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Non recte sapiunt, qui veri dogmata amore
Abscondunt: trepidantque minas. Terrena potestas
Est minor Aethereis rebus, iussuque Deorum.
Ingenii dotes tribuit cui rector Olympi,
Infuditque animum cur docta mente vacillat,
Et trepidus veri metuit praedicere leges?

Blandidulis verbis alium qui corrigit: unde
Exemplum capiat vitae normamque salubrem
Ad bene vivendum. Sed vultu forte minaci
Aspicit. At tempus veniet quo solvere grates
Dignetur: laudesque sibi et benefacta rependet.

Quisquis amore metu pretio atque favore minisve
Non loquitur verum, sed bene facta silet,

Et populo ut placeat: supplantat verba palato,
Hic Antichristi cursor amicus erit.

Titulus CI. fol. XCVI.

Sed sapiens, qualem depinxit Musa Maronis,
Impavidus fortisque, bonum et predicere verum
Audet: et humani generis trutinare furores,
Quamvis in Siculo crucientur corpora tauro
Cervicemque super preceps dependeat ensis.
Nam verus sapiens non vana pericula mortis
Horret: at infixo stabilivit limite vitam.
Non istum dominus: non verba minantia terrent,
Sed Christi leges infracto pectore promit.

De Antichristi praecursoribus.

Naviculam Petri tempestas turbida iactat,

Et quatit extructam dira procella ratem.
Nam qui defraudant fidei pia dogmata nostrae,
Nunc Antichristo previa castra locant.
Spiritus aetherea quondam demissus ab arce
Protulit ad nostros haec documenta patres.

De falsariis rerum omnium.

Nulla fides hominum: fraudes sibi quisque latentes
Tractat, et in rebus cuncta scatent vitio.

Titulus CIII. fol. XCVIII.

Sed genus est varium, quod fraudibus inficit orbem.
Est fraus in numero: mensura: et pondere rerum,

In vino fraus est: merx est nunc omnis iniqua.
Argentum minuunt: miscent quodcunque metallum.
Auri confundunt speciem, gemmasque dolosas
Pro veris vendunt: nummus sua pondera nescit.

De malignis bonos a bono separantibus.
Est studium fatui, multos ut contrahat ad se
Ne solus fatuí nomen inane gerat.
Vana nocet stulti nunc conversatio mundi,

Quae ducit cunctos ad scelus atque nefas.
Inde bonus si vult: positis bene vivere mundi
Illecebris tacito vivere solus amet.

De bonorum operum negligentia.

Lampades accendunt oleo quicumque flagranti,
Quique tenent rutilo lucentes igne lucernas,
Dulcia perpetui capient solatia regni.
Janua patelur simul his pulsata repente.

Titulus CV. fol. C.

Cum Deus omnipotens extrema judicet hora
Mortales cunctos: et tuba magna vocet;
Quilibet exactae cogetur reddere vitae

Acta: quibus capiet premia digna sibi.
Qui cupit extinctas oleo accendisse lucernas,
Mens sua dum nutat: spiritus atque fugit.
Sed fatuus speratque nimis: nec tristia verba
Juditii extremi cogitat atque timet.

De via felicitatis neglecta stultis.

Possumus ad dextram palmae spectare coronam, Ad levam mitrae cernimus auriculas.

Est via stricta nimis, ducens ad regna polorum, Ad stygios ducit latum iter interitus.

Titulus CVI. fol. Cl.

Plures se credunt ad dextrum pergere clivum,
Atque salutarem posse venire viam
Quae per continuos traducit corda labores,

Ad sedem Aetheream pacificumque locum; Sed tamen ob mentis cecas fatuasque tenebras Ad dextram nequeunt tendere rite manum. Estque apud aeternum patrem sapientia mundi

Nulla sed hanc stolidam stultitiamque vocat.

De obloquentibus bene operanti.

Non opus est catti pendere in gutture nolam,
Bella gerent mures protinus absque metu.

Detrahit insipiens iustis plerumque malignis
Ore ligans nolam gutture murilegi.

De comesantium obscenitate.

Vivendi ritus non est nunc gentibus unus

Omnibus equalis, mos quoque cuncta regit.
Nempe aliter Graii vivunt: aliterque Latini
Quam vivat ritu Theutona terra suo.
Sauromatas alio victu nunc vivere dicunt,
Nunc aliter Turcas, Aethiopesque ferunt.
Sunt hominum mores varii, disparque voluntas,
Sunt varii victus: vita nec una viget.
(Schluss folgt)

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Bibliothekchronik und Miscellaneen.

In der Lübecker Stadtbibliothek ist am 9. Juni des vorigen Jahres dem berühmten Göttinger Historiker August Ludwig von Schlözer ein Denkmal von seinem Sohne, dem k. russ. Generalconsul Karl von Schlözer in Lübeck, errichtet worden, welches zugleich die vollständigste Sammlung seiner zahlreichen und zum Theil sehr selten gewordenen Schriften 67 Werke in 120 Bänden enthält. Es fehlen darin nur drei Schriften, welche er als Akademiker in St. Petersburg russisch drucken liess, nämlich eine russische Grammatik (1763), von der nur 11 Bogen gedruckt, aber nicht in's Publikum gekommen sind, eine russische Schrift über die polnische Königswahl (1764) und der 1. Theil der Russischen Annalen aus der Nikonischen Handschrift (1767).

Dieser Sammlung sind ferner eine Anzahl Manuscripte Schlözer's über Russische, Polnische und Ungarische Geschichte, über eine Reise nach dem Orient u. s. w. beigefügt.

S.

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Robert Naumann. Verleger: T. O. Weigel. Druck von C. P. Melzer in Leipzig.

SERAPEUM.

Zeitschrift

für

Bibliothek wissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Litteratur.

Im Vereine mit Bibliothekaren und Litteraturfreunden

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Die Möglichkeit der Benutzung des HandschriftenSchatzes der Königlichen Hof- und, Staats- Bibliothek zu München. von Anton Rulaus ]

Bibliotheken haben nur dann Werth, wenn ihre Benutzung im Interesse der Wissenschaft ermöglicht ist; werthlos aber bleiben sie, wenn ihre Schätze den Wächtern selbst unbekannt sind, oder deren Benutzung bis in's Unendliche erschwert wird. So richtig auch nun diese Grundsätze in den Augen aller jener sind, welche Beruf und Neigung auf die Benutzung solcher Sammlungen hinweist, indem hierin eine allgemeine Uebereinstimmung aller Gelehrten herrscht, so verschieden und vielfach sind dagegen die Ansichten und Urtheile über die Art der Einrichtung solcher Anstalten, so wie über die Möglichkeit der Benutzung. Denn so wenig als der Grad der Bildung bei allen Besuchern und Benutzern dieser Anstalten derselbe sein kann, so wenig kann und darf hierin auch allen die wünschenswerthe Einsicht über das, was möglich, über das, was unmöglich ist, zugemuthet werden. Der wahre Gelehrte, dessen charakteristische Unterscheidungszeichen stets wahre Bescheidenheit und mit ihr innig verbundene Dankbarkeit sind, kennt nur zu gut das

"Quid valeant humeri"

und will auf Niemandes Schultern zu Schweres auflasten, sich selbst bewusst des

XVI. Jahrgang.

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Quid ferre recusent"

mit andern Worten, er versteht es, die Unmöglichkeit dessen zu beurtheilen, was der unverständige Laie als Mangel einer Anstalt betrachtet! Ist derselbe aber Bibliothekmann selbst, welcher nur zu gut weiss, dass keine Bibliothek in der Welt existirt, die allen Anforderungen, welche die Verschiedenheit der in den verschiedenen Köpfen existirenden Ideen und der Herzensgelüste zu machen pflegt, entsprechen kann; so wird er jedes harte Urtheil in sich selbst verschliessen, und jeder Anstalt die Berechtigung gerne zugestehen, welche sie unter allfallsigen Schwesteranstalten sich erworben hat.

Je grösser und bedeutender eine Bibliothek nun ist, um so wichtiger ist ihr auch das Urtheil jener, die sie in Anspruch zu nehmen pflegen, um so wichtiger aber auch der Wunsch, dass das Urtheil ein gerechtes sei! Wenn unverständige Menschen unverständige Urtheile auszusprechen pflegen, so geht dieses Urtheil als werthlos auch spurlos vorüber; ist es ja doch ohnehin keiner Beachtung werth! Wenn aber Männer von wahrhaft literarischem Rufe, ja wenn selbst Männer, die den grössten Theil ihres Lebens dem Biliothek-Dienste widmeten, ähnliche Urtheile unterschreiben und hierdurch ihnen den Stempel der Wahrheit aufprägen, dann gewinnt die Sache eine andere Bedeutung.

Die wichtigste Bibliothek des teutschen Landes ist sonder Zweifel die Hof- und Staatsbibliothek zu München, die mit jeder Europäischen kühn in die Schranken eintreten darf. Das fühlt sich am sichersten, sobald man die grössten Europäischen Bibliotheken so im Einzelnen vergleicht, Nachfrage und Nachforschungen hält, wo sich das überraschende Resultat bietet, wie München fast immer den andern die Palme entwindet.

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Ueber diese Bibliothek hat nun ein Mann teutschen Namens, teutschen Rufes, ein Urtheil gefällt, betreffend das ,,Handschriftenmaterial", welches wirklich befremdend, und keineswegs geeignet ist, ein günstiges Licht auf die Möglichkeit, dasselbe auch benutzen zu können, überzutragen! Joh. Friedrich Böhmer ist es! Er sagt in seinem neuesten Werke: Wittelsbachische Regesten von der Erwerbung des Herzogthums Baiern 1180 bis zu dessen erster Wiedervereinigung 1340. Stuttgart, bei Cotta. 1854." in 4o S. X. „Das reichhaltigste handschriftenmaterial für die geschichtschreiber findet sich jetzt ohne zweifel auf der hof- und staatsbibliothek zu München, in welcher die bibliotheken der vielen aufgehobenen klöster vereinigt wurden. Hier besteht aber der grosse übelstand, dass nur von den griechischen handschriften, die mit der vaterlandskunde in keinem bezug stehen, ein gedrucktes verzeichniss existirt, welches bereits in den iahren 1806 bis 1812 erschien, während von den

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