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Königsberger Bibliothek, deren Handschriften-Schatz aus dem Zusammenflusse der älteren Preussischen Bibliotheken hervorgegangen ist.

Für die Geschichte jener Bibliotheken fehlt es nicht an Material, sowohl bereits gedrucktem, als auch noch ungedrucktem. Die Quellen sind theils Urkunden, theils die erhaltenen handschriftlichen Werke selbst, in denen zahlreiche Notizen über ihre früheren Schicksale und Eigenthümer vorkommen, theils anderweitige Angaben über den Inhalt der älteren Bibliotheken. Von den Urkunden ist eine nicht unbeträchtliche Zahl in verschiedenen Schriften zum Abdrucke gebracht worden; andere sind ungedruckt und unbenutzt. Die Zeugnisse der Handschriften selbst sind, in Beschränkung auf die juristischen Codices, in der Vorrede des gedruckten Königsberger HH. Kataloges zusammengestellt. Die übrigen Angaben sind erst wenig benutzt. Es sind ein Zinsbuch auf dem Königsberger Provinzial-Archive, in welchem sich schätzenswerthe Angaben über Bücherbestände vieler verschiedener Ordensbibliotheken vorfinden (Steffenhagen in den Neuen Preuss. Prov. Blätt. 3. Folge. VIII. S. 222, 223), alsdann der alte Tapiauer Katalog, welcher Faber vorlag (s. Beiträge zur Kunde Preuss. III. S. 131, 132), jetzt aber leider verloren zu sein scheint, zuletzt mehre in dem Königsberger Archive (Aktenstück Littr. AA) aufbewahrte Bücher-Verzeichnisse von Klosterbibliotheken, welche bei Aufhebung der Preussischen Klöster abgefasst wurden.

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Trotz dieses reichen Materiales ist die Geschichte der Bibliotheken des alten Preussens, so ungemein anziehend sie ist, noch nicht eingänglich behandelt worden. Zwar hat der Literator Preussens, Pisanski, in seiner bekannten Literärgeschichte (Königsberg, 1791. 8°.) auch den älteren Bibliotheken zwei besondere Paragraphen (§§. XLIX und L) gewidmet; indessen liefert dieser Versuch wenig Positives. Was wir aber sonst über unseren Gegenstand besitzen, beschränkt sich auf einige blos gelegentliche und beiläufige Bemerkungen. So finden sich für die Ordensbibliotheken bemerkenswerthe Aufzeichnungen in Voigt's Geschichte Marienburgs S. 381 ff. (wozu vgl. Voigt, Jahrbücher Joh. Lindenbl. S. 17 nebst Note** und insbesondere in Beziehung auf die Ordens-Liberei zu Tapiau bei Faber in den Beiträgen zur Kunde Preussens III. S. 131, 132. Anderes ist hier und da zerstreut.

Unter so bewandten Umständen dürfte es seine Berechtigung haben, zunächst das urkundliche Material, welches zum grossen Theile ungedruckt ist, zu fixiren, um damit eine sichere Grundlage zu gewinnen. Solches geschieht am zweckmässigsten in der Form von Regesten, unter Beifügung der

einschlägigen Literatur. Hierauf beruht die nachfolgende Zusammenstellung, aus der sich manche wichtige Bereicherung zu dem Urkunden - Verzeichnisse von Vogel (Serapeum 1861. S. 161 ff.) ergeben wird. Die verzeichneten Urkunden gehören, mit Ausnahme einer einzigen (No. 6), sämmtlich dem Provinzial - Archive zu Königsberg, wo sie theils in einem Convolute unter der Bezeichnung Bücher- und BibliothekenS[achen]" (Schieblade LXII) vereinigt sind, theils an verschiedenen Stellen zerstreut liegen. Die Regesten aus den noch unbekannten Urkunden sind durch ein vorgesetztes Sternchen (*) als solche kenntlich gemacht.

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1) 1246, 26. April Lyon. Papst Innocenz IV. fordert die Aebte und Prioren der Mönchsorden auf, der neu gegründeten Kirche in Preussen, da sie der nöthigen Bücher entbehre, mit dem Ueberflusse ihrer Bücher zu Hilfe zu kommen. (Original im Königsberger Archive, Schieblade LV., No. 14.)

Voigt's Codex Diplomat. Prussicus I. No. LXVII, vgl. dazu dessen Geschichte Preussens II., S. 491, nebst Note 2. 2) 1296, 13. Mai Thorn. Der Hochmeister Konrad von Feuchtwangen verordnet, dass diejenigen Ordenspriester, welche zu Domherren im Domstifte Samlands erwählt würden, die Bücher, die sie zuvor in den Ordenshäusern gehabt hätten, mit sich nehmen dürften und für alle Zeit zu ihrem und zum Gebrauche ihrer Kirche behalten sollten. (Samländische Handfesten pag. XIV., Königsb. Archiv.) Gebser, Geschichte der Domkirche zu Königsberg, S. 59 in der Note, vgl. auch Voigt, Geschichte Preussens III. S. 561, nebst Note 1 zu S. 552. 3) 1327 8. April Königsberg. Der Bischof Johannes von Samland schenkt seinem Domkapitel eine von ihm zusammengebrachte Büchersammlung, deren Werth er auf 100 Mark und darüber schätzt, als ein unveräusserliches Eigenthum, für das Studium und zum Nutzen der Domherren und der Geistlichen seiner Kirche. (Samländ. Handfesten pag. IV. Königsb. Archiv.) Gebser, Gesch. der Domkirche S. 84 nebst Note, vgl. Voigt, Gesch. Preus. III. Note 3 zu S. 561.

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4) 1327 8. April Königsberg. Bischof Johannes von Samland stellt ein Verzeichniss aus über die von ihm seinem Domkapitel geschenkten Bücher. (Samländ. Handfesten pag. XII. Königsb. Arch.) Gebser 1. c. S. 87, 88 in der Note. 5) 1374 1. August Riesenburg. Der Bischof von Pomesanien, Nicolaus, schenkt seinem Domkapitel seine ganze reichhaltige Sammlung juristischer und theologischer Bücher. (Notariatsinstrument in den Privileg. Capitul. Pomesan. pag. XLVII. Königsb. Arch.) - Voigt's Codex. Dipl. Pruss. III. n° CXVII, vgl. dazu dessen Gesch. Preuss. V. S. 271 nebst Note 4 und

Jacobson, Gesch. der Quellen des Kirchenr. des Preuss. St. I. 1. Note 20 zu S. 18.

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6) 1413 24. Juni Danzig. Der Hochmeister Heinrich von Plauen bestätigt die von dem Ordensbruder Andreas von Slommow, Pfarrer an der St. Marienkirche zu Danzig, in Gemeinschaft mit seinem Kapellane Heinrich Calow gegründete theologische Büchersammlung. (Abschrift in Schlieff's Collectaneen auf der Danziger Stadtbibl.) Hirsch, die OberPfarrkirche von St. Marien in Danzig I. Beilage V. (vgl. ebenda S. 104, 105) und danach Petz holdt's Anzeiger 1843 S. 68 ff.

7) Ohne Jahr (1426?) Sonntag nach Assumpt. Mariä Bologna. Kaspar Stange schreibt dem Ordensbruder Gregorius Bischofswerder, wie theuer ihm in Bologna der Ankauf von Büchern zu stehen komme, wie sehr er deshalb an Geld Mangel leide und noch einige Unterstützung bedürfe. (Original im Königsb. Archive Schiebl. LXII. No. 48.)

8) Aus unbestimmter Zeit. Bücher-Verzeichniss der Ordensbibliothek zu Marienburg. (Nicht näher bezeichnete Urkunde des Königsberger Archives.) - Vgl. Voigt, Gesch. Marienb. S. 382, 383 und Jahrbüch. Joh. Lindenbl. S. 18 in der Note.

9) 1434 6. April Königsberg. Inventarium über das Ordensmarschallamt zu Königsberg, welches nnter Anderem auch die in der Ordensburg befindlichen Bücher verzeichnet. (Original auf dem Königsb. Arch. Schiebl. LXII. Nr. 44.) Vgl. Voigt, Lindenbl. S. 18 in der Note und Gesch. Marienb. Note 68 zu Seite 383; dazu Steffenhagen in den Neuen Preuss. Prov. Blätt. 3. Folge. VIII. Note 21 zu S. 222.'

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10) Ohne Jahr (15. Jahrh.) am 2. Tage nach Judica. Jakob Weygil schreibt seinem Gönner Gregorius, dass er das Buch, welches er von ihm habe, behalten möge. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No. 45.

11) Ohne Jahr (15. Jahrh.) Donnerstag vor Quasimodogen. Bruder N. meldet dem Kapellane des Hochmeisters, Gregorius, dass er 10 Mark erhalten, aber nicht wisse, ob sie für das corrigierte Buch seien; er fragt an, ob Gregorius auch das Buch de Sanctis haben wolle. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No. 49.) Voigt, Gesch. Marienb. Note 66

zu S. 382.

12) Ohne Jahr (15. Jahrh.) am 6. Tage nach Sexagesimä. ---Heinrich Mewe, Vicar in Danzig, empfiehlt dem Kapellane des Hochmeisters, Gregorius, einen Bücherschreiber und bittet ihn um dessen Beförderung. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. Nr. 51.)

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Der Hochmeister

13) 1442 7. October Marienburg. Konrad von Erlichshausen erlässt eine besondere Verfügung über die von den Ordensbrüdern bei ihrem Tode hinterlassenen

Bücher. (Gesetz in den Statuten des Ordens.) Hennig, Die Statuten des Deutsch. Ord. S. 154, 155, dazu Voigt, Gesch. Marienb. S. 381, 382.

14) Ohne Zeitangabe. Schreiben des Komthurs von Elbing an den Hochmeister bezüglich der von diesem eingeforderten nachgelassenen Bücher des zu Elbing verstorbenen Priesterbruders Nicolaus Briger. (Nicht näher bezeichnete Urk. des Königsb. Arch.) Voigt, Gesch. Marienb. Note 65 zu S. 382.

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15) 1451. Papst Nicolaus V. schickt einen besonderen Abgesandten, Enoch Esculan, mit einem Empfehlungsschreiben an den Hochmeister Ludwig von Erlichshausen nach Preussen, um daselbst für die Vaticanische Bibliothek seltene Werke anzukaufen oder Abschriften davon zu besorgen. (Das Original befand sich nach Pisanski auf der damaligen Königsb. Schlossbibl.) Vgl. Voigt, Gesch. Marienb. Note 67 zu S. 383 und Pisanski, Literärgesch. I. S. 116 nebst Note e. 16)* 1457 13. Oktober Osterode. Jost Trop, Chorherr zu Marienburg, schreibt dem Hochmeister, dass er die Bücher aus der Bibliothek, als er nach der Stadt gezogen, mitgenommen und sie einem frommen Bürger in der Neustadt, Steinbrücker genannt, in Verwahrung gegeben habe. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No. 20 a.)

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17) * 1473 11. Oktober Rössel. Nicolaus Bischof von Ermland ersucht den Secretär des Hochmeisters, Johannes Rewinkel, ihm Nachricht über gewisse in der Ermländischen Kirche niedergelegte Bücher zu geben. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No. 40.)

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18) 1474 25. Juli Horneck. Der Deutschmeister benachrichtigt den Hochmeister Heinrich von Richtenberg, dass dessen Vorfahr, der Hochmeister Heinrich Reuss von Plauen, dem Bischofe Dietrich von Samland, als derselbe Procurator zu Rom geworden, viele kostbahre Bücher aus der OrdensLiberei zu Tapiau zugewandt, und dieser sie mit nach Rom genommen habe; er bittet den Hochmeister', Behufs Wiedererlangung der Bücher Nachforschung zu halten. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No 18.) Faber in dem Beitr. zur Kunde Preuss. III. Note b zu S. 131; vgl. auch Voigt, Lindenbl. S. 18 am Schlusse der Note.

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19) 1494 10. Januar Königsberg. Der Hochmeister Hans von Tieffen bekennt, dass er dem Buchhändler Hans Hoech 20 Rhein. Gulden schuldig sei und sie ihm auf dem Königsberger Jahrmarkte bezahlen wolle. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No 40 a.)

20) * Ohne Datum (15. Jahrh.) - Verzeichniss verschiedener Bücher, die nach Marienburg in die Kapelle der heil.

Barbara überantwortet werden sollen. (Königsb. Archiv Schiebl. LXII. No. 4.)

21) * Ohne Jahr (15. Jahrh.) am 3. Tage vor Simon und Judä Kulm. Stephan, Dechant und Pfarrer zu Kulm, ersucht den Pfarrer Andreas zu Danzig, eine Kiste mit Büchern zu sich zu nehmen und für den Verkauf der Bücher nach vorgeschriebenem Preise zu sorgen. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No. 20.)

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22)* Ohne Datum (15. Jahrh.). Nicolaus Kruder schreibt dem Hochmeister, er möge zur Erlangung gewisser Bücher dem Ordensgebietiger in Deutschland schreiben, damit dieser dem Hauskomthur in Frankfurt in der Sache die nöthigen Aufträge ertheile. (Original im Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No. 46.) 23) * Ohne Datum (15. Jahrh.). Ein Ungenannter schreibt dem Hochmeister, dass er das demselben überbrachte Buch wirklich selbst gedichtet und aus keinem anderen ausgeschrieben habe. (Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No 47.) Verzeichniss der Bücher und Urkunden, welche den Doktoren Franciscus Johannes und Jodocus ausgehändigt worden. (Königsb. Arch. Schiebl. LXII. No. 50.)

24) Ohne Datum (15. Jahrh.).

[660] Beitrag zur Kenntniss des Zustandes und der Einrichtung des Niederländischen Buchhandels im

17. und 18. Jahrhundert.

Von J. Bontjes*).

A. d. Holländischen übersetzt von E. C. Rudolphi.

Die Zünfte, welche bereits vor Anfang des 14. Jahrhdts. in Holland existirten, bestanden aus Vereinen von Geschäftsund Handwerksleuten oder Fabrikanten, die nach ihren besonderen Gewerben zu einer Corporation zusammentraten, welcher ein sogen. Zunftmeister vorstand. Der Zweck dieser Zünfte war, durch gemeinschaftliches Wirken eine bedeutendere Macht nach Aussen entwickeln und ihren Anforderungen grösseres Gewicht geben zu können. Jede Zunft hatte ihre eigene Fahne und ihren Altar in der Kirche, sowie einen Heiligen, um dessen Schutz und Hilfe sie bat. So hatten z. B. die Maler St. Lucas zum Schutzpatron erwählt, der Legende zufolge, dass der Apostel Lucas ein Schüler der edlen Malerkunst war. der ersten Zeit war die Buchhändler- und Buchdrucker - Zunft unter der von St. Lucas inbegriffen, doch, wie wir später sehen

In

*) Proeve tot de kennis van den toestand en de inrigting des Boekhandels in Nederland in te 17e en 18e eeuw. (Overgedrukt uit het Nieuwsblad voor den Boekhandel 1861.) kl. 8. 12 S.

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