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Division Mediei aufzuhalten hatte, war nach fast ununterbrochenem Kampfe von Borgo aus Nachts 9 Uhr nach Levico gerückt, wo ein von Verona per Eisenbahn herbeigeschafftes Infanterie-Bataillon zur Aufnahme eben eingetroffen war. Medici setzte den Kampf fort und dieser wurde trotz der Finsterniss und unsäglichen Ermüdung von den österreichischen Abtheilungen aufgenommen und bis Mitternacht, hartnäckigst, im Handgemenge mit dem Gegner, fortgeführt.

Zur selben Zeit liess Generalmajor Baron Kuhn seine Reserven aus der Central-Stellung um Ponte alle tre arche, theilweise mit Anwendung des Laufschrittes, nach Trient rücken, wo die Truppen kampflustig am 24. Morgens eintrafen. Hiedurch konnte der Division Medici am 24. mit aller Kraft entgegen getreten werden, was ohne die Fortsetzung des Kampfes bei Levico am 23. bis Mitternacht und ohne den forcirten Nachtmarsch der Reserven nicht möglich gewesen wäre.

Die österreichischerseits so vortreffliche Ausnützung der Nacht vom 23. zum 24. Juli 1866 hatte für die Behauptung Südtirols sonach unleugbare Bedeutung.

Aus der Fülle des Lehrreichen und Interessanten, welches der letzte deutsch-französische Krieg bietet, liesse sich auch für den Gegenstand der vorliegenden Besprechung viel Besonderes hervorheben.

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Der heisse Kampf bei Spicheren am 6. August 1870 endete mit Einbruch der Nacht; bei voller Dunkelheit jedoch gelangten noch zwei preussische Bataillone über Ludweiler und Rosseln gegen Forbach. Diese Truppen waren so ermüdet, dass eine Fortsetzung des Kampfes also die Führung eines Nachtgefechtes mit denselben nicht räthlich erschien. Allein die Dunkelheit der Nacht und das blosse Eintreffen frischer, wohl für viel stärker gehaltener, feindlicher Kräfte, genügten, um die Franzosen auch zur eiligen Räumung Forbachs, welches bisher behauptet wurde, zu veranlassen. Das Frossard'sche Corps zog sich zurück und traf nach einem beschwerlichen Nachtmarsche am 7. August um 10 Uhr Vormittags zu Saargemünd ein.

Zahlreiche Nachtgefechte kamen während der Operationen im südlichen Frankreich, Jänner 1871, vor.

Bourbaki, der über 130.000 Mann verfügte, sollte den preussischen General Werder, dem nur 45.000 Mann zur Disposition standen, aus seiner ausgedehnten Position an der Lisaine, durch welche die Cernirung Belforts gedeckt wurde, verdrängen.

Am 15., 16., 17. Jänner fanden die denkwürdigen Kämpfe statt, welche für die Franzosen mit dem Rückzuge und in weiterer Folge mit dem Uebertritte in die Schweiz endeten.

Am 16. um 8 Uhr Abends wurden bei Béthoncourt, dann um 3 Uhr Nachts des 17. bei Héricourt, energische Angriffe des französischen 20. und 24. Corps ausgeführt, welche an der Wachsamkeit der Deutschen scheiterten. Am 16. Abends wurde die badische, acht Bataillone starke Brigade Keller gegen Frahier entsendet; sie überfiel am 17. um 5 Uhr Morgens das in Chenebier eingerückte 18. französische Corps, nahm diesem 400 Gefangene ab, hielt sich einige Zeit im östlichen Ortstheile und zog sich durch die Angriffe der Division Cremer gedrängt — hinter Frahier zurück. Hier haben also beide Theile trotz Hinterlader und Feuertactik - vom Nachtgefechte ausgiebigen, initiativen Gebrauch gemacht, weil es eben vielfache Vortheile versprach.

Aehnlich wird man unter analogen Verhältnissen auch in Zukunft vorgehen. Es sei gestattet mit wenigen Worten noch auf die Bemerkung zurückzukommen, dass die Nacht so häufig Ursache war, den gewonnenen Sieg nicht gehörig auszubeuten, d. h. eine energische Verfolgung einzuleiten.

Thatsächlich zeigt uns die Kriegsgeschichte wenig Beispiele einer solchen Fortsetzung der Vernichtung des Gegners bis zur völligen Auflösung seines Heeres. Selbst Napoleon I., Sieger in so vielen grossen Schlachten, hat wenig solche Verfolgungen aufzuweisen.

Verdienstvoll war dagegen Blücher's Vorwärtsdrängen am Abende von Waterloo, wodurch sich der Rückzug der Franzosen zur Flucht gestaltete. Die Nacht that dabei das Ihrige.

Unternehmungen des grossen Krieges, bei welchen die Nacht immer zu Hilfe genommen wird, um den Gegner zu täuschen, sind Flussübergänge.

Ueberblicken wir, was hier in flüchtiger Skizze über die Bedeutung der Nacht in militärischer Beziehung zusammengedrängt wurde, erinnern wir uns noch des Festungskrieges, welcher in verjüngter Wichtigkeit nach den grossartigen Kämpfen von 1870-71 auch Jenen erscheint, die an ihn nicht mehr recht glauben wollten, gedenken wir all' der fördernden oder hemmenden Einflüsse, welche die Nacht uns im Kriege bringt, so können wir die Nothwendigkeit nicht unterschätzen, im Frieden schon uns mit der Nacht militärisch so vertraut zu machen, dass sie uns in den Tagen des Ernstes durch nichts zu imponiren, unsere Thatkraft nicht zu lähmen vermag, ja dass sie unseren Unternehmungen mannigfachster Art wo nöthig Schutz und Vortheil bietet, dagegen aber unsere Feinde mit Blindheit schlägt.

Ueber den menschlichen Fuss und dessen

Bekleidung,

Von Dr. Carl Dantscher, k. k. Regierungsrath und Professor der Anatomie an der Universität zu Innsbruck 1).

(Hiezu Tafel VI.)

In dem Vortrage, den ich am 20. März im hiesigen militär-wissenschaftlichen Vereine hielt, wollte ich die Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand lenken, der nach meiner Meinung gerade für das Militär nicht unwichtig sein dürfte, nämlich auf die Fussbekleidung, wie diese nach dem Baue des Fusses eigentlich sein sollte.

Ich hatte diesen Vortrag nicht schriftlich zusammengestellt, weil er vom anatomischen Standpuncte nichts Neues enthielt, mir daher auch für eine Veröffentlichung nicht geeignet schien, wohl aber glaube ich, dass die darin gegebenen Andeutungen einer näheren Prüfung und Erwägung von competenter Seite unterzogen werden könnten.

Das Wesentliche dieses Vortrages lässt sich folgenderweise zusammenfassen: Es ist eine bekannte Thatsache, dass die grössten Heerführer aller Zeiten auf die Marschfähigkeit ihrer Truppen einen grossen Werth legten, diese aber bei einer, dem Baue des Fusses nicht entsprechenden Bekleidung desselben, nicht zu erreichen ist. Dass die übliche Fussbekleidung aber keine solche sei, beweist am besten der Umstand, dass es sehr wenige Leute gibt, die nicht an einem oder dem andern Folgeübel derselben leiden; alle Bemühungen der Wissenschaft waren bis jetzt vergeblich, weil die Mode allein darüber entscheiden zu können glaubte und einen sogenannten „schönen Fuss" für ihre Hauptaufgabe hielt. Die vielen Uebel und oft sehr bedeutenden Leiden, die aus dieser widernatürlichen Fussbekleidung entstehen, machen es erklärlich, dass man immerfort neue Versuche machte, dass aber keiner zu einem befriedigenden Resultate führte, weil sie ohne die Kenntniss der Anatomie, besonders des Skelettes des menschlichen Fusses, angestellt wurden.

1) Auszug aus einem im militär-wissenschaftlichen Vereine zu Innsbruck über denselben Gegenstand gehaltenen Vortrag.

Ich demonstrirte hierauf die einzelnen Knochen des Fusses, um die Function desselben beim Stehen und Gehen verstehen zu können, und die ich in Kürze hier erörtern will:

Betrachten wir den Fuss von der inneren Seite (Fig. 1), so sehen wir, dass er ein Gewölbe bildet, welches mit den Köpfchen der Mittelfussknochen, besonders jenen der grossen Zehe (a), und mit dem Fersenbeine (b) auf dem Boden steht; den Schluss des Gewölbes bildet das Sprungbein (c); dieses Gewölbe wird durch feste Bänder

die ebenfalls gezeigt wurden in seiner natürlichen Lage gehalten. Beim Stehen wird dieses Gewölbe durch den Druck von oben am meisten flach gedrückt und deshalb im Längen- und Querdurchmesser verlängert; lassen wir den Fuss frei hängen, ist es am stärksten gebogen. Der Schuh soll daher immer am stehenden, nie am freischwebenden Fusse angemessen werden.

Die grösste Wichtigkeit beim Gehen hat aber die grosse Zehe; wenn wir den Fuss vom Boden aufheben, um ihn wieder nach vorne zu setzen, so heben wir zuerst die Ferse, ruhen noch einen Augenblick auf der grossen Zehe, und indem wir diese dann auch von dem Boden aufheben, stossen wir uns durch den Druck mit der Spitze der grossen Zehe vorwärts. So wird also beim Lösen des Fusses vom Boden die ganze Sohle nach und nach bis zur Spitze der grossen Zehe abgewickelt und dann erhält die Spitze der grossen Zehe noch einmal einen Druck gegen den Boden. Die grosse Zehe muss deshalb so gelegen sein, dass ihre Mittellinie nach hinten fortgesetzt, in den Mittelpunct der Ferse zu liegen kommt; und so liegt sie auch wirklich im normal gebauten Fusse (Fig. 2). Die gezogene Linie ist es, in welcher sich der Fuss beim Gehen vom Boden ablöst.

Alle bis jetzt gebräuchlichen Schuhe und Stiefel, respective die Sohlen derselben, sind aber so geschnitten, dass die grosse Zehe darin ihre natürliche Lage nicht einnehmen kann, wie dies später gezeigt werden wird. Die kleinen Zehen liegen beim Stehen auf dem Boden und unterstützen den Fuss an der Seite; beim Gehen werden sie eigenthümlich gekrümmt, so dass sie sich fest an den Boden andrücken und dem Fusse eine seitliche Unterstützung gewähren.

Um einen Schuh anfertigen zu können, nimmt der Schuhmacher am Fusse verschiedene Maasse; von diesen sind aber von einem entschiedenen Einflusse auf die Gestaltung der Fusssohle nur das Längenmaass derselben und allenfalls das Maass des Fussumfanges an der Wurzel der Zehen; am entscheidendsten ist das erstere. Dieses Maass, nämlich die Länge der Fusssohle, wird auf eine gerade Linie aufgetragen und

dann die Sohle auf verschiedene Weise gezeichnet, je nachdem der Schuh auf beide Füsse passen soll, oder nur auf einen einzelnen derselben, nämlich auf den rechten oder linken allein. Soll der Schuh auf beide Füsse passen, so stellt jene Linie die Mittellinie des Fusses dar, und an dieselbe wird ganz symmetrisch der Umriss der Sohle gezeichnet. (Fig. 3); soll der Schuh auf zwei Füsse geschnitten werden, so dass die Zeichnung nur für einen Fuss passt, so wird dieselbe Zeichnung für die Vordersohle und den Absatz entworfen (Fig. 4), und nur in der schmalen Verbindungsbrücke zwischen beiden findet eine Verschiedenheit der Zeichnung statt, indem der innere Umriss derselben mehr nach Aussen rückt. Die Führungslinie des Fusses fällt hier nicht in den Mittelpunct der Ferse sondern an den inneren Rand des Absatzes (durch die durchbrochene Linie bezeichnet).

Vergleicht man diese Sohle der gewöhnlichen Construction mit der wirklichen Gestalt des Fusses, so findet man, dass sie, abgesehen von ihrer Schmalheit, von dieser im höchsten Grade abweicht.

Man erkennt sehr leicht, dass dem Fusse Gewalt angethan wird, wenn er durch das Oberleder in die der Zeichnung der Sohle entsprechende Gestalt gebracht werden soll. Die Zehen werden dadurch von beiden Seiten zusammengedrückt und dieser Druck muss vorne, wo der Schuh am engsten ist, auch die meiste Wirkung ausüben. Die vier kleinen Zehen erhalten von Aussen her einen Druck, welcher sie aneinander hindrängt und zugleich einen Druck auf die Wurzel der grossen Zehe ausübt, so dass dieselbe nach Innen gedrängt wird (Fig. 5).

Zugleich erhält aber auch die Spitze der grossen Zehe einen Druck nach Aussen, so dass die Mittellinie der grossen Zehe schräg zu liegen kommt.

Die Missstaltung, welche der Fuss auf diese Weise erleidet, ist eine sehr bedeutende, denn das ungefähr rechtwinkelige Dreieck, in welchem die Zehen liegen, wird in ein spitzwinkeliges verwandelt, in welchem die Zehen nicht Platz haben; besser ist es noch, wenn sie wenigstens nebeneinander liegen können, als wenn eine, wie z. B. die zweite über die andere hinaufgedrängt wird oder wenn die kleine quer auf dem Rücken der andern zu liegen kommt; dabei geschieht es noch sehr leicht, dass eine oder mehrere Zehen gekrümmt liegen müssen, so dass das erste Gelenk höckerig hinaufgetrieben wird.

Das Schieftreten der Schuhe ist nur eine Reaction des noch gesunden Fusses, welcher seine naturgemässe Lage zu gewinnen strebt, ich halte es aber nicht für nothwendig, darauf näher einzugehen, sondern

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