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erapeum.

Achtzehnter Jahrgang.

SERAPEUM.

eitschrift

für

Bibliothek wissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Litteratur.

Im Vereine mit Bibliothekaren und Litteraturfreunden

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Die Anfänge wissenschaftlicher Naturgeschichte und naturhistorischer Abbildung im christlichen Abendlande. Von Dr. Ludwig Choulant. Dresden 1856.

Ausser 3 voranstehenden, die Dedication enthaltenden unpaginirten Seiten und dem Titelblatte 46 SS. in 4.

Der Verfasser, welcher seit einer Reihe von Jahren dem gelehrten Publikum durch zahlreiche, in das Fach der medicinischen Litteraturgeschichte und Bibliographie einschlagende Schriften als Kenner rühmlichst bekannt ist, bringt durch diese Schrift seinem Collegen, dem Director der chirurgischen Klinik an der hiesigen chirurgisch - medicinischen Akademie, Hofrath Dr. Pech, in seinem und der daselbst fungirenden Professoren Namen den Glückwunsch bei der Feier erfüllter 50 im Staatsdienste vollbrachter Jahre dar. Er beginnt dieselbe mit einigen allgemeinen Betrachtungen über die Entwickelung der Naturgeschichte, insbesondere der Botanik im Mittelalter, deren erstes Aufkeimen im abendländischen Europa er theils von den ärztlichen Schulen, theils von der freilich nur durch arabische Hand überkommenen Aristotelischen Philosophie herleitet, und zwar in dem Maasse, dass die Botanik mehr jenen, die allgemeine Naturgeschichte aber mehr dieser verdanke. Jedoch sei von der ersteren nur wenig geschehen, XVIII. Jahrgang.

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bis seit dem XIII. Jahrhundert, einem bedeutenden Wendepunkt für die Wissenschaft und Kunst im Mittelalter, die Aristotelische Philosophie in ihre vollste Wirksamkeit und Herrschaft über Wissen, Glauben, Kunst und Leben getreten, und der Erfolg derselben theils eine encyclopädische Richtung des Wissens überhaupt, theils ein Hereinziehen naturwissenschaftlicher Kenntnisse und Erfahrungen in den Kreis derselben geworden sei. So, sagt er, entstanden neben andern zum Theil verlornen Arbeiten dieser Art die umfangreichste und umfassendste Encyklopädie des Mittelalters, die des Vincenz von Beauvais und das viel beschränktere, die historischen und speculativen Wissenschaften weniger berührende Werk des Minoriten Bartholomäus de Glanvilla. Indem andererseits die Aristotelische Philosophie die Naturwissenschaften als nothwendigen Bestandtheil des gelehrten Wissens angesehen wissen wollte, gründete sie die beschreibende Naturwissenschaft, insbesondere die Naturgeschichte, und zwar vom rein beschaulichen philosophischen Standpunkte aus, theoretisch ohne praktischen Zweck, da in den medicinischen Schulen nur die Heilwirkungen der Naturkörper, und weder ihre Anordnung noch ihre genauere Betrachtung beachtet wurde. Zu dieser Aufnahme der Naturwissenschaft in den Kreis der speculativen Philosophie trug wesentlich bei, dass Albertus Magnus das ganze Reich des Wissens in diesem Sinne bearbeitete, und sein Schüler Thomas, Canonicus von Cantimpré sein Werk de rerum natura in 20 Büchern zusammentrug, wovon wir wenigstens eine gedruckte deutsche Bearbeitung in des Conrad von Megenberg Buche der Natur besitzen. Ausserdem muss auch der Reisen gedacht werden, welche hauptsächlich nach dem gelobten Lande, namentlich nach Jerusalem und dem h. Grabe gerichtet waren, und deren Beschreibungen schon jetzt Bedeutung erhielten, wie die des Bernhard von Breydenbach zeigt; dass und wie weit aber auch Landwirthschaft den Naturwissenschaften förderlich gewesen, beweist des Petrus von Crescentiis liber ruralium commodorum. Dieser von der Philosophie ausgegangenen encyclopädischen und observativ-scientifischen Bearbeitung der Naturgeschichte konnten späterhin die medicinischen Schulen nicht ganz fremd bleiben, noch weniger sie auf die Dauer von sich weisen. Das erste aus ihnen hervorgegangene Werk war der Herbarius Moguntinus (1484.) der eben deshalb als Grundlage vieler späterer Arbeiten dieser Art eine in mehrfacher Hinsicht hoch anzuschlagende Bedeutung hat. Mit ihm beginnt die monographische Bearbeitung der Arzneipflanzen, also der medicinischen Botanik, zugleich tritt mit ihm die wissenschaftlich botanische Abbildung ins Leben, welche von diesem rohen Versuche ausgehend nicht ganz drei Decennien später durch Otto Brunfels († 1534.) eine sehr hohe Stufe erstiegen, und

wissenschaftliche nicht nur, sondern auch künstlerische Bedeutung erlangt hatte.

Auf diese allgemeinen, hier grösstentheils mit den Worten des Verfassers aber im Auszuge wiedergegebenen Betrachtungen folgen nun zur Erläuterung derselben historischbibliographische Untersuchungen über folgende vier Werke, welche die ältesten von jeder der eben angedeuteten Richtungen sind, und zugleich als früheste mit naturhistorischen Abbildungen versehene Drucke eine anderweite Wichtigkeit haben;

für allgemeine Naturgeschichte:

Conrad v. Megenbergs Buch von der Natur S. 19 f. für medicinische Pflanzenkunde:

Herbarius Moguntinus S. 9 f.

für wissenschaftliche Landwirthschaft:

Petri de Crescentiis liber ruralium commodorum S. 36 f. für auswärtige Reisen:

Bernhard v. Breydenbachs Reisewerk S. 40 f.

In dem nun folgenden speciellen Theile der Abhandlung ist über die Verfasser dieser vier Werke, ihre Entstehung, Einrichtung und Inhalt, ihre Ausgaben und beziehendlich Abbildungen ausführliche Nachricht gegeben worden, wie es der Bibliograph nur wünschen kann. Der Unterzeichnete, welcher sich ohnehin ausser Stand gesetzt sieht, zahlreiche andere Quellen und Hülfsmittel zu benutzen, als der Verfasser bereits benutzt hat, begnügt sich damit, Denjenigen, welchem es um die genauere Kenntniss der Litteratur dieser Werke zu thun ist, auf diese Monographie zu verweisen, und einige unbedeutende Zusätze oder nähere Bestimmungen hinzuzufügen, wie er sie gerade hier und da gefunden hat.

I. Herbarius Moguntinus.

Edit. s. 1. et a. (Culenburg, Joh. Veldener.) 4.

Eine nähere Beschreibung s. b. Joh. Guil. Holtrop, Catalogus librorum faec. XV. impressorum, quotquot in Bibliotheca regia Hagana affervantur. Hag. Com. 1856. 8. p. 209-210. N. 539.: Herbarius in latino cum figuris. S. 1. t. n. et a. (Culenburgi, Joh. Veldener, c. 1484 (85.) 174. foll. chart. goth. 27. 28. 29 et 30. linn. s. s. c. et pp. nn. c. figg. xylogr. in 4.

Fol. 1a. (ins. typogr.) Herbarius ī latino cu figuris||F. 1b. vacat. F. 2a. (R)Ogatu plurimoru īоpū numoru egetiu ap || etc. F. 2b. in calce: vnius dragme | F. 3a. Capitula herba || ru secūdū ordinē || alphabeti || F. 4b. vacat. F. 5a i seq. icon xyl.) Absinthia Alssem | F. 154b. in medio: strua Pandecta Auicena Serapio. F. 155a. Particula secuda de sim(sic)||plicibus_laxatiuis linitis. || seu lubricatiuis superio| || ribs antidotis deser

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