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Grüne Applications farbe.

Unter obiges Gelb so viel fein abgeriebenes Berlinerblau eingegerührt, als man die grüne Farbe heller oder dunkler zu haben wünscht.

Beide Farben werden auf die hellen Anchusagründe gedrukt und nach 24 Stunden die Waare im Fluß oder Bach ausgewaschen.

Helles Anchusaviolett in Silberfarb sich neigend auf Alaunbasis.

Für helle Anchusa - Abstufungen habe ich auch Versuche mit der schwefelsauren Thonerde (Alaun) statt der effigsauren unternommen, wobei ich folgendergestalt verfuhr. Zum Imprågniren auf der Grundirmaschine bediente ich mich einer Alaunauflösung, die aus 16 Pfd. Alaun in 80 Pfd. Wasser bereitet worden. Nachdem die grundirte Waare 3 Tage hindurch in einem warmen Zimmer aufgehangen, wurde sie, ohne zuvor ausgewaschen zu werden, mit der AnchusaInfusion auf der Walzendrukmaschine wie oben colorirt, eine halbe Stunde lang in den Fluß eingehangen, und durch ein heißes Waffer= bad bei 60° R. genommen.

Wird die mit Alaun gebeizte Waare mehrere Mal mit der weingeistigen Anchusa - Infusion grundirt, so werden dunkler gefärbte Schattirungen hervorgebracht, welche sich rüksichtlich ihres Farben= tons von jenen obigen mit effigsaurer Thonerde gebeizten unter: scheiden.

Verfahren, Baumwollen- und Leinengarn mit dem Pigs

mente der Anchusa purpurviòlett zu fårben.

Von großer Wichtigkeit ist die Anwendung des Anchusa - Pigments zum Fårben der baumwollenen und leinenen Gespinnste, we= gen der ausgezeichnet schdnen und höchst dauerhaften purpurvioletten Schattirungen, welche damit erzeugt werden. Es ist mir bis jezt kein anderes Pigment vorgekommen, das die Anchusa in dieser Bes ziehung ersezen kann. Hinsichtlich der Aechtheit rivalisirt die dunkelpurpurviolette Farbe mit dem türkischroth gefårbten Garn, weil dieselbe weder durch Alkalien noch Säuren wesentlich modificirt, die Farbe durch die Einwirkung der Luft und des Lichts auf die Dauer nur schwach alterirt wird, und daher als eine der dauerhaftesten be= trachtet werden kann.

Die Priorität der Anwendung dieses Pigments auf baumwol lene, leinene, seidene und schafwollene Gespinnste glaube ich ebenfalls in Anspruch nehmen zu können, weil vor mir kein Garnfårber

auf den Gedanken gekommen ist, das Pigment der Anchusa mit Vortheil zu verwenden.

In dieser Beziehung habe ich mich im Frühjahre 1830 mit den Häusern Marchall und Comp. und Stives Atkinson und Comp. zu Leeds in England in Relation gesezt, und von den HH. Marchall und Comp. ein höchst schmeichelhaftes Schreiben, die Anerkennung meiner Erfindung betreffend, erhalten. Mein Verfah ren, Baumwollen- und Leinengarn in verschiedenen Farbenschattirungen darzustellen, besteht in Folgendem:

Die gebleichten Garne lasse ich in der effigsauren Thonerde kalt beizen, auf den Ringpfahl schlagen, auswinden, noch ein Mal beizen, wieder ausschlagen, auswinden, breit auseinander gefacht auf Stangen abtroknen, und 2 bis 3 Tage warm erhalten, wonach sie durch Wasser genommen, gut gereinigt und stark abgetroknet werden, um alle Feuchtigkeit zu entfernen. Die Garne werden jezt in der weingeistigen Anchusa-Infusion gefärbt, recht tüchtig ausgewunden, ausgepreßt, ausgebreitet, auf Stangen gebracht, und bei 30° Luftheizungswärme getroknet, eine halbe Stunde im Flusse oder Bache eingehangen, zulezt durch ein heißes Wasserbad von 70° R. geuom= men, gewaschen, gewunden und abgetroknet. In solchem Zustande zeigen sie eine schöne, aber etwas helle purpurvivlette Farbe, welche in ganz tiefes Purpurviolett umgewandelt wird, wenn die Operation mit der essigsauren Thonerde und dem Anchusa-Pigment noch ein oder mehrere Male auf dieselbe Weise wiederholt wird.

Für ein Pfund baumwollen oder leinen Garnwaaren ist für ein zweimaliges Beizen eine Maaß essigsaure Thonerde, und für ein zweimaliges Coloriren eine Maaß weingeistige Anchusa - Infus fion erforderlich.

Anwendung des Anchusa-Pigments in der Seidenzeugund Seidengarn fårberei.

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In der Seidenzeug- und Seidensammtdrukerei, wo die Farben durch Wasserdampfe theils entwikelt, theils mehr befestigt werden, nachdem denselben zuvor eine alaunhaltige Basis dargeboten worden, lassen sich durch die weingeistige Anchusa Infusion vermits telst einer guten Grundirmaschine, oder auch der Walzendrukmaschine glänzend violette Grundfarben von der hellsten bis in die dunkelste Abstufung darstellen, wenn bei der lezten das Coloriren mittelst des Pigments mehrere Male wiederholt wird, wie ich bei der Baumwol lenzeugfårberei gezeigt habe.

In der Seidenzeugdrukerei können auch die weiße Paste so wie die chromgelben und chromgrünen Applicationsfarben auf dieselbe

Art, wie oben erwähnt, zur Bildung verschiedener colorirten Ausarbeitungen angewendet werden.

Ich habe das Pigment der Anchusa auch in der Seiden- und Seidengarnfärberei verwendet, und ausgezeichnet günstige Resultate erbalten. In diesem Gebiete der Fårberei nimmt die Anchusa eine vortheilhafte Stelle ein, indem man dadurch alle Schattirungen von der hellsten bis in die tiefste purpurviolette Farbe in möglichst großter Dauerhaftigkeit darstellen kann. Es zeichnen sich die verschiedenen Abstufungen nicht allein durch ihren eigenthümlichen Farben= glanz aus, sondern auch insbesondere noch dadurch, daß die Farben eine große Aechtheit befizen, welche man durch kein anderes Pigment solider darstellen kann. Nebenbei ist die Farbe wohlfeil, und die Bereitung nicht umständlich. Als Vorbereitungsmittel eignet sich die essigsaure Thonerde, und für abweichende Farbenschattirungen die schwefelsaure Thonerde (Alaun) am besten.

Anwendung in der Schafwollen fårberei.

Die Resultate, welche sich mir beim Fårben der schafwollenen Gespinnste und Gewebe dargeboten, entsprachen zwar meiner früher davon gehegten Erwartung; ich bin jedoch geneigt zu glauben, daß die Anchusa gerade in diesem Zweige der Fårbekunst den geringsten Eingang finden wird, weil die Farbe überaus schwer, ganz gleichfdrmig durch alle Theile der Faser, und auf der Oberfläche derselben darzustellen ist. Meine darin angestellten Versuche bestehen in Folgendem :

Ein Pfund weißgebleichtes schafwollenes Strikgarn wurde mit 7 Loth Alaun und 3 Loth Weinstein in einer angemessenen Portion Wasser angesotten, nach dem Ansieden und einigem Erkalten das Garn ausgedrüft und gut abgetroknet. Die eine Hälfte ließ ich auswaschen, und wieder gut abtroknen. Ich brachte nun beide halbe Pfunde in die weingeistige Pigmentauflösung, drükte sie mehrere Male darin aus, um eine gleichförmige Farbenaufnahme zu bezwe= ken, und troknete fie ab. In diesem Zustande erschienen beide in einer Art Lachsfarbe, die sich einer matten ziegelrothen Farbe nås herte. Nach dem Auswässern und Durchnehmen im heißen Wasser= bade ånderte sich die Schattirung in Lilasfarbe um. Wurde die Operation des Ansiedens und Fårbens noch ein bis zwei Mal wiederholt, so erhielt ich statt purpurvioletten Nuancen, Farbenabstus fungen, welche mehr ins Kirschbraune übergingen.

Gebleichte schafwollene Stoffe mit der essigsauren Thonerde kalt imprågnirt, getrofnet, nachgehends gut ausgewaschen, wieder getrok= net, und mit weingeistizem Anchusa-Pigment colorirt, erscheinen nach

dem Abtroknen röthlichviolett. Durch Auswaschen im Wasser und Durchnehmen im heißen Wasserbade åndert sich die Farbe in ein bleibendes Purpurviolett um, welches um so satter und dunkler in der Abstufung gewonnen werden kann, als das Beizen und Coloris ren noch ein oder zwei Mal wiederholt wird.

vor:

Aus diesen Versuchen geht für die Schafwollenfårberei her

1) Daß die mit der effigsauren Thonerde kalt gebeizten schaf= wollenen Stoffe in der weingeistigen Anchusa - Infusion eine bessere violette Farbe annehmen, als die mit Alaun und Weinstein angesottenen.

2) Daß, wenn die Stoffe eine schöne dunkelviolette Farbe erz halten sollen, das Imprågniren und Fårben zwei bis drei Mal wechselsweise wiederholt werden muß.

3) In der Schafwollenfårberei hat man insbesondere darauf Acht zu geben, daß die Stoffe sowohl beim Grundiren als Fårben sehr sorgfältig manipulirt werden, wodurch einzig und allein eine flekenlose ganz gleichförmige Farbe erzielt werden kann.

Ungarn und einige andere Provinzen des dstreichischen Kaiserstaates bieten durch den Handel die Anchusa tinctoria in solcher Menge dar, daß selbst ein großer Theil des Auslandes damit vers sehen wird. Es ist daher in staatsdkonomischer Beziehung um so wünschenswerther, jenem einheimischen Landesproducte eine möglichst ausgedehntere Verwendung in unseren eigenen Fårbereien zu verschaffen, wodurch die Erzeugung vermehrt, und der Abfaz um so dauernder gesichert wird.

XXI.

Beobachtungen und Versuche über den Kelp oder die Asche der Seegewüchse. Von Hrn. Dr. Traill.

Xus den Prize Essays and Transactions of the Highland Society of Scotland. Vol. X. S. 241, im Repertory of Patent - Inventions. Mai 1834, S. 327.

Der große Schaden und der unvermeidliche Ruin, den die plözliche Unterdrukung dieses Zweiges der Nationalindustrie in den nördlichen Gegenden Schottlands mit sich brachte, veranlaßten mich zu den Versuchen, und Beobachtungen über den Kelp, welche ich hier mitzutheilen gedenke. Ich stellte meine Versuche zu verschiedenen Zeiten und nicht unter den günstigsten Umständen an; sie genügen jedoch, um zu beweisen, daß sich bei der Fabrikation des Kelp Verbesserungen anbringen lassen, in Folge deren dessen Gehalt an freiem

:

Alkali oder an kohlensaurem Natrum bedeutend erhöht, und diese Substanz folglich wieder zum Handelsartikel werden könnte.

Ich muß hier vorausschiken, daß ich in meinen jüngeren Jahren mit der Kelpfabrikation sehr vertraut war, und daß ich vor ungefähr 30 Jahren mehrere Versuche mit den Seetangen anstellte, aus welchen ich den Schluß zog, daß sie kein freies Alkali enthal ten, sondern daß das Natrum und das Kali bloß als falzsaure und schwefelsaure Salze darin enthalten seyen, oder daß die vegetabilis schen Fasern die Kalifalze, die See hingegen die Natrumsalze des Kelp liefern. Vor zwei bis drei Jahren kamen mir meine früheren Beobachtungen wieder ins Gedächtniß, und sie sind es auch, die mich zum Theil zu meinen neueren Versuchen veranlaßten.

A. Daß der Kelp, so wie er gewöhnlich bereitet wird, ein sehr rohes Product ist, und viele unverzehrte, vegetabilische Substanzen enthält, die für den Fabrikanten von gar keinem Nuzen sind, weiß Jedermann. Das freie (kohlenfaure) Alkali, welches im Kelp ent= halten ist, rührt, nach meiner Ansicht, gänzlich von der Einåscherung der mit Salzwasser impregnirten Seegewächse her, und ich fand, daß sich die Quantität dieses freien Alkali durch eine vollkommenere Verbrennung bedeutend erhöhen läßt. Ich fand ferner, daß, wenn man den Kelp neuerdings mit einem Brennmateriale, welches Potasche gab, brannte, man ein Product erhielt, welches - weit reicher an freiem (basisch kohlensaurem) Alkali war, als es der Kelp gewdhulich zu seyn pflegt. Ich schreibe dieß einer weiteren Zersezung des salzsauren Natrums oder des Kochsalzes zu, welche zum Theil durch die Berührung, in die dasselbe bei einer hohen Temperatur mit dem Brennmateriale geråth, hauptsächlich aber durch die größere Verwandtschaft des Kali zur Salzsäure bedingt ist.

B. Nach mannigfaltigen Versuchen fand ich in dem Torfe ein wohlfeiles und häufiges Brennmaterial, welches den beiden erwähn ten Zweken vollkommen entspricht. Er begünstigt nåmlich die vollkommene Verbrennung der Seetange sehr, und manche Torfarten "geben bei dieser Verbrennung selbst eine nicht unbedeutende Menge Potasche. Der dichte und schwarz gefärbte Torf eignet sich sehr gut zu diesem Zweke, und der beste ist jener, welcher sehr viele ves getabilische Ueberreste oder Stångel enthält, der sich gewöhnlich an der Oberfläche befindet, und der als Brennmaterial gerade am we nigsten geschäzt ist.") Was bei diesem Processe vorgeht, dürfte in

24) Meine Aufmerksamkeit wurde nicht bloß durch die ungeheure Menge Torf, welcher in den Gegenden, in denen man Kelp fabricirt, vorkommt, auf diese Substanz gele kt, sondern tauptsächlich auch dadurch, daß man sowohl in Holz land, als im nördlichen Deutschland ungeheuere Massen Torfasche als einen sep

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