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Rückhalt bieten, z. B. eine Compagnie als Vorhut, Hauptposten, Vordertreffen etc. Die Ausscheidung einer, wenn auch nicht so starken Reserve bleibt nothwendig; diese aber repräsentirt schon mehr eine zur Verzögerung des Gefechtes bestimmte Kraft, also ein hinhaltendes Element, eine weiter zurückpostirte Unterstützung, sie soll die Entscheidung in zweifelhaften Fällen bis zum Eintreffen rückwärtiger Truppen aufschieben.

Im Uebrigen bleibt die Verwendungsweise der einzelnen Theile ziemlich gleich der einer isolirten Compagnie, wenn auch hier nur stärkere Feuerlinien angewendet werden können.

In dasselbe Verhältniss tritt eine Compagnie, wenu ihr im Rahmen eines von grösseren Truppenkörpern geführten Gefechtes eine specielle. Aufgabe, als Wegnahme oder Behauptung eines bestimmten Punctes zugewiesen wird. Jetzt fällt der Leitung noch die Aufgabe zu, auf die Aufrechthaltung der Verbindung mit nebenkämpfenden Truppen zu sorgen, zu verhüten, dass die Abtheilung sich abtrenne und aus der gesammten Gefechtslinie sich loslöse.

Wird hingegen die Compagnie vollständig abhängig im Verbande des Bataillons und mit diesem in grösseren Körpern verwendet, so ändern sich die Umstände dahin, dass sie als und meist ganz in Feuerlinie formirt oder geschlossen bei der Reserve belassen wird. Im ersten Falle gelangt sie, auf eine bestimmte Zone 200 bis 300 Schritt in die Breite betragend beschränkt, im engen Zusammenhange mit den.

Neben-Abtheilungen zur Action.

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Die Breite wurde mit 200 bis 300 Schritt, etwa 1 Mann auf 1 Schritt, angegeben. Es hat dies darin seinen Grund, weil, wenn die ganze Compagnie im letzten Stadium des Vorbereitungs-Actes in verdichteter Schwarmlinie, eindoublirten Unterstützungen" erscheint, sie ungefähr einen solchen Raum einnehmen wird, und eine „ein Mann" tiefe FeuerFront die grösste normale Aufbietung der Feuerkraft in der Gefechtslinie ist, es werden aber überdies auch geschlossene Abtheilungen in erster Linie zu gleichem Zwecke verwendet werden.

Hier wäre nun die zugweise" Bildung der Schwarmlinie der „flügelweisen aus dem Grunde vorzuziehen, da eine zu grosse Anzahl von Unterstützungen (im letzten Falle mindestens vier) die Leitung erschwert und weiters den Nachtheil mit sich bringt, dass der Compagnie Commandant keine grössere vereinte Unter-Abtheilung zur Verfügung hat. Einer Behelf gegen letzteren Factor bietet die Postirung eines Zuges par exemple als zweite Unterstützung oder Art von Reserve rückwärts der eigentlichen Unterstützung. Also etwa 1, Züge Schwarmlinie, bis auf

100 Schritte, dahinter ebensoviel als Unterstützung, und von diesen wieder 100 Schritt ein Zug als zweite Unterstützung zur Hand des Compagnie-Commandanten.

Letzterem wird überdies im letztbesprochenen Falle, des constanten Verbandes mit anderen Truppen, die Aufgabe obliegen, stete Verbindung mit diesen und den in zweiter Linie postirten zu erhalten, um so dadurch einerseits Abtrennungen zu vermeiden, anderseits Munitions-Nachschub und Abgabe der Kampfunfähigen ohne Zeitverlust bewirken zu können.

Oben wurde die „zugsweise" Schwarmlinie besprochen; es wäre nur noch anzufügen, dass vor dem Einführen der Unterstützungen die Schwärme eines jeden Zuges sich zusammenzuschliessen haben und so Intervallen für die einrückenden Züge schaffen, ohne den Nachtheil der Vermengung hervorzurufen. Dies kann während der Vorbewegung geschehen. Ist jedoch eine Vertheidigungsstellung bezogen, so kann die flügelweise Bildung noch immer auch im Vereine mit der zugsweisen je nach dem Terrain und der nothwendigen Besetzungsstärke Platz greifen. Sonst gilt alles schon bereits früher Gesagte.

Wird die ganze Compagnie geschlossen in der Reserve des Bataillons verwendet, so obliegt dem Commandanten des letzteren der Zeitpunct und die Art der Action. Fassen wir den spciellen Fall in's Auge, zwei Compagnien, geschlossen in Reserve, werden zum Bajonnet-Angriffe an die Schwarmlinie vorgeschoben (das Vorwärtssammeln geschieht compagnienweise) und nun etwa 120 Schritt vom Feinde, wird der Sturm ausgeführt. Die zwei etwa in Halbcompagnie-Colonnen formirten ReserveCompagnien brechen durch die Schwärme, die sich rechts und links anhängen und führen den Choc gegen das Angriffs-Object aus. Oder: Bei einer Vertheidigungsstellung eines Bataillons sind wieder zwei Compagnien als Reserve ausgeschieden. Der Feind führt den Angriff gegen die Front der Stellung aus; eine Compagnie eilt in entwickelter Linie vor und eröffnet Salvenfeuer gegen die Anstürmenden, die zweite umgeht in Halbcompagnie-Colonne einen Flügel der eigenen Schwarmlinie und attakirt den Feind in seiner Flanke. Es wurde hier von Anwendung der „Colonne mit Halbcompagnien" gesprochen. Diese Formation erscheint nicht unzweckmässig als Form direct zum Angriffe. Sie bietet kein so tiefes und massirtes Ziel wie die Zugs-Colonne, ist aber noch tief genug für einen Bajonnet-Angriff, der immerhin mehr Zusammenhalt haben muss, soll er nicht einem Stand haltenden Gegner gegenüber zerstieben, endlich erlaubt sie die Anwendung des Feuers aller Gewehre, wenn auch reglementwidrig mit vier Gliedern. Letzteres sei aber nur durch Zufall und Mangel an Entwicklungszeit herbeigeführt. Dagegen hat die

Zugs-Colonne die grössere Beweglichkeit und Lenkbarkeit voraus. Jede dieser Colonnen hat ihre Vor- und Nachtheile, beide sind eben nur Formen, denen erst durch richtigen Gebrauch der erfolgbringende Geist eingehaucht werden muss.

Verhalten gegen Reiterei.

Greift feindliche Cavalerie eine wie immer in Verwendung stehende Compagnie an, so wird ein ruhiges kaltblütig geleitetes Feuer die stürmischste Attake zur Ruhe bringen. Salvenfeuer von 400 Schritt an, in was immer für einer Formation, wird den Erfolg erringen müssen. Man lasse sich aber von herumsprengender Reiterei nicht zu früh zum Stehenbleiben, Formirung von Carrés und Klumpen verleiten, gewöhnlich bezweckt dies eben der Feind, und man hat ihm den Willen gethan, ist von ihm abhängig geworden. Ist es aber eine ernste Attake, so ist Feuer die Haupt-, Form die Nebensache". Man denke an Aspern, an Wörth und die Angriffe der französischen Cavalerie-Brigade Michel, an die fruchtlosen Attaken der französischen Reiterei gegen die dünnen Linien der preussischen Infanterie bei Sedan etc.

Möge nun die Truppe in was immer für Verhältnissen zur Action gelangen: die Erreichung des Zweckes sei das Erste. Energie in der Ausführung, frisches Wagen in bedenklichen Fällen werden den günstigen Erfolg stets erringen. So lange es thunlich erscheint, schone man die Mannschaft, um sie nicht zu früh abzunützen. Ist aber der Moment der Entscheidung gekommen, dann sei Erreichung des Endzieles der einzige leitende Beweggrund und alle Kräfte müssen auf's höchste selbst bis zum Brechen angespannt werden.

Einfluss der Verpflegung auf die Kriegführung. Historische, analisirende Studien von Hugo Bilimek, Major im k. k. Generalstabs-Corps.

So vielseitig die Ereignisse der Kriegsgeschichte beleuchtet worden sein mögen, so hat man doch nicht mit gleicher Intensität nach allen Richtungen ihre Tiefen erhellt. Dass man insbesondere jene Schätze an's Licht zog, welche innerhalb der Studien über Tactik und Strategie fallen, ist natürlich. Doch verdienen auch andere eine mehr eingehende Aufmerksamkeit, als man ihnen bis nun schenkte. In jenen Tiefen liegen, noch fast unbeachtet, gewiss kaum gehoben, jene Lehren, welche die Einflüsse der Verpflegung auf Entschlüsse der Feldherren für Feldzugs-Pläne, auf einzelne Operationen, auf ganze Feldzüge, dargestellt an einzelnen Beispielen, zu erkennen geben.

Dort, wo diese Einflüsse so augenfällig waren, wie 1812 in Russland oder 1828 in Bulgarien, oder wenn die Einführung der Magazins-Verpflegung zur Zeit Gustav Adolf's, die Annahme des Requisitions-Systemes in der französischen Revolution einen Umschwung in die Art des Operirens. brachte, da hat man wohl immer die Rückwirkung gebührend hervorgehoben. Allein in jenen Fällen, wo der Einfluss minder greifbar war, wo er still, gleichsam verborgen waltete, liegt so manche Lehre, empfehlenswerth und, ohne kühn zu sein, nothwendig für Jene, in deren Pflichtenkreis die Sorge für die Verpflegung fällt und liegt manche Aufklärung nicht ohne Interesse für Solche, welche die Abhängigkeit der Operationen von ihr in Betracht zu ziehen haben.

Anmerkung. Quellen: Rüstow und Köchly, „Geschichte des griechischen Kriegswesens von der ältesten Zeit bis auf Pyrrhus“, 1852. Lossau, Ideale der

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Kriegführung, 1836. Curtius, Ueber Alexander den Grossen". Archenholz, Die Kriegsgeschichte Gustav Adolf's“. Die Werke von Clausewitz. Rüstow, „Geschichte der Infanterie". Schels, 1. Militärisch - politische Geschichte der Länder des österreichischen Kaiserthums." 2. „Kriegsgeschichte der Oesterreicher." 3. Schels, „Oesterreichische militärische Zeitschrift." —,,Frédéric II. oeuvres complètes.“ Jomini, Histoire critique des campagnes de Frédéric II. - Correspondance Napoléon I." Mémoires du Duc de Raguse." „Mémoires de la duchesse d'Abrantes." „Mittheilungen aus dem österreichischen Kriegs-Archive.“ („Streffleur's Österreichische militärische Zeitschrift.") Neuber, Turenne als Kriegs-Theoretiker und Feldherr". - Kamsler, „Das Leben des Prinzen Eugen von Savoyen". - Das Werk des preussischen Generalstabes über den Krieg 1870-1871.

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Für diese Form der Beleuchtung ist kaum mehr als nichts geschehen.

Studien in der letztgenannten Art müssten im Gegensatze zu den oben erwähnten Hauptmarken des Umschwunges in der Verpflegsweise, welche letzteren nur im Allgemeinen zu erkennen geben - ähnliche Vortheile und eine gleiche Belebung der Theorie durch die Kriegsgeschichte bieten, wie es durch das eifrige Aufdecken der tactischen und strategischen Momente in den bisherigen Studien der Kriegsbegebenheiten durch Viele geschah. Vor Allem müsste eine hinreichende Zahl von Beispielen aus der Kriegsgeschichte erst hervorgeholt werden, wobei man die Frage, welchen Einfluss die Verpflegung hatte, als Sonde der kritischen Forschung benützt. Bei der Beurtheilung, ob irgend eine Kriegsbegebenheit für den in Rede stehenden Zweck tauge, müsste der Umstand, dass man den einzelnen Fall so auswähle, um ihm keinen Zwang aufzuerlegen, damit derselbe in die Reihe der nutzbaren Beispiele eingefügt werden könne, als die eine Grenze gelten; für die andere Grenze müsste man die Bedingung vor Augen halten, dass jener Einfluss in dem gewählten Beispiele deutlich genug hervortrete, um überzeugend zu sein.

Wäre eine solche Sammlung gelungen, die offenbar die Arbeit Vieler sein müsste, dann wäre das Gruppiren, endlich das Ordnen nach einem geschickten Eintheilungsgrunde die nächste Aufgabe.

Mit ihrer Lösung könnte man sich für den Anfang begnügen. Die Schlüsse müssten sich aufdrängen.

Die Menge und die Natur der Beispiele müsste es aber erst erweisen, ob man die Sache weiter führen und wenn auch kein Lehrgebäude auf inductivem Wege aufbauen, so doch eine logische Kette aus den Erfahrungen der kriegerischen Vergangenheit zusammenfügen könne, welche den Einfluss der Verpflegung auf den naturgemässen Entwicklungsgang des Kriegs-Instrumentes von seiner Entstehung und Bildung angefangen bis zu seiner Verwendung im zusammenhängenden Nacheinander darstellen würde. Es ist zweifellos, dass wenigstens die letztgenannte Form zu schaffen nicht schwierig, wenn auch mühsam wäre.

Die Rückwirkung auf die Organisation der Armeen, auf ihren Mobilisirungs-Gang, ihren Aufmarsch und ihre Operationen wäre ein solcher Faden, an welchen man derlei Studien reihen könnte. Die Art und Grösse des Einflusses der Verpflegung in den erwähnten Phasen ob er fördernd oder hemmend war dies festzustellen wäre interessant.

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Eine andere Form des Studiums wäre, die Wandlungen dieses Einflusses hervorzuheben. Die Epochen schaffenden Neuerungen der Verpflegsart sind allerdings bekannt, aber eben wegen ihres umwälzenden

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