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Thierarzt I. Klasse Kurth von Gutzkow nach

Wittenberg.

"

Thierarzt I. Kl. Köhler von Cottbus nach Luckau.

Niedergelassen hat sich:

Thierarzt I. Kl. Naumann in Ziebingen.

Thierarzt II. Kl. Lehmann in Anklam.

Gestorben sind.

Kreis-Thierarzt Kühn in Seehausen.

Kreis-Thierarzt Vogel in Bischofstein.
Thierarzt I. Kl. Langenkamp in Herbern.
Thierarzt I. Kl. Lachmann in Luckau.

Offene Stellen

für die Kreise Stallupönen, Sorau, Rummelsburg Belgard und Heilsberg - Rössel.

Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin.

Magazin

für die

gesammte Thierheilkunde.

(XXX. Jahrgang. 3. Stück.)

I.

Heilung einer Carditis traumatica.

Von

F. Meyer,

Landesthierarzt in Birkenfeld.

Diese Krankheit, welche fast nur dem in Stallfütterung stehenden Rindvich eigenthümlich zu sein scheint, kommt in hiesiger Gegend nicht selten vor. Durch ihre, im Anfange schwierige Erkennbarkeit und durch die bisher angenommene Unheilbarkeit gehört dieselbe bekanntlich zu den für den Thierarzt nur all zu oft unangenehm werdenden Krankheitsformen. Während das Leiden Anfangs in der Regel unter der Maske einer, bei dem in gekün stelter Ernährung stehenden, zumal in kleinen Wirthschaften gehaltenen Rindvieh häufig vorkommenden einfachen Indigestionen auftritt und eine sichere Diagnose fast unmöglich erscheint, macht sie meistens jede nicht äusserst vorsichtig gestellte Prognose zu Schanden, und gefährdet. dadurch sehr leicht den Ruf des thierärztlichen Practikers. Auch ist der, durch dieselbe verursachte Verlust im Allgemeinen keineswegs unbedeutend und trifft häufig gerade

Magaz, f. Thierheilk. XXX. III.

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solche Besitzer, denen derselbe um so empfindlicher wird, weil er oft die einzige Ernährerin der Familie betrifft.

Denn es ist in der Natur der Sache begründet, dass. da das Leiden lediglich durch das Verschlucken fremder, metallischer Gegenstände, besonders Nadeln, Nägel, Drahtstücken etc. entsteht, das Vieh der kleinen Leute, welches mit allerlei Abfällen der Küche und des Haushalts genährt wird, häufiger dieser Ursache ausgesetzt ist, als dasjenige grosser Oekonomien. Weil bei jenen die Besorgung des Viehes in der Regel weiblichen Familiengliedern obliegt, die gerade die gefährlichsten Körper, Nadeln allerlei Art, so häufig an sich tragen, so ist dadurch noch eine Ursache mehr gegeben, die in Wirthschaften, wo die Fütterung durch mäunliches Personal besorgt wird, fast wegfällt.

Auf diesen Umständen beruht wohl die Thatsache, dass dem Referenten die in Rede stehende Leidensform des Rindviehes in seinem jetzigen Wirkungskreise hier in Birkenfeld ungleich häufiger zur Beobachtung gelangte, als in dem frühern im Herzogthume Oldenburg. Während nämlich im Oldenburgischen das meiste Vich auf grössern geschlossenen Bauerngütern gehalten wird, und die grösste Zeit des Jahres auf der Weide geht, wird es im Winter mehrentheils von Männern besorgt, und erhält als Getränk reines Wasser.

Dagegen findet man hier auf der linken Rheinseite bei der ans Fabelhafte grenzenden Zerstückelung des Bodens das allermeiste Vieh in kleinen Wirthschaften und zwar fast ohne Weidegang; es wird überdies die meiste Zeit des Jahres von Frauenzimmern gefüttert und getränkt, und ohne s. g. „Saufen“ (d. i. mit irgend Etwas getrübtes Wasser) glaubt man kaum ein Rind oder einen Ochsen erhalten, viel weniger eine Milchkuh gehörig ausnutzen zu können.

Es ist das häufige Vorkommen dieser Krankheit auch schon daraus ersichtlich, dass man im Volke eine eigene Bezeichnung dafür hat, und dass man sehr häufig bei sich irgend in die Länge ziehenden Leiden des Rindviehs von dem Eigenthümer gefragt wird, sollte die Kuh vielleicht Eisen im Leib haben."

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Dieses häufige Vorkommen des Uebels hat mir Gelegenheit geboten, mich im Diagnosticiren desselben ziemlich zu üben, und da man bisher genöthigt war, anzunehmen, dass Alles, was die Wissenschaft hierbei zu leisten vermöge, in möglichst frühzeitiger Diagnose bestehe, um die betreffenden Patienten baldmöglichst ans Messer liefern zu können, so glaube ich, darin zu einiger Fertigkeit und Sicherheit gelangt zu sein, ohne jedoch behaupten zu dürfen, wesentlich neue Symptome aufgefunden zu haben.

In manchen Fällen ist es mir sogar möglich gewesen, das Uebel mit genügender Sicherheit zu bestimmen, ohne die betreffenden Patienten je gesehen zu haben, indem ein guter Bericht vom Eigenthümer erstattet, die nöthigen Anhaltspunkte zur Diagnose darbot.

Wie gesagt, ist die möglichst frühzeitige sichere Erkenntniss des Uebels die Hauptsache, und zwar sowohl zu dem Behufe, um die Thiere der bisher angenommenen Unheilbarkeit wegen möglichst bald zur Schlachtbank abliefern zu können, als besonders auch, um einen Heilversuch mit Aussicht auf Erfolg vorzunehmen. Da nun aber die Kasuistik dieses Leidens in den letzten Jahrzehnten sich in der thierärztlichen Literatur fast überreichlich gemehrt hat, so verzichte ich darauf, hierzu noch Beiträge zu liefern und beschränke mich auf eine kurze Analyse der wichtigsten Symptome derselben.

Während die Anzeichen einer Verdauungstörung i. d.

R. die Scene eröffnen, kann ich doch kaum glauben, dass dazu die gewöhnlich an sich äusserst geringfügige Verletzung der Haube, wie die Durchstechung derselben mittelst einer Nadel die unmittelbare Ursache bilde. Man müsste dann annehmen, dass diese Magenabtheilung eine ganz unverhältnissmässig höhere Empfindlichkeit besitze, wie die Wandungen der ersten Abtheilung, die bekanntlich grosse Wunden erträgt, ohne im Mindesten ähnliche Reactionen zur Folge zu haben. Wenn jedoch, wie Fabry (s. Herings Rep. B. X. S. 132.) angiebt, wirklich öfters Koliksymptome, von denen ich nie sonst gehört habe, die Reihe der Krankheitszeichen eröffnen, so muss man doch wohl annehmen, dass die Magenverletzung den Grund dazu ergebe. Es könnte die Sache vielleicht so erklärt werden, dass die Zerrungen der Haube, welche dieselbe wohl sicher erleidet, wenn ein unbiegsamer Gegenstand zugleich sie und das Zwerchfell durchbohrt hat, so dass ein Punkt gleichsam an letzteres angeheftet ist und den Contractions-Bewegungen des übrigen Organs nicht mehr folgen kann, die Ursache bilde.

Die Unterscheidung dieser Form von Indigestion von andern ist sehr schwierig, ja unmöglich, jedoch sind einige diagnostische Behelfe zu benutzen, die wenigstens eine Vermuthung begründen, wozu man folgende 2 Punkte scharf ins Auge zu fassen hat. 1) Nämlich, ob irgend welche Ursache zu einer Verdauungsstörung durch Futter oder Getränk und die Ordnung in deren Darreichung gegeben sei. Ist solche nicht zu ermitteln, so darf i. d. R. eine Sabural-Indigestion als ausgeschlossen angesehen werden. 2) Ob und wie eine Störung in der Milchabsonde. rung, wenn solche vorhanden war, eingetreten sei. Es ist hierbei besonders das Wie der Secretionsstörung scharf zu betonen. Denn ist die Milch plötzlich von einer zur audern Melkzeit um die Hälfte oder mehr verloren, und

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