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Erklärung der Abbildungen.

Fig. 1. Ein Stück der Darmschleimhaut vom Ileum.
Fig. 2. und 3. dasselbe mit einer Peyer'schen Plaque.

Fig. 4. Eine Peyer'sche Plaque, die eine Verticfung mit ausgefressenen Rändern und areolirtem Boden bildete. a) die Schleimbaut, b) die Ränder, c) der Boden.

Fig. 5. Ein Durchschnitt durch die kraterförmige Vertiefung und die Schleimhaut an der Zungenwurzel, Der Schnitt ist vertikal, aber etwas schief gemacht. Vergrösserung 400. a) Die Zelleninfiltration in der Schleimhaut b) die Ränder des Ulcus, c) die Wände des durchschnittenen Ausführungsgangs der Schleimdrüsen, d) des sen Epithel, e) die Molekularmasse in der kraterförmigen Vertiefung.

Fig. 6. Ein Vertikaldurchschnitt durch die Schleimhaut am Pylorus. a) die Zelleninfiltration zwischen den Schlauchdrüsen b) die Schlauchdrüsen, c) Extravasate Vergrösserung 400.

Fig. 7. Ein Horizontalschnitt durch die Peyer'sche Plaque, a) das Interfollikulargewebe, b) die Fasernelze um die Follikeln, c) das Centrum des Follikel, dessen Contentum herausgefallen ist. Vergrösserung 60.

Fig. 8. Ein Vertikalschnitt durch einen Solitärfollikel, a) die Schlauchdrüsen, b) die Schleimhaut, c) der Solitärfollikel, d) die Submucosa. Vergrösserung 60.

VI.

Die Rotzknoten in den Lungen.

Vom Repetitor Roloff.

Die Entwickelung der Knoten in den Lungen bei der Rotzkrankheit der Pferde ist bisher auf sehr verschiedene Weise dargestellt worden. Die meisten der bekannten Ansichten über die Natur der Knoten sind nämlich rein hypothetisch, weil man die Entwickelung nicht verfolgte, sondern nur die fertigen Knoten, die schliessliche Beschaffenheit derselben betrachtete und auf den BildungsVorgang zurückschloss. In der Regel findet man bekanntlich die Knoten von Haufkorn. bis Erbsen-Grösse und aus einem festen, häufig concentrische Schichten zeigenden Kerne von kohlensaurem und phosphorsaurem Kalke bestehend, welcher von einer festen Bindegewebskapsel umschlossen ist. Diese Form wurde desshalb auch schon vou Dupuy für characteristisch gehalten. Gally 1) erklärte nach der Beschaffenheit der Knoten in den Lungen den Rotz sogar wesentlich für ein kalkarliges Leiden, indem er annahm, dass die Ablagerung von Kalksalzen das Primäre sei und auf mechanichse Weise die Organe reize. Die übrigen Veränderungen seien nur reactive Erscheinungen, welche darauf hinausgingen, die abgelagerten Massen mit einer Hülle zu umgeben.

Genauere Untersuchungen über die Entwickelung der Knoten wurden dann namentlich von Loiset 2) gemacht. Den damaligen humoral-pathologischen Anschauungen gemäss setzte auch Loiset das Wesen der Rolzkrankheit

1) Zeitschrift von Nebel und Vix. VIII. 191 ff,

) Loiset, Recherches anatomico-pathologiques sur la Morve. Rec de Méd. vét. XIX. 703 ff.

in eine primäre Erkrankung der circulirenden Flüssigkeiten, welche zu Ablagerungen Veranlassung gähe. Die abgelagerten Massen beständen aber in eiweissstoffigen Gerinnseln, innerhalb der Gefässe des submucösen, subcutanen und subserösen Gewebes und des Parenchyms verschiedener Organe, namentlich der gefässreichen Lungen. Im submucösen Gewebe fand Lois et vorzugsweise die feinen Lymphgefässe, weniger häufig die venösen und selten die arteriellen Gefässzweige an verschiedenen Punkten durch Gerinnsel verstopft; in den Lungen jedoch zeigten sich die kleinen, grau-weiss aussehenden Blutgerinnsel vorzugsweise an den Theilungs. winkeln der Arterienzweige. In Folge der Verstopfung der Gefässe entstand dann nach Loiset zunächst Oedem in der Umgebung und endlich Verdickung und Entartung der Gefässwand in ein weisses, homogenes Gewebe, welches mit dem gleichartig veränderten angrenzenden Zellgewebe innig verschmolzen erschien und um das weiterhin metamorphosirende Gerinnsel eine Kyste bildete.

Diese Theorie über die Entstehung der schon damals Miliartuberkel benannten Knoten ist in der neuesten Zeit unter verschiedenen Modificationen wieder aufgestellt worden. Namentlich Erdt) und Ravitsch*) haben nachzuweisen versucht, dass die Bildung der Rotzknoten in den Lungen von den Gefässen ausgehe. Ueber das Wesen der örtlichen Vorgänge gehen aber die Ansichten beider Schriftsteller weit auseinander. Denn während Erdt

*) Erdt, Rotzdyscrasie. ) Virchow's Archiv, Bd. 23. und Oesterreichische Vierteljahrsschrift XVIII.

Anm. Förster (Pathol. Anatomie, 2. Aufl.) sagt, dass Loiset die Rotzknoten fälschlich für ausgedehnte Lymphgefässe hält. Das Wesentliche besteht aber nach Loiset in der spontanen Gerinnung der circulirenden Flüssigkeiten, „Dans le dépôt de concretions albumineuses dans un ou plusieurs points des voies circulatoires . .“.

die Rotzknoten einfach durch eine lokale Stockung und Anhäufung der dyscratischen Lymphe zu Stande kommen lässt und, abweichend von der Annahme Loiset's, die Ausdehnung der Gefässe für das Wesentliche bei der Knotenbildung hält, nimmt Ravitsch an, dass die Knoten aus Embolie entstehen.

Es unterliegt gewiss keinem Zweifel, dass Ravitsch in den Lungen rotziger Pferde embolische Heerde gefunden hat. Auch die Wahrnehmungen Loiset's stellen das Vorkommen von Embolien in den Lungen bei Rotz fest. Dieselben sind aber keine Rotzknoten, sondern beiläufige Bildungen und Folgen der ulcerativen Processe überhaupt. Von der specifischen Erkrankung sind sie nicht abhängig. Dass embolische Processe unabhängig von der Rotzkrankheit in den Lungen bei Pferden enstehen können, haben namentlich die Versuche von Spinola und Günther über die Entstehung von Eiterknoten in den Lungen unzweifelhaft festgestellt. Renault und Bouley 5) wollen freilich durch Injection von Eiter aus der Schnittwunde am Schweife eines englisirten gesunden Pferdes bei einem andern Pferde nicht allein Tuberkel in den Lungen, sondern auch alle übrigen pathognomonischen Erscheinungen der Rotzkrankheit hervorgerufen haben. Die Beschreibung der Knoten lässt kaum Zweifel übrig, dass dieselben embolische Heerde waren. Da aber die Einimpfung des Nasenausflusses auf ein anderes Pferd bei demselben wiederum acuten Rolz mit tödtlichem Ausgange erzeugte, so schlossen die Autoren, dass der acute Rotz durch Mischung des Eiters mit dem Blute entstehe, und dass die daraus resultirende fieberhafte Bewegung den Virus producire. Es ist bekanntlich schwierig, die Beobachtungen der französischen Thierärzte über sporadische Fälle von Rotzer

5) Rec. de Méd. vét. XVII. 257 ff.

krankung zu discutiren, und es soll auch eine Deutung. des vorstehend erwähnten Experimentes nicht weiter versucht werden. Es erhellt aber daraus, wie mannigfach die irrthümlichen Folgerungen waren, welche auf die Annahme basit wurden, dass die Vorgänge bei der Rotzkrankheit wesentlich innerhalb der Gefässe statt haben.

Diesen verschiedenen Ansichten gegenüber wurde zuerst von Virchow) nachgewiesen, dass die Rotzknoten aus einer zelligen Wucherung hervorgehen. Dasselbe bestätigte Förster) und namentlich Leisering) in sciner ausserordentlich vollständigen und schätzenswerthen Abhandlung über Rotz. Beide Autoren geben an, dass die Knoten in den Lungen denen in der Nasenschleimhaut histologisch gleich sind. Leisering fand durch Uutersuchung der frischen Knoten aus injicirten Lungen, dass dieselben im Centrum sowohl, als in der Peripherie ihre eigenen Gefässe haben. Wie bei demselben Processe in der Schleimhaut stellen sich die krankhaften Veränderungen in den Luugen, nach Leisering jedoch unter zwei verschiedenen Formen dar, entweder als Bildung von Knoten im interstitiellen Bindegewebe, oder als Infiltration.

In einem frühern Aufsatze habe ich bereits zu begründen gesucht, dass eine Unterscheidung der Formen, unter welchen sich der Rotz auf der Nasenschleimhaut zeigt, in dem Sinne jener Benennungen nicht gemacht werden kann. Bezüglich des Krankheitsprocesses in den Lungen hingegen würden die Bezeichnungen passend erscheinen, wenn derselbe sich in der That so darstellte, dass miliare bis erbsengrosse Kuoten in dem interstitiellen Bindegewebe

⚫) Handb. der spec. Pathol., 2. Bd.

') Pathol. Anatomie, 2. Bd.

8) Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für das Jahr 1862.

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