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und der Schinken und Speck geräuchert. Beim Pökelfleisch komint also noch ein eigentliches Schutzmittel, das Kochen, hinzu; das Räuchern von Schinken und Speck ist aber, wie dargethan, kein Schutzmittel. Demnach muss zur Zeit noch roher Schinken und roher magerer Speck als verdächtige Waare und zwar so lange gelten, bis der Beweis unzweifelhaft geführt ist: dass das Einpökeln ein sicheres Schutzmittel ist,

Aber selbst unter der Annahme: das Einpökeln ist ein sicheres Schutzmittel, bleibt roher Schinken, als Handelswaare immer ein verdächtiger Artikel. Man unterscheidet zwei Arten von Schinken:,,Dauer-Schinken," der gut gepökelt und gut geräuchert wird, und Schinken, wie man es nennt, zum,,Schnell-Hinwegessen", der unvollständig gepökelt und geräuchert wird, daher bei warmer Witterung auch leicht verdirbt. Dieser Schinken wird stets gefährlich bleiben, selbst wenn Dauer- Schinken ohne Gefahr genossen werden könnte.

5. Austrocknen. Das Austrocknen ist keine Zubereitung; es kommt bei dem Räuchern und beim Lagern der Fleischwaare nur nebenbei vor; aber ich durfte es hier nicht übergehen. Das Austrocknen tödtet nämlich die Trichinen; das haben die von Dr. Fiedler angestellten Versuche mit roben Fleischsshnitten und die von demselben und auf hiesiger Thierarzneischule angestellten Versuche mit Fleischwurst bewiesen. Es ist nur zu be dauern, dass es keinen Maassstab zur Feststellung des Austrocknungsgrades giebt (selbst der Gewichtsverlust ist. bei der Handelswaare nicht einmal brauchbar), um in der Praxis einen Gebrauch machen zu könuen, Beachtenswerth bleibt es aber immer, und man muss mindestens ,,weiche" Waare für gefährlicher als trockene erachten.

Darnach sind also ganz unbedenklich zu geniessen: alles gekochte und gebratene Fleisch, die Würste aus ge

kochtem Fleische, wie: Blut-, Leber-, Schwarten-Wurst*) und Sülze, dann gekochter Schinken und heiss geräucherte Wurst, alles selbstverständlich in sorgsamer, guter Zus bereitung. Unbedingt gefährlich sind: rohes Fleisch und die aus rohem Fleische bereiteten und kalt geräucherten Röst, Knack etc. Würste und Klops. - Alle übrigen Fleischspeisen müssen, wenn auch nicht als unbedingt gefährlich, doch in ihrer Allgemeinheit als ,,verdächtig" bezeichnet werden, d, h. als solche, wo die Zubereitung wégen mannigfacher Durchführung keinen sicheren Schutz gewährt. Nun noch einige Bemerkungen über den

Mikroskopischen Selbstschutz.

Gleichsam als Ersatz für eine öffentliche Fleischschau ist angerathen worden: dass Jedermann selbst Fleisch Wurst und Schinken einer mikroskopischen Untersuchung unterwerfen soll. Es lässt sich hiergegen Nichts erinnern, im Gegentheil ist es nur anzurathen, wenn Jemand Neigung fühlt, sich mit dergleichen Untersuchungen zu beschäftigen. Aber die Sache ist doch nicht so einfach und leicht und jedenfalls nicht dazu angethan, dass sie grossen Eingang finden kann, besonders in den Familienkreisen, wo es gerade am nöthigsten wäre. Manche Familie wird schon die Kosten für ein Mikroskop scheuen; und wenn es angeschafft ist, wer soll die Untersuchung vornehmen?

Die gewöhnliche Schwarten wurst wird nur aus gekochten Schwarten und Fleisch bereitet und kann nie Gefahr bringen. Zur besseren Schwarten wurst wird aber noch rohes, gewiegtes, sogenanntes Bratwurstfleisch zugesetzt. Sie bleibt jedenfalls gefährlich, gleichviel, ob man sie nachher noch in Rauch hängt, oder im Kessel nochmal überwallen lässt, oder in Schnitten in der Pfanne röstet. Denn alle diese Zubereitungen sind nicht im Stande, die Trichinen im rohen Fleische zu tödten. Man sieht hier wieder, dass der Name" der Wurst bei Beurtheilung ihrer Gefährlichkeit nicht den Ausschlag giebt.

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Der Hausherr, die Frau etc. oder das,,Mädchen für Alles". Ich fürchte, dass nach solchen Untersuchungen, wenn sie überhaupt Eingang finden, die Trichinenkrankheit häufiger wird, als wenn man einfach räth: sie zu unterlassen und sich dafür sorgsamer Zubereitungen zu befleissigen *). Schliesslich noch ein Wort.

giebt es keinen sichern Schutz

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Gegen gewisse Gefahren
Wer auf das Eis gehet

oder zu Wasser fährt, kann ertrinken, auch wenn er einen Schwimmgürtel umgürtet. Dennoch unterbleibt weder das Eine, noch das Andere. Trotz aller angeordneten und empfohlenen Maassregeln gegen die Finnen der Schweine. giebt es immer noch Bandwurm-Patienten und auch die Finnen sind noch nicht ausgestorben. So wird es auch mit den Trichinen und der Trichinenkrankheit sich gestalten. Die Zahl der Krankheitsfälle lässt sich mindern; die Krankheit selbst nicht ausrotten. Wenn man nun wahrnimmt, dass der ängstlich Besorgte gar kein Schweinefleisch mehr geniesst, wie der ängstlich Besorgte auch nicht auf das Eis gehet; dagegen derjenige, welcher die Trichinenfurcht nicht kennt, nach wie vor lebt, so haben Beide, von ihrem Standpunkte aus, vollkommen Recht. Es giebt aber noch ein Drittes und Besseres. Man entsage nicht dem Schweinefleische, sondern sorge nur für

*) Als ein Curiosum will ich hier anführen, dass der hiesige Bezirksarzt Dr. Pfaff dergleichen Untersuchungen dringend empfohlen und dabei erklärt hat: „dass jedes Kind ohne Mühe es erlernen könne, und schon ein Mikroskop von 4-6 Thlrn. dazu ausreiche". Es ist nicht nöthig, ein Wort weiter darüber zu verlieren. Eine solche Behauptung verurtheilt sich selbt und kennzeichnet den Urheber. Es ist nur zu bedauern, dass sie von einem Manne ausgegangen ist, der, seiner Stellung nach, von dem Publikum wohl auch den Sachverständigen zugezählt wird. Folgt man dem Rathe, dann wird Geld und Zeit geopfert und der Zweck doch nicht erreicht.

eine gute, angemessene Zubereitung, und entsage nur einzelnen Speisen, die allerdings für Einzelne Lieblingsspeisen sein mögen. Das ist genug; man braucht dann nicht weiter ängstlich besorgt zu sein, auch wenn man nicht frei von der Trichinenfurcht ist. Ein Jeder nun nach seiner Wahl.

Erklärung der Figuren-Tafel.

Fig. 1. Eine männliche Darmtrichine.

Fig. 2. Eine weibliche Darmtrichine, mit ausschlüpfenden jungen Trichinen.

Fig. 3-6. Fleischstückschen mit Muskeltrichinen in den Folgestufen ihrer Entwickelung.

Fig. 3. Junge, eben eingewanderte Trichinen in ihrer Auflagerung und Einbohrung in die Muskelfasern.

Fig. 4. Die in die Muskelfasern eingedrungenen, und Fig. 5. eingekapselte Trichinen. Unten rechts unter a eine undurchsichtig gewordene Kapsel.

Fig. 6. Verkalkte Trichinenkapseln.

Bemerkung. Fig. 1-5 sind in vielfach vergrösserter Darstellung, Fig. 6 in natürlicher Grösse.

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