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verschaffte dem Thiere eine wesentliche Erleichterung. Gleich nach der Operation verzehrte es mit grosser Gier ein ihm dargereichtes Haferfutter und, nachdem dies geschehen, legte es sich in Folge der Ermattung, welche es sich durch das Tage lange Stehen zugezogen hatte, nieder. Vierzehn Tage später liess es wieder mit dem Fressen nach: Körnerfatter wurde gar nicht mehr verzehrt. Der schlechte Nährzustand, in den es dadurch allmälig gerieth, bestimmte den Besitzer ungefähr fünf Wochen nach der Operation dem Leben des Thieres ein Ende zu machen.

Das Präparat*) zeigt den Kopf vorn und hinten verkürzt vorn sind die die Schneidezähne enthaltenden Theile der Zwischenkieferbeine, hinten der ganze hinter dem hinteren Augenbogen - Rande gelegene Theil abgesägt. Oben sind die zwei hinteren Drittheile des linken Nasenbeins, eben so ungefähr die zwei hinteren Drittheile der aufsteigenden Platte des Oberkiefer beins, das ganze Thränenbein und die vordere Hälfte des Jochbeins derselben Seite, ingleichen der grösste Theil beider Stirnbeine so weit sie überhaupt an dem Präparate befindlich sind unten der ganze Unterkiefer mit den daran befindlichen Weichtheilen entfernt, damit so die Verbreitung der Geschwulst nach der linken Seite, nach hinten und nach unten besser übersehen werden kann.

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Die Geschwulst liegt also an der rechten Gesichtsseite; die äussere Haut, welche dieselbe an der oberen Seite theilweise unmittelbar bedeckte, ist entfernt es ist das stellenweise nicht ohne Mitnahme der Muskeln abgegangen -; die anfänglich weiche Beschaffenheit und das fleischähnliche Aussehen hat durch das längere Verweilen

*) Der Kopf wurde an Fürstenberg eingesandt und befindet sich in der sehr reichhaltigen Sammlung des pathologischen Museums der Akademie Eldena.

in Alcohol einer festeren Beschaffenheit und einer mehr grauröthlichen und hie und da grauen Färbung Platz gemacht.

Der Tumor steigt von den drei hinteren oberen Bakkenzähnen der rechten Seite mit ziemlich stark nach aussen gerichteter Wölbung aufwärts und erreicht senkrecht über diesen Zähnen die Höhe der Nasenbeine; er geht dann in fast waagerechter Linie bis zu diesen hin und unter ihnen fort und ragt mit einer Hervorwölbung in die hintere Hälfte der linken Nasenhöhle hinein. Von den vorderen drei Backenzähnen, dem Zwischenkieferbein und dem vorderen Theil des Oberkieferbeins steigt der Tumor mehr allmälig zu der eben bezeichneten Anhöhe, dem hervorragendsten Punkte der ganzen Masse hinauf. Von dieser Höhe fällt er nach hinten zu ganz plötzlich steil herab, so dass zwischen ihr und dem Auge, welche von einander ungefähr 7 Ctm. entfernt sind, eine tiefe Aushöhlung sichtbar ist. Die ganze Geschwulst hat eine Länge von 15 Ctm., eine Breite von 13 Ctm., eine Höhe von 9 Ctm., der über die normale Gesichtsebene hervorragende Theil derselben kommt in Form und Grösse ungefähr der oberen Hälfte cines starken Kindskopfes gleich. Die über die Geschwulst hin verlaufenden Muskeln sind erhalten; auf der Höhe der Geschwulst sind sie zu platten Bändern ausgedehnt. Bei der Abnahme der Haut sind diese so verdünnten Stellen des Aufhebers der Oberlippe und des Nasenflügels, so wie des pyramidenförmigen Muskels grösstentheils mit hinweggenommen. Die Oberfläche des Tumor ist abgerundet und eben; nur an zwei Stellen finden sich Verletzungen vor, eine kleinere ungefähr auf der Höhe der Geschwulst, eine grössere mehr nach vorn, die erstere 6 Ctm., die zweite 11 Ctm. vom Auge entfernt. Nach der mir durch Fürstenberg gewordenen Mittheilung sind diese Verletzungen durch Einstiche hervorgerufen, die zum Zwecke der Be

handlung gemacht wurden, die untern durch einen tiefen Einstich mit dem Messer, die oberen durch die Fliete. Die Verletzungen der Haut, welche diesen Stellen entsprachen, haben callöse Wundränder gezeigt; die Haut an ihrer Umgebung ist in Folge der scharfen Einreibung theilweis der Haare beraubt und mit Schörfchen bedeckt gewesen, so dass das Ganze das Ansehen von Geschwüren dargeboten

Die obere kleinere Oeffnung führt in eine im Centrum der Geschwulst gelegene grosse Höhle, die mit necrotischen Massen erfüllt ist; die untere grössere Oeffnung in cine zweite kleinere Höhle, welche ihre Gegenöffnung nach unten am Gaumen hat. Beide Höhlen stehen nicht mit einander in Verbindung, sondern sind durch wohlerhaltene Geschwulstmasse von einander getreunt. Durch den unteren tiefen Einstich ist auch der Stamm des unter normalen Verhältnissen aus dem Foramen infraorbitale an das Gesicht hervortretenden Unteraugenhöhlen - Nerven durchschnitten: der Nerv ist durch Geschwulstmasse an dieser Stelle vollständig eingehüllt, in seiner Form jedoch wohl erhalten.

Beim Einstechen einer Nadel in den Tumor ergiebt sich, dass von der Gesichtsplatte des Oberkieferbeins wenig oder gar nichts mehr vorhanden ist; dieselbe ist nach vorn zu bis zum hinteren Ende des ersten Backenzahns vollkommen geschwunden; an den Seiten des zweiten und dritten Backenzahns sitzen nur noch ganz dünne verschwindend kleine Plättchen fest. Nach hinten zu ist mit dem zur Jochleiste gehörenden Theil des Oberkieferbeins auch der vorderste Theil des Jochbeins geschwunden, welcher die Jochleiste bilden hilft. Der ganze übrige Theil des Jochbeins und ein ganz kleines Stückchen des Oberkieferbeins, welches mit dem Jochbein zusammenhängt und den Tumor bilden, ist noch erbalten. Ingleichen sind die Nasenbeine vollkommen unversehrt; der Tumor kommt

am äusseren Rande des rechten Nasenbeins hervor und legt sich, nachdem er hervorgekommen ist, ein wenig nach links zu über das rechte Nasenbein herüber. Nach der linken Seite hin ist die zwischen beiden Nasenhöhlen befindliche Scheidewand dem Drucke der Geschwulst

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wichen. Vom Vomer sind die vorderen zwei Drittheile mit Ausnahme eines ganz kleinen Stückchens vorn gänzlich geschwunden, eben so das knorplige Septum in seiner ganzen hinteren Hälfte. Die Schleimhaut des Septums ist ganz enorm verdünnt, so dass die in die linke Nasenhöhle hineinragende Hervorwölbung des Tumor nur von einer fadenscheinigen Membran bedeckt ist. Die stärkste Wölbung der Geschwulst nach dieser Seite hin befindet sich in der Gegend des mittleren Nasenganges im Beginn der hinteren Hälfte; die Nasenmuscheln, besonders die obere sie ist an dem Präparate ganz hinweggenommen

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dann auch die mittlere sind an dieser Stelle stark nach der Seite gedrängt und comprimirt. Nach hinten zu zeigt die Entfernung eines Stückes des Stirnbeins, dass der Tumor bis zur Keilbeinshöhle hin sich erstreckt; die äusseren Knochenbedeckungen über diesen Stellen sind erhalten. Durch den Schwund der die einzelnen Höhlen trennenden Zwischenwände sind sämmtliche Höhlen der rechten Gesichtsseite in eine vereinigt, die ursprünglichen hinteren kleineren Höhlen werden durch einzelne gewissermassen gestielte Auswüchse der grossen Geschwulst vollkommen ausgefüllt.

So weit die obere Ansicht, wie sie Fig. I. darzustel len sucht. Nach unten zu hat die Geschwulst Knochen und Weichtheile durchbrochen und ragt in den freien Raum der Maulhöhle hinein. Sie erstreckt sich nach hinten bis zum Gaumensegel, nach vorn bis vor den ersten Bakkenzahn und erreicht auf diese Weise eine Länge von 16 Centimeter. An der rechten Seite liegt die Geschwulst

allen sechs Backenzähnen hart an und nähert sich den drei vordersten Backenzähnen der linken Seite bis auf eine Entfernung von 1 Ctm.; dieser von der Geschwulst frei gelassene Raum von 1 Ctm. vergrössert sich nach hinten zu dergestalt, dass er am vierten Backenzahne bereits zwei Centimeter, am fünften fünf Ctm. beträgt. Der Tumor nimmt somit fast die ganze Länge und Breite des harten Gaumens ein. Ganz nach hinten zu sieht man- - der rechte Theil des Gaumensegels ist abgeschnitten-wie der Tumor aus der rechten Choane hervorragt und sich quer über das Vomer nach der linken Seite herüberlagert. Die rechte Choane ist gänzlich verstopft, die linke in ihrem weit aus grössten Theil verschlossen. Das ganze Gaumensegel ist durch den andrängenden Tumor nach unten geschoben und die ohnehin schon enge Verbindungsspalte zwischen Maul. und Rachenhöhle nur noch um so mehr verengert. Es ist ersichtlich, wie auf solche Weise eine Behinderung des Schluckvermögens zu Stande kommen konnte.

Die Oberfläche der unteren Geschwulstseite zeigt nicht die regelmässige Beschaffenheit, wie die der oberen Seite; hie und da bieten sich einzelne Vorsprünge dem Auge dar. Rechts wölbt sich der Tumor über die Kaufläche der Backenzähne hervor, nach links flacht er sich etwas ab, so dass er hier an seinem Rande über die normale Gaumenebene, wie sie durch die von der Geschwulst verschont gebliebenen Parthie dargestellt wird, nur um 4 MIlm. hervorragt. Vorn geht die Geschwulst in eine 1Ctm. lange freie stumpfe Spitze aus, die dem Gaumen angelagert ist; zwischen sie und die Schleimhaut des Gaumens ist halmiges Futter eingedrungen. Nach rechts zu sind die Wucherungen der Geschwulst am bedeutendsten; fast am ganzen Rande der Backenzähne dieser Seite springen einzelne zottige Auswüchse vor, die sich beim Fressen zwischen die Kauflächen der Backenzähne gelagert haben müssen

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