breitesten macht, längst vergessen sein wird. Mancherlei Ansichten, die Ref. für falsch hält, finden sich auch hier und selbst die Sophistik ist nicht ausgeschlossen. Aber überall ist, doch, Kern dahinter. Der 6. Band ist einer der wichtigsten und vorzüglichsten. Er handelt von dem Verhältniss des Staats zur Erziehung und zur Religion und von dem Staatsdienste, bei letzterem auch vom Militairwesen. Der 7. Band umfasst die Staatswirthschaftslehre und Finanzwissenschaft. Bei ersterer tritt auch Zacharia als Gegner List's auf. wrin bils gersinnsd

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[16] Finnlands Gegenwart und Zukunft. Eine Sammlung_politischer Streitschriften von J. Hwasser, Pekka Kuoharinen, E. G. Geijer und Olli Kekäläinen. Aus dem Schwedischen von R. Stockholm, Bonnier. 1842. XIV u. 383 S. gr. 8. (2 Thlr.)¡, UN

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Eine Sammlung politischer Streitschriften aus Schweden und Finnland über Finnland; schon das muss eine gewisse Neugierde erwecken. Sie wird vermehrt werden, wenn man erfährt, dass die unbekannteren, zum Theil selbst pseudonymen Verfasser des bekannten und geachteten Schriftstellers, der sich unter ihnen befindet, würdig sind. Der Streit selbst beruht in Folgendem. Zuerst tritt J. H wasser auf mit einer Abhandlung über den Allianztractat zwischen Schweden und Russland im J. 1812. Bekanntlich wird es von einer sehr selbstsüchtigen und kurzsichtigen Opposition Idem König von Schweden zum Vorwurf gemacht, dass er nicht damals sich lieber auf Frankreichs Seite geschlagen und die Gelegenheit benutzt habe, Finnland zurückzuerobern. Diese Ansicht zunächst weist der Vf. mit siegreichen Gründen zurück. Was er dabei über das Interesse, das auch Schweden an dem Sturze des franzö– sischen Kaiserthums hatte, von der Unwahrscheinlichkeit, dass Finn

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land wieder erlangt worden wäre, von der Gefahr, im Fall die Verbündeten doch siegten u. s. w. sagt, hat wenigstens in diesen Streitschriften keinen Widerspruch gefunden. Geijer bestätigt und vervollständigt auch in seiner hier mit abgedruckten Recension dieselbe Ansicht, mit neuer und manchen Einwendungen, die sich bei der ersten Schrift wenigstens gegen einzelne Gründe und Auslassungen erheben liessen, weniger ausgesetzter Begründung. Auch was Hr. Hwasser überhaupt über die hohe Bedeutung Skandinaviens und über die zukünftige Aufgabe Finnlands dabei in etwas ideologisch exaltirter Weise gesagt hatte, hat, wenn es auch einem nüchternen Gegner zu einigen Bemerkungen Anlass gab, doch keinen ernsten Widerspruch gefunden. Er hatte aber auch in einer, etwa an die Fabel von dem Fuchs und den Trauben erinnernden Weise darzustellen gesucht, dass Finnland durch den Uebergang an Russland zu einer Art selbstständigen Staats geworden sei, und eine Rückkehr desselben unter schwedische Hoheit nicht mehr die Wiedererwerbung einer alten Provinz, sondern die Vereinigung zweier selbstständigen Staaten gewesen, dabei aber es sehr auf die Einwilligung Finnlands und die vertragsmässig zu verabredenden Bedingungen angekommen sein würde. Finnlands jetzige Rechte beruhten auf Vertrag und seien dadurch gesichert. Dagegen erhob sich nun der pseudonyme Pekka Kuoharinen, wie es scheint, ein Finner und suchte namentlich zu zeigen, dass es mit der vertragsmässigen Sicherung der finnischen Rechte, zu deren Gunsten Hwasser gewissen hergebrachten Formeln, wie das wohl geschieht, zu viel Gewicht und einen zu viel umfassenden Sinn beigelegt hatte, nicht weit her sei. Olli Kekäläinen, wohl auch ein Pseudonym, sucht eine Art Mittelweg einzuschlagen. In allen diesen Schriften kommen eine Menge interessanter Notizen über Geschichte und Verhältnisse Finnlands vor, und besonders zeichnen sich in letzterer Beziehung die beiden von Pekka Kuoharinen aus denn dieser sowohl, als Hwasser haben je zweie geliefert. In den Schriften von Hwasser ist mehr Schwung und doctrinärer Ideenreichthum, in denen von Pekka Kuoharinen mehr nüchterne, praktische Lebenskenntniss, grosse Verstandesklarheit, ein gesundes, kernhaftes von hoher Willenskraft zeugendes. Wesen. Olli Kekäläinen steht etwas hinter den Andern zurück, und doch würden wir von 100 politischen Brochuren Deutschlands 90 noch für die Seine hingeben. Denn, ganz abgesehen von den auch den Reiz der Neuheit habenden, interessanten Gegenständen, haben uns diese Schriften auch sonst eine hohe, nur durch einen gewissen Neid getrübte Befriedigung gewährt. Es ist mehr Kenntniss und politische Tiefe darin, als in dem allergrössten Theile der deutschen, französischen und englischen politischen Literatur. Es ist ferner in allen diesen vier Schriftstellern, von denen Zwei einander schroff entgegenstehen und keiner mit dem Andern ganz übereinstimmt, doch eine Einheit wahrhaft liberaler Gesinnung und aufrichtigen Strebens für das Wohl des Volks und der Menschheit, und sie erkennen diese auch

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Endlich ist es äusserst wohlthuend, aber

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willig an einander an. freilich eben der Gegenstand jenes Neides, mit wie loyalen Waffen und mit welchem Anstande hier gestritten wird. Zwar verfährt Pekka Kuoharinen zuweilen etwas scharf, doch auch dazu nur durch den etwas vornehmen Ton von Hwasser gereizt und so, dass man deutlich sieht, er werde seinerseits nachlassen, wenn der Gegner nachliesse. Aber auch so ist kein Gedanke an die Gemeinheit und Perfidie deutscher Polemik. Es werden nirgends dem Gegner schnöde Beweggründe untergelegt. Es wird willig das Gute anerkannt, soweit es nur immer auf dém verschiedenen Standpuncte als Solches anerkannt werden konnte. Es wird nirgends eine falsche Waffe gebraucht, nirgends dem Gegner etwas in den Mund gelegt, was er nicht gesagt hat, nirgends seine Rede sophistisch verdreht und ausgelegt. Man geht nicht darauf aus zu überreden, sondern man will überzeugen. Man setzt nicht das, was man beweisen soll, als bewiesen voraus, sondern man verfährt überall nach dargelegten Gründen. Man verfährt nicht sykophantenmässig, sondern wie Männer, die die Wahrheit suchen und denen es Ernst ist um die Wahrheit. Kurz, Ref. erinnert sich kaum eine Streitschrift gelesen zu haben, die auf ihn einen sowohlthuenden Eindruck gemacht und ihn mit solcher Achtung für den Verf. erfüllt hätte, wie hier diesers ganze Band, und man möchte sich für Deutschland schämen, wenn man damit den Ton vergleichty der bei uns in der Polemik der Journale und Brochuren herrscht. sasquat

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[17] Die öffentliche Armenpflege. Von dem Hrn. von Gerando, Pair von Frankreich, Mitglied des Instituts und des Generalraths der Armenhäuser in Paris u. s. w, Im Anmerkungen begleitet von Dr. F. J. Buss, tes Staats- u. Völkerrechts und d. Staatswissensch. an der Univ. Freiburg. 1. Theil. Stuttgart, Steinkopf. 1843. XLII u. 438 S.-gr.^8;}) (2 Thlr. 741⁄2 Ngr.)

Prof.

Auch u. d. Tit. System der gesammten Armenpflege. Nach den Werken des Hrn. von, Gerando und nach eigenen Ansichten von Dr. F, J. Buss. 1. Bd. Die öffentliche Armenpflege, 1, T., 1,1

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Die Werke des in seinem Eifer für Menschenwohl unermüdlichen de Gerando gehören jedenfalls zu den gediegensten über das Armenwesen, sind die reichhaltigsten an Erfahrungen, voll des rechten Maasse und des rechten Sinnes und eine zweckmässige Bearbeitung derselben ist gewiss verdienstlich. Dass der talentvolle und kenntnissreiche Bearbeiter keinen Beruf dazu habe, kann Niemand behaupten nur hat er so seine eignen Schrullen, die dann, und wann ihn befangen machen. Einige Kritik des Lesers kann jedoch hier den möglichen Nachtheilen schon abhelfen. In der Vorrede verbreitet sich der Bearbeiter über die Ursachen der Armuthund ihre Heilmittel. Dabei erhebt er heftige Anklagen gegen die neueren nationalökonomischen Theorieen, ohne dass er jedoch auch nur versucht hätte, die Richtigkeit dieser Theorieen in ihrem eignen Gebiete anzugreifen, was doch nöthig war, wenn wir sie als schädlich anerkennen sollen, und ohne dass er bewiesen hätte, dass

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sie selbst an dem Verfalle der Religiosität und Sittlichkeit irgend einigen Antheil hätten. Merke man doch: post hoc non propter hoc. Im übrigen ersehen wir aus der Vorrede, dass das ganze Werk in 5 Theilen und 3 Bänden erscheinen soll, wobei die vier ersten Theile de Gerando's Lehren, der 5. die Theorie und Zusätze des Bearbeiters enthalten sollen. Eine Einleitung ist geschichtlichliterarisch. Aus Deutschland kommt dabei meist nur ältere, ja veraltete Literatur und der Bearbeiter hat äusserst dürftig nachgetragen, ungeachtet es. ihm durch mehrere neuere Aufsätze und Schriften sehr leicht gemacht war, diesem Uebelstande abzuhelfen. Man ist aber schon an ihm gewohnt, dass er, bei seiner seltenen Bekanntschaft mit der ausländischen Literatur, sich um die deutsche, zu der er überdem in einer sehr isolirten Stellung beharrt, wenig kümmert. Der 1. Theil betrachtet die Armuth in ihren Beziehungen zu Oekonomie. Es werden die Begriffe erörtert, die wahre und falsche, die absolute und relative Armuth, die verschiedenen Stufen derselben unterschieden und interessante Schätzungsberechnungen mitgetheilt und tabellarisch zusammengestellt. Dann zur Classification der Armuth. Zuerst von den gebrechlichen Armen: Kinder, Greise, Kranke. (Kann man Kinder gebrechlich nennen? wäre es nicht richtiger zu sagen: Arme, die wegen physischen Unvermögens einer Fürsorge bedürfen?) Dann von den Gesunden. Hier unterscheidet der Vf. zuvörderst Solche, denen die Beschäftigung mangelt, von Andern, denen sie einen ungenügenden Lohn bringt. Eine besondere Rücksicht widmet er den . armen Frauen und den,,unvollkommenen", nämlich schwächlichen, ungeschickten, unwissenden, beschränkten Arbeitern. Ferner unterscheidet er schuldige und unschuldige Arme, bemerkt aber, dass sich diese Classification in der Praxis schwer durchführen lasse. Dann die vorübergehende und bleibende Armuth. Er macht auf

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gen. Ueberall bewundert man hier die Erfahrung und feine Beobentr achtungsgabe des Vfs. Der Schlendrian glaubt mit einigen Hauptclassen fertig zu werden und stiftet hier, wo alles individuell genommen werden muss, wenn etwas geholfen werden soll, unsägliches Unheil. Ein besonderes, keines Auszuges fähiges Capitel (S. 103-147) handelt von der Statistik der Armuth. - Das 2. Buch ist den Ursachen der Armuth gewidmet und hier besocialen Reichthum und den Einfluss seiner Vertheilung. Er zeigt, dass schroffe Contraste allerdings das Gefühl der Armuth vermehren können, dass aber eine Ungleichheit des Vermögens naturgemäss und, wo sie das ist, auch wohlthätig, selbst für die Aermeren, in anderen Fällen aber nachtheilig sei. Er bespricht die Proletarier und die Ursachen, die diese Classe vermehren. Eine Stelle können wir uns nicht versagen, mitzutheilen (S. 169):,,Man sieht keine Armen in der Gesellschaft der Freunde, bei den mährischen Brüdern, in den israelitischen Gemeinden, man sieht deren wenige bei den Muselmännern,

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