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Lebens (A. ist 1792 geb. u. den 22. Feb. 1862 gest.) mit Plan und Umsicht die für seine Studien und wissenschaftlichen Neigungen dienlichen und nützlichen Werke zusammengebracht hat. Namentlich ist es das Fach der Sprachwissenschaft, welcher A. bei seinem Sammeln mit besonderer Vorliebe seine Aufmerksamkeit zugewendet hat. Beweis dafür ist der vorl. 2. Theil des Kataloges: on y rencontrera," schreibt das Vorwort,,, des grammaires et des lexiques non seulement des principaux idiomes du globe, mais encore des patois les plus infimes." Das Vorwort schreibt in Bezug auf A. dann weiter ,,Parmi les langues, il affectionnait surtout celles de l'Orient. Il avait réussi à rassembler à peu près tous les ouvrages publiés en sanscrit; ses livres chinois suffiraient seuls à former une belle bibliothèque. Ce qu'en fait de langues orientales, les collections Lammens, Raetzel, Klaproth, Langlès, etc. avaient de plus précieux, a passé dans les mains de M. Van Alstein. C'est de la vente Lammens que proviennent la plupart des magnifiques manuscrits dont nous donnons la description". Nächst der Sprachwissenschaft ist es hauptsächlich das Fach der Geschichte, welches A. mit Vorliebe gepflegt, und das sich daher durch eine sehr reiche Sammlung im Kataloge vertreten findet. Der Katalog ist mit anerkennenswerther Sorgfalt redigirt.

[440.] Aus Kassel.

Dem am 8. Febr. verstorbenen Dr. Karl Murhard, dem der ältere Bruder Dr. Friedrich Murhard bereits 1854 im Tode vorausgegangen ist, hat die Beilage zur Augsburger allg. Zeitung Nr. 73. S. 1205 einen Nekrolog gewidmet. Darin ist unter Anderem einer Stiftung der beiden Brüder von mehr als 150,000 Thlr. gedacht, die ausschliesslich zur Errichtung einer neuen Stadtbibliothek bestimmt sind, welche mit einem stets wachsenden Fonds die sehr bedeutende Landesbibliothek demnächst überflügeln werde, wenn man nicht auch deren jährlichen Verlag zeitgemäss erhöhe. Indessen haben die Stifter in ihrem sehr umfangreichen Testamente insbesondere diejenigen Fächer hervorgehoben, welche nach der gegenwärtigen Einrichtung der Landesbibliothek am Wenigsten bedacht werden könnten, nämlich „das Fach der Staatswissenschaft, insbesondere die National- und Staatswirthschaft", dann auch die Naturwissenschaften, die Technologie und die Mathematik, die klassischen Schriftsteller aller Nationen in der Ursprache und von den weniger bekannten Sprachen auch in Deutschen Uebersetzungen; dabei werde namentlich auf die steigende litterarische Bewegung in Amerika hingewiesen. Strenge Wissenschaftlichkeit solle vorzugsweise bei der Auswahl berücksichtigt, dabei jedoch auch Bücher gemeinnützigen Inhalts zur Belehrung und zum Unterricht des gebildeten Publikums“

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angeschafft, und nur Schriften, welche lediglich zur zeitvertreibenden Unterhaltung und belustigenden Lectüre dienen" ausgeschlossen werden.

[441.] Aus Paris

ist im „Moniteur universel" über den Stand und Fortgang der Kataloge der grossen Kaiserlichen Bibliothek Nachricht gegeben, worin, unter Berichtigung der über die Kataloge öffentlich ausgesprochenen ungenauen Behauptungen, die gegen dieselben gemachten Ausstellungen und Angriffe zurückgewiesen worden sind. Das Wesentliche des Inhaltes des Artikels im „Moniteur universel" findet sich im Magazin für die Literatur des Auslandes XXXII. Jahrg. Nr. 7. S. 77-78 mitgetheilt.

[442.] Aus Paris

sind im Moniteur die vorzüglicheren, zum Theile fabelhaften hohen Preise, welche man bei der im Januar versteigerten Bibliothek des Grafen H. de Ch*** (s. oben Nr. 242) erlangt hat (der Gesammtertrag der Auction beläuft sich auf 83,000 Fr.), mitgetheilt worden. Der Moniteur nennt die Preise selbst ,,véritablement extraordinaires", und zieht aus der Erlangung solcher Preise den Schluss, „que la bibliographie est toujours en grande faveur." Diess ist denn doch ein sehr seltsamer Schluss oder der Moniteur hat von der Bibliographie einen sehr seltsamen oder, mit anderen Worten, gar keinen Begriff; denn man hat bei der Auction die hoben Preise für einzelne Bücher nicht um deren wissenschaftlichen Werth und Seltenheit willen sondern augenscheinlich meist wegen ihres bei den Bibliophilen beliebten Einbaudes (reliure Bauzonnet-Trantz etc.) gezahlt, und ich wüsste eben nicht, dass der Einband mit der Bibliographie etwas zu thun hätte.

(Bibliogr. de la France, Chronique Nr. 12. S. 46--47.) [443.] Aus Pau

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hat ein Ungenannter unter der Aufschrift „Newton et Leibnitz" in Französischer, Englischer und Deutscher Sprache folgendes Blatt (Impr. Vignancour. Janv. 1863. Fol. 1 Bog.) veröffentlicht: „,Noch einmal ist ein fliegendes Blatt nöthig, wie es vor 200 Jahren gleichfals anonym? Bernoulli erlassen hat. Die Sache ist diese. Auf Staatskosten, um Leibnitz gegen Newton in der Mathematik hochzustellen, hat Herr Gerhardt (S. XIII seiner Schrift von 1846) jetzt vierzehn Jahre lang den berühmten grossen Schrank der Bibliothek in Hannover, der die unendlich vielen, unordentlich daliegenden Massen Leibnitz'scher Manuscripte enthält, benutzt, durchsucht, gelesen, studiert und zum Theil edirt, das Interessante von dem Uninteressanten sondernd. Die Mathematiker aller Orten konnten in all dieser Zeit nur darüber sich beklagen, dass ihnen mit dem, was Herr Gerhardt Neues gab, auch das Alte, was sie schon besassen, wieder mitverkauft wurde, übrigens. schien die Unternehmung Alles, was sie versprechen konnte,

leisten zu wollen. Nun sind die Publicationen beendigt, denn es erschien so eben der VII. Band, ohne dass in der Vorrede wie früher eine fernere Fortsetzung angekündigt worden ist, und es hat ausserdem der Herausgeber auf eine besondre Anfrage erklärt, dass für jetzt weiter keine Publicationen zu erwarten seien. Da nicht Alle Alles thun können, so war Herr Gerhardt, selbst wenn er nicht auf Staatskosten gearbeitet hätte, verpflichtet, kein ausserordentlich wichtiges Manuscript wieder in den Schrank hineinzulegen, sondern zu geben, was man vorzüglich zu haben wünschte. Im Jahre 1858 (zu einer hinlänglich frühen Zeit, nach welcher Herr Gerhardt sich noch vier Jahre lang mit seiner Arbeit beschäftigt hat, ist er durch eine Schrift des Dr. Sloman öffentlich in zarter Weise aufgefordert worden, ein gewisses Document zu ediren, welches er nicht geben zu wollen schien. War Leibnitz ein Charlatan, ein Dieb, den man durch kluge Zurückhaltung, wie früher so jetzt wieder, zu vertheidigen suchen muss, weil er während seines ganzen Lebens von gestohlenem Gute zehrte, oder hat Newton mit seinem Rival die Ehre der Unsterblichkeit wegen der Erfindung der Differenzialrechnung wirklich zur Hälfte zu theilen? Diese alte berühmte Frage ist wie vor 200 Jahren auch heute noch unentschieden; denn Herr Gerhardt, der gewöhnlich Alles wohl überlegt, sagte einmal unvorsichtiger Weise (1849, S. 7, wir citiren wörtlich): „Wir haben in der Sammlung der Handschriften Leibnitzens auf der Königlichen Bibliothek zu Hannover ein Manuscript gefunden mit der Aufschrift: Excerpta ex tractatu Neutoni Msco. de Analysi per aequationes numero terminorum infinitas, auf dem leider der Vermerk der Zeit fehlt, in welcher Leibnitz es schrieb. Die erste Zeile dieses Manuscripts lautet: AB=x; BD=y; a, b, c quantitates datae ; m, n numeri integri.

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areae *). Im Folgenden hat sich Leibnitz nur das Beispiel

1

y, ferner die Entwickelung von 1+x2

in eine Reihe und die Wurzelausziehung Newton's angemerkt; dagegen ist fast vollständig der Abschnitt: De Resolutione aequationum affectarum ausgeschrieben, für welchen Leibnitz sich besonders interessirt zu haben scheint." Diess ist das Document, welches das Corpus delicti des Diebstahls sein kann, den Leibnitzen's Gegner immer für möglich gehalten; diess ist das Document, dessen Publizirung Dr. Sloman in milden Worten in jener Schrift: Leibnitzens Anspruch auf die Erfindung der Differential-Rechnung, die dem Herrn Gerhardt nicht blos durch die öffentliche Bekanntmachung (1858 und in

*) In seinen Excerpten pflegte Leibnitz die eigenen Bemerkungen durch Klammern einzuschliessen.

Gerh.

der erweiterten Englischen Ausgabe 1860, in Kiel, Schwers'sche Buchhandlung) sondern auch noch durch directe Zusendung mitgetheilt worden ist, erbeten hat; und diess ist unter vielen, die Leibnitz nicht für die Publication bestimmt hat, die aber Herr Gerhardt publicirt, das eine Document, welches Herr Gerhardt nicht zeigt, sondern zehn Jahre lang in seinem Besitz behält und dann stillschweigend in den Schrank wieder hineinlegt. Der Schreiber dieser Zeilen, auf dessen Namen es nicht ankommt, ist seit 1857 dreimal in verschiedenen Jahren von Ferne her nach Hannover hin gereist, um jenes Document zu lesen. Jedesmal war die Antwort des Bibliothekars dieselbe:,,Herr Gerhardt hat in Berlin jenen Theil der Papiere, die Sie suchen." Jetzt leider kann aus besonderen Gründen der Schreiber dieser Zeilen den Versuch, unter der Masse von Papieren in jenem Schrank ein einziges, unkenntliches, kaum halb beschriebenes Blatt aufzusuchen, nicht wiederholen. Es entsteht aber zum Glück die Alternative: entweder ist jenes aus Hannover so lange entfernt gehaltene, mehr als jedes andere entscheidende Manuscript jetzt, nachdem Herr Gerhardt seinen Lebenslauf als Herausgeber beendet hat, für Jedermann in Hannover in jenem Schrank leicht zu - finden, und in diesem Falle werden die geehrten Bibliothekare oder wer sonst dazu sich berufen fühlen mag, hiermit ersucht, dasselbe zu publiziren; es ist für diesen Fall die überreichlich genügende Summe von zweihundert und funfzig Franken für die Kosten der Publication bei einem Notar, wie hier zu sehen ist, deponirt worden; oder nur Herr Gerhardt weiss, was man wissen muss, um jenes Document, für welches er verantwortlich bleibt, zu finden. In diesem Falle muss Herr Gerhardt es selbst ediren, und zwar dann, wie ich meine, auf seine eigene Gefahr. Jedoch erstattet selbst in diesem Falle der Notar mit der Auslage für die photographische Copie einiger Zeilen desselben auf Verlangen auch die übrigen Kosten der Publication. Geschieht die Veröffentlichung weder auf die eine noch auf die andre Weise, so wird das Publicum die Schlussfolgerung der Schrift des Dr. Sloman für richtig erklären. Damit möge diese Frage (haec sollicitudo) erledigt werden!"

„Bei dem Notar De Fanget no. 18 rue Préfecture in Pau département des Basses-Pyrénées sind am 29. Januar 1863 und bleiben dort sechs Monate lang zweihundert und funfzig Franken deponirt für die Unkosten, die derjenige Herausgeber oder Buchhändler haben wird, der zuerst, spätestens innerhalb fünf Monate, drei photographische Copien von denjenigen Zeilen des vorstehend beschriebenen Leibnitz'schen Manuscripts, in welchen sich die Zeichen der Integration und Differentiation, S und d, finden, diesem Notar einsendet, und der innerhalb sechs Monate, von demselben Datum an, das sehr kleine Manuscript durch die Presse dem Publicum in getreuem Abdruck darbietet. Durch Correspondenz und auf Anfrage oder wenn Hindernisse entstehen werden die Bedingungen dem Herausgeber vielleicht noch vortheilhafter gestellt werden können."

für

Bibliographie and Bibliothekwissenschaft.

Herausgegeben von Dr. J. Petzholdt.

Juni.

Inhalt:

1863.

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Bibliographisches aus dem Trömel'schen Briefwechsel. Die Bibliotheken zu Lucca. Vom Geheimenrathe Neigebaur. Litterarischer Nachlass eines Deutschen Gelehrten in Lucca. Von demselben. Eine Sammlung Morgenländischer Handschriften in Bologna. Von demselben. Litteratur und Miscellen. Allgemeine Bibliographie.

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[444.] Bibliographisches aus dem Trömel'schen Briefwechsel. (16. April 1854.)

Neben meiner „Schiller - Litteratur"*), von der ich Ihnen früher einmal sprach, und die ich nebenbei nach Kräften fördere, habe ich nun für die nächste Zeit einen anderen Plan, über den ich gern Ihre Meinung hörte. Die Sache ist diese. Ich habe bei meinen bibliographischen Studien und .

*) In Bezug auf diese Schiller-Litteratur hatte ich oben Nr. 346 mitgetheilt, dass der Freiherr W. v. Maltzahn in Berlin dieselbe herausgeben werde. Diese Mittheilung beruht auf einer Nachricht, die mir der genannte Herr selbst gegeben hatte, der, wie er mir am 16. Februar schrieb, von meinem Trömel'schen Nekrologe „bei der Herausgabe der von seinem Freunde unvollendet gebliebenen litterarischen Arbeit „Ueber Schiller" Gebrauch zu machen hoffe." Laut einer Mittheilung von Seiten des Bruders des Verstorbenen, Hrn. Rudolf Trömel, bedarf die Nachricht des Hr. Freiherrn v. Maltzahn einer Berichtigung. Hr. Rudolf Trömel hat mir nämlich am 27. April Folgendes geschrieben: „Im letzten Hefte Ihres „Anzeigers" ist eine Mittheilung, betreffend den von meinem Bruder unvollendet hinterlassenen Schillerkatalog, enthalten, worin als Herausgeber desselben Hr. Baron Wendelin v. Maltzahn genannt wird. Diese Angabe ist nicht ganz genau. Allerdings nämlich haben Hr. Baron v. Maltzahn und Hr. Professor Joachim Meyer, deren wohlwollender Unterstützung sich mein Bruder bei seinem Unternehmen stets zu erfreuen gehabt hat, ihre Beihilfe auch für den Abschluss der Arbeit freundlichst zugesagt. Die Herausgabe aber hat Hr. Heinrich Brockhaus übernommen und wird das Schriftchen nunmehr bald im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig erscheinen. An diese Firma ist auch die Schillerbibliothek meines Bruders übergegangen, um als Erinnerung an denselben aufbewahrt und weiter geführt zu werden. Ich darf Sie wohl ersuchen, Vorstehendes in Ihrem Anzeiger zu veröffentlichen, und bemerke nur noch, dass ich eine Abschrift davon gleichzeitig an das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel gesandt habe, da Ihre Notiz in dasselbe übergegangen ist." (Abgedruckt im Börsenblatt Nr. 53. S. 930.)

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