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tritt die Influenza oft als Kolik auf; kennt man aus vorangegangenen Fällen den herrschenden Krankheitsgenius, dann hat die Wahl des Mittels keine Bedenken, leider aber sind es meist die ersten Influenzakranken, die mit Kolik sich präsentiren; hier heisst es dann scharf beobachten und entschlossen das Mittel versuchen, für dessen Heileffect die grösste Wahrscheinlichkeit spricht. Giebt man in solchen Fällen die Mischung von Brechnuss und Asauttinktur, so sieht man während der ersten 4—5 Dosen die Anfälle wohl mässiger werden, sie verschwinden aber nicht und werden später wieder heftiger. Gewöhn lich greife ich, wenn sonst nicht wichtige Gründe dagegen sprechen, zuerst zum Aether, verbinde damit auch wohl ein Leber- oder Nierenmittel und erreiche, wenn nicht Heilung, so doch wenigstens ein Hinhalten der Krankheit. so wie die Zeit, aus der Beobachtung möglicherweise das sicher wirkende Heilmittel zu finden. Sollte nach dem Aether, den ich wie alle Mittel, so lange ich nicht Herr der Krankheit bin, in kleinster Dosis, stündlich oder auch halbstündlich gebe, Verschlechterung eintreten, so führt mich das zum Versuch mit dem Nitrum, seltner mit dem Ferrum, wenn ich nicht inzwischen sicher die Natur der Krankheit erkannt habe.

So ist die Kolik häufig genug, wie ich später einen Fall mittheilen werde, Offenbarung einer Nieren affection und wird dann durch Nierenmittel (Cochenille, Virga aurea, Coloquinten) gehoben. Ob der im Anfang nicht ganz behinderte Mistabsatz, so wie die langen Pausen zwischen den Kolikanfällen und der Drang zum Uriniren bei leerer Blase pathognomonische Kennzeichen sind, wage ich nich! zu bebaupten, sie fehlten jedoch nie. Sehr oft damit verbunden besteht eine saure Diathese, die am besten durch Zusatz von Magnesia carb, gehoben wird; insbesondere

kommt das vor nach reichlichem Genuss sehr zuckerreicher Nahrung, welche rasch în Gährung übergeht.

In ihren Erscheinungen damit sehr verwandt sind die Koliken, welche in einer Dickdarm-Verstopfung ihren Grund haben. Zur Diagnose gelangt man leicht durch die Untersuchung per anum, man fühlt im Mastdarm wenig oder gar keine Kothballen, den Grimmdarm aber tiefliegend, stark von derben Futtermassen ausgedehnt Nach 4- bis 5 stündiger Dauer dieser Kolik kommen die Anfälle in immer kürzeren Perioden und werden immer heftiger, das Pferd wirft sich mit ausserordentlicher Vehemenz, so dass es kracht, zur Erde, streckt alle vier Füsse von sich, sucht sich dann überzuwälzen, erhebt sich wieder vorn und bleibt einige Zeit wie ein Hund sitzen. Es kann wohl sein, dass Witterungseinflüsse und besondere Disposition bei Entstehung dieser Kolik wirksam seien, meist ist sie zurückzuführen auf plötzlich zu reichlichen Genuss von viel Stärkemehl enthaltendem Futter oder auf ausschliessliche Ernährung mit nahrstofflosem Futter. Das erste wird von der Verdauung nicht bewältigt und bildet später im Dickdarm einen festen Kleisterbrei; das letztere bleibt darin todt als freunder Körper liegen, da der Darm, durch die lange Fütterung mit gehaltlosem Futter, (auch wegen der zur Erhaltung nothwendigen grosseu Masse desselben) ausgedehnt und erschlafft, endlich zum Theil die Kraft verlorsn hat, sich so weit zusammen za ziehen, als es zum Weiterschaffen der trockuen Massen nöthig ist. DickdarmVerstopfungen in Folge dieser letztern Ursache sind denn auch weit gefährlicher, als die in Folge zu mehlhaltiger Nahrung, es ist nichts Seltenes, dass sie 3 - 4 Tage aphalten.

Das beste Heilmittel bei beiden Arten dieser Kolik ist die Coloquintentinktur, ständlich bis zu 1 Theelöffel voll in einem Tassenkopf Wasser, gewöhnlich reiche ich

mit 30 Tropfen stündlich aus. Klystiere und Einreibun gen oder auch die oben beschriebenen nassen Umschläge sind dabei nicht zu verachten.

V.

Ueber die rinderpestähnlichen Erkrankungen
der Schafe.

Mitgetheilt

von Roloff.

Seit längerer Zeit ist bereits die Beobachtung gemacht worden, dass zur Zeit der herrschenden Rinderpest auch bei andern Thiergattungen, namentlich bei Schafen und Ziegen ähnliche Erkrankungen vorkommen. Doch sind die elwaigen Beziehungen dieser Krankheiten zu einander nicht in Betracht gezogen worden, obgleich von einzelnen Beobachtern, namentlich von Jessen die Vermuthung ausgesprochen wurde, dass dieselben identisch seien. Niemand wagle die Identitätsfrage für discussionsfähig zu erklären, bis Dr. J. Maresch, k. k, Landest hierarzt in Böhmen, und Professor Galámbos in P、sth auf Grund wiederholter Beobachtungen im Jahre 1861 für die Identität der Rinderpest mit der gleichzeitig bei Schafen vorkommenden gleichartigen Seuchenkrankheit eintraten. Die Beobachtungen von Maresch finden sich ausführlich im XIX. Bande, 1. Hft. der Oesterreichischen Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Veterinairkande mitgetheilt und sollen in Nachstehendem im Auszuge wiedergegeben werden.

1. Die Schafseuche in Chlumec.

Am 12. November 1861 brach die Rinderpest in der Stadt Chlumec, im Jiciner Kreise aus. In einem Hofe waren in demselben Stalle 2 Kühe und 1 Kalb, auf der entgegengesetzten Seite aber 52 Stück Schafe untergebracht und von den Kühen durch eine niedrige Hürde, welche sie gewöhnlich, übersprangen, getrennt.

Am 18. November erkrankte das Kalb an der Rinderpest und verendete am 22. November. Am nächstfolgenden Tage wurden die Schafe in einen unter demselben Dache befindlichen, durch eine Futter-Vorrathskammer getrennten Schuppen eingetrieben. Die eine von den Kühen erlag am 27. November der Rinderpest, die andere wurde am 29. November bei hochgradiger Krankheit erschlagen.

Am 29. November verendete das erste Schaf, welches einige Tage zuvor mit einigen andern Schafen gleichzeitig erkrankt war. Bei der am 30. November vorgenommenen Untersuchung der Schafheerde fanden sich in derselben 5 kranke Stücke vor, von denen eines Behufs der Section getödtet wurde.

Von nun an mehrten sich die Erkrankungs- und Todesfälle, so dass bis zum Erlöschen der Seuche 21 Thiere erkrankten, 9 starben und 3 getödtet wurden; 9 Stück seuchten durch. Abgesehen von den schwer Erkrankten, waren fast alle übrigen Schafe dieser Heerde traurig, theilnahmslos und wenig fresslustig, so dass die ganze Heerde für krank angesehen werden konnte.

Kurze Zeit nach dem Ausbruche der Krankheit in dem erwähnten Hofe erkrankten die Schafe in einem andern Hofe, welcher viele hundert Schritte von dem ersteru entfernt war, und mit demselben in Folge der sorgfältigen Sperre in keinem Verkehr gestanden hatten. In dem Stalle des letztern Hofes waren 3 Kühe und in einem vier Foss

hohen hölzernen Verschlag 10 gut genährte und gepflegte Schafe untergebracht. Die Schafe wurden täglich 2 Mal bei den Kühen vorüber getrieben. Die knapp an der Verschalung stehende Kuh erkrankte am 24. November an der Rinderpest und wurde am folgenden Tage gekeult. Die audern zwei Kühe wurden sogleich am 24. November aus dem Stalle entfernt, die Schafe jedoch blieben au ihrem Platze. Am 30. November wurden die beiden Kühe, von denen eine bereits pestkrauk war, gekeult. Der erste Erkrankungsfall unter den Schafen wurde am 3. December, also am 8. Tage nach der Abkeulung der ersten Kuh beobachtet; gleich am folgenden Tage folgten zwei andere, und am 8. December erkrankten wieder zwei Stück. Ein Schaf wurde getödtet, die übrigen genasen.

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In den übrigen verseuchten Höfen der Stadt waren mit Ausnahme eines Gehöftes, dessen Schafstall von dem Rindviehstalle gut isolirt war, keine Schafe vorhanden. Ferner ist zu erwähnen, dass in derselben Zeit weder in Chlumec, noch in der Umgegend eine seuchenartige Krankheit unter den Schafen herrschte.

Die ersten an den erkrankten Thieren bemerkbaren Erscheinungen waren Traurigkeit und Mattigkeit, Röthung und vermehrte Schleimabsonderung der Conjunctiva bulbi, Ansammlung von gelben Schleimborken unter den innern Augenwinkeln, copiöser Ausfluss eines dicklichen, eiweissartigen Schleimes aus den Nasenlöchern, verminderte Fut teraufnahme, Abgang eines dünnbreiigen schwarzen, an den Hinterscheukeln und am Schweife anklebenden Mistes, zeitweiliges Hästeln und Beschleunigung der Herzaction und des Athmens.

Oefters blieb die Krankheit auf dieser Stufe stehen; die Genesung erfolgte dann in 3 bis 8 Tagen.

Bei weiterem Fortschreiten der Krankheit standen die Thiere traurig mit gesenktem Kopfe und meist mit aufge

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