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BOTANISCHE ZEITUNG.

Redaction: A. de Bary.

G. Kraus.

Inhalt. Orig.: J. Rostafiński und M. Woronin, Ueber Botrydium granulatum (Schluss). Dr. Karl Goebel, Entwickelungsgeschichte des Prothalliums von Gymnogramme leptophylla Desv.- Personalnachricht. Neue Litteratur.

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Es ist aber nicht die mannichfaltige Existenz, welche das Botrydium zu führen vermag, welche stets das Interesse erwecken wird, es ist vielmehr noch sein eigenthümliches sexuales Verhältniss.

Die Geschlechtszellen zeigen keine sexualen Differenzen, das ist heutzutage eine ausgemachte Sache. Ihre Mutterzellen können aber in ihrer Jugend direct keimen; sie bilden dann ohne Weiteres vegetative Pflanzen und stören so den Kreis des Generationswechsels. Im späten Alter sind sie solcher Umbildung unfähig. Ihre Theilungsproducte verhalten sich entgegengesetzt. Stammen sie von jungen Mutterzellen, so copuliren sie prompt, und ohne Copulation gehen sie zu Grunde; mit dem zunehmenden Alter der Spore werden sie mehr träge in diesen Functionen, die Copulation dauert länger, und es tritt endlich

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Wir haben schon im Laufe unserer Erzäh

lung erwähnt, dass die Bildung der Zoosporen bald von der Dunkelheit begünstigt wird (vegetative Pflanzen, gewöhnliche Zoosporangien), bald ganz unabhängig von der Beleuchtung ebenso an Nacht- wie an Tagesstunden (Wurzelzellen, Hypnosporangien, Sporen) stattfindet. Es ist überhaupt eine Reihe derartiger Erscheinungen aus der Algenwelt bekannt und wir glauben, es ist zuerst einem von uns gelungen, einen Hauptgrund dieses Phänomens anzugeben.

Zur Bildung der Zoosporen müssen nämlich alle in den Chlorophyllkörnern angesammelten Assimilationsproducte aufgelöst und in dem Protoplasma der Zelle gleichmässig vertheilt werden. Bei der Assimilation aber, welche im innigsten Zusammenhange mit der Beleuchtung verbleibt, wird natürlich ein entgegengesetzter Process eingeleitet. Ist also eine Zelle noch der Assimilation fähig, ist sie so zu sagen noch im vegetativen Zustande, so kann sie zur Schwärmsporenbildung erst in den Nachtstunden gelangen. Befindet sich dagegen ein Organ im Ruhezustande, sind alle Zellstoffe gleichmässig im Plasma vertheilt, so bildet es Zoosporen nach der Wasserbenetzung ganz unabhängig von dem Lichte an Tag- oder Nachtstunden.

Diese Erklärungsweise findet ihre Bestätigung in den Beobachtungen F. R. Kjellman's **), nach welchen die Tange in Spitz

*) J. Rostafiński, Quelques mots sur l'Haematococcus lacustris et sur les bases d'une classification naturelle des Algues chlorosporées.

**) F. R. Kjellman, Végetation hivernale des Algues à Mosselbay (Spitzberg), d'après les observations

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Was die Verwandtschaft des Botrydium anbetrifft, so wurde sie schon wo anders*) wiederholen hier, dass wir die Botrydiaceen begründet und genügend besprochen. Wir als eine den Pandorineen (Pandorina, Gonium, Stephanosphaera, Chlamydomonas) und Hydrodictyeen (Hydrodictyon) gleichwerthige, mit diesen eine Gruppe der Isosporeen bildende Familie ansehen.

Caulerpa Webbiana M. auch rothe Sporen im Die alte Angabe Montagne's**), wonach Innern ihrer Blätter bilden sollte, verdiente noch einer besonderen Aufmerksamkeit. Bei der Prüfung der Originalexemplare hat sich Ruhesporen der Caulerpa nichts weniger als aber herausgestellt, dass die vermuthlichen Ruhesporen sind, vielmehr zersetzten und braun gewordenen Chlorophyllkörnern ihren Ursprung verdanken.

Cohors Chlorosporeae Thur.
Ordo Isosporeae Rfski.
Tribus Botrydiaceae.

Isosporen bei der Keimung eine vegetative Pflanze liefernd. Der Inhalt dieser sich in eine unbestimmte Zahl von ruhenden Sporen umbildend. Sporeninhalt bei der Keimung sich in eine Anzahl geschlechtlicher, copulirender und Isosporen bildender Schwärmer

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Botrydium (Wallr.) 1. m. Vegetative Pflanzen einzellig, sich durch Zelltheilung und Zoosporenbildung vermehrend. Asexuelle Zoosporen mit einer, geschlechtliche mit zwei Ĉilien versehen. Isosporen bald kugelig und gleich keimfähig, bald tafelförmig abgeplattet und hexagonal mit einigen buckelartigen Verdickungen versehen.

B. granulatum (L.) Grev. 1. m. *). Vegetative Pflanzen langgezogen mit einem hyalinen Ende in den Boden eindringend, mit dem entgegengesetzten chlorophyllhaltigen aufgeblasenen oder bisweilen verzweigten in die Luft ragend. Ihr Inhalt bei der Trockenheit sich in eine Anzahl von roth werdenden Sporen umwandelnd. Diese ihrerseits die geschlechtlichen copulirenden und mit zwei Cilien versehenen sexuellen Schwärmer liefernd. Vegetative Pflanzen auch durch Zelltheilung und Bildung asexueller, mit einer Cilie versehener Schwärmer sich vermehrend. Diese nur auf feuchter Erde keimend, im Wasser sich mit einer doppelten Membran umgebend und ruhend. Vegetative Pflanzen durch Volumenzunahme der oberirdischen Blase und gleichzeitige reichliche

*) 1741. Tremella palustris, vesiculis sphaericis fungiformibus Dill. Hist. musc. p.55 nr.17. Tab. 10. Fig. 17. 1745. Ulva sphaerica aggregata L. fl. suec. p. 1016. 1753. Ulva granulata L. sp. pl. p. 1633 nr. 10; cfr. Fl. Dan. t. 705.

1769. Ulva radicata Retz. Acad. Handl. p. 251. 1770. Tremella globosa Weiss. Plant. crypt. fl. goett. p. 28.

1778. Tremella granulata Huds. Fl. angl. ed. II. p.566. 1780. Linckia granulata Web. Fl. hols. p. 94. 1811. Vaucheria radicata Ag. Disp. alg. p. 22. 1815. Botrydium argillaceum Wallr. Ann. bot. p. 153; cfr. Kütz. Tab. phyc. vol. VI. p. 19. nr. 1753. Tab. 54. Fig. 1 et Nova acta Leop. vol. XIX. Tab. 69. Fig. 6-10.

1818. Hydrogastrum granulatum Desv. Observ. p.19. 1819. Vaucheria granulata Lyngb Tent. p. 78. 1827. Coccochloris radicata Spr. Syst. IV. p. 372. 1830. Botrydium granulatum Grev. Alg. brit. Tab. 19. 1832. Rhizococcum crepitans Desm. Ann. sc. nat. 1 Sér. vol. XXII. p. 217. pl. 7.

1835. Rhizococcum Levieuxii Crouan. Ann. sc. nat. 2 Sér. vol. III. p. 99.

1843. Protococcus Coccoma Kütz. Phys. gener. Tab.7. Fig. 1; cfr. Tab. phyc. vol. I. p. 2. nr. 8. Tab.2. 1845. Protococcus botryoides Kütz. Tab. phyc. vol. I. p. 2. nr. 9. Tab. 2.

1847. Botrydium Wallrothii Kütz. Nov. act. Leop.

vol. XIX. Tab. 69. Fig. 1-5; cfr. Tab. phyc. vol. VI. p. 19. nr. 1754. Tab. 54. Fig. 2. 1849. Botrydium pyriforme Kütz. spec. alg.; cfr. Tab. phyc. vol. VI. p. 19. nr. 1755. Tab. 54. Fig. 3. 1868. Botrydium argillaceum var. Wallrothii Itzigs. Flora p. 133.

Verzweigung der unterirdischen Wurzel sich in ein fast kugeliges nach unten zu verschmălertes lichtgrünes gewöhnliches Zoosporangium umbildend. Ihr Inhalt, unter Wasser, sich in eine Unzahl einciliger Schwärmer verjüngend, bei andauernder Trockenheit dagegen in die unterirdischen Wurzelverzweigungen wandernd und dort in eine Anzahl mit besonderen Membranen umgebener Wurzelzellen zerfallend. Diese sich entweder in unterirdische Zoosporangien oder direct in vegetative Pflanzen oder aber in bewurzelte Hypnosporangien umwandelnd. Hypnosporangien schwarz olivengrün, kugelig; der Halstheil ihrer Wurzel mit fast zum Verschluss des Lumen verdickter Wand, auf einer langen Strecke einfach, secundäre Verzweigungen sparsam, dünnwandig.

Tafelerklärung.

Taf. VII. Fig. 1-13 gewöhnliche Zoosporangien. Fig. 1. Gewöhnliche Zoosporangien natürl. Grösse. Fig. 2-5. Dieselben auspräparirt und mit einer starken Loupe betrachtet.

Fig. 6-7. Gew. Zoosp., deren Inhalt in die unterirdische Wurzel eingewandert ist, auspräparirt und mit einer starken Loupe betrachtet.

Fig. 8, 11-13 (30 mal vergrössert). Umwandlung ihres Inhalts in Schwärmsporen. Fig. 8 um 5 UhrAbends; 11 um 9-914; 12 um 912; 13 um 10 Uhr Abends. ¿ Fig. 9 (90 mal vergr.). Scheiteltheil der Fig. 8. Fig. 10 (90). Mitteltheil der Fig. 8.

Fig. 14 (520). Zoosporen.

Taf. VIII. Fig. 15-24. Wurzelzellen. Fig. 15 und 17 (30). Die Einwanderung des Plasmas in die Wurzel schon vollendet.

Fig. 16 (90). Die Einwanderung des Plasmas in die Wurzel noch nicht vollendet.

Fig. 18 (160). Auspräparirte und in Wasser gesetzte Wurzelzellen, im Begriffe Zoosporen zu bilden. Fig. 19 (520). Zoosporen.

Fig. 20 (520). Dieselben 24 Stunden nach dem Ausschwärmen.

Fig. 21 (520). Links dieselben 4 Tage später; rechts dieselben 8 Tage später.

Fig. 22 (160). Fig. 23-24 (90). Auspräparirte und auf den Erdboden gebrachte Wurzelzellen, direct zu vegetativen Pflanzen auskeimend.

Taf. IX. Fig. 25-28. Hypnosporangien.

Fig. 29-36. Vegetative Pflanzen. Fig.25. Drei Hypnosporangien auspräparirt und mit einer schwachen Loupe betrachtet.

Fig. 26 (90). Eben in Wasser gebracht.

Fig. 27 (90). Nach 3stündigem Contact mit Wasser. Fig. 28 (90). Nach 5stündigem Contact mit Wasser. Fig. 29-33 (160). Vegetative Pflanzen, 16 Tage nach der Aussaat der Isosporen erhalten.

Fig. 34-36 (160). Eine vegetative Pflanze im Wasser; ihr Inhalt bildet sich in Zoosporen um. Fig. 34 um 11 Uhr; Fig. 35 um 2 Uhr Nachm.; Fig. 36 um 41 Uhr Nachm.

Taf. X. Fig. 37-44. Vegetative Pflanzen; Fig. 45-48 Ruhezustände der Zoosporen und ihre Keimung;

Fig. 49 ein junges Hypnosporangium. Fig. 37 (160). 23 Tage alte vegetative Pflanzen. Fig. 38-41 (160). Verschiedene Zustände der Zelltheilung vegetativer Pflanzen.

Fig. 42-44 (90). Mehr oder weniger stark verzweigte vegetative Pflanzen.

Fig. 45-47 (520). Drei Monate lang im Wasser gehaltene gewöhnliche Zoosporen im Ruhezustande. Fig. 45 noch intact. Fig. 46 und 47 im Begriffe, die äussere Membran abzustreifen.

Fig. 48 (160). Ihr Keimungsproduct 18 Tage später. Fig. 49 (160). Ein junges Hypnosporangium, 38 Tage nach der Aussaat der Isosporen erhalten.

Taf. XI. Sporenbildung, Copulation, Isosporen
und ihre Keimung.

Fig. 50-52 (160). Sporen tragende vegetative Pflanzen, 25 Tage alt.

Fig. 53 (520). Copulirende Schwärmsporen, 4 Stunden nach der Aussaat der Sporen erhalten.

Fig. 54—55 (160). Sporen tragende Pflanzen, deren Sporen anfangen roth zu werden; einzelne davon (Fig. 55) haben schon Zoosporen geliefert und sind deswegen leer.

Fig. 56-57 (520); Fig. 58-59 (320). Umbildung der Sporen in sexuelle Schwärmer. Fig. 56 um 12 Uhr; Fig. 57 um 4 Uhr; Fig. 58 um 5 Uhr; Fig. 59 um 61/2

Uhr.

Fig. 60 (520). Sexuelle Schwärmer und ihre Copulation, in verschiedenen Augenblicken fixirt.

Fig. 61 (520). Isosporen, 24 Stunden alt, einzelne fangen an eckig zu werden.

Fig. 62 (520). Sternförmige Isosporen, mehrere Tage alt.

Fig. 63 (520). Keimung der sternförmigen Isosporen. Fig. 64 (320). Keimung der runden, 14 Tage alten Isosporen.

Fig. 65. Vegetative, aus den Isosporen erhaltene Pflanzen, deren Würzelchen sich zu verzweigen anfangen. Sie werden zu gewöhnlichen Zoosporangien. Mit einer schwachen Loupe betrachtet.

Fig. 66 (160). Grüne Sporen, auf feuchte Erde gebracht, wachsen direct zu vegetativen Pflanzen aus.

Entwickelungsgeschichte des Prothalliums von Gymnogramme leptophylla Desv.

Von

Dr. Karl Goebel.

Hierzu Tafel XII.

Die Entwickelungsgeschichte der Farnprothallien ist in neuerer Zeit Gegenstand mehrfacher Untersuchungen gewesen. Es sind vor Allem die Arbeiten Kny's, denen wir eine nähere Kenntniss der Prothallienentwickelung einer grösseren Anzahl von Farnen, die den Familien der Polypodiaceen, Osmundaceen und Parkeriaceen angehören, verdanken (Kny, Monatsberichte der Akademie d. W. in Berlin 1869; Pringsheim's Jahrb. Bd. VIII;

Nova acta Leop.-Carol. Akad. Bd. XXXVII Nr. 4). Am längsten und genauesten bekannt sind die betreffenden Verhältnisse bei den Polypodiaceenprothallien, und man kann dieselben als typisch betrachten für die der anderen Familien, die in der That auch, nach dem bisher Bekannten, keine weitgehenden Abweichungen von dem Polypodiaceentypus zeigen. Der letztere kommt auf sehr einfache Weise zu Stande. Bei der Keimung tritt das Endospor aus dem gesprengten Exospor heraus, und entwickelt sich zunächst zu einer einfachen Zellreihe, die unter Quertheilungen der Endzelle und der ihr benachbarten Gliederzellen wächst. Ein zweites Stadium ist das, dass sich die Endzelle und die bezeichneten Gliederzellen durch Längswände theilen. Nach Kny wird nun entweder eine der beiden Tochterzellen der Endzelle sofort zur Scheitelzelle, oder constituirt sich eine solche erst nach einigen regellosen Theilungen. Das Scheitelzellwachsthum ist aber ein begrenztes, und geht bald in das gewöhnliche Randzellenwachsthum über. Hat das junge Prothallium durch dasselbe die Form einer spateloder zungenförmigen Zellfläche erreicht, so tritt es in sein drittes Stadium, es nimmt die bekannte tief ausgebuchtete Gestalt an, indem zu beiden Seiten des Scheitels die Randzellen ein intensiveres Wachsthum zeigen, als die der Mitte, wodurch der Scheitel schliesslich in die Einbuchtung zwischen zwei Prothalliumslappen zu liegen kommt. Hinter dieser Einbuchtungsstelle wird das Prothallium mehrschichtig, es bildet sich ein Zellpolster, auf dem die Archegonien entstehen. Ein solches Zellpolster geht den Prothallien der Hymenophylleen ab (Mettenius, Abh. der sächs. Ges. der Wiss. 1865; Janczewski et Rostafiński, Note sur le prothalle de l'Hymenophyllum tunbridgense, Bot. Ztg. 1875. p. 389). Die Archegonien stehen hier am Rande des einschichtigen Prothalliums, dessen Zellen sich auch durch ihre dichten, getüpfelten Membranen auszeichnen. Die Gestalt der Wurzelhaare dagegen und ihre ausschliesslich auf den Rand des Prothalliums beschränkte Insertion kann keinen wesentlichen Unterschied von den Polypodiaceen bilden, da bei diesen Aehnliches vorkommt. So werden z. B. am jungen Prothallium anfangs nur an dem Rande Wurzeln gebildet, erst später auch auf der Fläche. Durch die Gestalt ihrer Antheridien aber schliessen sich die Prothallien der Hymenophylleen an die der Osmun

M Woronin del.

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Central Tryckeriet, Stockholm.

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