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loge, nach Böhmers Vorschlag und angedeuteten Musterproben wie jener des ,,Catalogue des Manuscrits de la Bibliothèque royale des Ducs de Bourgogne. Tome premier. Resumé historique.

V

Inventaire. No. 1-18000. Bruxelles et Leipzig. 1842. CCCII. und 360 Folioseiten. Tome II. 452. Tome III. 442 Seiten, das ,,Répertoire méthodique" enthaltend, -gefertigt, würden den Sucher oder das Böhmerische,,Publicum, das den gedruckten Wissenschaftsstoff kennt, also ein vorzugsweise gelehrtes ist, das sich schon selbst zurecht zu finden weiss," säuberlich im Stiche lassen, und die vor allen Dingen verlangte Böhmerische,,Uebersichtlichkeit" oder sogenannte ,,Beschränkung auf das Wesentliche" würde sich kraft Böhmerischer Vorschriften in nothwendiges Uebersehen und Nichtauskommen des vorhandenen Materiales verwandeln !

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München besitzt nunmehr einen trefflichen Katalog, so dass Jeder, er darf nur die Person, die Sache, den Ort nennen, sogleich, bis auf die speciellste Notiz, erfahren kann, ob und was hierüber auf der K. Hof- und Staatsbibliothek vorhanden ist. Wenn nun Herr Böhmer glaubt, die Frage bezüglich gedruckter Werke:,,Was giebt es über diesen oder jenen Gegenstand?" gehöre nicht sowohl zur amtlichen Aufgabe des Bibliothekars als zur wissenschaftlichen der Litteraturkunde, so hat er ganz Recht, aber ganz Unrecht hat er und steht im Widerspruche mit aller Erfahrung, wenn er glaubt, dass heute zu Tage nicht dieselben Fragen bezüglich des Handschriften-Schatzes in München und zwar von den Gelehrten" gestellt würden. Wie würde z. B. Herr Böhmer die Frage aus seinem Katalog beantworten: Was besitzt Ihre Bibliothek über Runen? Ich bin aus Schweden deshalb hierher gegangen." Man lege nun den Catalogue des Ducs de Bourgogne" vor! Herr Böhmer wird sicherlich die treffenden Handschriften im „Répertoire méthodique" sogleich finden, oder da dieses unmöglich ist, alsbald, sich beruhigend, erklären: ,,Das gehöre nicht sowohĺ zur amtlichen Aufgabe des Bibliothekars!" indessen in München der Bibliothekdiener Herr Schenk zum Schmellerschen Katalog hintritt, das fragliche Blatt herausnimmt, welches sogleich die ganze Reihe der auf der Bibliothek vorhandenen Runen, so wie schätzbare litterarische Vormerkungen enthält! Für den Forscher wird dieses Finden kein ,,Zuviel" sein! Er wird nicht sagen:,,Es ist mir nicht bekannt, dass für die Zwecke der HSSbenutzung ein solches auf Myriaden Zettel geschriebenes Materienregister von irgend einem Schriftsteller über Bibliothekswissenschaft empfohlen, von irgend einem andern Bibliothekar ausgeführt, von irgend einem Forscher verlangt worden sei," sondern er wird dankar Schmellers Andenken ehren, und an ihm rühmen,

dass er das als Bibliothekar ausgeführt habe, was noch nie von irgend einem andern Bibliothekar in dem Maasse, in der Vollständigkeit ausgeführt wurde, wodurch München jetzt ein so vortreffliches Werk erhielt, wie ausser seiner Staatsbibliothek wohl keine Bibliothek der Welt besitzt! Ja, wenn derselbe Forscher dann Böhmers Urtheil über Schmellers Leistungen vernimmt, wird er die Hof- und Staatsbibliothek glücklich preisen, dass sie 20 Jahre lang einen Schmeller und statt seiner keinen Böhmer besass!

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(Schluss folgt.)

Hamburgische Bibliophilen, Bibliographen und Littera

turhistoriker.

(Fortsetzung.)

XI.

Johann Georg Mönckeberg

geboren zu Hamburg am 7. September 1766. Er besuchte das hamburgische Johanneum und Gymnasium bis 1785, studirte vom April 1785 an in Göttingen die Rechtswissenschaft und wurde dort am 13. September 1788 Licentiat der Rechte. (Seine Dissertatio inauguralis sistens adumbrationem juris cambialis in concursu creditorum. Gotting., mense Septembr. 1788. 4., [IV u.] 56 SS. u. 1 S. Corrigenda, ist eine gediegene Arbeit und wird oft citirt.) Im Oktober 1788 ging Mönckeberg nach Wetzlar, um sich beim Reichskammergericht für seine künftige Laufbahn weiter auszubilden und kehrte im Mai 1789 nach Hamburg zurück, wo er als Advocat bald eine bedeutende, sich immer mehr ausdehnende Praxis erhielt. Es war eine sehr glückliche Wahl, dass man am 9. August 1794 Mönckeberg dem damaligen Protokollisten der Kommerz-Deputation und Bibliothekar der Kommerz-Bibliothek, Friedrich Surland adjungirte, und nachdem dieser „quiescirte," ihn am 14. März 1797 zum wirklichen Protokollisten ernannte. Von Göttingen empfing er am 16. August 1794 das Diplom eines kaiserlichen Notars; während der französischen Herrschaft in Hamburg wurde er am 9. November 1811 Advocat bei der Cour impériale und am 15. Februar 1813 provisorischer Greffier beim Handelstribunal. Nach der Befreiung ward er von der Bürgerschaft in die wichtigsten Kommissionen zur Ausbildung der Verfassung der Stadt berufen; am

4. December 1826 erwählte der Senat ihn zu seinem Mitgliede. Mönckeberg starb am 30. April 1842.

Mönckeberg ist in zwiefacher Beziehung Gegenstand der nachfolgenden Blätter: als Bibliophile und als Bibliothekar.

Die Bibliophilie scheint bei ihm früh erwacht zu sein. Als Gymnasiast arbeitete er fleissig in der Stadtbibliothek und erfreute sich der besondern Zuneigung des zweiten Bibliothekars, des Professors Martin Friedrich Pitiscus; auch mit Ebeling wurde er bald bekannt, der ihm seine Bücherschätze zeigte. Grossen Einfluss auf ihn hatte der Bücher-Kommissionär und Antiquar Paul Thomas Parey, den er im März 1784 kennen lernte. Er erzählte gerne, wie er in dem Umgange mit ihm, und später mit August Friedrich Ruprecht 1), der gleichfalls ein kennntnissreicher und geachteter Antiquar und Bücher-Kommissionär war, sein bibliographisches Wissen sehr vermehrt habe; als Gymnasiast brachte er ganze Abende bei Parey und seinen Büchern zu. Bücherauktionen besuchte er schon früher, versäumte sogar, wenn sie, wie die des Arztes Jänisch (vgl. Serapeum, Jahrg. 1852, S. 180-188) ein besonderes Interesse gewährten, die Vorlesungen der Professoren. Fand, nachdem sein bibliophilischer Verkehr mit Parey begonnen, ein wichtiger öffentlicher Bücherverkauf Statt, wie z. B. derjenige der Dombibliothek im Oktober 1784, der Schuback'sche im November desselben Jahres, der fortgesetzte Jänisch'sche im Januar 1785, dann ging der junge Bücherfreund vor und nach demselben zu Parey, um sich mit bibliographischen Merkwürdigkeiten bekannt zu machen. Viel Geld konnte er nicht auf Bücher verwenden; gelang es ihm aber ein werthvolles oder seltenes Buch billig zu erwerben, dann schrieb er in sein Tagebuch (dem auch Obiges entnommen): Heute habe ich einen guten Kauf gemacht!" Mit Mönckeberg's Uebergang auf die Universität erstarb zwar seine Bücherliebe nicht, aber das Nächste war ihm stets das Wichtigste und daher widmete er sich in Göttingen auch ganz dem Studium seiner gewählten Berufswissenschaft. Die Bibliothek der Universität blieb ihm freilich nicht fremd, er bemerkte jedoch am 27. August 1785: „Heute Nachmittag auf der hiesigen Bibliothek, wo ich mich sehr ennuirte, weil man kein Buch herausziehen darf" (!) Auf seinen kleinen Reisen sah er manche Bibliothek, aber nur oberflächlich und in Eile, was seiner Wisbegierde nicht genügte. Als die Universitätsstudien beendigt waren und er in die Geschäftslaufbahn eintrat, musste augenblicklich das Interesse für Bücher wol den juristischen

1) Man vgl. meine Notiz über ihn im Börsenblatt für deu deutschen Buchhandel, 1851, Nr. 17, S. 218-220: Zur Biographie hamburgischer Buchhändler.

Arbeiten weichen, bis die erwähnte Anstellung demselben neue, reichliche Nahrung bot. Obgleich ununterbrochen in nicht gewöhnlicher Weise beschäftigt, fand er doch Musse, wenn auch in späten Abendstunden, sich seiner Lieblingswissenschaft, der Bücherkunde, hinzugeben. Er war auf dem Gebiete derselben einheimisch wie Wenige; eine seltene Gedächtnisskraft begünstigte und erleichterte seine bibliographischen Forschungen; nur einer leisen Anregung bedurfte es und seine Unterhaltung über dahin einschlagende Gegenstände gewann die Form eines belehrenden Vortrages. Ebert's Lexikon und dessen Vorgänger; Panzer's Annalen u. a. kannte er genau, und es gewährte ihm Freude nachzuweisen, wo sie irrthümlich oder unvollständig eine typographische Seltenheit beschrieben. Die Vorsatzblätter vieler seiner Bücher versah er mit, oft ausführlichen und interessanten, Notizen über die Eigenthümlichkeiten des Exemplars, mit Angaben, wo nähere Auskunft zu finden u. dgl. Seine Bibliothek war die einzige ihrer Art in Hamburg. Ein bestimmter Plan lag übrigens seinem Sammeln nicht zum Grunde; er vermehrte seine Bücher, wenn sich dafür eine gute Gelegenheit fand, und freute sich immer, dass er seine seltenen Werke „so spottwohlfeil" gekauft habe. Die ungünstigen Verhältnisse Deutschlands, durch welche die Bibliophilie sehr beschränkt wurde, trugen allerdings sehr viel dazu bei, dass ihm dies möglich wurde. Aber seiner Aufmerksamkeit entging auch keine Bücherauktion im In- und Auslande und er erwarb sich, so viel er konnte, was nicht für die Kommerz-Bibliothek gehörte. Nach seinem Tode, meinte Mönckeberg, würde man sich wundern über die seltsame Sammlung, in der keine Wissenschaft vollständig vertreten sei, und nur Diejenigen, die den Ursprung derselben (- das allmählige, zufällige Sammeln) kennten, würden sich die Beschaffenheit derselben erklären können. Er dachte daher auch nie an eine strengwissenschaftliche Ordnung seiner Bücher, und hatte sie nur so zusammengestellt, dass er jedes Buch schnell finden konnte.Einen ansehnlichen Zuwachs an klassischen und anderen Werken neuerer Zeit und vielen Flugschriften u. s. w., die er selbst nie gekauft haben würde, erhielt die Bibliothek aus dem Nachlasse seines Sohnes Rudolph, der seinem Vater als Protokollist und Bibliothekar der Kommerz-Deputation gefolgt war (gestorben am 27. Januar 1840) ').

Nur ein Theil der Bibliothek (— die juristischen Bücher, eine Sammlung sog. Autographa Lutheri [jetzt im Besitze des Herrn Pastor Carl Mönckeberg] u. A. behielten die Erben -)

1) Ich verdanke die Mehrzahl meiner Notizen der Güte eines der Söhne des verstorbenen Herrn Senator Mönckeberg, dem Herrn Pastor Carl Mönckeberg.

wurde nach seinem Ableben öffentlich versteigert. Der Katalog hat den folgenden Titel:

Verzeichniss derjenigen Bücher des wohlseligen Herrn Senator J. G. Mönckeberg, J. U. Lt., aus den Fächern der Geschichte, Kirchengeschichte, alten Drucke und Holzschnitte, Portraits, Lebensbeschreibungen und Briefe, Litteraturgeschichte, klassischen Alterthümer, Philosophie, Naturwissenschaft, Handel und Gewerbe, Politik, Erdbeschreibung und Reisen, schönen Wissenschaften, Curiosa, Hamburgensien und Jurisprudenz, welche ... am 24. April 1843 in öffentlicher

Auction verkauft werden sollen. Hamburg. Gedruckt in der Langhoff'schen Buchdruckerei. (IV. u.) 317 SS. Gr. 8.

Die Bändezahl beträgt 7527 Nummern, S. 1-289; S. 291307 sind die nicht zurückbehaltenen juristischen Bücher, Nr. 1-524, und vermischte Schriften, Nr. 525-544 verzeichnet, S. 308-317 folgt ein Anhang.

Es ist sehr zu bedauern, dass die durch den grossen Brand von Hamburg, der am Begräbnisstage Mönckeberg's begann, herbeigeführten Verhältnisse, nicht gestatteten, der Anfertigung des Katalogs die erforderliche Sorgfalt zu schenken und die Beschleunigung des Verkaufes Mängel veranlasste, die seiner bibliographischen Brauchbarkeit sehr nachtheilig geworden sind. (M. vgl. das Vorwort.)

Die Bestandtheile der Bibliothek findet man auf dem Titel des Katalogs angegeben; als die vorzüglichsten erscheinen: Geschichte, Nr. 1-1965; Kirchengeschichte, Nr. 19662366; alte Drucke und Holzschnitte, Kunst, Nr. 2369–2745; Portraits und Kupferstiche, d. h. Werke mit Kupfern und Holzschnitten, besonders Bildnissen, nebst einigen Sammlungen einzelner Blätter, Nr. 2746-3063; Lebensbeschreibungen und Briefe, Nr. 3064-3612; Litterair - Geschichte (und neuere Philologie), Nr. 3613-3972; klassische Alterthumskunde, Philologie, Nr. 3973-4313; deutsche und andere Alterthümer, Nr. 4314-4417; Curiosa (!), Nr. 6084-6326.

Es liesse sich leicht ein Bogen mit Auserwähltem anfüllen 2); da der Katalog jedoch wahrscheinlich in vielen öffentlichen Bibliotheken und von Bücherfreunden aufbewahrt wird, so genügt es nur Einiges, was ich aus eigener Ansicht

2) Beiläufig mag erwähnt werden, dass im Bücherschatz der deutschen National-Litteratur des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Berl. 1854, 8., verschiedene Seltenheiten vorkommen, die der Besitzer ohne Zweifel aus der Mönckeberg'schen Auktion erworben; so z. B. die Nummern 131, 1611-1614, 1630, die im Katalog_unter Nr. 6188 (in einem Bande) aufgeführt sind und mit 50 Mk. 12 Schill. bezahlt wurden.

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