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ein Dragoner-Regiment aus 6 Schwadronen und 1 Schwadron Grenadiere zu Pferd, zusammen 817 Reiter;

ein Huszaren-Regiment aus 5 Schwadronen, zusammen 615 Reiter. Artillerie 2500 Mann, Handlanger von der Infanterie.

Das Fuhrwesen sowohl der Artillerie als der anderen Truppen organisirte nur 150 Wagen und 2 Feld-Schmieden. Jedes InfanterieRegiment hatte 4 Zelt- und 6 Proviant-Wagen.

Die Infanterie formirte 4 Glieder; die Cavalerie 3 Glieder. Zwei Regimenter, d. i. 4-7 Bataillone oder 10-12 Schwadronen bilden 1 Brigade, 2 Brigaden 1 Division, doch wechselten die Generale. Als leichte Truppen galten: Freischärler, Huszaren, Croaten, Grenadiere, immer beim Vortrab. Jedes Infanterie-Bataillon hatte zwei 3pfünd. Geschütze Regiments-Stücke von 2 Pferden bespannt, im Gefechte von der Mannschaft gezogen.

Grössere Batterien von 12-20 Geschützen wurden aus der ReserveArtillerie gebildet.

Die acht Friedensjahre hatte Maria Theresia benützt, um wichtige Verbesserungen im Kriegswesen einzuführen. Bis dahin gab es nämlich keine Reglements nach dem Sinne der gegenwärtigen; jeder RegimentsInhaber oder Oberst hatte vermöge Privilegien das Recht, Dienst- und Exercir - Vorschriften nach eigenem Gutdünken bei seinem Regimente einzuführen.

Den aus diesem Chaos von Vorschriften sich entwickelnden Uebelständen abzuhelfen, wurde unter der Aufsicht des Hofkriegsrathes Feldmarschall Daun von dem General-Major von Winkelmann und dem bei Lobositz gebliebenen General-Major Graf Radicatti 1749 ein neues Reglement für die Fusstruppen entworfen und gedruckt, welchem das bereits bestandene preussische zum Muster gedient hat. Zur praktischen Uebung in diesem Reglement wurden Officiere aus allen Regimentern nach Wien berufen und erhielten näheren Unterricht durch den GeneralMajor Sincere und Oberst von Angern.

Im Feldzuge 1756 sollte dieses Reglement das erste Mal zur Anwendung kommen. Es ist demnach die Schlacht von Lobositz die erste Schlacht, in welcher die österreichische Armee nach einheitlichen tactischen Grundsätzen geleitet erscheint.

Wie Daun die Infanterie, so erhob Fürst Wenzel Liechtenstein die Artillerie zu einer bis dahin unbekannten Stufe der Ausbildung; er soll aus seinem eigenen Vermögen jährlich noch 100.000 fl. für diese Waffe verwendet haben.

Zur Schulung der Truppe in dem tactischen Zusammenwirken der Waffen wurden jährlich Truppen-Concentrirungen abgehalten, denen Maria Theresia zeitweise selbst beiwohnte.

Was schliesslich unter der Regierung der unvergesslichen Kaiserin für das Militär gethan wurde, das aufzuzählen, würde allein einen Vortrag erheischen. Ich erinnere nur, dass die ersten Militär-Bildungs-Anstalten und die Invalidenhäuser, die Versorgungshäuser für Officiers-Töchter und für Mannschaftswaisen, die Militär-Gerichtspflege etc., beinahe sämmtliche militärischen Einrichtungen, Maria Theresia ihren Ursprung dankten.

Das nachfolgende Schema gibt die Stärke und Vertheilung der preussischen Armee vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges, nach Angabe des preussischen Oberst Tempelhof.

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E

4.200

Summa 102 69.300 29 18.009 10 1600 60 10.068 1150 70 11.858 80 11.928 211 34.004 122.913

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Bei dem obigen Ausweise sind nur die Streitbaren gerechnet. Sehen wir uns Preussen an, so finden wir an der Spitze des Staates einen genialen Feldherrn mit einem jederzeit schlagfertigen Heere und einem von seinem Vater ererbten wohlgefüllten Staatsschatze.

Was Oesterreichs nächsten Bundesgenossen Sachsen anbelangt, so war dieses Land, welches damals Preussen an räumlicher Ausdehnung übertraf, durch die schlechte Verwaltung seines Premier-Ministers, des Grafen Brühl, sehr geschwächt. Statt einer Armee von 50.000 Mann,

ein Dragoner-Regiment aus 6 Schwadronen und 1 Schwadron Grenadiere zu Pferd, zusammen 817 Reiter;

ein Huszaren-Regiment aus 5 Schwadronen, zusammen 615 Reiter. Artillerie 2500 Mann, Handlanger von der Infanterie.

Das Fuhrwesen sowohl der Artillerie als der anderen Truppen organisirte nur 150 Wagen und 2 Feld-Schmieden. Jedes InfanterieRegiment hatte 4 Zelt- und 6 Proviant-Wagen.

Die Infanterie formirte 4 Glieder; die Cavalerie 3 Glieder. Zwei Regimenter, d. i. 4-7 Bataillone oder 10-12 Schwadronen bilden 1 Brigade, 2 Brigaden 1 Division, doch wechselten die Generale. Als leichte Truppen galten: Freischärler, Huszaren, Croaten, Grenadiere, immer beim Vortrab. Jedes Infanterie-Bataillon hatte zwei 3pfünd. Geschütze Regiments-Stücke von 2 Pferden bespannt, im Gefechte von der

Mannschaft gezogen.

Grössere Batterien von 12-20 Geschützen wurden aus der ReserveArtillerie gebildet.

Die acht Friedensjahre hatte Maria Theresia benützt, um wichtige Verbesserungen im Kriegswesen einzuführen. Bis dahin gab es nämlich keine Reglements nach dem Sinne der gegenwärtigen; jeder RegimentsInhaber oder Oberst hatte vermöge Privilegien das Recht, Dienst- und Exercir - Vorschriften nach eigenem Gutdünken bei seinem Regimente einzuführen.

Den aus diesem Chaos von Vorschriften sich entwickelnden Uebelständen abzuhelfen, wurde unter der Aufsicht des Hofkriegsrathes Feldmarschall Daun von dem General-Major von Winkelmann und dem bei Lobositz gebliebenen General-Major Graf Radicatti 1749 ein neues Reglement für die Fusstruppen entworfen und gedruckt, welchem das bereits bestandene preussische zum Muster gedient hat. Zur praktischen Uebung in diesem Reglement wurden Officiere aus allen Regimentern nach Wien berufen und erhielten näheren Unterricht durch den GeneralMajor Sincere und Oberst von Angern.

Im Feldzuge 1756 sollte dieses Reglement das erste Mal zur Anwendung kommen. Es ist demnach die Schlacht von Lobositz die erste Schlacht, in welcher die österreichische Armee nach einheitlichen tactischen Grundsätzen geleitet erscheint.

Wie Daun die Infanterie, so erhob Fürst Wenzel Liechtenstein die Artillerie zu einer bis dahin unbekannten Stufe der Ausbildung; er soll aus seinem eigenen Vermögen jährlich noch 100.000 fl. für diese Waffe verwendet haben.

Zur Schulung der Truppe in dem tactischen Zusammenwirken der Waffen wurden jährlich Truppen-Concentrirungen abgehalten, denen Maria Theresia zeitweise selbst beiwohnte.

Was schliesslich unter der Regierung der unvergesslichen Kaiserin für das Militär gethan wurde, das aufzuzählen, würde allein einen Vortrag erheischen. Ich erinnere nur, dass die ersten Militär-Bildungs-Anstalten und die Invalidenhäuser, die Versorgungshäuser für Officiers-Töchter und für Mannschaftswaisen, die Militär-Gerichtspflege etc., beinahe sämmtliche militärischen Einrichtungen, Maria Theresia ihren Ursprung dankten.

Das nachfolgende Schema gibt die Stärke und Vertheilung der preussischen Armee vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges, nach Angabe des preussischen Oberst Tempelhof.

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Bei dem obigen Ausweise sind nur die Streitbaren gerechnet. Sehen wir uns Preussen an, so finden wir an der Spitze des Staates einen genialen Feldherrn mit einem jederzeit schlagfertigen Heere und einem von seinem Vater ererbten wohlgefüllten Staatsschatze.

Was Oesterreichs nächsten Bundesgenossen Sachsen anbelangt, so war dieses Land, welches damals Preussen an räumlicher Ausdehnung übertraf, durch die schlechte Verwaltung seines Premier-Ministers, des Grafen Brühl, sehr geschwächt. Statt einer Armee von 50.000 Mann,

welche Sachsen, ohne dadurch gedrückt zu werden, beständig erhalten konnte, hatte es 15.000 Mann, ohne Artillerie, ohne Magazine. So war es für Friedrich II. leicht, sich dieses Landes zu bemächtigen.

2. Skizze der Operationen, welche der Schlacht vorangingen. Maria Theresia hatte ihrem commandirenden General in Böhmen, dem FM. Grafen Browne den Oberbefehl über das in diesem Lande bei Kolin an der Elbe sich sammelnde Heer anvertraut.

Wir wollen nun diesen Feldherrn etwas näher in's Auge fassen.

Maximilian Ulysses, des heil. römischen Reiches Graf von Browne zu Mountany und Camus, Herr auf Czerekwitz und Trzebowitz, k. k. wirklicher Kämmerer, k. k. wirklicher geheimer und Hofkriegsrath, GeneralFeldmarschall, Chef eines Regimentes zu Fuss, Commandant zu Prag und commandirender General im Königreiche Böhmen, Ritter des goldenen Vliesses und des königlichen polnischen weissen Adler-Ordens, war den 23. October 1705 geboren, und stammte aus einem alten irländischen römisch-katholischen Geschlechte. Sein Vater und dessen Bruder Georg gingen 1690 nachdem ihr katholischer König Jacob II. von England auch in Irland durch seinen protestantischen Gegner besiegt wurde in österreichische Kriegsdienste.

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Georg starb 1729 als Feldzeugmeister, nachdem beide Brüder vorher von Carl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben wurden. Der Vater starb 1731 als Oberst der Reiterei.

Im Jahre 1733, im Feldzuge in Italien, war Browne schon OberstLieutenant bei einem Infanterie-Regimente und nun beginnt sein.thatenreiches Leben, welches 15 Feldzugsjahre zählte; im letzten dieser Jahre, d. i. 1757, erlag er einer gefährlichen Schusswunde, die er in der Schlacht von Prag erhielt, nachdem ihm wenige Monate vorher noch das höchste Zeichen der kaiserlichen Zufriedenheit, der goldene Vliess-Orden, von Maria. Theresia übergeben wurde.

Er machte rasch Carrière. Mit 30 Jahren war er schon General, als er die Armee in der Schlacht von Lobositz commandirte, war er 51 Jahre alt.

Alle seine Zeitgenossen nennen ihn als einen bedeutenden, erfahrenen Feldherrn.

Das in Mähren bei Olmütz, Brünn und Ungarisch-Hradisch sich zusammenziehende Corps befehligte der FZM. Fürst Piccolomini, bisheriger commandirender General in diesem Lande, der jedoch in Allem, was die Kriegs-Operationen im Grossen betraf, an den FM. Browne angewiesen. war. Das dienstliche Verhältniss dieser zwei Feldherren scheint jedoch

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