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heitsnamen zu gründen, vielmehr stützt sich sein Heilungsplan theils auf das ursachliche Verhältniss und besonders die herrschende Krankheits-Constitution, theils auf die körperliche Constitution des Erkrankten und den Charakter der Krankheit, theils endlich auch auf den Symptomen-Complexus. Einzelne Symptome kann er allerdings nicht zur Basis seiner Behandlung machen, da auch sie trügen und ein und dasselbe Krankheitssymptom oft von sehr verschiedenartigen innerlichen Krankheitszuständen bedingt wird. Eben so ist es völlig unbegründet, wenn Hartmann (S. 34) behauptet, die Aerzte der älteren Schule suchten sich mit aller Macht zu überreden, dass die Arzneien wohl Krankheiten zu beilen, aber nicht zu erzeugen im Stande seien. Im Gegentheil geht gerade die neueste, jetzt vorzugsweise herrschende medicinische Schule hierin viel zu weit, indem sie den meisten Arzneien fast alle Heilkräfte abspricht, die nachtheiligen Einwirkungen derselben allzugrell hervorhebt und sich fast von jeder Behandlung mit Arzneien lossagt. Endlich bei Gelegenheit der Eingeweidewürmer bemerkt der Vf. sehr richtig, dass es zur vollständigen Heilung durchaus nicht genügend sei, dieselben aus dem Körper zu entfernen, dass es vielmehr und vorzüglich darauf ankomme, eine bessere Chymification herbeizuführen, um ihre Wiedererzeugung zu verhüten. Unbegreiflich ist es uns aber, wie er behaupten kann, dass die Aerzte der älteren Schule bei Behandlung der Wurmkrankheiten diese letztere Bedingung einer gründlichen Heilung nicht im mindesten berücksichtigten, vielmehr ungeachtet der jetzigen geläuterteren physiologischen Begriffe ihre vorsündfluthliche Ansicht nicht um einen Deut änderten“ und das frühere Heilverfahren häufig ganz unverändert beibehielten. Es wird aber in allen Handbüchern der Therapie und der Kinderkrankheiten, selbst in den älteren, gelehrt, dass zur Radicalcur der Würmer die Assimilation gehoben werden müsse. Namentlich baben aber Bremser, Cruveilhier, Jörg u. v. And. gegen den unvorsichtigen Gebrauch der Anthelminthica (welche jedoch nicht ganz entbehrt werden können) geeifert, und die Hebung der Chymification als Hauptbedingung für die glückliche Cur dringend empfohlen. Und so würden sich noch mehrere, dás homöopathische Heilprincip nicht berührende Ausstellungen ähnlicher Art machen lassen, welche übrigens der Brauchbarkeit des Werks für homöopathische Aerzte keinen Abbruch thun.

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Classische Alterthumskunde.

-n.

[13] Hellas. Vorträge über Heimath, Geschichte, Literatur und Kunst der Hellenen von Friedr. Jacobs. Aus dem handschriftlichen Nachlass des Verfassers herausgeg. von E. F. Wüstemann. Berlin, Friedländer und Sohn. 1852. XXXII u. 438 S. 8. (1 Thlr. 15 Ngr.)

Ueber die Entstehung des Buches sagt der Herausgeber in dem vorangestellten Sendschreiben an Welcker S. IV also:,,Im Jahre

1808 empfing Jacobs von dem König Ludwig von Bayern den ehrenvollen Auftrag, ihm über griechische Geschichte und Literatur Vorlesungen zu halten. Diese Vorträge wurden bis April 1809 fortgesetzt, wo sie durch den eben ausgebrochenen Krieg gegen Oesterreich unterbrochen wurden, der den Kroprinzen zum Heere abrief. Nach beendigtem Kampfe bekam der Kronprinz eine andere Bestimmung und kehrte vorerst nicht wieder nach München zurück. Später wurden die begonnenen Studien, da Jacobs inzwischen in seine Heimath zurückberufen worden war, unter dem Oberbibliothekar von Lichtenthaler weiter fortgesetzt." Ferner sagt der Herausgeber S. XXI:,,Es lag in der Absicht von Jacobs, diesen 4 Abschnitten über Geographie, Geschichte, Literatur und Kunst noch zwei folgen zu lassen, und damit den Cyclus seiner Vorträge über Hellas abzuschliessen. Er gedachte noch besonders von der Religion der Griechen, von deren Sitten und staatlichen Einrichtungen zu sprechen. Leider ist der Vorsatz nicht zur Ausführung gebracht, weil die Vorträge selbst nicht weiter gediehen." Die Herausgabe, so setzt der Herausgeber an einer andern Stelle hinzu, scheine übrigens schon der Vf. selbst beabsichtigt zu haben. Es fragt sich nun, wie Jacobs die ihm gestellte Aufgabe, einen Kronprinzen in die Kenntniss von Hellas einzuführen, gelöst hat. Gelehrte Untersuchungen hat er natürlich nicht anstellen noch geben wollen. In die Mathematik, wie jener alte Mathematiker zu seinem König sagte, und wohl auch in die Philosophie mag es einen königlichen Weg nicht geben; aber in viele andere Zweige des menschlichen Wissens hat man in der neuern Zeit, so zu sagen, wenigstens einen herrschaftlichen Weg gefunden; und wir können uns freuen, dass Jacobs es war, der einem Thronerben die alte Hellas in ihrer Herrlichkeit und in ihrer Bedeutung für alle Zeiten darstellen sollte. Was nun das Einzelne betrifft, so wird von der Geographie (S. 1-73) meist nur der physische Theil, und auch der nur so weit gegeben, als er nöthig ist, um eine ungefähre Kenntniss des Landes zu bekommen, und die Haupterscheinungen des da auftretenden Menschenlebens zu begreifen. Einzelnheiten werden zum Theil dadurch fixirt, dass ein oder der andere dahin gehörige berühmte Mann genannt, oder eine sinnige Sage erzählt wird. (Man vergl. die Beschreibung von Thessalien, Phocis, Ionien.) Dieser Theil, so weit er rein graphisch ist, hat übrigens den Ref. weniger befriedigt, wohl weil dem Verfasser die Anschauung fehlte. Dann folgt die politische Geschichte des Landes, S. 74-238. Sie giebt, sagt der Herausgeber,,in grossen Umrissen ein Rundgemälde der Erlebnisse des griechischen Volkes." Natürlich wird nur von dem gesprochen, was allgemeinen Werth für den Gebildeten, nicht einen speciellen nur für den forschenden Gelehrten hat, nicht von dem Mythisch-dunkeln, sondern von dem Geschichtlich-hellen, und nur von den wichtigern Ereignissen und den hervorragenden Männern wird ausführlicher gehandelt. (Man vergl. z. B. den Sicilischen Feldzug, und Streben und Tod des dritten Agis und des Kleomenes von Sparta.) Ref. hätte nur bei den

wichtigen Ereignissen noch ausführlichere Darstellungen gewünscht, und von dem Vf., der sonst seine Meisterschaft in Charakteristiken bewiesen hat, über Männer wie Perikles, Epaminondas gern noch ausführlichere Schilderungen gelesen. Vielleicht setzte Jacobs den Gebrauch noch anderer Hülfsmittel voraus, wie er denn auch gar keine Jahrzahlen gegeben hat. Von S. 239-368 folgt eine Geschichte der Wissenschaften; natürlich auch hier, wie Hr. Prof. Wüstemann sagt,,,keine ausgearbeitete Literärgeschichte im gewöhnlichen Sinne des Wortes, mit ihrem gelehrten Apparate;" wohl aber wird die Art dargestellt, wie die verschiedenen Zweige sich entwickelten, und die Herrlichkeit, in der sie zur Zeit ihrer Blüthe erscheinen, und es werden die einzelnen Koryphäen besonders der Poesie geschildert. Da ist Jacobs auch auf seinem eigensten Gebiete; da wird die Darstellung ausführlicher, und die den Umständen nach schon etwas gehobene Sprache noch reicher und tönender. Ich verweise auf die Schilderung Homers und Pindars. S. 369-424 folgt endlich die Geschichte der bildenden Künste, vorzüglich der Baukunst und der Plastik, die, ganz anders als die Malerei, bis jetzt in ihren Erzeugnissen leben. Hier wird wieder mit Vermeidung dessen, was nur den Antiquar und den Mann von Fach interessiren kann, die Entwickelung der Künste dargestellt und die Art ihrer Meister charakterisirt; daneben auch der Umstand hervorgehoben, dass die bildenden Künste ursprünglich nur dem Glanze des Staates, nicht dem Luxus des Privatmannes dienten, was ihnen eine besondere Hoheit und Dignität verlieh. Ueber den Werth der Vorträge hat der erste Erfolg schon entschieden. Wenn Jacobs die Absicht hatte, seinem Zuhörer die alte Herrlichkeit Griechenlands vor Augen zu führen, so hat dessen Handeln in mehr als einer Beziehung gezeigt, dass der Lehrer seine Absicht erreicht hatte. Möglich, dass, wie der Herausgeber sagt, die Persönlichkeit des Sprechers noch einen grossen Antheil daran hatte; aber auch das gedruckte Wort ist zu empfehlen. Jeder Gebildete mag es zu seiner Belehrung und Erweckung lesen, wiewohl Jacobs z. B. da, wo er von den Tragikern spricht, Kenntniss derselben vorauszusetzen scheint; selbst der Mann von Fach wird das Meiste noch mit grosser Theilnahme lesen, wie es denn auch Ref. ganz durchgegangen hat. Seinen Antheil an der Veröffentlichung des Manuscripts bestimmt der dem Verf. nah befreundete Herausgeber S. XXII dahin, dass er eine gleichmässige, mit des Verfassers späterer Art congruirende Schreibweise eingeführt, und nicht die latinisirten, sondern die griechischen Namensformen gegeben habe, dass er kleine Unrichtigkeiten im Thatsächlichen und einzelne stilistische Ungenauigkeiten verbessert, die Uebersetzungen griechischer Verse, nach spätern Emendationen geändert, vorn ein Inhaltsverzeichniss und am Ende S. 425-438 eine synchronistische Uebersicht der wichtigsten Ereignisse beigefügt habe. Doch bemerkt Ref. in Bezug auf den ersten Punct, dass ihm eine Orthographie wie,,in Ageladas' Werkstatt und ,,ein anderer Schüler Lysippos" unnatürlich scheine. Erkennt man den

Genitiv, ohne dass der Apostroph gesprochen wird, so erkennt man ihn auch, ohne dass er geschrieben wird. Aber eben dass dieser befremdliche Apostroph gesetzt wird, deutet an, dass man den Mangel der Casusbezeichnung fühlt; und diesem Gefühle nachgebend, sollte man entweder bei den germanisirten Namensformen, oder doch beim Gebrauche des Artikels verbleiben. Die bibliographische

Ausstattung des Buches ist gut, der Druck correct.

[14] Commentationis criticae de Anthologia Graeca pars prior. Scripsit Alph. Hecker, litt. hum. Dr. phil. th. Mag. Lugduni Batavorum, G. J. Brill. MDCCCLII. VIII u. 357 S. gr. 8. (n. 2 Thlr.)

Dass in der griechischen Anthologie auch nach des trefflichen Fr. Jacobs grossen Verdiensten um Emendation und Interpretation noch immer viel zu thun übrig war, bedarf für die Kundigen keiner ausführlichern Andeutung. Eben so ist es als hinlänglich bekannt vorauszusetzen, dass neben Meineke (Delectus anthologiae Graecae cum adnotatione critica, 1842), G. Hermann, Welcker, Bergk, Schneidewin, Unger u. A., in der neuern Zeit besonders der Verfasser vorliegender Schrift, Hr. Alph. Hecker, jenen interessanten obwohl sehr ungleichartigen Ueberresten hellenischer Poesie mit ausnehmend glücklichem Erfolge seine kritischen Bestrebungen zugewendet hat. Die im J. 1843 erschienene Commentatio critica de anthologia Graeca (Lugduni, ap. S. et J. Luchtmans, VIII u. 408 S. gr. 8.) wurde auch in Deutschland als die bedeutende Arbeit eines vielversprechenden jungen Philologen begrüsst, s. Schneide win in den Götting. Gel. Anz. 1844. n. 111. Zu gelegener Stunde nun erscheint jetzt, wo von dem ebengenannten Gelehrten eine Ausgabe der Anthologia Graeca für die Teubner'sche Bibliothek der griech. Classiker verheissen ist, ein neues Erzeugniss der fortgesetzten Bemühungen des holländischen Kritikers, der inzwischen schon im Philologus IV. 478 ff. manche weitere Emendation mitgetheilt hatte. Soll aber vorweg ein Urtheil über den Werth der Arbeit gefällt werden, so kann Ref. nach sorgfältiger Prüfung des Ganzen die Hoffnung, welche in dem Vorworte an Geel ausgesprochen wird, nur als erfüllt bestätigen. Hr. Hecker erklärt nämlich dort in grosser Bescheidenheit, jene im J. 1843 herausgegebene Arbeit genüge ihm jetzt vielfach selber nicht mehr; er habe deshalb die noch vorhandenen Exemplare vom Verleger an sich gekauft und hoffe, mit seinen jetzt theils ganz veränderten, theils modificirten Ansichten über nicht wenige Stellen Beifall zu finden. In der That sind die Besserungen vieler Corruptelen so einleuchtend, glücklich und leicht, dass man dem divinatorischen Talente Hecker's, welches auch sonst in dessen Callimachea und den Aufsätzen bei Schneidewin (Philolog. a. a. O. und V. 414) hervortritt, volle Anerkennung zollen muss. Nach diesem allgemeinen Urtheil, welches Widerspruch gegen Einzelnes natürlich nicht ausschliesst, das aber weiter unten durch bestimmte Belege erhärtet werden soll, gehen wir zunächst zum ersten der beiden für jetzt mitgetheilten Bücher fort, heben jedoch aus der

Vorrede noch hervor, dass dieses erste Buch als Probestück einer griechischen Literaturgeschichte angesehen sein will. Das zweite enthält Verbesserungen zu den ersten Büchern der Anthologia Palatina. Im 3. und 4. Buche werden die übrigen, von der Elegie des Hermesianax an, durchgemustert und die arg verdorbenen Iaschriften bei Athenaeus emendirt werden. Liber primus. Quaestiones epigraphicae S. 1-199. Mit einer Aeusserlichkeit zu beginnen, so wäre zu wünschen gewesen, dass Hr. H. dem Leser die Arbeit durch wenigstens einige Ruhepuncte erleichtert hätte. Jetzt läuft die ganze Abhandlung ohne Theilung in Abschnitte und ohne Inhaltsangaben fast zweihundert Seiten hindurch in Einem fort, was den Gebrauch erschwert. Auch ist im Voraus zu bemerken, dass einige Bekanntschaft mit den Schicksalen der griech. Anthologie bei dem Leser stillschweigend vorausgesetzt wird (vergl. Bernhardy, Grundriss d. griech. Lit. 2, 1054). Die griech. Anthologie zerfällt, wenn man sie richtig ordnen will, in zwei grosse Abschnitte, in eine Sammlung von Inschriften und in eine Blumenlese von Epigrammen. In die erstere gehören die αναθηματικά, die ἐπιτύμβια, und die eigentl. iniyoάμμara, wobei jedoch festzuhalten, dass schon seit Meleager sníyqaμμæ für ein kurzes Gedicht jeglichen Inhalts gebraucht wurde. Diese später sogen. Epigramme bilden den andern Abschnitt in 3 Büchern, 1) ziyoάμμara Biopeλň, Gedichte an Gönner und Freunde der Dichter, überhaupt συμμικτά. 2) ἐπιγρ. ἐρωτικά, παιδικά, συμποτικά. 3) ἐπ. σκωπτικά. Hierbei musste die Zeitfolge der Dichter beobachtet werden. So hat schon Agathias drei Bücher seiner Anthologie mit Inschriften oder doch inschriftähnlichen Stücken, vier aber mit Gedichten verschiedener Art gefüllt. Aehnlich verfuhr später Cephalas. Meleager dagegen und Philippus hahen die Epigramme bloss nach der Folge der Buchstaben geordnet, wie Fr. Jacobs in der Appendix zur Anth. Palat. Ist aber die ganze Anthologie nach den angegebenen Gesichtspuncten neu gestaltet, so wird zugleich erhellen, dass die griech. Dichter bei der Anfertigung der Epigramme anders verfuhren als die modernen Poeten. suchen in einem Epigramme vornehmlich Geist, Witz, eine Spitze. Diese Eigenschaften fehlen auch bei den Griechen nicht, allein ihre Epigramme sind mehr eigentliche Inschriften auf Marmor oder mindestens erdichtete Inschriften, S. 5 ff. Speciellen Belegen für diesen Satz werden Emendationen mancher Stücke und einzelne interessante Notizen angeschlossen, z. B. dass die Alten, manches, was wir verheimlichen, nicht versteckend, auf Grabschriften Fehler der Verstorbenen angeben, dass Hetären vom Ertrag ihres Gewerbes den Zehnten weihten, S. 13 ff. u. s. w, An den Käfigen der Menagerien, wie der des Ptolemäus Philadelphus, standen erläuternde Inschriften, die Archelaus Chersonnesita sammelte, S. 17. Nikomachus scheint alle Maler-Inschriften vereint zu haben, S. 18. Sogenannte oxwarixά kommen vor, ohne Merkmale einer eignen Inschrift zu tragen, S. 18. So bellte Apollonius den Callimachus an; Sophokles schrieb gegen Euripides (wo b. Athen. 13, 82. p. 604.

Wir

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