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entdeckt und zuerst in den Inscriptt. ined. Fasc. II. No. 92 (s. Repert. Heft 3. No. 316) bekannt gemacht, leider jedoch nicht vollständig, indem die Zeit ihm nicht gestattet hatte, von den 4 Columnen, in denen das Gedicht geschrieben ist, mehr als die erste und vierte, welche zum grösseren Theile lesbar waren, zu copiren; doch macht er zugleich Hoffnung, dass bei grösserer Musse und Bequemlichkeit auch von der 2. Col. der obere Theil und von der 3. der Länge nach ungefähr die letzte Hälfte noch gelesen werden. könne. Möchte diess doch recht bald nachgeholt werden. Hr. Ross selbst hat seine Abschrift des Fragments ohne alle weitere eigene Zuthat gegeben, eine Aufforderung für alle Philologen, an diesem jungfräulichen Stoffe ihre Kräfte zu versuchen. Vermuthlich wird noch manche Stimme sich erheben, Hr. S. aber ist Allen zuvorgekommen, und ihm gebührt die Ehre, zuerst über die Sache etwas Gründliches gesagt zu haben. Die Einleitung handelt zunächst von dem Alter der Inschrift, wobei der Vf. von der Zeit der Einführung des Isisdienstes in Griechenland ausgeht. Dafür fehlt es uns freilich an unmittelbaren Beweisen; bedenkt man jedoch, dass der Serapisdienst in Athen schon zur Zeit des Ptolemaeus Philadelphus Eingang fand (Paus. I. 18, 4), so scheint uns doch Hr. S. etwas zu weit zu gehen, wenn er, weil ältere Inschriften uns nicht erhalten sind, die Zeit der Einführung des Isisdienstes erst gegen Anfang des 1. Jahrh. v. Chr. ansetzt. Auf den Hymnus selbst freilich ist diess von keinem Einfluss, da derselbe nach allen Kriterien, der Form der Buchstaben, der Orthographie, der sprachlichen und metrischen Beschaffenheit, einer weit späteren Zeit angehört, und zwar jener unerquicklichen Zeit, wo die Poesie schon längst aufgehört hatte, der freie Erguss der begeisterten Seele zu sein, und sich zu einem schönklingenden, aber hohlen Phrasenwesen, zu einer mechanischen Verskünstelei verflacht hatte. Der poetische Werth des vorliegenden im dorischen Dialekte abgefassten Hymnus ist demnach ziemlich gering anzuschlagen; Hr. S. erkennt in ihm die Manier der Periode des Nonnus. Wichtiger ist er für uns als Beitrag zur Kenntniss des Isisdienstes, und auch in sprachlicher Hinsicht ist mancherlei daraus zu gewinnen. Die Ergänzungen und Verbesserungen, welche Hr. S., bloss die verzweifeltsten Stellen ausgenommen, versucht hat, kann man als wohlgelungen bezeichnen, insbesondere da, wo die Angaben der Schriftsteller über den Gegenstand des Gedichts zum Grunde gelegt und benutzt sind, was überall mit grosser Sorgfalt und Umsicht geschehen ist. Eine kurze Adnotatio giebt die Motive und Belege zu den im Texte gemachten Aenderangen, und unter dieser läuft die lateinische Uebersetzung. Noch bemerken wir dass die 1. Col. aus 47, die 4. aus 41 Hexametern, von denen aber die letzten 8 völlig unlesbar sind, besteht. Das ganze Gedicht möchte sich also, da die Zahl der Zeilen wenigstens nicht auf allen Columnen gleich ist, ungefähr auf 170-180 Verse

belaufen.

Nachschrift. Nachdem Obiges bereits an die Redaction des Repertoriums abgegeben war, kam dem Ref. das neueste Heft des Rhein. Museums (II. 3) zu, welches zwei für unsern Hymnus wichtige und interessante Aufsätze, beide von Hrn. Prof. Welcker, bringt. Darüber glaubt Ref. noch eine kurze Notiz nachtragen. zu müssen. Der erste enthält S. 329 ff. einen Wiederherstellungsversuch der beiden bisher bekannten Columnen, der in mehreren Puncten mit dem des Hrn. S. zusammentrifft, wiederum aber nicht selten, und zwar nicht bloss in einzelnen Worten, sondern selbst in der Satzverbindung von demselben wesentlich abweicht. Dürfen wir uns ein Urtheil erlauben, so scheint uns das Wahre meist auf Seiten des Hrn. S. zu sein, obgleich wir damit keineswegs sagen wollen, dass nun schon Alles aufs Reine gebracht sei. Wichtiger ist der zweite Aufsatz S. 436 ff., eine Mittheilung aus Griechenland vom 19. Aug. 1842. Hr. W. hat in Andros selbst, unterstützt von Prof. Ulrichs und Dr. Henzen, den Stein aufs Sorgfältigste untersucht, und theilt hier erstlich eine Reihe nicht ganz unbedeutender Abweichungen von der Ross'schen Abschrift, sodann aber eine Copie der noch einigermaassen lesbaren Stellen der 2. und 3. Columne mit. Der Gewinn steht freilich in keinem Verhältniss zu der aufgewendeten Mühe: doch hat man nun wenigstens die Gewissheit, dass auf Restitution dieses Theils des Gedichts nicht mehr zu rechnen ist. Der Stein ist hier dermaassen zertreten oder abgerieben, dass von mehreren Zeilen nur ein einziger Buchstabe, von anderen einige, wieder andere bis zur halben Verslänge, keine einzige aber vollkommen lesbar ist. Noch bemerkt Hr. W., dass die Zahl der Zeilen auf allen 4 Columnen gleich war, zusammen also 188 betrug.

Naturwissenschaften.

W.

[891] Handbuch einer Geschichte der Natur von Heinr. G. Bronn, Dr. d. Phil., ord. Prof. der Natur- und Gewerbs-Wissensch. an der Univ. zu Heidelberg. 1. Band. (Einleitung. I. Theil: Kosmisches Leben. II. Theil: Tellurisches Leben.) Mit VI Taff. und 23 eingedr. Holzschn. Stuttgart, Scheizerbart's Verlagsbuchh. 1842. X u. 447 S. gr. 8. (2 Thlr.)

Auch u. d. Tit.: Naturgeschichte der drei Reiche, zur allgemeinen Belehrung bearb. von G. W. Bischoff, J. R. Blum, G. H. Bronn, K. C. v. Leonhard, F. S. Leuckart und F. S. Voigt. Mit Abbildd. 13. Bd. Der Geschichte der Natur 1. Bd.

Der grössere Umfang, zu welchem mehrere Abtheilungeu der Naturgeschichte der drei Reiche gediehen sind und die zeitherige Vermehrung des Materials und des Fortschreitens der Wissenschaft, so wie der vielfach vernommene Wunsch, auch die Geschichte der Natur erschöpfender behandelt zu sehen, bestimmten den gelehrten Vf., seinen Antheil an dem ganzen Werke in einem ausführlicheren Maasse und nach einem andern Plane zu bearbeiten, als es dem anfänglichen Prospectus nach hatte geschehen sollen.

entdeckt und zuerst in den Inscriptt. ined. Fasc. II. No. 92 (s. Repert. Heft 3. No. 316) bekannt gemacht, leider jedoch nicht vollständig, indem die Zeit ihm nicht gestattet hatte, von den 4 Columnen, in denen das Gedicht geschrieben ist, mehr als die erste und vierte, welche zum grösseren Theile lesbar waren, zu copiren; doch macht er zugleich Hoffnung, dass bei grösserer Musse und Bequemlichkeit auch von der 2. Col. der obere Theil und von der 3. der Länge nach ungefähr die letzte Hälfte noch gelesen werden könne. Möchte diess doch recht bald nachgeholt werden. Hr. Ross selbst hat seine Abschrift des Fragments ohne alle weitere eigene Zuthat gegeben, eine Aufforderung für alle Philologen, an diesem jungfräulichen Stoffe ihre Kräfte zu versuchen. Vermuthlich wird noch manche Stimme sich erheben, Hr. S. aber ist Allen zuvorgekommen, und ihm gebührt die Ehre, zuerst über die Sache etwas Gründliches gesagt zu haben. Die Einleitung handelt zunächst von dem Alter der Inschrift, wobei der Vf. von der Zeit der Einführung des Isisdienstes in Griechenland ausgeht. Dafür fehlt es uns freilich an unmittelbaren Beweisen; bedenkt man jedoch, dass der Serapisdienst in Athen schon zur Zeit des Ptolemaeus Philadelphus Eingang fand (Paus. I. 18, 4), so scheint uns doch Hr. S. etwas zu weit zu gehen, wenn er, weil ältere Inschriften uns nicht erhalten sind, die Zeit der Einführung des Isisdienstes erst gegen Anfang des 1. Jahrh. v. Chr. ansetzt. Auf den Hymnus selbst freilich ist diess von keinem Einfluss, da derselbe nach allen Kriterien, der Form der Buchstaben, der Orthographie, der sprachlichen und metrischen Beschaffenheit, einer weit späteren Zeit angehört, und zwar jener unerquicklichen Zeit, wo die Poesie schon längst aufgehört hatte, der freie Erguss der begeisterten Seele zu sein, und sich zu einem schönklingenden, aber hohlen Phrasenwesen, zu einer mechanischen Verskünstelei verflacht hatte. Der poetische Werth des vorliegenden im dorischen Dialekte abgefassten Hymnus ist demnach ziemlich gering anzuschlagen; Hr. S. erkennt in ihm die Manier der Periode des Nonnus. Wichtiger ist er für uns als Beitrag zur Kenntniss des Isisdienstes, und auch in sprachlicher Hinsicht ist mancherlei daraus zu gewinnen. Die Ergänzungen und Verbesserungen, welche Hr. S., bloss die verzweifeltsten Stellen ausgenommen, versucht hat, kann man als wohlgelungen bezeichnen, insbesondere da, wo die Angaben der Schriftsteller über den Gegenstand des Gedichts zum Grunde gelegt und benutzt sind, was überall mit grosser Sorgfalt und Umsicht geschehen ist. Eine kurze Adnotatio giebt die Motive und Belege zu den im Texte gemachten Aenderangen, und unter dieser läuft die lateinische Uebersetzung. Noch bemerken wir dass die 1. Col. aus 47, die 4. aus 41 Hexametern, von denen aber die letzten 8 völlig unlesbar sind, besteht. Das ganze Gedicht möchte sich also, da die Zahl der Zeilen wenigstens nicht auf allen Columnen gleich ist, ungefähr auf 170-180 Verse belaufen.

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Nachschrift. Nachdem Obiges bereits an die Redaction des Repertoriums abgegeben war, kam dem Ref. das neueste Heft des Rhein. Museums (II. 3) zu, welches zwei für unsern Hymnus wichtige und interessante Aufsätze, beide von Hrn. Prof. Welcker, bringt. Darüber glaubt Ref. noch eine kurze Notiz nachtragen zu müssen. Der erste enthält S. 329 ff. einen Wiederherstellungsversuch der beiden bisher bekannten Columnen, der in mehreren Puncten mit dem des Hrn. S. zusammentrifft, wiederum aber nicht selten, und zwar nicht bloss in einzelnen Worten, sondern selbst in der Satzverbindung von demselben wesentlich abweicht. Dürfen wir uns ein Urtheil erlauben, so scheint uns das Wahre meist auf Seiten des Hrn. S. zu sein, obgleich wir damit keineswegs sagen wollen, dass nun schon Alles aufs Reine gebracht sei. Wichtiger ist der zweite Aufsatz S. 436 ff., eine Mittheilung aus Griechenland vom 19. Aug. 1842. Hr. W. hat in Andros selbst, unterstützt von Prof. Ulrichs und Dr. Henzen, den Stein aufs Sorgfältigste untersucht, und theilt hier erstlich eine Reihe nicht ganz unbedeutender Abweichungen von der Ross'schen Abschrift, sodann aber eine Copie der noch einigermaassen lesbaren Stellen der 2. und 3. Columne mit. Der Gewinn steht freilich in keinem Verhältniss zu der aufgewendeten Mühe: doch hat man nun wenigstens die Gewissheit, dass auf Restitution dieses Theils des Gedichts nicht mehr zu rechnen ist. Der Stein ist hier dermaassen zertreten oder abgerieben, dass von mehreren Zeilen nur ein einziger Buchstabe, von anderen einige, wieder andere bis zur halben Verslänge, keine einzige aber vollkommen lesbar ist. Noch bemerkt Hr. W., dass die Zahl der Zeilen auf allen 4 Columnen gleich war, zusammen also 188 betrug. W.

Naturwissenschaften.

[891] Handbuch einer Geschichte der Natur von Heinr. G. Bronn, Dr. d. Phil., ord. Prof. der Natur- und Gewerbs-Wissensch. an der Univ. zu Heidelberg. 1. Band. (Einleitung. I. Theil: Kosmisches Leben. II. Theil: Tellurisches Leben.) Mit VI Taff. und 23 eingedr. Holzschn. Stuttgart, Scheizerbart's Verlagsbuchh. 1842. X u. 447 S. gr. 8. (2 Thlr.)

Auch u. d. Tit.: Naturgeschichte der drei Reiche, zur allgemeinen Belehrung bearb. von G. W. Bischoff, J. R. Blum, G. H. Bronn, K. C. v. Leonhard, F. S. Leuckart und F. S. Voigt. Mit Abbildd. 13. Bd. Der Geschichte der Natur 1. Bd.

Der grössere Umfang, zu welchem mehrere Abtheilungeu der Naturgeschichte der drei Reiche gedichen sind und die zeitherige Vermehrung des Materials und des Fortschreitens der Wissenschaft, so wie der vielfach vernommene Wunsch, auch die Geschichte der Natur erschöpfender behandelt zu sehen, bestimmten den gelehrten Vf., seinen Antheil an dem ganzen Werke in einem ausführlicheren Maasse und nach einem andern Plane zu bearbeiten, als es dem anfänglichen Prospectus nach hatte geschehen sollen.

Man kann ihm dafür nur Dank wissen, und wird auch seine Ansprüche auf eine nachsichtige Beurtheilung um so mehr gelten lassen, als mit dem vorliegenden Werke der erste Versuch gemacht wird, eine Geschichte der gesammten Natur durch systematische Anordnung und wissenschaftliche Beleuchtung rein thatsächlicher Beobachtungen, ohne vorgefasste Theorie, zu entwerfen, eine Aufgabe, deren Lösung, bei dem weiten Umfange und der grossen Mannichfaltigkeit der gesammten Naturwissenschaften, und bei dem vorauszusetzenden Standpuncte vieler Leser mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden sein musste. Jedenfalls aber wird es gerechtfertigt erscheinen, dass diese Geschichte der Natur den Beschluss des ganzen Werkes macht, und erst nach denjenigen Abschnitten erscheint, welche den Leser mit der Mineral-, Pflanzen- und Thierwelt, so wie mit der Geognosie im Allgemeinen bekannt machen, und dadurch erst zu dem Verständnisse des vorlieg. Abschnittes vorbereiten sollten. Wie die beiden ersten, im vorlieg. Bande enthaltenen Theile das kosmische und tellurische (sogenannte) Leben behandeln, so wird der 3. Theil die Bedingungen und Erscheinungen des Entstehens und ersten Auftretens der (eigentlichen) Lebenswelt, ihrer Verbreitung und allmäligen Umgestaltung, ihres theilweisen Unterganges, ihres Antheiles an der Bildung der äusseren Erdkruste und die daraus abzuleitende paläontologische Charakterisirung der verschiedenen Perioden in der Entwickelungsgeschichte dieser Erdkruste zum Gegenstande haben; während der 4. und letzte Theil die Aufgabe lösen soll, den Einfluss der Erdoberfläche auf die Verbreitung, Entwicklung und Ausbildung des Menschengeschlechts und den Einfluss des letztern auf die Gestaltung der Erdoberfläche und des Klimas, auf die Thier- und Pflanzenwelt darzulegen und sonach die Geologie mit der Geschichte im gewöhnlichen Sinne des Wortes zu verbinden. Die, seinem Werke zu Grunde liegende Idee entwickelt der Vf. in der Einleitung mit folgenden Worten: „Wenn wir uns mittels der Physik und Chemie über die Eigenschaften der Materie als solcher, und mittels der zoologischen, botanischen, mineralischeu und astronomischen Wissenschaften über die Naturgeschichte der Thiere, der Pflanzen, der Mineralien und der Weltkörper, als selbständiger Einzelwesen, Belehrung verschafft haben, so sehen wir uns nach einer ferneren Wissenschaft um, welche uns über die gegenseitigen Verhältnisse und Thätigkeiten dieser verschiedenen Naturkörper im Ganzen genommen, und insbesondere über die allmälige Entwickelung und Heranbildung der jetzt bestehenden Wechselverhältnisse unter denselben unterrichte. Wir suchen alsdann eine Wissenschaft, welche alle Naturreiche zusammen genommen, die ganze Natur als einen einzigen grossen Organismus betrachte, die Wechselwirkung der einzelnen Glieder dieses Organismus untersuche, und die ihr zu Grunde liegenden Kräfte und deren Gesetzlichkeit erforsche. Geht diese Wissenschaft dabei von diesen Kräften und Gesetzen selbst

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