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wundervollste Beglaubigung des Dichtergenies. In keiner Sprache wüsste ich ein Gedicht, das in einem so kleinen Umfange einen so weiten poetischen Kreis eröffne, die Tonleiter aller tiefsten Empfindungen durchgeht u. auf lyrische Weise das Leben mit seinen wichtigsten Ereignissen und Epochen im durch natürliche Grenzen umschlossenen Epos zeigt."

Caroline von Wolzogen in Schillers Leben: „Es ist ein Lieblingsgedicht der Deutschen. Jeder findet rührende Lebenstöne darin, und das allgemeine Schicksal des Menschen geht innig an's Herz."

1. Aufl. 8°. 2 Thle. 25 Bg. Stuttgart. 1830. 2. Aufl. gr. 8°. 2134 Bog. 1845. 3. Aufl. gr. 16o. IV u. 383 S. 1850. 4. Aufl. gr. 8°. VI u. 339 S. (s. Bd. II. S. 181.) N. A. 1851. 5. Aufl. kl. 8. VIII, 383 S. 1876. (s. S. 312.)

Jos. Hillebrand, Deutsche National-Literatur seit Anfang des XVIII. Jahrh. Band II. S. 397 (Hamburg. 1851.) nennt das Lied v. d. Glocke das Resumé der Gedanken-Lyrik, eine poetische Encyclopädie der gesammten lyrischen Produktionen des Dichters, deren sämmtliche Motive es dem Wesen nach umfasse. Hier werde die höchste Energie lyrischer Comtemplation zur vollsten Darstellung gebracht; denn als reine Lyrik mangle ihm die Unmittelbarkeit der Anschauung, die naive Wahrheit des Gefühles, der contemplative Allegorismus aber bilde seinen Grundcharakter, wesshalb es sich mehr durch die Kunst der Beschreibung, als die Lebendigkeit der Handlung auszeichnet.

Gustav Schwab, Schillers Leben in 3 Büchern. (Titel)-Ausgabe zum 100 jährigen Gedächtnisstage der Geburt Schiller's. 1859. gr. 16o. XXIII. u. 788 S. Stuttgart, 1859. 1. Aufl. gr. 8o. 513⁄4 Bg. 1840. 2 sarth. Druck. gr. 8°. 49 Bog. 1841. Das. gr. 8°. XXII u. 644 S. 1844.

S. 659-662. A. W. Schlegel hat die scharfsinnige Entdeckung gemacht, dass der fertigen Glocke der Klöppel fehle.

Dr. Kannegiesser in Herrig's Archiv. XXIV. Bd. 1858. S. 17: ,,Das Lied der Glocke ist ein in dem deutschen und vielleicht dichterischen Schriftenthum überhaupt seiner Erfindung und Ausführung nach einziges, wohl das beste Gedicht Schillers."

Die Glocke (1799) ist eine poetische Verklärung des bürgerlichen Lebens. Alles, was das Bürgerthum ziert: Frömmigkeit, Zucht, Fleiss, Ordnung, Recht u. Gesetz, der Freiheit Schutz, des Hauses Ehre, die kommenden und gehenden Geschlechter, die Gefahren von Seiten der Elemente, wie der Revolution, kurz alles, was sich in den Gesichtskreis des fleissigen, ruhigen Bürgers drängt, klingt bald voller, bald leiser wieder und ist zum grossartigsten Lebensbilde verwebt. Das Ganze besteht aber nicht etwa blos aus einer Anreihung willkürlicher Scenen, sondern hat die strengste, innere Ver

bindung und Entwickelung. Es zerfällt in zwei Haupttheile, in das Leben des Hauses und das öffentliche Leben, alle Theile sind aber durch die Schilderung des Glockengusses wieder mit einander verknüpft. (S. 176.) Göthe legte einen unverwelklichen Ehrenkranz auf Schiller's Grab. Der Epilog zu dessen Glocke (S. 161) in Burkhardt, Gesch. d. Deutschen Litteratur. I. Die Poesie. 3. Aufl. 8°. Leipzig.

Die vorstehende Beurtheilung giebt ein Resumé mehr oder weniger von Allem, was über das Lied von der Glocke in den verschiedenen Litteraturgeschichten gesagt ist, die Heranziehung der letzteren ist daher unterlassen.

A. W. v. Schlegel's Kritische Epigramme.
I. A propos des Cloches.

Le bavard à propos de bottes Sprichwort sein Dem fällt bei

Wenn Jemand schwatzt die Kreuz u. Quer Was ihm in Sinn kommt ungefähr, Sagt man in Frankreich wohl zum Spotte: Bei uns wird nun das Glocken vieles ein. - Der Das Loos der Menschheit Er bricht die schönen Reden, traun! Glockenthurm und nicht vom Zaun.

Dichter weiss in's Glockengiessen einzuschliessen;

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II. Kritik eines Küsters.

Wir Küster, würd'ger Herr,

Vom

Mein ich bitt', dass wir unsere Glocken sampt yhren Klöpfeln haben möchten Date nobis glockas nostras, nostra Tiatina, Tiatina. (Fischart in seiner Geschichtsklitterung nach Rabelais.) sind hocherfrewt, - Dass Sie Es hat uns fast wie's

so schön der Glocke Lob gesungen; Festgeläut geklungen. Nur haben Sie sich etwas weit zerstreut Und doch dabei den Hauptpunkt übergangen. - Die Klöpfel mein' ich, die darinnen hangen. Denn ohne Zung' im Munde, mit Respekt Zu sagen, müsste ja der Pfarrer selbst verstummen. So wenn kein Klöpfel in der Glocke steckt, Man bringt sie nicht zum Bimmeln und zum Brummen.

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III. Der Idealistische Glockengiesser.

Nicht Zinn und Kupfer nach gemeiner Weise, gepräg und Reim', mühsam in Eins verschmelzt,

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Nein Wort

Bis sich die

zähe Mass' in Strophen weiter wälzt: Das ist im Glockenlied die Glockenspeise. (In A. W. v. Schlegel's Werken. II. S. 211 ff.)

Julian Schmidt in s. Werke: Weimar u. Jena in den Jahren 1794-1806 S. 70. (Leipzig. 1855.) Die Symbolik der Glocke

ist eine rein sinnliche, es ist als ob die Glocke nur zufällig wie ein Naturlaut bei allen wichtigen Angelegenheiten des menschlichen Lebens ihre eherne Stimme vernehmen liesse. Dass die Glocke ein Zeichen der Kirche, das heisst ein Symbol von dem Zusammenhange der irdischen und der überirdischen Welt ist, wusste der Dichter sehr wohl, aber eine natürliche Scheu hielt ihn ab, es darzustellen. Wo es auf griechische oder katholische Vorstellungen ankam, war er mit einer reichen Mythologie sehr bald bei der Hand, gleichviel ob er daran glaubte oder nicht. Hier nun hätten sich die kirchlichen Vorstellungen von selbst aufdrängen sollen, aber er scheuchte sie zurück, und wir wollen im Ganzen sehr damit zufrieden sein; denn bei dem ernsten sittlichen Inhalt scheint es uns zweckmässiger, dass der Dichter bei dem sinnlichen Klang eines Glaubens stehen blieb, der ihm innerlich fremd war, wenn auch seine Symbole ihn achtungsvoll berührten, als dass er sich hier künstlich in eine Stimmung versetzt hätte, die doch den Eindruck des Gemachten nicht verwischen würde.

Es war der damaligen Zeit nicht gegeben, die Neigungen des Gemüthes mit den sittlichen Ueberzeugungen in's Gleiche zu bringen, aus eigener Kraft ist es der Dichter überhaupt nicht im Stande, und doch wollen wir auch diesen Ton der Glocke als eine warnende Stimme festhalten, die in das griechische Schattenreich eindrang und die in süsser Selbstvergessenheit gewiegten Künstler daran erinnerte, dass es noch eine Wirklichkeit gebe.

Erläuterungs-Schriften.

Max Wilh. Götzinger. Deutsche Dichter erläutert. gr. 8°. I. Thl. 34, Bog. II. Thl. 38 Bog. Leipzig. 1831-32. In Bd. II. S. 234-254. Das Lied von der Glocke. 2. Aufl. I. XXXI. 775 S. II. 632 S. 1844. 3. Aufl. 1857. 4. (Titel-) Ausg. 1863. 5. Aufl. neu bearb. von Ernst Götzinger. I. VII, 708 S. II. 640 S. Aarau. 1875-1876.

Götzinger ist der erste, der das Lied von der Glocke erläutert hat.

Fr. Ant. Staudenmayer, der Geist des Christenthums. 120. 2 Bde. 6. Aufl. 1047 S. Mainz. 1859. (Betr. die Glocke. II. Bd. S. 879 u. flg.) 1. Aufl. 8°. 2 Thl. 44 Bog. 1835. 2. Aufl. 62 Bog. 1838. 3. Aufl. 774 Bog. 1842. 4. Aufl. 2736 S. 1847. 5. Aufl. XXIV u. 976 S. 1855.

Mythologische, historische u. geographische Anmerkungen zu Schillers Gedichten. Von Dr. C. Aug. Closs. 8°. X u. 62 S. Stuttgart. 1836.

Enth. S. 44: „Das Lied von der Glocke. Vivos voco, die Lebenden ruf' ich. Mortuos plango, die Todten betraur' ich. Fulgura frango, die Blitze breche ich. Concordia, Eintracht."

Diese Anmerkungen sind mehr als

bescheiden.

Schiller's Gedichte in allen Beziehungen erläutert und auf die Quellen zurückgeführt von H. Viehoff. 5. Aufl. 3 Bde. 8°. XVI, 309. 310 u. 283 S. Stuttgart. 1876. 1. Aufl. 1839. 2. Aufl. 1854. 3. Aufl. 1858/9. 4. Aufl. 1873. (III. Bd. 5. Aufl. S. 69-89: Das Lied von der Glocke. 1799.) — Vergl. darüber Herrig's Archiv Bd. IX. S. 151-160. und Bd. XV. S. 342—3.

Schiller's Dichtungen nach ihren histor. Beziehungen und nach ihrem inneren Zusammenhange von H. F. W. Hinrichs. 8°. I. Thl. 21 Bog. II. Thl. 40 Bog. Leipzig. 1837-39. -- Das Lied von der Glocke ist das Lied vom Leben. Bd. I. S. 67-83.

Schiller's Leben, Geistesentwickelung und Werke, auf Grundlage der Karl Hoffmeister'schen Schriften neu bearbeitet von Heinr. Viehoff. 3 Thle. in 1 Bd. VI, 285, 243 u. 273 S. Stuttgart. 1875. 1. Aufl. 5 Bde. 8. 122 Bog. 1838-42. 2. Aufl. 16o. 3 Bde. 1024 S. 1846. 3. (Titel-)Ausg. XXVI, 988 S. 1858.

Das Lied von der Glocke. Bd. IV. S. 97–110. Bd. V. S. 356. 1. Aufl. Hrm. Hauff's Skizzen aus dem Leben u. der Natur. gr. 8o. I. Bd. 221⁄2 Bog. II. Bd. 32 Bog. Stuttgart. 1840.

I. Bd. S. 45-63. Postdeluvianische humoristisch-satyrische Kritik auf die Kritiker der altd. Philologie versucht an der Glocke. 1834. K. Grün, Friedr. v. Schiller als Mensch, Geschichtschreiber, Denker und Dichter. gr. 12. VIII u. 777 S. Leipzig. 1844. N. (Titel-)Ausg. 1849.

Das Lied von der Glocke. S. 565, 573–580. Giebt mehr den Gedanken-Inhalt als eine Erklärung u. Kritik. Er bezeichnet das Lied Ein vollkommenes Bild des häuslichen und bürgerlichen Lebens."

Lied von der Glocke, beleuchtet und erläutert von Gottf. v. Leinburg. kl. 8°. 48 S. Frankfurt a. M. 1845.

Ist ein schamloser Auszug des Commentars von Viehoff. S. Herrig's Archiv. Bd. XV. S. 342-3.

A. A. Heinze, theoret.-prakt. Anleitung zum Disponiren. Eine Vorschule f. logisch-richtiges Denken etc. 2. verm. Aufl. 2 Thle. gr. 8°. XXII, 404 S. Görlitz. 1854. 1. Aufl. I. IV, 199 S. II. VI, 108 S. 1850.

S. 135 u. 204. 2. Aufl. Lied von der Glocke.

C. Th. Kriebitzsch, deutsche Dichtungen zunächst f. Seminare etc. erläutert. 1 H. gr. 8o. V u. 115 S. Erfurt. 1850.

S. 44. Das Lied von der Glocke.

Fr. Jo. Günther, Friedr. v. Schillers Lied von der Glocke ausgelegt. I. Bd. Die Deutschen Klassiker in ihren Meisterwerken dargestellt. 12o. XXVIII u. 399 S. Elberfeld. 1853. (Vergriffen.)

Vergl. darüber: Pfaffenwirthschaft in Aesthetik und Literaturgeschichte. Beiträge z. Krankheits-Geschichte unserer Tage. I. Herr Friedr. Joach. Günther und Schiller's Lied von der Glocke. in Prutz's Deutschem Museum. Nr. 9 v. 24. Febr. 1853. S. 305-325.

Mor. Carrière, das Wesen und die Formen der Poesie. Ein Beitrag zur Philos. des Schönen und der Kunst. 8°. XI u. 459 S. Leipzig. 1854.

S. 434-435 betr. die Glocke.

Th. v. Gumpert, Töchteralbum. Bd. IV. Glogau. 1858. gr. 8o.
S. 419-426 Das Lied von der Glocke.

E. Palleske, Schiller's Leben u. Werke. 8°. 2 Bde. 819 S.
Berlin. 1858/59. 2. Aufl. 16. 1274 S. 1859. 5. Aufl. 16o. I.
XVI, 548 S. II. XIX, 615 S. 1871-72. 7. Aufl. 1874.
Ueber die Glocke. II. Bd. 409-112.

Das Lied von der Glocke als ein Denkmal von Schiller's edler Geistesrichtung erläutert von W. Wiedasch. Festgabe zur 100 jährigen Jubelfeier von Schiller's Geburtstag. kl. 8°. 59 S. Hannover. 1859.

Erschien 1858 als Programm des Lyceums von Hannover u. d. Tit. Ueber den idealen Charakter, die künstlerisiche Form und d. Gedankeninhalt in Schiller's Lied von der Glocke. 4o.

K. Jul. Bolia, Rede über das Lied von der Glocke. Im Eimsbüttler-Verein zu Hamburg gehalten. 2. Aufl. Friedr. v. Schiller's Vaterstadt Marbach gewidmet. gr. 8°. 20 S. Carlsruhe. 1876. 1. Aufl. 1859.

L. Cholevius, Dispositionen u. Materialien zu deutschen Aufsätzen. II. Bd. 8°. Leipzig. 1860. 2. Aufl. XVI, 312 S. 1864. 3. Aufl. XVI, 394 S. 1867. 4. Aufl. XVI, 388 S. 1870. 5. Aufl. XVI, 392 S. 1872.

Das Schild des Achilles und das Lied von der Glocke. 5. Aufl. S. 29-40, 70-72.

Aug. Lüben u. K. Nacke, Einführungen in die deutsche Literatur. gr. 8o. 7. Aufl. I. Bd. XX, 628 S. II. Bd. VI, 792 S. Leipzig. 1874.

Das Lied von der Glocke. Bd. I. S. 841. Bd. II. S. 639.
Heinr. Deinhardt, Beiträge zur Würdigung u. z. Verständniss
Schiller's. I. Bd. 8°. 362 S. Stuttgart. 1861. (Mehr ist nicht erschienen).
S. 198-314 Randglossen z. Glocke.

Erläuterungen betr. die Stelle aus Schiller's Lied v. d. Glocke.
Und der Scheuern gefüllte Räume

Und die Speicher vom Segen gebogen,

Und des Kornes bewegte Wogen.

Antikritik v. Fr. Ad. Wagler in Herrig's Archiv. XXIX. Bd. S. 467. K. Gude, Erläuterungen deutscher Dichtungen. II. Reihe. gr. 8o. VIII. u. 188 S. Leipzig. 1862. 2. Aufl. VIII, 251 S. 1867. 3. Aufl. XI, 344 S. 1871. 4. Aufl. VIII, 355 S. 1874. 5. Aufl. XII. u. 355 S. 1876.

5. Aufl. S. 189-199 7. Göthe, Epilog zu Schiller's Glocke. S. 200-229 8. Lied v. d. Glocke. Zuerst im Pract. Schulmann, Monatschrift. Bd. IX. Lpzg. 1860. S. 231 & 297 ff. abgedruckt.

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