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drehung des Uterus zu beobachten, und darf deshalb mit demselben Rechte, wie College Meyer behaupten, dass diese Symptome Folge der Wehen vor gänzlichem Ablauf der Schwangerschaft bei verschlossenem oder nur wenig geöffnetem Muttermunde sind, dass sie wenigstens nicht mit apodictischer Gewissheit die Contorsio uteri festzustellen vermögen."

Dieser Ausspruch wird dann gleich darauf durch 3 Beobachtungen zu belegen gesucht.

Herr College Saake mag wohl in sofern Recht haben, dass er Fälle beobachtete, wo die erwähnten Symptome vorhanden waren und dennoch ohne künstliche Gegenwälzung die Geburt erfolgte. Daraus resultirt aber keineswegs, dass meine Symptomatologie unrichtig sein müsse. Es liegt viel näher, auch in diesen Fällen wie in vielen anderen anzuerkennen, dass die Natur sich auch hier zu Zeiten selbst zu helfen vermöge, oder besser gesagt, dass die Ursache des Leidens auch die Heilung bewirke.

Die Naturheilung liegt bei lebender Frucht so nahe und ist nach meiner Aetiologie der Contorsio ateri so wahrscheinlich, dass ich wohl annehmen möchte, es komme dieselbe oft vor, nur sei sie von Herrn Saake zuerst beobachtet, aber missdeutet worden. Denn wie ich bei Seite 75 u. f. ausgeführt habe, halte ich die Bewegung der Frucht für die häufigste Ursache der Fruchthälter-Umwälzung und es ist durchaus nicht abzusehen, weshalb eine spontane Gegenwälzung der Frucht das Uebel nicht eben so rasch und leicht beilen könne, wie sie es zu erzeugen im Stande zu sein scheint,

Die Seite 79 von mir beschriebenen Heilungen beweisen meiner Ansicht nach zur Genüge, dass die Motionen der Frucht zur Heilung des Uebels wesentlich beitragen können, weshalb es bei mir keinem Zweifel unterliegt,

dass dieselben im günstigen Falle es allein zu bewirken vermögen. Nur möchte ich Herrn Collegen Saake dringend empfehlen, es für gewöhnlich nieht darauf ankommen zu lassen !

Einen Fall, den ich für gleichartig zu halten geneigt. bin, habe ich kürzlich auch beobachtet.

Ich ward zu der Kuh der Wittwe K. zu S. berufen, von der berichtet ward, dass dieselbe seit etwa 12 Stunden sich unruhig zeige, mit den Hinterfüssen trippele, sich häufig niederlege und wieder aufstehe. Dabei fresse sie wenig, zeige wehenartigen Drang und die Bewegungen des Kalbes seieu in der linken Flanke sehr deutlich bemerkbar. Ein Manu, der öfter schon Geburtshülfe bei Kühen leistete, babe innere Untersuchung angestellt und die Scheide verengt gefunden. Als ich nach 5-6 Stunden die Kuh untersuchte (ich war verhindert, dem Rufe alsbald zu fol gen), fand ich von allen diesen Symptomen keins mehr vor, auch war das Kalb nur in der rechten Flanke fühlbar, der Muttermund aber noch geschlossen. Ich fand somit keine Anzeige zum Einschreiten und nach einigen Tagen gebar die Kuh ohue sonderliche Hülfe.

Was uun das Symptom des gespannten Stranges uuter dem Muttermunde betrifft, so behaupte ich allerdings jetzt, dass es als pathognomonisch für die Fruchthälter-Umwälzung beim Rindvieh anzusehen sei, und glaube ich, selbst Herr College Saake werde mir beistimmen, nachdem er Nachstehendes erwogen hat.

Wenn nämlich eine Arterie von angegebener Stärke in mehr bezeichneter Lage gefühlt wird, so frage sich doch nur ein Jeder, der etwas von der Anatomie versteht, ob dieses eine andere, als die Fruchthälter-Arterie sein könne; und wenn es keine andere Arterie sein kann, so ist ferner zu fragen, wie denn diese Arterie, die normal über dem Uterus resp. der Scheide, ihre Lage hat, unter dieselbe

gelangen könne, ohne dass die Organe ihre Normallage verlassen haben. Nur aber eine Rotation dieser Organe in der Richtung der Längenachse derselben ist im Stande diese Lagerung der Arterie zu bedingen.

Da also dieses Symptom ohne Umwälzung des Uterus nach seiner Längenachse nicht zu erklären ist, so bin ich allerdings in der Lage, mit apodictischer Gewissheit behaupten zu müssen, dass es auch in jedem Falle. wo es vorhanden ist, eine Contorsio uteri beweise. Dass dieselbe nicht jedesmal zum Tode führt, ohne künstlich beseitigt zu sein, kaun, wie oben ausgeführt, Nichts dagegen beweisen.

Aus meiner Praxis könnte ich auch jetzt ein starkes Contingent von Fällen anführen, die entschieden für meine Behauptung sprecben, aber ich halte dies zu diesem Zwecke nicht für nöthig, indem dies erwähnte Symptom für jeden Anatomen bej richtiger Würdigung der Verhältnisse keiner weiteren Beweise bedürfen kann. Aus dieser Erfahrung will ich aber hier noch kurz erwähnen, dass ich nicht in allen Fällen die Pulsation der Arterie gleich deutlich ge funden habe, was begreiflicher Weise von der Dicke und Lagerung des breiten Mutterbandes, so wie auch von der Herzaction des Mutterthieres abhängig sein muss, die man nach langer Dauer des Uebels oft sehr unterdrückt und unregelmässig findet.

Aber bei genauer Prüfung des comprimirenden Strauges unter der Scheide resp. der Gebärmutter fehlte sie in keinem Falle,

Meine Ansicht durch Obductions-Resultate zu belegeu, bin ich noch immer nicht im Stande, da mir erst eine Kub darau zu Grund ging, deren Eröffnung die Lage nicht mehr erkennen liess. Das Thier litt schon lange und Wälzungen und Gegenwälzungen nebst den von Wagerer em

pfohlenen Manipulationen wollten bei todter Frucht nicht zum Ziele führen,

Endlich aber war der Geburtsweg nach einer Umwälzung offen, ohne dass die Lage des Kalbes sich we sentlich geändert hatte. Die Geburt erfolgte bei mässigem Zuge, aber sehr bald wurden die Symptome innerer Verblutung wahrnehmbar und etwa eine Stunde nach der Geburt war die Kuh trotz der Anwendung kalter Begiessungen und Einspritzungen todt.

Die Section ergab Zerreissung des rechten breiten Mutterbandes mit Trennung der Fruchthälter-Arterie, Verblutung aus derselben in die freie Bauchhöhle und deutliche Eutzündungs-Spuren am Multerbande und Gebärmutterhalse. Am leeren Uterus war eine deutliche Lageabweichung nicht mehr nachweisbar.

Hinsichts der Behandlung sei hier gelegentlich kurz zu bemerken, dass ich in der Mehrzahl der Fälle zu Wälzungen der Kuh meine Zuflucht nehmen musste, indem entweder völliger Verschluss des Geburtsweges oder Tod der Frucht die Lageberichtigung durch auf die letztere einwirkende Kraft unthunlich oder doch schwierig erscheinen liess. In einem Falle gelang mir jedoch noch wieder, die Gegenwälzung des Kalbes und des Uterus mit freier Hand zu bewirken und in zwei anderen nahm ich den Güntherschen langen Haken zu Hülfe, indem ich einen Vorarm des Kalbes in der Hakenkrümmung mittelst einer von der Stange aus durch die Hakenöffnung geführten starken, von aussen angespannten Schnur befestigte und mittelst einer durch das, am Handgriffe befindliche Oehr gesteckten eisernen Stange drehen liess. Um die Schuur leichter an der Stange befestigen zu können, habe ich mir einen kleinen Haken mit Ochr anfertigen lassen. Durch das Oehr dieses Hakens geht eine federkiel dicke Schnur, welche dop pelt durch die Oeffnung des langen Hakens verläuft und

lang genug ist, um nach aussen bervorzuragen. Die Krüm mang des langen Hakens wird hinter den, in gebeugter Stellung des Vorderknics quer zur Läugenachse des Geburtsweges gelagerten Vorarm in der Nähe des Ellbogengelenkes angelegt, der kleine Haken mit der Schnur so weit hervorgezogen, dass er um die Stange gelegt werden kann, und darauf wird die Schnur von aussen fest angezogen und um die zum Hebel bestimmte Stange geschlun gen, welche durch as Oehr am Handgriffe gesteckt ward. Man kann mit diesem einfachen Apparat bedeutende Kraft ausüben, und an einem kürzlich behandelten Falle, den ein College als unheilbar aufgegeben hatte, gelang mir damit die Rectificirung der Lage, nachdem Wälzungen des Thieres etc. erfolglos geblieben waren.

Ein Thierarzt Darreau hat dem Journ. de med, vel. zu Folge ein Retroverseur benanntes Instrument constru irt, womit die Rückwälzung bewirkt werden soll. Da ich nur die in der Vierteljahrerschrift für wissenschaftliche Veterinairkunde Bd. XVII. S. 73 der Analecten darüber gegebene Nachricht besitze, so kann ich nicht bestiminen, ob dasselbe nach meinen Angaben construirt sei.

IV.

Americanische Praxis.

Von Dr. Asche - Berg, Veterinary Surgeon, Baltimore
M. D. S. America.

Im Juli des Jahres 1863 eröffnete ich meine PrivatPraxis als Thierarzt zu Baltimore M. D. und da ich meine, dass das allgemeine Ergebniss derselben einentheils von Interesse bei meinen Herren Collegen drüben, daneben spe

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