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Von einer alten Narbe oder einer Veränderung im Schlund oder Magen, wodurch das frühere Erbrechen be dingt sein konnte, war auch nach einer ganz genauen Untersuchung durchaus nichts aufzufinden.

2. Entstehung weisser Flecke auf der Haut des

Pferdes.

Der hiesige Posthaltereibesitzer Herr Grädener ist im Besitze eines 8 Jahr alten Fuchshengstes, der bis zum Monat März. v. J. nur über den Körper zwischen den üb rigen Deckhaaren verbreitete, weisse Haare hatte, so dass er also mit dem Ausdrucke .,Stichelfuchs" bezeichnet werden konnte. Im Monat März vorig. Jahres, nachdem das Thier nie krank gewesen war, bemerkte man über den ganzen Körper einzelne, ganz runde, weisse, scharf begrenzte Flecke, die in der Grösse von einem Sechspfenuigbis zu einem Zweigroschenstücke variirten. Die Flecke wurden im Laufe des Sommers immer häufiger beobachtet und jetzt vermindert gefunden,

Das Thier hatte ein auffälliges Ansehen, fast als wenn der Maurer es aus der Entfernung mit Kalk beworfen

hätte. Die Haut des Thieres ist mehrere Male von Auderen, namentlich vom Herrn Professor Dr Eichstedt und auch von mir untersucht worden; niemals hat sich etwas Krankhaftes gezeigt; sie war und blieb weich und elastisch, ohne Ausschwitzung und ebenso ist das Thier bis zum heutigen Tage (1. October), wo ich angefähr noch etwas über 100 Stück solcher Flecke sah, vollständig gesund gewesen.

VIII.

Vergiftung einer Kuh durch Bleizucker.

Mitgetheilt vom

Thierarzt R. Nolte in Walkenried im Braunschweigschen.

Vom 10. Februar cr. an behandelte ich die seit acht Tagen frischmilche, sechsjährige Kuh des pp. M. zu W. wegen Verhärtung der rechten, vordern Euterparthie, obwohl voraussichtlich vergeblich, weil dieselbe schon mit verschiedenen Hausmitteln innerlich und äusserlich behandelt worden und überhaupt die etwa vorausgegangene Entzündung bereits in Verhärtung übergegangen war, und das Melken des betreffenden Striches nur ohngefähr einen Esslöffel voll gelblichen Serums lieferte. Ich hatte die Behandlung schon aufgegeben und den Besitzer mit der Bemerkung getröstet, dass die übrigen Striche durch ver melirte Production die Functionen des eingegangenen fast ersetzen würden, als ich am 20. Februar wieder gerufen wurde, weil die Kuh seit zwei Tagen verminderte Fresslust zeige. Es wurde mir auch eröffnet, dass derselben am 17. Februar auf Anrathen einer Frau, in der Absicht eine,,Reinigung" herbeizuführen, Pfund Glaubersalz eingegeben sei, welches auch am folgenden Tage die beabsichtigte Wirkung gehabt habe.

Die nähere Untersuchung ergab wenig Auffallendes, als dass eben der Appetit sich vermindert zeigte und Wiederkauen nicht bemerkt worden war, auch über Nacht nur wenig Mist von breiiger Consistenz abgesetzt wurde; die Kuh erschien etwas zusammengefallen, die Hungergruben leer, der erste Magen also nur mässig angefüllt und nicht durch Gase ausgedehnt, das Flotzmaul erschien feucht, Athemzüge und Herzschlag normal, d. h. letzterer nicht fühlbar, auch zählte ich 54 leicht zu unterdrückende Pulse;

ich diagnosticirte Verstopfung des 3. Magens, weshalb im Verlaufe desselben Tages 1 Pfund Natr. sulphuric., Tartar. stibiat. 38 und Radix Gentian, ij in vier Portionen getheilt und jede mit Quart heissem Wasser infundirt in gleichen Zwischenräumen von zwei Stunden eingegeben wurde; ausserdem noch mehrere Flaschen dünnen Leinschleimes in der Zwischenzeit.

Am nächsten Tage Morgens war sichtliche Verschlimmerung eingetreten, indem periodisch das die Verstopfung im dritten Magen begleitende eigenthümliche Stöhnen gehört wurde; Mistabgang hatte über Nacht nicht stattgefunden, Urinabsonderung in Quantität und Aussehen normal, di Milchproduction hörte ganz auf, während am Abend vorher noch 5 Quart gewonnen wurden, wogegen am Morgen dieses Tages des 20, ebenfalls Milcbabsonderung nicht stattgefunden hatte, weshalb auch Mittags das Milchen unterlassen worden war; das Athmen wurde mit sichtbarer Bewegung der Bauchmuskeln ausgeführt, Puls und Herzschlag wie gestern, die Maulschleimhaut und Conjunctiva erschien auffallend blass, Appetit zu Futter und Getränk, ebenso das Wiederkäuen ganz aufgehoben; mässiger Druck auf die Rippen beiderseits erregte Schmerzensäusserungen, Stöhnen und starkes Ausweichen, anch Druck auf den Wiederrüst konnte nicht ertragen werden.

Ich muss gestehen, dass ich durch diese lelztern Symptome versucht wurde, einen stechenden Gegenstand in der Brusthöhle als Krankheitsursache anzunehmen und verorduete, um nur noch etwas zu thun, Pfund Glaubersalz mit Leinschleim auf zwei Mal in vier Stunden zu geben. Die Eigenthümerin brachte mir hierauf in einem Kästchen das vermeintliche, auf einer Avction mit der Kuh zugleich gekaufte Glaubersalz, von welchem sie, wie scheu erwähnt, am vergangenen Freitage, den 17. Februar ein halbes Pfund abgewogen, aber, da diese Portion ihr zu

stark geschienen, eine kleine Hand voll zurückgenommen, und ersteres in Wasser aufgelöst eingegeben habe; ich erkannte sofort den Inhalt für Bleizucker und überzeugte mich hiervon vollkommen durch Geruch und Geschmack und endlich auch durch die sehr undeutliche Bezeichnung am Gefäss, und war hierdurch die Krankheitsursache genügend dargethan. Dem Wunsche des Eigenthümers gemäss wurde ein obwohl schwacher Versuch zur Heilung gemacht, indem Emulsionen mit Opium, feraer Kali sulphuricum, dann auch ölige und schleimige Eingüsse ange

wandt wurden.

Nachmittags zeigte sich die Kuh kränker, besonders war der Puls auf 64 gestiegen, weich und leicht zu unterdrücken, Herzschlag unfühlbar, Mistabgang nicht erfolgt, Brustschmerzen dieselben, das Flotzmaul feucht, an den Lippen schaumiger Schleim, die sichtbaren Schleimhäute wie bisher blass, auch hörte man zuweilen unvollkommenes Aufstossen und Zähneknirschen; aus der Scheide kam blutrother Schleim, grosse Schwäche offenbarte sich durch vieles Liegen. Am 22. waren dieselben Symptome in höherem Grade zu beobachten, namentlich wurde das Athmen beschwerlicher ausgeführt, ohne jedoch besonders vermehrt zu sein, auch war der Puls bei seiner früheren Qualität auf 82 gestiegen, das Auge erschien tief in die Höble zurückgezogen, so dass hierdurch im innern Augenwinkel ein Raum von Haselnussgrösse gebildet wurde; am 23. dieselben Symptome, das Athemholen sehr beschwert, 96 Pulse, weich und leicht zu unterdrücken, Herzschlag unfühlbar, bedeutende Schwäche und beständiges Liegen, Abgang äusserst übelriechenden Darmschleims mit wenig Futterfragmenten gemischt, fort währendes Stöhnen beglei tete diese Symptome, auch wurde mehrere Male Abgang blutrothen Schleims aus der Vagina gesehen. Abends

spät waren die Erscheinungen bedeutend verschlimmert, namentlich war der Geruch im ganzen Stalle zum Ersticken und längerer Aufenthalt unmöglich, und wurde, die Unheilbarkeit voraussehend, das Schlachten angeordnet. Als nun die Kuh am andern Morgen früh aus dem Stalle geführt werden sollte, war dieselbe vorerst nur mit grosser Mühe zum Aufstehen und aus dem Stalle zu bringen, und legte die kurze Strecke von 15 Schritt mit sehr schwankenden Bewegungen und sehr langsam zurück. Das Schlachten geschah durch Abschneiden der Halsblut- und Pulsadern und lieferte anscheinend wenig und träge ausfliessendes Blut, welches aber sichtbar nicht verändert erschien; nach Abnahme der Hant zeigte sich die Kuh noch gut genährt, was ihr vorheriges Aussehen nicht erwarten liess, das Fleisch sah gut aus und war nicht entfärbt, nach Eröffnung der Bauchhöhle war am 1., 2. und 4. Màgen nichts zu bemerken, die Schleimhaut weder entzündet, noch geröthet, der Inhalt des ersten natürlich, nur übelriechend, der vierte Magen leer, mit vielem Schleim belegt, dagegen war der 3. Magen vollkommen" verstopft auffallend zusammeugezogen, die Schleimhaut erschien schwarzgrau und nicht am Futter anklebend, wie man es sonst bei Verstopfung findet; die dünnen Gedärme ebenfalls auffallend zusammengezogen und so eng, wie die eines halbjährigen Schweines, enthielten viel übelriechenden Schleim, an der Schleimhaut gewahrte man einzelne unregelmässige, rothe Flecken, der Dickdarm leer und mit übelriechendem Schleime versehen, die Gallenblase mit schwarzgrüner Galle stark angefüllt, Leber, Milz und Nieren dagegen normal, das rechte Horn der Gebärmutter enthielt circa eine Hand voll blutrothen Schleim, ohne jedoch Röthe der Schleimhaut zu zeigen, das Nierentalg sah gut aus und mochte etwa 10 Pfund betragen.

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