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aber fehlt ganz im »Vegetable Kingdom« bis auf p.904, wo im alten Register der Ausgabe von 1845 der Name der 1846 publicirten Pflanze sich findet.

Man könnte wirklich heutzutage mindestens fordern, dass Compilatoren der Morphologie derOrchideenblüthe erwähnten, dass neben den Vertheidigern der Theilung der Staubgefässe zwischen Säule und Lippe auch noch andere existiren, die der Lippe keine Staubbeutel zuerkennen. Also solche sollte man nennen in erster Linie als zeitigsten Opponenten Thilo Irmisch, der diese Meinung nebst der Spaltung des Griffels zur Lippenbildung zurückwies (1842 in Linnaea XVI. p. 459), dann mich und den zu früh gestorbenen Hanseaten H. Crüger von Trinidad.

5) Sobralia Goetheana End. et Rchb. f.: sesquipedalis, gracilis, affinis S. Bletiae Rchb. f. vaginis nervosis rugulosis, foliis cuneato-lanceolatis longe acuminatis dense nervosis, floribus paucissimis racemo terminali hysterantho, sepalis triangulis, tepalis labelloque panduratis obtuse acutis, lamellis hyalinis quaternis in labelli basi, columna clavata minuta.- Flores illis Sobraliae Bletiae aequales. Perigonii phylla interna violaceo-purpureo-guttata.

6) Hierbei sei erwähnt, dass Dendrobium ochreatum Lindl. (Cambridgeanum Paxt.) die paaren Narbenlappen vor dem Staubbeutel trägt. Diese Ansicht theilte ich Lindley mit, der sie für mich veröffentlichte (Proceed. Linn. Soc. Aug. 1858. II. p. 8. sub Nr. 92c). Die Samenträger standen normal.

Ueber Beziehungen zwischen Wurzelentwickelung und Blattgrösse.

Von Prof. Jos. Böhm.

Bei Versuchen über den Einfluss verschiedener Salzlösungen auf Keimpflanzen der Feuerbohne, welche in kalkhaltigem Sande gezogen wurden, fand der Vortr., dass sich die Wirkung derselben sehr häufig in einer sehr langsamen Entwickelung des Stengels und in einem auffälligen Kleinbleiben der Blätter äusserte. Da diese Erscheinung, wie Aschenanalysen lehrten, nicht durch eine übermässige Aufnahme von Salzen in die Versuchspflanzen bedingt sein konnte, und da sich alle anderweitigen Hypothesen zur Erklärung derselben durch das Experiment als irrig erwiesen, so fand sich der Vortr. endlich veranlasst, zu untersuchen, ob das trăge Wachsthum des Stengels und die kümmerliche Entwickelung der Blätter nicht auch begleitet, ja vielleicht sogar bedingt sei durch einen schädlichen Einfluss der Salze auf die Wurzeln der Versuchspflanzen. Diese Vermuthung bestätigte sich wirklich bei Culturen der letzteren in verschiedenen Lösungen. Zur Entscheidung der weiteren Frage, ob der schädliche Einfluss der verwendeten Lösungen auf Wurzel, Stengel und Blätter ein gegenseitig unabhängiger und bei den letzteren nicht vielleicht doch durch die Aufnahme

kleiner Salzmengen bedingt sei, wurden von jungen Bohnenkeimlingen die Würzelchen entfernt. Das Resultat dieser Versuche war ein auffälliges. Die Primordialblätter solcher Pflanzen erreichten höchstens eine Breite von 2 Ctm. und die Stengel derselben wurden während 14 Tagen (bei einer Temperatur von 20oC. und in vollem Tageslichte) selten über 10 Ctm. lang. Die Wichtigkeit der Erkenntniss des Zusammenhanges zwischen Wurzelbildung und Blattentwickelung sowohl in physiologischer als in landwirthschaftlicher Beziehung braucht wohl nicht besonders betont zu werden.

Vorlegung einiger für den Anschauungsunterricht angefertigten Pflanzen-Präparate.

Von Dr. J. Grönland aus Dahme. Besonders hob Redner eine Reihe von Präparaten hervor, welche entstanden waren bei Gelegenheit einer Arbeit über den Verbrauch der Nährstoffe in der Kartoffelknolle und die Bildung der jungen Knollen, welche in der Versuchsstation Dahme unternommen worden war.

Eins dieser Präparate zeigte Wurzeln, die sich im Innern der ihrer Reservestoffe fast entleerten Mutterknolle, die am 3. August aus dem Boden gehoben worden war, gebildet hatten; diese Knolle war am 11. April ausgesäet worden.

Ausserdem machte er noch auf eine Reihe von krankhaften Zuständen der Pflanzen aufmerksam, die durch seine Präparate anschaulich gemacht werden, darunter Cuscuta auf Humulus und auf Trifol. pratense; Polystigma rubrum mit Ascosporen und mit Spermogonien; Phragmidium incrustatum auf Rubus; die Entwickelungsreihe der Puccinia graminis durch Aecidium Berberidis, Uredo und Puccinia; die Entwickelungsreihe des Mutterkornes durch Sclerotium und Claviceps. Ferner Urocystis Violae, Peronospora parasitica, Protomyces macrosporus, Roestelia cancellata etc. Unter den von ihm vorgezeigten anatomischen und morphologischen Präparaten befanden sich Stammschnitte in den drei Richtungen von Cycas Riuminiana, Macropiper excelsum, Gnetum Thoa, Casuarina equisetifolia etc.; Längsschnitte der Frucht von Hordeum und Zea etc.

Schliesslich zeigte er der Versammlung sehr schön ausgebildete oberhalb des Bodens gebildete Kartoffelknollen.

Ueber die Entwickelungsgeschichte der Prothallien und die Embryonologie der Schachtelhalme. Von Prof. Sadebeck.

Die deutlich aus einem Exospor und Endospor bestehenden kugelförmigen Sporen der Equisetaceen zeigen als erstes Zeichen der Keimung ein allseitig gleichmässiges Anschwellen des Sporeninhaltes und bedeutende Ausdehnung des Endospors; das Exospor

dagegen berstet in der Richtung eines grössten Kugelkreises und wird sehr bald ganz abgeworfen. Darauf tritt eine Ausstülpung des Endospors ein, welche durch eine zu ihrer Wachsthumsrichtung senkrechte Wand als erste Haarwurzel von der Prothalliummutterzelle abgetrennt wird und von der letzteren auch durch den geringeren Inhalt an Chlorophyll unterschieden ist. Diese erste Haarwurzel wächst nun in ihrem weiteren Wachsthum zu einem langen einzelligen Faden aus, während in der Prothalliummutterzelle meist eine zur Trennungswand der Haarwurzel senkrechte Wand auftritt. Jede dieser beiden Zellen wird in den meisten Fällen nun zu Mutterzellen eines eigenen Sprosses, dessen Wachsthumsrichtung der der ersten Haarwurzel diametral entgegengesetzt ist. Oft wurde auch beobachtet, dass eine dieser beiden ersten Zellen des Prothalliums, seltener beide aufs Neue durch eine zur Trennungswand der Haarwurzel senkrechte Wand getheilt wurden, um dann zu Mutterzellen eigener Sprosse zu werden, deren weiteres Wachsthum sich jedoch in keiner Weise unterscheidet von dem der nur durch Zweitheilung der Prothalliummutterzelle entstandenen Sprosse. Die Ansicht, dass die Dioecie der Vorkeime auf diese verschiedene Theilung sart der ersten Prothalliummutterzelle zurückzuführen sei, bedarf jedoch noch genauerer Untersuchung, da Vortragender wiederholt beobachtet hat, dass unbefruchtet gebliebene weibliche Prothallien des Equisetum arvense an den sterilen Lappen vollständige AntheridienEntwickelung zeigen und in der That also scheinbar monoecisch werden. Bezüglich der Keimung bemerkte Vortragender noch, dass die Gegenwart oder Abwesenheit von Sonnenlicht, sowie endlich der vollständige Abschluss des Lichtes auf die ersten Zellbildungen absolut gar keinen Einfluss ausübe; erst wenn der im Dunkeln wachsende Vorkeim eine Grösse von 5-10 Zellen erreicht, stellt er jegliches Wachsthum ein; jedoch hat der Versuch gezeigt, dass die auf diese Weise in ihrer Entwickelung gehinderten Vorkeime sofort wieder weiter wachsen, wenn sie an das Licht gebracht werden; selbst Vorkeime, welche 2-3 Wochen lang auf diese Weise in ihrem Wachsthum zurückgehalten waren, zeigten, ans Licht gebracht, in den meisten Fällen noch Wachstumskraft.

Bezüglich der Entwickelung des Embryos machte der Vortragende zunächst auf die einander widersprechenden Angaben Hofmeister's und DuvalJouve's aufmerksam, von denen jedoch keine im Weiteren eine vollständige Bestätigung finden konnte. Auf die erste in der Eizelle auftretende Theilungswand, welche schief gegen die Axe des Archegoniums verläuft, folgen zwei andere auf ihr senkrecht stehende Theilungswände, so dass vier Quadranten gebildet. werden, ganz in gleicher Weise, wie bei den meisten Archegoniaten. In ihrer Orientirung im Archegonium,

sowie in ihrer weiteren Entwickelung zeigen jedoch die Embryonen der Schachtelhalme eine auffallende Verschiedenheit von denen der Farne, indem gerade umgekehrt wie bei letzteren der dem Archegoniumhalse zugewendete Quadrant zum Stammscheitel sich ausbildet, der vom Archegoniumhalse abgewendete dagegen zur ersten Wurzel. Wenn demnach also allerdings von den Farnen aufwärts bis zu den Equisetaceen gewissermassen eine Drehung des Embryos im Archegonium um 1800 vor sich gegangen ist, so ist doch andererseits zu berücksichtigen, dass in beiden Fällen der Wurzelquadrant und also auch die erste Wurzel ihrer geotropen Natur gemäss nach unten gerichtet ist. Es ist somit, wenn man von der diametral entgegengesetzten Richtung des Archegoniumhalses der Equisetaceen und der Farne absieht, eine vollständige Uebereinstimmung in der Orientirung der ersten Theilungswände der Embryonen beider Familien vorhanden. Andererseits aber macht diese Thatsache die Befruchtungstheorie, wonach der Keimfleck und der Vegetationspunkt des Embryos entgegengesetzt liegen sollen, in hohem Maasse unwahrscheinlich, denn es ist schwer einzusehen, dass der Befruchtungspunkt der Eizelle der Equisetaceen nicht ebenso wie bei den Farnen an der dem Archegoniumhalse zugekehrten Seite liegen soll, besonders da directe Beobachtung ergeben hat, dass die Spermatozoiden sich in der Gegend des späteren Stammscheitels ansammeln. Schliesslich wies der Vortragende darauf hin, dass der Embryo-Quadrant, welcher bei den Farnen den Fuss darstelle, bei den Equisetaceen eine weiter gehende Differenzirung zeige und mit dem anderen Seitenquadranten die Bildung des ersten Ringwalles bedinge.

Ueber Farnwandlungen im Botanischen Garten
zu Hamburg.

Von Prof. Reichenbach.

Die zahlreichen Monstrositäten von Farnen, die jetzt in Gärten gezogen werden, zerfallen wesentlich in solche, welche hypertrophisch ihre ganze Substanzmasse verändert und vermehrt haben, und in solche, welche bei gleichmässig erhaltener Substanz ihren Zuschnitt, sei es nur am Rande, sei es in der ganzen Disposition durch Theilungen der Rippen und veränderte Dimensionen umgewandelt haben. Erstere Wandlungen habe ich nur in England gefunden und nur flüchtig betrachten können. Speciell erinnere ich mich, dass ich weder Scolopendrium officinarum Sw. noch Ceterach officinarum W. in den dick wulstigen dunkeln Massen wieder erkennen konnte. Letztere, ein Unicum angeblich, war in Devonshire gesammelt und nicht entfernt mit den gewöhnlich verdickten Strandformen zu vergleichen.

In unserem Botanischen Garten habe ich heuer zwei Wandlungen der zweiten Art direct beobachtet. Nach

dem 1874 unser ganzer Vorrath von Scolopendrium durch Zufälle bis auf ein einziges Exemplar der Form daedaleum ausgestorben war, wurde eine Anzahl frischer Exemplare der normalsten Form (schmal und spitzwedlig) von St. Triphon bei Aigle im Waadtland im Herbst 1874 eingeliefert und meist im Kasten unter Glas cultivirt. Von diesen Exemplaren beginnt namentlich eins an der Spitze der Wedel sich zu gabeln.

Der andere Fall ist der des bekannten Asplenium Filix femina Bernh. Fritzelliae. Während diese Form zart, schmal, kurzfiedrig, breitfiedrig im Kasten sich immer gleich blieb, hat dieselbe, an schattigen Stellen im Freien angepflanzt, sich plötzlich nicht nur in die gemeine Grundform zurück verwandelt, sondern damit zugleich die gewöhnlichen, weit grösseren Maassverhältnisse ohne alle Vermittelung angenommen. Herr Geheimrath Braun hat mir aber mitgetheilt, dass er genau dieselbe Modalität in Berlin beobachtet hat.

Alle Umfragen meinerseits nach dem Ursprunge der zahlreichen Gartenformen waren ohne irgend welchen Erfolg, daher ich diese zwei Fälle hier mittheile.

Herr Geheimrath Braun fügt hinzu, dass er in Baden einmal ein höchst zierliches, vielfach gegabeltes Asplenium filix femina Bernh. wild angetroffen habe. Dieser Fall und ein anderer Carl Schimper's werden auch in Döll's Flora Badens p. 25 erwähnt. Ueber einen merkwürdigen Campanula-Bastard aus Tirol. Von Prof. Reichenbach.

Herr Baron von Hausmann in Botzen verehrte mir im Mai 1874 ein wunderbares Unicum, welches man kurz als eine Campanula mit Michauxia-Blüthe bezeichnen kann, indem die Blume tief fünfspaltig mit schmalen Zipfeln sich erweist. Die etwa 3 Zoll hohe Pflanze hatte eine Rosette von fünf oder sechs linealen mit wenig steifen Haaren besetzten Blättern, die kaum zolllang und etwa 11/4 Linie breit waren. Der sehr arme Blüthenstand ist eine basipetale Traube. Axen und Kelche zeigen einzelne, auf den Kelchen fast verschwindende Haare. Der Kelch hat fünf dreieckige Zipfel und gar keine Anhängsel dazwischen. Die fünf Zipfel der Blume sind schmal lineal, über doppelt so lang, offenbar vorgestreckt. Wäre die Blume radförmig gespreizt, actinomorph in des Wortes schärfster Bedeutung, so hätten wir die Blume einer Michauxia. Der Griffel ist in zwei kurze Narbenschenkel getheilt. Die Grösse der Blüthe ist die einer mässigen Campanula patula L.; die Farbe der Blume war offenbar das schönste Wasserblau.

Dieses Gewächs wurde 1873 im Sommer an der Seiseralpe von Herrn Baron von Hausmann angetroffen, in einen Topf eingesetzt, ein Blatt und der Blüthenstand getrocknet. Die Pflanze ging zu Grunde und so bleibt nur das in meinen Besitz gekommene

Verlag von Arthur Felix in Leipzig.

Document. Der Gedanke an eine Monstrosität wird durch die Eigenthümlichkeit der ganzen Pflanze beseitigt. Es erübrigt nur, dieselbe als einen Bastard zwischen Campanula barbata L. und Phyteuma hemisphaericum L. anzusehen, welche beide dort wachsen. Es ist mir eine grosse Freude, diese Merkwürdigkeit nach ihrem Entdecker zu benennen als Beweis meiner grossen Dankbarkeit für eine mehr als 30jährige Correspondenz, der ich so viele Belehrung und Unterstützung verdanke.

Campanula Hausmanni: rosula basilari ex foliis 5-6 linearibus parce hispidis, pedunculo racemoso distantifloro trifloro, racemo definito bracteis linearibus, paulo hispidis, calyce quinquefido exappendiculato, laciniis auguste triangulis subcalvis, corolla quinquepartita, partitionibus linearibus calyce duplo longioribus, stylo bifido. Campanula barbata Phyteuma hemisphaericum. Seiseralpe. Baro de Haus(Forts. folgt.)

mann!

Personalnachricht.

Am 12. Januar starb zu Lindenau bei Leipzig W. Hofmeister.

Neue Litteratur.

Luerssen, Chr., Grundzüge der Botanik. Repetitorium für Studirende der Naturwissenschaften und Medicin und Lehrbuch für polytechnische, land- und forstwirthschaftliche Lehranstalten. Mit 107 vom Verf. auf Holz gezeichneten Abbildungen. Leipzig, H. Hässel. 1877. - 403 S. 80. 5,00 M. Flora 1876. Nr. 36 (Schluss-Nr.). F. Arnold, Die Lichenen des fränkischen Jura. F. de Thümen, Fungi Austro-Africani. W.Nylander, Addenda nova ad Lichenographiam europaeam. Nicotra, L., Nuovi studii sulla flora messinese.-8S.80. La Belgique horticole. 1876. Sept.-Dec. Planches: Tillandsia pruinosa. Aerides Fieldingi. Billbergia viridiflora. Billbergia horrida. Willkomm, M. et Lange, J., Prodromus Florae hispanicae. Vol.III. p.2. Stuttgart, E. Schweizerbart 1877. Comptes rendus 1876. T. LXXXIII. Nr. 23 (4. Dec.). Js. Pierre, Préparation de l'alcool au moyen du sucre contenu dans les feuilles de betteraves.

- Nr. 24 (11. Dec.). - P.-A. Godron, Un nouveau chapitre ajouté à l'histoire des Aegilops hybrides.— E. Faivre, Recherches sur la structure, le mode de formation, et quelques points relatifs aux fonctions des urnes chez le Nepenthes distillatoria. Baillon, H., Dictionnaire de Botanique. Fasc. 2. Paris 1876. Hässelbarth, Cultur-Versuche mit Gerstenpflanzen. Tagebl. 49. Naturf.-Vers. 1876. S. 169 (Beilage). Anzeige.

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Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.

BOTANISCHE ZEITUNG.

Redaction: A. de Bary. — G. Kraus.

Inhalt. Orig.: J. B. Jack, Hepaticae Europaeae. - Fischer v. Waldheim, Der Brand des Seeampfers. Gesellschaften: Sitzungsberichte der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Hamburg im September 1876 (Forts.). - Neue Litteratur.

Hepaticae Europaeae.

Jungermannideae Europae post semisaeculum recensitae, adjunctis Hepaticis, auctore B. C. Du Mortier. Bruxelles 1874.

Von

J. B. Jack.

Hierzu Tafel I.

Schon im Jahre 1822 erschienen vom Verf. genannter Schrift die »Commentationes botanicae, in welchen derselbe die Gattung Jungermannia der früheren Autoren in verschiedene Genera zu theilen anfing.

Seine, 1831 erschienene Schrift »Sylloge Jungermannidearum Europae indigenarum«, in welcher er diese Theilung weiter verfolgte, stellt eine Synopsis der damals in Europa aufgefundenen Jungermannieen dar und ist in lateinischer Sprache mit kurzer Diagnose der Gruppen, Gattungen und Arten und Anfügen der Synonyma und Fundorte abgefasst. Derselben sind ausserdem analytische Tabellen und 2 Tafeln mit 24 Abbildungen der die Gattungen charakterisirenden Fruchttheile beigegeben.

Diesem Buche folgte im Jahre 1835 eine weitere Schrift desselben Verfs.: Recueil d'Observations sur les Jungermanniacees. Fascicule I. Revision des genres«<, in welcher die Theilung einzelner Gattungen noch weiter ausgeführt wurde. Namentlich geschah dies mit der Gattung Jungermannia, deren Arten in der Sylloge schon in besonderen Gruppen vereinigt sind, indem diese Gruppen zu besonderen Gattungen erhoben wurden. Einigen von Raddi vor ihm aufgestellten Gattungsnamen räumte er hier ihre Prioritätsrechte ein.

Diese kleine, in französischer Sprache abgefasste Schrift enthält eine kurze Charakteristik der Gruppen und Gattungen mit

blosser Aufzählung der Arten. Am Schlusse des Vorwortes verspricht Verf. noch weitere »>Fascikel«, in welchen die Arten behandelt werden sollen. In dem Schriftchen sind ausserdem die Grundsätze dargelegt, welche Herrn Du Mortier bei Aufstellung der Gruppen und Gattungen leiteten. Derselbe sagt p. 6: »Chez les Jongermannes, comme chez toutes les autres plantes, les caractères des tribus et des genres doivent être pris dans les organes de la fleur et du fruit, à l'exclusion absolue de ceux de la vegetation.<«<

etc.

Es ist zunächst die Kapsel, von welcher es p. 7 heisst: »l'organe qui prime tous les autres au point de vue de la classification.<< Ferner: »la capsule est univalve ou quadrivalve cette difference réagit sur tout l'organisme.« «Nous signalons donc ce caractère comme de première valeur chez ces plantes, regardant comme une hérésie scientifique la réunion dans une tribu de genres plurivalves avec des genres univalves, comme le fait M. Nees von Esenbeck.«

Hierzu bemerke ich, dass der von Du Mortier eingeführte Ausdruck »univalvis<< als Gegensatz von »quadrivalvis« von N. v. Es. nie gebraucht wurde, weil derselbe, auf die Kapsel der Lebermoose angewendet, durchaus unrichtig ist. Bischoff hat dafür (Handbuch der bot. Terminologie, p. 729) die Bezeichnung »semivalvis« oder »subvalvata vorgeschlagen.

Weiter heisst es : »Les Elateres constituent le second organe dans l'ordre de la valeur distributive. Ils sont parfois simples, le plus souvent géminés, nus, ou enveloppés d'un tube très-mince, caducs dans la plupart des genres, parfois persistants; inserrés soit sur les parois de la capsule, soit à leur extrémité, soit au centre du fruit.«

In dritter Linie bezeichnet Du Mortier

die Blüthendecke (Perianthium Nees), für welche er der Necker'schen Bezeichnung >>colesula den Vorzug gibt und deren Form und Beschaffenheit ihm die Charaktere für Bildung der Tribus geben.

>>>Le quatrième organe dans l'ordre de l'importance est le Périchèze, -fournissant d'excellents caractères génériques, surtout pour la division des genres trop nombreux en espèces.<<

Das neueste Buch des Herrn Du Mortier, welches ohne Zweifel sein in dem soeben genannten Recueil von 1835 gegebenes Versprechen zu lösen bestimmt ist, stellt eine vollständige Synopsis der zur Zeit gekannten europäischen Lebermoose dar, bei deren Abfassung der Autor den in den oben genannten Schriften vertretenen Ansichten in der Hauptsache treugeblieben ist. Es ist eine neue Auflage der Sylloge, vervollständigt durch Aufzählung auch der Marchantiaceen, Anthoceroteen (Anthocereae Dumort.) und Ricciaceen; es sind dem Buche nun 4 Tafeln mit Abbildung der charakteristischen Kennzeichen von 47 Gattungen beigefügt.

Da das Werk des Herrn Du Mortier in systematischer Anordnung sowie in der Umgrenzung und Benennung der Gattungen und Arten so vielfach von der »>Synopsis Hepaticarum« von Gottsche, Lindenberg und Nees v. Esenbeck« abweicht, so scheint es geboten, die Gründe, welche ihn zu diesen Abweichungen veranlassten, einer näheren Prüfung zu unterziehen.

Um Lebermoose nach dem Buche des Herrn Du Mortier bestimmen zu können, ist nun absolut nöthig, ausgebildete Fruchtorgane derselben vor sich zu haben.

Bekanntlich trifft dies aber in den wenigsten Fällen zu; von einigen kennt man sogar die Fructificationsorgane noch gar nicht, wie z. B. von Pleurozia (Physiotium) cochleariforme und Blepharozia (Sendtnera) Woodsii n. Selbst aber dann, wenn die Fruchtorgane vollständig zu Gebote stehen, wird ein Zurechtfinden in dem Buche oft sehr schwer gelingen, obgleich Verf. in der Vorrede zu demselben sagt, es sei bestimmt »ad usum botanicorum tyronumque, ut arcana hujus regni vegetabilis partis facile cognoscere possint.<<

DuMortier theilt die Lebermoose zunächst in fünf Familien, nämlich

I. Jungermanniaceae. II. Marchantiaceae.

III. Anthocereae.

IV. Targioniaceae.

V. Ricciaceae.

Die Familie der Jungermanniaceen wird weiter nach der Beschaffenheit der Kapsel in drei Serien und nach jener des Kelches, der Hüllblätter oder der Elateren in 15 Tribus eingetheilt, ohne dass dabei auf die übrigen Charaktere der Pflanzen Rücksicht genommen wird. I. Die Kapsel.

Nach der mehr oder weniger weit gehenden Theilung der Kapsel trennt Du Mortier die Serie I. Lejeuniaceae mit »>Capsula univalvis«< von Serie II. Jungermanniaceae genuinae mit »Capsula quadrivalvis«.

Die Lejeuniaceen werden weiter eingetheilt in Tribus 1. Codonieae mit »Capsula univalvis irregulariter dehiscens« und den Gattungen Codonia und Fossombronia; von letzterer heisst es aber noch im Texte p. 14: »Capsula quadridentata« und von Codonia, p. 16: Capsula ultra medium in segmentis quatuor irregularibus fissa«<.

Trib. 2. Lejeunieae mit Colura und Lejeunia.

Trib. 3. Madotheceae mit Madotheca. Von beiden letzteren Tribus heisst es in der analytischen Tabelle: »>Capsula univalvis quadridentata« und im Texte: >>Capsula univalvis semiquadrifida«<.

Die Gattung Lejeunia wird zufolge dieser Anschauung mit der ihr ganz fremden Gattung Fossombronia zusammengebracht, andererseits aber von den ihr so nahe verwandten Gattungen Jubula, Frullania und Phragmicoma getrennt.

Von letzteren, welche als »Trib. 4 Jubuleae<< zusammengestellt sind, heisst es: >>Capsula quadrivalvis« und sie werden in Folge dessen in Series II Jungermanniaceae genuinae« gebracht. Von Phragmicoma heisst es p. 30 noch: Capsula ad basin usque quadripartita«<.

Ueber den Werth der Kapseltheilung hat schon Lindenberg in der Vorrede zu seiner »>Synopsis Hepaticarum« von 1829 p. 10 sich ausgesprochen. Uebrigens haben auch Hübener*), Corda**) und Nees von Esenbeck***) in ihren Schriften der Grösse der

*) Hübener, Hepaticologia germanica oder Beschreibung d. deutschen Lebermoose. Mannheim 1834. **) Corda, Deutschlands Jungermannien in Deutschlands Flora von J. Sturm. 19-20, 22-23, 26-27. Heft. Nürnberg 1830-1835.

** Nees von Esenbeck, Naturgeschichte der europäischen Lebermoose. I-IV. Bd. Berlin 18331838.

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