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des Afters. Sie lief hier, etwa 4 Zoll unterhalb sich ausmündend, schräg in die Höhe zum anus und von da, ohne ihn selbst zu berühren, sich wieder senkend, in den Harnblasenhals. Ich war nach dieser Prüfung natürlich sehr bald mit dem, was zu thun einig; ich machte nämlich jenen Fistelgang so weit, dass ich bequem drei Finger in der Breite in ihn zu schieben im Stande war, spaltete dann den Blasenhals möglichst lang, worauf dann ein ergiebig folgender Strom von Urin als das vollbrachte Werk erkennen liess. Die äusseren Wundränder wurden, einem Knopfloch ähnlich, mit Seide und Nadel umsteekt, Weiter besorgte ich den anderen Tag eine passende Röhre von Guttapercba verfertigt, um solche in dem neuen Harnweg zu befestigen; die schlechte Haltbarkeit derselben an dem Platze aber machte, dass sie nicht lange benutzt ward und dann so die künstliche Oeffnung sich selber und der Natur überlassen. Jetzt nach mehr als 3 Monaten seit der Operation besteht sie aber auch noch, wenig verkleinert und wulstartig eingefasst; das einzeln tropfenweise Ablaufen des Urines hat seit der Zeit völlig aufgehört; dagegen kommt das Wasser öfter als im normalen Zustande und in kleineren Portionen ausgerannt, wobei zuweilen das Pferd eine naturgemässe Stellung, wie eine Stute macht, meistentheils aber auch nicht, so dass noch immer die Lenden eine Portion davon abfangen. Sicher bebesteht eine partielle Lähme der Blase mit dem Bla senhalse.

Mondblindheit.

Bei einem Falle von gerade entstandener Mondblindheit bei einem Pferde verordnete ich täglich einmaliges Befeuchten des Auges mit Ol. amygdalar, amar. aeth. und Tinct. Opii zu gleichen Theilen, daneben äusserlich eben so oft eine nachdrückliche Einreibung der Schläfenpartie

mit Leberthran. Das Uebel verschwand nach 3 wöchentlich fortgesetzter Behandlung gänzlich, kehrte aber Ende December zurück. Dasselbe Verfahren ward demnach noch einst wiederholt und wie es jetzt scheint mit völlig bleibendem Erfolg.

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Anfangs Dezember brachte man mir ein mageres, aber junges Pferd, welches über den ganzen Körper, vorzüglich am Leibe und Halse mit einem flechtenartigen Ausschlag behaftet. Seit einer Woche solle das Leiden begonnen haben, aber trotz Abführungen, welche gegeben, dasselbe bis zu diesem Grade immer weiter sich verbreitet. Ich hatte es meiner Meinung nach mit Herpes quamosus zu thun. Demnach gab ich auch nur eine solche Laxans und verordnete Schwefelleber-Auflösung neben Diät und Warmhalten. Im Algemeinbefinden namentlich im Appetit bestand keine Abnormität. Sechs Tage darauf ward ich zu .dem Patienten gerufen, indem er so krank sei, dass er selbst nicht zu mir gebracht werden könne. Das Pferd hatte nun Fieber, versagte das Fressen, die Flechtenausschläge waren theilweise geborsten und Serum sickerte aus; anderntheils hatte sich die Haut verdickt und lag fest, wulstig auf. Der Kopf, der Bauch und die Füsse trugen eine schmerzhafte Geschwulst. Eine Complication mit Elephantiasis stand jetzt unzweifelhaft. Die Waschungen liess ich demnach warm fortsetzen, so wie noch Dampfbäder an den Körper appliciren; innerlich gab ich Jodkali 3IV in einem kleinen Eimer voll Wasser aufgelöst und als Trinken zu reichen, welche Portion an einem Tage verbraucht und dann erneuert ward. Später wendete ich auch Jodtinctur äusserlich zum Bestreichen der Geschwülste und Schrunden an. Nach drei Wochen hatte man das Pferd schon

wieder zur Arbeit; die Haut und Haare stiessen sich an allen Stellen, wo Auftreibungen oder Flechten bestanden, ab, worunter aber eine gesunde Decke mit jungem Haar sehr bald sichtbar wurde.

V.

Neue Untersuchungen über die pathologische Anatomie der Rinderpest

von

J. Ravitsch,

Magister der Thierheilkunde, ausserordentlichem Professor am Veterinairinstitute der K. Medico-chirurgischen Akademie zu St. Petersburg..

(Hierzu die Abbildungen auf Tafel III. und IV.)

Den 13. Juni 1863 erhielt ich von dem beim Ministerium des Innern Allerhöchst zur Verbesserung des Veterinairwesens in Russland gegründeten Comité den Auftrag, nebst Herrn Professor Jessen aus Dorpat in den Impfinstituten des Comités (am Salmy'sche im Orenburgschen und in Bandarewka im Cherson'schen Gouvernement) die Leitung einer Commission von mehreren Veterinairärzten zu übernehmen, deren Aufgabe weitere Versuche über die Impfung der Rinderpest war. Es war längst schon mein heissester Wunsch gewesen, die pathologische Anatomie der Rinderpest in den Steppen selbst studiren zu können. Mit Freude ergriff ich also diese Gelegenheit und reiste auch den 20. Juni mit meinem hochgeachteten Reisegefährten, dem Herrn Professor Jessen nach Orenburg ab, wo wir den 4. Juli aulangten. Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dass wir gleich nach unserer Ankunft ans Werk gingen und die Impfungsversuche anfingen. Leider misslangen dieselben aus Mangel an Impf

materie bis zum 18. d. M., wo die erste Erkrankung sich zeigte. Musste ich nun mit meinen Untersuchungen der Rinderpest etwas warten lernen, so wurde ich dafür mit einer Gelegenheit belohnt, die Maul- und Klauenscuche beim Rinde in einer wohl selten vorkommenden Gestalt kennen zu lernen. Dieselbe bot nämlich im Anfange eine solche frappante Aehnlichkeit mit den in den Steppen vorkommenden leichten Graden der Rinderpest, dass die Commission Anfangs im Zweifel über die Natur der Krankheit war. Die weitere Entwicklung derselben stellte aber die Maul- und Klauenseuche so evident heraus, dass kein Missgriff mehr geschehen konnte.

Den 18. Juli fingeu also die Impfungsversuche an mehr positive Resultate zu bieten und damit fingen auch meine Untersuchungen an. Dieselben sind an 27 Leichen gemacht worden und zwar mit der möglichsten Minutuösität.

In Bondarewka war der Zufall mir (nicht aber den Impfungsversuchen) günstiger, wir trafen nämlich dort die natürliche Rinderpest in einem Theile der für die Versuche bestimmten Heerde an. Ich hatte also die beste Gelegenheit, die anatomischen Veränderungen der geimpften Rinderpest mit denen der natürlichen zu vergleichen, Dann war es in diesem Orte mir möglich, einige der erkrankten Thiere in den verschiedenen Stadien der Krankheit erschlagen zu lassen, um die Entwicklung derselben studiren zu können.

Somit war unsere Reise nach den Steppenländern nicht ohne Erfolg geblieben, denn ausser den erhaltenen Resultaten in Betrell der Rinderimpfung, habe ich auch nicht minder wichtige Daten für die pathologische Anatomie derselben erhalten, die ich auch meinen geachteten Collegen im Auslande mittheilen will.

Die Rinderpest hat in der letzteren Zeit eine besondere Aufmerksamkeit des thierärztlichen Publikums auf sich ge

wendet, in Folge des häufig gewordenen Auftretens derselben in Oesterreich, wobei bei den jetzigen sehr erleichterten Viehtransporten cine Verbreitung dieser Krankheit auch im Süden Europas zu befürchten sei.

Man hat von jeher mit Recht aus Russland als Hauptquelle der Rinderpest nähere Auskunft über das Wesen und die Natur derselben erwartet. Leider war aber bis zum letzten Decennium das Niveau des thierärztlichen Wissens in diesem Lande, ausser einzelstehenden Persönlichkeiten, in toto nicht so hoch, um dem Auslande gründdiche Forschungen über diesen Gegenstand bieten zu können. Und so sind im gauzen Verlaufe der Zeit nur zwei lesenswerthe Abhandlungen über die Rinderpest aus Russland in der deutschen Veterinair-Literatur bekannt geworden, ich meine nämlich die frühere Schrift Jessen's und die von llaupt. Beide aber sind leider in der russischen Sprache unbekannt geblieben. Andere in der letzteren erschienene Abhandlungen über diese Krankheit stellen entweder nur Wiederholungen dessen vor, was in der ausländischen Literatur über diesen Gegenstand veröffentlicht wurde, oder sie enthielten nur alte unbegründete Traditionen, welche leider noch heutzutage im Auslande für reine Beobachtungen herausgegeben werden. Erst mit dem Anfange der Impfungsversuche im Jahre 1853 wurde der Geist der Beobachtung in Betreff dieser mit Recht die Plage Russlands genannten Krankheit rege. Und mögen nun diese Versuche auch die ungünstigsten Resultate haben, so kann und wird Niemand das eminente Verdienst Jessen's ableugnen, der mit der Anregung dieser Versuche auch die weitere Forschung über die anatomischen Veränderungen, welche diese Krankheit charakterisiren, hervorgerufen hat. Schon im Anfange des vergangenen Decenniums sind bereits in der russischen Literatur einige lesenswerthe Abhandlungen über die Rinderpest erschienen; sie wurden

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