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Zeit, wann das heilige Haus der Aeltern der Jungfrau Maria durch die Engel hierher gebracht worden, wo ein unzugänglicher Sumpf am Adriatischen Meere und der dichte Lorbeerwald auf den benachbarten Apenninen es damals möglich machte, dass heimlich ein solches Wunderhaus entstehen konnte. Doch konnte sich der sonst streng gläubige Graf Leopardi nicht mit dem Zeitpunkte einverstanden erklären, den die Legende gewöhnlich annimmt, und machte seine desfallsigen Forschungen bekannt. Ganz anderer Meinung war sein Sohn, Graf Jacob Leopardi, welcher nicht Alles glauben wollte, was die Kirche befiehlt, sondern als Dichter zugleich Philosoph und Philolog war. Seine Werke sind der gelehrten Welt hinreichend bekannt; doch konnte er bei solchen Ansichten nicht im Kirchenstaate bleiben, daher er meist im Auslande lebte und 1837 in Neapel starb. Während dieser Zeit setzte sein Vater Monaldo sein wissenschaftliches Leben fort, und zahlreich sind die von ihm hinterlassenen Handschriften, deren Bekanntmachung noch erwartet wird, und worüber bereits mit dem Buchhändler Le Monnier in Florenz Einleitungen getroffen worden sind. Diese Handschriften bilden eine bedeutende Reihe von Bänden, unter denen Uebersetzungen der Officien des Cicero und der Worte eines Gläubigen von La Menais zu bemerken sind. Ein so unermüdlicher Gelehrte wollte aber nicht blos für sich gesammelt haben, sondern er bestimmte auch in seinem Testamente, dass diese seine Bibliothek auf Verlangen Jedem geöffnet und als Familien - Fideicommiss stets in Ordnung gehalten werde. Sie befindet sich jetzt in dem bedeutenden Palaste dieser Familie in vier Zimmern sehr anständig aufgestellt. Die eines solchen Vaters würdige hochgebildete Tochter Monaldo's hält die Bibliothek in bester Ordnung und gestattet dem Willen des verstorbenen Gelehrten gemäss Jedem, der es wünscht, den Zutritt und die Benutzung. Der alphabetische Zettel- Katalog, sowie der systematische, nach welchem auch die Aufstellung der Bücher erfolgt ist, befinden sich in bester Ordnung. Die classische Litteratur ist so reich ausgestattet, dass unter Anderem eine grosse Anzahl der besten Ausgaben des Horaz hier gefunden wird. Besonders ist die Geschichte reichlich vertreten; auf litterarische Curiositäten hingegen scheint dieser gelehrte Sammler weniger gehalten zu haben, wesshalb über Incunabeln nichts Besonderes zu berichten ist. Die hier befindlichen Handschriften betreffen meist die Geschichte von Recanati und sind mehr aus neuerer Zeit; doch dürfte eine Handschrift der Trauerspiele Seneca's zu beachten sein, die 1409 gefertigt wurde, sowie mehre der alten Italienischen Litteratur angehörige Handschriften, welche als Testo di Lingua gelten.

Ueber das Leben des gelehrten Dichters und Philologen Jacob Grafen Leopardi, des Sohnes dieses Stifters der gedachten Bibliothek, finden sich umfänglichere Nachrichten in der bei Neuse in Sondershausen herauskommenden Zeitschrift: ,, Die Wissenschaft im 19. Jahrhundert", in dem Aufsatze: ,,Italienische Zeitgenossen, von Neigebaur."

Litteratur und Miscellen.

Allgemeines.

[888.] Serapeum hrsg. von Naumann. XXIV. Jahrgang. (S. oben Nr. 795.)

Das Hauptblatt enthält: Nr. 16. S. 241-56 Johann Friedrich Hekel. (I. Auszüge aus seinen noch ungedruckten Briefen.) Von Hofrath Dr. L. F. Hesse in Rudolstadt. Im Intelligenzbl. findet sich Nr. 16. S. 121-25 Zusätze zu dem Verzeichnisse von Zeitungen" des 16. Jahrhunderts. Von Dr. Tobias in Zittau. (Schluss folgt.)

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[889.] Bulletin du Bouquiniste publ. par Aubry. 7e Année. 2e Semestre. (S. oben Nr. 797.)

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Die beiden neuesten Nrr. 164 u. 165 enthalten zum überwiegenden Theile den Aubry'schen Lagerkatalog, in dem namentlich auf eine Suite von Brochures relatives à l'histoire des villes et provinces de France" aufmerksam zu machen ist. Sonst enthält von den beiden Nrr. nur 164 S. 598--601 eine Anzeige G. Brunet's von Simonnet's Essai sur la vie et les ouvrages de Gabriel Peignot" u. S. 601-2 Encore un mot à propos de la Bibliothèque de J. A. de Thou, par Olivier Barbier", ausserdem Nichts, was die Bibliographie näher interessirt.

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[890.] Le Chasseur bibliographe publ. par François. II. Année. (S. oben Nr. 798.)

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Nr. 10 enth., ausser dem Lagerkataloge des Herausg.'s, Folg. S. 3-6 Diane de Poitiers, Duchesse d'Étampes, par Paul P."; S. 6-13 „Mélanges bibliographiques (Une excursion bibliographique en Allemagne; Manuscrit de Grégoire de Tours, de la Bibliothèque publique de Cambrai, par Louis Bethmann)"; S. 14-15,,Mélanges littéraires (Lettres de Chapelain, de l'Académie Française, relatives à Mademoiselle de Gournay)"; S. 15-18,,Correspondance"; S. 19-24,,Des ventes de livres à Rome et à Paris"; S. 24-27,,Bibliothèque de Colbert, du prix des livres en 1728. (6. et dernier article.)"

[891.] The American Publishers' Circular and Literary Gazette. Octavo Series. Vol. I. No. 11-12. October 1-15. S. 385-448. (S. oben Nr. 799.)

Ausser den auf Amerikanische u. Englische Litteratur bezüglichen Notizen u. Mittheilungen enthalten die beiden vorl. Nummern unter Anderem ein paar längere Pariser Correspondenzartikel, worin sich worauf besonders aufmerksam zu machen ist das Leben u. litterarische Wirken Geo. Friedr. Creuzer's besprochen findet.

Bibliographie.

[892.] Beilaeufige Gedanken eines Bibliothekares. Vortrag gehalten den 6. Januar 1848 von L. Preller, Oberbibliothekar in Weimar. S. Ausgewählte Aufsätze aus dem Gebiete der classischen Alterthumswissenschaft von Ludwig Preller. Herausgegeben von Reinhold Köhler. Berlin, Weidmann. 1864. 8. S. 523—43.

Aus dem Serapeum 1849 (s. Anz. J. 1848-49. Nr. 595) abgedruckt. Handelt vom Buche, seinem Wesen, Alter, Range etc. u. dem Umgange mit Büchern.

[893.] Die falschen und fingirten Druckorte. Repertorium der seit Erfindung der Buchdruckerkunst unter falscher Firma erschienenen deutschen, lateinischen und französischen Schriften. Von Emil Weller. Bd. I. enthaltend die deutschen und lateinischen Schriften. II. vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig, Engelmann. 1864. gr. 8. VIII, 333 S. Pr. 2 Thlr. 221 Ngr.

Unter den glücklichen Auspicien Engelmann's, dessen Verlagsthätigkeit auf bibliograph. Gebiete namentlich als eine ebenso grossartige, wie erfolgreiche bekannt ist, tritt ein Werk von Neuem vor die Oeffentlichkeit, welches vor fünf Jahren (s. Anz. J. 1858. Nr. 401) sowohl in mässigem Umfange, als auch verhältnissmässig bescheidenem Gewande zum ersten Male zum Vorschein gekommen ist. Die fünf Jahre haben hingereicht, das Werk zu einem bei Weitem umfänglicheren zu machen, u. Engelmann hat für eine anständige Ausstattung gesorgt, die Nichts zu wünschen übrig lässt. Die maskirte Litteratur, wozu nicht blos einestheils die anonym und pseudonym (d. h. ohne oder unter falschen Verfassernamen) erschienenen Drucke, sondern auch anderentheils die ohne oder unter falscher Firma (Druck- oder Verlagsort, sowie Drucker oder Verleger) publicirten Schriften gehören, bildet eines der interessantesten, aber auch schwierigsten Kapitel der Bibliographie. Das grosse Interesse, welches dieses Kapitel den Bibliographen darbietet, ist die Ursache geworden, wesshalb man sich vielfach damit beschäftigt hat. Die Zahl der von der maskirten Litteratur handelnden Schriften ist keine geringe, aber fast alle diese Schriften beschäftigen sich ausschliesslich mit den anonymen u. pseudonymen Drucken, gleichviel ob desshalb, weil man diese Beschäftigung für inte

ressanter oder für wissenschaftlich wichtiger u. lohnender, oder am Ende auch für weniger schwierig gehalten hat. Die Behandlung der ohne oder unter falscher Firma erschienenen Drucke ist seither eine sehr stiefmütterliche gewesen, u. doch dürfte gerade diesem Abschnitte des Kapitels der maskirten Litteratur weder ein ebenso grosses Interesse, noch auch eine ebenso grosse wissenschaftliche Wichtigkeit abzusprechen sein; dieser Abschnitt bietet nur etwas mehr Schwierigkeiten als der andere, weil weniger Vorarbeiten dazu vorhanden sind. Um so dankbarer ist daher jeder Versuch gleichgiltig, von welcher Seite der Versuch gemacht wird die Schwierigkeiten zu überwinden, und dem seither vernachlässigten Abschnitte eine seiner Bedeutsamkeit angemessenere Behandlung zu widmen, willkommen zu heissen. Der II. u. letzte Band des vorl. Werkes erscheint in einigen Monaten.

[894.] Weihnachts Catalog. 1863. Eine Auswahl Deutscher Werke welche sich besonders zu Geschenken eignen. (VIII. vollständig ergänzte und verbesserte Auflage.) Herausgegeben und verlegt von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. kl. 4. 1 Bl. 36 S. Pr. n. 4 Ngr. (S. Anz. J. 1861. Nr. 732.)

Zerfällt, wie in den früheren Auflagen, in 2 Abtheilungen, von denen die erste eine Auswahl von Kinder- u. Jugendschriften, die zweite Schriften für Erwachsene enthält. Das Büchelchen hat sich seit seinem ersten Erscheinen im J. 1849 bei dem Publikum dadurch in Gunst zu setzen verstanden, dass es bei seiner Auswahl mit richtigem Takte nur das wirklich Empfehlenswerthe berücksichtigt hat. In dieser Beziehung wird sich auch die vorl. neue Auflage dem Publikum empfehlen.

[895.] Bibliotheca theologica. Verzeichniß der auf dem Gebiete der evangelischen Theologie nebst den für dieselbe wichtigen während der Jahre 1830 1862 in Deutschland erschienenen Schriften. Von Ernst Amandus Zuchold. 3. Lief. (Kalb - Origenes.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht. gr. 8. 641-960 S. Pr. n. 1 Thlr. 10 Ngr. (S. oben Nr. 372.)

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Nun nur noch eine Lieferung, u. dann liegt das Werk vollständig vor. Es wird nicht fehlen, dass sich die Z.'sche Bibliotheca theologica" unter den litterarischen Verkehrsmitteln des gelehrten, namentlich theolog. Publikums u. der Buchhändlerwelt einen dauernden Platz sichert; sie verdient denselben in jeder Hinsicht. Es giebt im Fache der Theologie eine sehr grosse Anzahl von Bibliographien, aber keine eignet sich besser als die vorl. dazu, den Bedürfnissen des gegenwärtigen litterar. Verkehres ziemlich vollständig Rechnung zu tragen. Zudem hat die vorl. Bibliothek den Vortheil, dass sie durch die halbjährlich erscheinenden Hefte der Ru

precht'schen,, Bibliotheca theologica" (s. oben Nr. 8C4) stets ihre fortlaufende Ergänzung erhalten wird.

[896.] Deutsche Rechtsgeschichte. Von Friedrich Schuler-Libloy 0. ö. Professor der Rechte etc. zu Hermannstadt. Mit 3 historischpolitischen Karten. Wien, Braumüller. gr. 8. VIII, 186 S. mit 3 Taf. Pr. n. 1 Thlr. 10 Ngr. Enth. am Schlusse der einzelnen Abschnitte: Buchkunde.

Die Buchkunde" ist reich, aber bibliographisch ungenau. [897.] A Contribution towards an Index to the Bibliography of the Indian Philosophical Systems. By Fitzedward Hall, M. A., Inspector of Public Instruction, Saugor and Nerbudda Territories. Published by order of the Gov't N. W. P. Calcutta, print. by Lewis. 1859. 8. 3 Bll. 236 S. Pr. n. 3 Thlr. 18 Ngr.

Der Verf., früher Professor am Colleg zu Benares, hat seinen dortigen Aufenthalt, sowie seinen späteren zu Saugor dazu benutzt, aus den handschriftl. Schätzen der dasigen Bibliotheken ein Verzeichniss der auf die ,,Indian Philosophical Systems" bezüglichen Stücke zusammenzustellen, und zugleich eine Uebersicht der in Druckschriften befindlichen Stücke gleicher Art damit zu verbinden. Letztere sind verhältnissmässig nur sehr wenige, in der Hauptsache bilden den Gegenstand des Buches die handschriftl. Mittheilungen, die einestheils natürlich an sich dem Publikum sehr schätzbar sein müssen, weil sonst gewiss nur sehr Wenige Kenntniss davon erhalten würden, und anderentheils aus dem Grunde von Seiten des Publikums Anerkennung verdienen, weil sie, wie es wenigstens scheint, mit Fleiss u. Sorgfalt zusammengetragen u. verarbeitet sind.

[898.] * Alphabetisches Sachregister der wichtigsten technischen Journale für den Zeitraum vom 1. Juli bis 31. December 1862 & vom 1. Januar bis 30. Juni 1863. Von D. Philipp. Berlin, Mittler & Sohn in Comm. gr. 8. 57 u. 55 S. Pr. à 12 Ngr. (S. Anz. J. 1862. Nr. 875.)

Brauchbar.

[899.] Bibliotheca Erfurtina. Erfurt in seinen Geschichts- und BildWerken, vorgeführt von Karl Herrmann, Stadtrath a. D. 2c. Erfurt, Selbstverlag des Verf.'s (Villaret in Comm.) gr. 8. XII, 500 S. Pr. n. 1 Thlr. 10 Ngr.

Ueber Das, was das vorl. Buch wolle, und was nach dem Verf. keiner weitläufigen Erklärung bedürfe, schreibt das Vorwort, das Buch sei „das Verzeichniss eines grossen Bücherschrankes, der Erfurter Geschichte hiesse, und der zum ersten Male gründlich geordnet werde." Oder mit anderen Worten. Das Buch enthält, ausser einer Einleitung, welche 1) von der Geschichtschreibung Erfurts, 2) von dem Erfurter

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