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den den Schiffen ihre Posten angewiesen, von wo aus sie, wenn es nothwendig seyn sollte, die Stadt beschiessen könnten. Ein Theil der Wälle ist bloß 700 Jards vom Flusse entfernt, so daß sie leicht von hier aus erreicht werden können. Ueberdieß wurde eine Anzahl Truppen an's Land geseht, welche auf den benachbarten die Wälle beherrschenden Hügeln bestimmte Stellungen einnahmen, von wo aus sie in jedem Augenblicke zu gleicher Zeit auf verschiedenen Punkten der Stadt den Angriff be= ginnen konnten.

Unter dieser niederen Hügelreihe erhebt sich auf der östlichen Seite der Tschongschan, welcher einen herrlichen Anblick über die Wälle und die ganze Stadt gewährt, von wo aus auch, wäre es nothwendig gewesen, der Hauptangriff stattge= funden hätte. Es war dieß der Plan des Generals Gough, welchem der einsichtsvolle Pottinger, im Gegensatz zu den Diplomaten in Afghanistan, vollkommen freye Bewegung gestattete. Die amtlichen Berichte des Generals rühmen es ausdrücklich, daß sich der Bevollmächtigte nicht den mindesten Einfluß auf die militärischen Anordnungen der Anführer zu Wasser und zu Land gestattete. Die Landtruppen, über welche die Anführer verfügen konnten, beliefen sich aber damals, nach dem Abzuge der Besabung von Tschinkiang und der Kranken, die Offiziere nicht mitgerechnet, auf nicht mehr als 4500 Mann; eine Macht, welche wohl mit Unterstützung der Marine hingereicht hätte, Nanking zu erobern, nicht aber es auf längere Zeit zu be haupten. In den Flüssen und Kanälen war Hoch wasser und viele Strecken nahe an den Wällen litten bereits unter Ueberschwemmungen. Wären die Truppen lange vor oder in der Stadt geblieben, so hätten Cholera und Fieber sicherlich noch größere Verheerungen angerichtet und der gut berechnete mit großer Umsicht ausgeführte Zug gegen den großen Kanal möchte dadurch leicht ein unglückliches Ende genommen haben; deßhalb war es in jeder Beziehung ein Glück, daß sich die Chinesen so schnell entschlossen, Frieden zu machen und sich allen demüthigenden Bedingungen zu unterwerfen, die ihnen vom unerbittlichen Sieger aufgelegt

wurden.

Es gingen in den letzten Tagen häufig Botschaften zwischen den chinesischen Behörden und Sir

Henry, welche aber zu keinem Ziele führten. Der Statthalter der beyden Kiang ließ weiße Fahnen auf den Wällen wehen und bot ein bedeutendes Lösegeld für Nanking, das aber in entschiedener Sprache zurückgewiesen wurde. Erst, wenn alle anderen Forderungen der Engländer genehmigt wären, dann erst könne von einem Lösegelde die Rede seyn. Kiying und Flipu, welche seit einigen Tagen in Nanking eingetroffen waren, zögerten aber immer noch, die Vollmachten des Himmelssohnes aufzuweisen, welche sie, gleich nachdem man den Fall von Tschinkiang in Peking erfahren hatte, zur Beylegung aller Zwiestigkeiten, zur Abhilfe aller Beschwerden des Feindes erhalten hatten. Demnach ward von Sir Henry beschlossen, am folgenden Tage (13. Aug.) in der Frühe solle von verschiedenen Punkten der Land- und Seeseite zu gleicher Zeit der Angriff beginnen. Die kaiserlichen Bevollmächtigten wurden hiervon mit dem Zusaße unterrichtet, daß nur die Vorlegung der unbedingten Vollmachten ihres erhabenen Gebieters, aus welchen sie bis jezt nur Einzelnes jezt nur Einzelnes mitgetheilt hätten, die Stadt Nanking von dem sicheren Untergange retten könnte. Mitternacht war bereits vorüber und noch war keine Antwort erfolgt. Nur noch drey Stunden Zeit waren übrig bis zu Tagesanbruch, bis zum Beginne des Sturms, als auf den brittischen Schiffen die Botschaft anlangte, die kaiserlichen Abgeordne= ten wollen sich frühe am Morgen den Wünschen Pottingers fügen und ihre Vollmachten vorzeigen lassen. Der Glanz des Herrscherhauses, des goldenen Gioro war erblichen; die Majestät des Mandschustaates war gefallen und die Auflösnng des großen vom Amurstrom bis zum südlichen Weltmeere, und den Gränzen von Birma und Siam, dann von den Gewässern Japans und Koreas bis nach Chokand und zu den Ländern der Sikh und Engländer sich dehnenden Reiches war unwiederruflich beschlossen. Für alle Völker des chinesischen Cultursystems, ja für das ganze östliche Asien, was die Chinesen die Chinesen und zum Theil selbst ihre Sieger nicht zu ahnen schienen, hatte eine neue Zeit begonnen. Neumann.

München.

herausgegeben von Mitgliedern

Nro. 18. der k. bayer. Akademie der Wissenschaften.

24. Januar. 1846.

1) Kalidasa's Ring-Çakuntalâ. 2) Sakuntala Skuespil i syv Optrin af Kalidasas.

(Schluß.)

Hr. Hammerich sowohl als Ref. haben Gelegenheit gehabt, den Coder der königlichen Bibliothek zu Kopenhagen einzusehen und wir sind beyde zu der Ueberzeugung gekommen, daß derselbe gleichfalls zur Recension der Devanagari-Handschriften gehöre. Es ist aber dieser Coder in Telingaschrift geschrieben, also in Südindien, und steht wahrscheinlich mit den Devanagari - Handschriften oder deren Quelle in gar keiner Verbindung. Vergleicht man endlich die beyden Recensionen des Tertes selbst mit einander, so scheint dem Ref. auch hieraus dieß spätere Alter der bengalischen Recension deutlich genug hervorzugehen, besonders aus der Hauptstelle am Ende des dritten Aktes. Ich trage kein Bedenken, diesen Zusah mit Hrn. B. geschmacklos zu nennen, wenn man die ungebührliche und zum Ganzen unverhältnißmäßige Ausdehnung bedenkt; sonst ist nicht zu läugnen, daß einzelne Schönheiten in diesen Zusähen enthalten sind. Daß man die Rechtheit dieser Zufate gar nicht bezweifelte, ehe man die Handschriften verglichen hatte, kann wohl kaum für die Wechtheit derselben sprechen. Im Uebrigen stimmt Ref. Hrn. Stenzler bey, daß auch die bengalische Recension zur Kritik des Tertes gebraucht werden kann, so wie, daß über ihre Entstehung und ihr Verhältniß zur Devanagari-Recension noch genauere Nachforschungen angestellt werden müssen.

Das Material, das die HH. Brockhaus und Westergaard zusammengebracht und Hrn. Bochtlingk mitgetheilt haben, ist ein sehr reichhaltiges und noch gänzlich unbenüßtes. Es sind dieß sechs in London befindliche Handschriften und drey Commentare. Außerdem wurde auch Chezy's Ausgabe nicht unbenüßt gelassen und der Gefälligkeit des Hrn. Prof. Wilson in Orford verdankte Hr. B. auch die Mittheilung eines Calcuttaer Druckes der bengalischen Recension, der wahrscheinlich nur in diesem einzigen Eremplare nach Europa gekommen ist. Dieses reichhaltige Material wird wohl das Wichtigste seyn, was in Europa vorhanden ist.

Ref. hat, wie bereits bemerkt, den größten Theil einer Berliner Handschrift verglichen, und kann versichern, daß sie etwas Wichtiges durchaus nicht enthält. Sie folgt getreu der Recension, die in unserer Ausgabe vorliegt, aber verunstaltet dieselbe durch zahlreiche Schreibfehler, der Abschreiber verstand offenbar nicht, was er schrieb, daher häufige Auslassungen von einzelnen Sylben und Worten so wie von ganzen Zeilen. Einzelne Lesarten daraus wird Ref. unten mittheilen, alle anzuführen würde die Gränzen einer Zeitschrift überschreiten und nicht von großem Nußen seyn.

Ehe wir aber zu dem Drama selbst übergehen, müssen wir zuvor einige Worte über den Stoff sagen, den es behandelt. Çakuntalâ ist ein nâtaka und die erste Anforderung, welche die indischen Rhetoriker an ein so benanntes Drama machen, ist, daß der Stoff aus dem großen Sagenkreise der Indier genommen sey, wobey es jedoch dem Dichter frey steht, nach Belieben zu ändern. Der in un

serem Drama behandelte Stoff ist bereits im Mahabharata erzählt, aber wie Hr. Hammerich richtig bemerkt, zeigt jene Erzählung deutlich, daß sich im Laufe der Jahrhunderte, welche zwischen dem epischen Gedichte und unserem Drama liegen, die Lebensanschauung der Inder bedeutend verfeinert hat. Die ganze Berwicklung durch den Ring ist Kalidâsa's Zuthat. Nach dem Mahâbhârata (Mhb. I. A. 68 74,) heirathet Pupuravas die Çakuntalâ auf dieselbe Weise wie im Drama, wird aber seinem gegebenen Ver sprechen sie in die Stadt zu holen wirklich untreu, und sie bleibt mit ihrem Sohne im Büßerhaine, bis derselbe acht Jahre alt ist. Dann erst macht sie sich mit ihm auf Geheiß ihres Pflegevaters, der denselben zum Yuvarajâ gewählt haben will, auf den Weg in die Stadt. Der König stellt sich je= doch, wie ausdrücklich gesagt wird, absichtlich als wisse er von der ganzen Sache Nichts und erkennt auch Çakuntala, nicht eher als seine Gemahlin an, als bis es ihm eine vom Himmel kommende Stimme ausdrücklich gebietet.

Das ganze macht auf den Leser einen pein lichen Eindruck, der auch durch die nachfolgende Entschuldigung des Königs, als habe er bloß eine solche himmlische Bestätigung erwartet, damit seine Unterthanen die Sache nicht bezweifeln möchten, nicht ganz verwischt wird. Im Drama würde die Fassung der Geschichte, wie sie im Mahâbhârata gegeben ist, noch viel peinlicher gewesen seyn.

Zuerst erlaubt sich Ref. einige Bemerkungen über die Ausgabe des Tertes selbst, welche mit einer Gründlichkeit und Sorgfalt gearbeitet ist, daß sie nur zu wenigen Ausstellungen Veranlassung geben kann. Wir verbinden damit die Bemerkungen über Hrn. B.'s Anmerkungen. Der Hr. V. eröffnet dieselben mit folgender Note über das indische Titel: blatt seiner Ausgabe: „die Bedeutung des am Eingange von Werken dem Titel derselben vorangesehten' Wörtchens atha finde ich nirgends angegeben" u. s. w. Er bemerkt hierauf, daß die Bedeutung des Wortes am besten mit: So lautet" wieder gegeben werden könne. Ref. fügt hinzu, daß Hrn. B.'s Erklärung durch wichtige indische Autoritäten bestätigt wird, vor Allem nämlich durch Çankara-âchârya, dessen Erklärung man abgedruckt findet in Windischmanns

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Sankara p. 92. Mit ihm stimmt der Scholiast zu Prabodha-Chandrodaya, Râmadâsa, überein, der atha immer durch anantaram wiedergiebt. Ein anderer indischer Gelehrter Vijnâna-bhikhsu in seinem Commentare zu den Sâñkhya- sûtrâni stimmt zwar nicht mit den beyden vorhergenannten überein, sondern will finden, daß atha als Anrufung der Gottheit (manggâlyârthe) gesetzt worden sey. Es ist jedoch kein Zweifel, daß die böhtlingk'sche Ansicht die richtige, die zweyte aber bloß als ein Ausweg anzusehen sey, um den Segenswunsch in das Buch hineinzucommentiren, der nach der Ansicht der Indier durchaus nöthig ist, in den genannten Sutras aber fehlt. p. 3. unsrer Ausgabe fehlt in der Berliner Handschrift das tad vor itah. 1. 9. derselben Seite liest die Berl. Handschr. ajjautta statt ajja. Mit Gewißheit läßt sich die ursprüngliche Lesart wohl kaum mehr ermitteln. In der Mrichchhakatî (p. 4. ed, Calc.), wo sich dieselben Worte wie in unserer Ausgabe finden, nur in etwas anderer Vertheilung, wird wie in unsrer Ausgabe gelesen. Auch Prab. p. 3. ed. Brockhaus liest fast auf dieselbe Weise. p. 4. 1. 4. liest die Berl. Handschr. tadidameva statt des auffälligen nanvamuméva ; ibid. 1. 15. paoe st. paoena. p. 6. 1. 12. seht die Handschr. noch âçramamrigo' yam hinzu, wie dieß auch mit anderen Handschriften der Fall ist. p. 7. 1. 17. steht viditabhaktim mâm. p. 8. 1. 12. sqq. liest unsere Handschrift folgendermassen: vinîtaveshena praveshtavyani tapovanâni nâma tâvadgrihyatâmiti | sûtâyâbharanâni etc. | yâvadâçramavâsinah pratyavekhsâhamupâvarte (sic). p. 13. 1. 5. liest die Handschr. adihînam statt adidhînam, beyde Formen find gleich richtig und kommen auch beyde abwechselnd in der Ausgabe vor (vgl. p. 44). p. 14. 1. 8. bemerken wir zu Hrn. B.'s Anmerkung p. 166., daß auch im Pâli die Wurzel manta fast immer,,sprechen" bedeute. ibid. 1. 9. liest die Handschr. vaane statt vaanam und p. 16. l. 18. seane statt seanâni. Zu der lehte

iha

ren Stelle bemerkt Hr. B. (p. 171.): „Ich habe den Dual im Prâkrit, wenn er sich anders als an den Zahlwörtern dvi und ubha oder an den paarweise vorhandenen Gliedern des Körpers vorfand, überall ausgemerzt." Ref. stimmt dieser Operation Hrn. B.'s um so weniger bey, als dieselbe gegen die Autorität aller Handschriften vorgenommen wer den muß. Ref. hält diese Formen auf e auch nicht für Duale, sondern für Accusative, und stüßt sich dabey auf eine dem Prakrit nahe verwandte Sprache, das Pali, in welcher sich diese acc. pl. neut. auf e sowohl durch die Autorität einheimischer Grammatiker, als durch viele Stellen der Literatur belegen lassen. p. 12. I. 18. Die richtige Erklärung des Wortes atvâhita, welche von Hrn. B. zum erstenmale gegeben worden ist, wird jeht noch be stätigt durch den Commentator Râmadâsa zu Prabodhachandrod. p. 25. ed. Brockhaus. p. 22. 1. 20. steht in der Handschr. sugahîdo aam bahmano statt jano. Ref. gesteht, daß er am liebsten mit Kâtavema diesen Zusah weglassen würde, um dann mit ihm vor lin. pen. den Zusatz gahîdo khano einzuschieben. Diese Worte sind übrigens nach den ohne Zweifel richtigen Bemerkungen des Commentators nicht zu übersehen: J'attends cet heureux moment avec impatience, wie dieß Chezy thut, sondern: „Nun ist die Zeit der Ruhe gekommen." p. 26. 1. 5. fehlt das unentbehrliche nam auch in der Berliner Handschrift. p. 31. 1. 2. fügt die genannte Handschr. nach yatra vor pravishta hinzu; die Copenhagener Handschr. liest yatpravishtamâtra.

ibid. lin. 5. huñgkâreneva wie unser Tert. Ich halte diese Lesart, welche Hr. B. in den Unmerkungen zu verwerfen scheint, für die einzig rich tige. hungkâra ist nicht bloß Summen, wie es Hr. B. überseht, sondern der Ton, den der Büsser hören läßt, wenn Jemand in seine Nähe kommt, um ihn zu stören (vergl. Râmây. I. 25. 11. ed. Schl.). Man übersehe also: durch das bloße Ge räusch der Sehne von fern, das gleichsam das huñgkâra des Bogens ist, entfernt er die Hinder nisse. Dieß ist gewiß die Meinung des Commen

tators, wie man aus den Noten sieht, und Herr Hammerich hat auch so überseht. p. 47. ist noch die Stelle Mâlav. p. 6. nachzutragen, wo padam kri gleichfalls vorkommt und zwar, wie es scheint, in der Bedeutung: „festen Fuß fassen.“ Eine der größten Verschiedenheiten zwischen den beyden Recensionen findet sich am Anfange des fünften Actes, auf welche aufmerksam zu machen wir nicht unterlaffen dürfen. Während in der Bonner Recension die Scene damit beginnt, daß der König mit dem Vidushaka zur Seite den Gesang einer seiner Frauen anhört und hierauf der Kämmerer eintritt und die Abgesandten des Kanva anmeldet, so beginnt in der bengalischen Recension der Act damit, daß der Kämmerer über die Beschwerlichkeit seines Amtes klagt und über die Bürde seines Alters (es · gehört zu dem guten Ton der indischen Könige, in den Dramas recht alte Kämmerer zu haben) und wie er dem Könige, der kaum aus dem Gerichtssaale sich entfernt habe, nicht wage, schon wieder zu mel den, daß er die eben angekommenen Schüler Kanva's anhören müsse. Beyde Recensionen haben ihre eigenthümlichen Vorzüge. In der älteren Ausgabe steht die Erinnerung an eine frühere Liebe passend voraus, weil es gerade dieser Act ist, in welchem der König sein früheres Verhältniß zur Çakuntalâ verläugnet. Dagegen ist von der bengalischen Recension, wo der König als aus dem Gerichtssaale kommend dargestellt wird, seine Klage über die Beschwerlichkeit der Königswürde besser angebracht. Sowohl die Copenhagener als die Berliner Handschrift stimmen mit der Böthlingk'schen Ausgabe überein, und es scheint mir keinem Zweifel unterliegen zu können, daß auch hier diese Anordnung die bessere sey. Besonders stören den Ref. die, wie ihm scheint, tactlofen Erweiterungen, welche die Rolle des Mâthavya erhalten hat.

Wir schließen hier die Bemerkungen über den Tert und die Anmerkungen Herrn Böhtlingk's und wenden uns zu seiner Uebersehung. Auch hier läßt Hrn. B.'s Genauigkeit nur wenig zu wünschen übrig. p. 3. 1. 14. nimmt Hr. B. die Worte suvihitaprayogah in der Bedeutung: Einer, wel

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cher Schauspiele gut hat aufführen lassen" und hat seine Bedenklichkeiten über diese Worte p. 147. 148. ausführlich dargelegt. Ref. scheint es, daß die Uebersetzung: „Einer, der die Aufführung gut angeordnet hat“ ganz den Worten gemäß und ohne Schwierigkeit wäre. So auch Herr Hammerich: „Du hast die Aufführung so gut geordnet, daß Nichts fehlen wird." Eben daselbst möchte Ref. das Wort çikhsitânâm nicht mit „die Geübtern“ übersehen, sondern: diejenigen, die ihre Rolle gut „diejenigen, die ihre Rolle gut gelernt haben." Dieß scheint auch Hrn. Hamme rich's Meinung zu seyn, wenn er überseht: „ist er (der Schauspieler) auch noch so gut geübt" c. p. 20. 1. 9. wird vanaggahanam von dem Scholiasten Kâtavema durch sîmâgrahanam erklärt, und Ref. bezweifelt, ob Hrn. B.'s Conjectur nâmagrahanam statt sîmâgrahanam zu lesen zuläßig sey; die nach Vögeln jagenden Jäger brechen frühe auf, um in den ihnen zugetheilten Waldgegenden sich auf den Anstand zu stellen, und wecken durch ihr Geschrey beym Aufbruche den Mâthavya auf. Hr. B. wird wahrscheinlich einwenden, daß nicht vom Aufbruche die Rede sey. Uebersetzt man aber vanaggahanakolâhalena padibodhitomhi mit: „Ich bin aufgeweckt worden durch ihr Geschrey, als sie in den Wald gingen" so geschieht sowohl der Grammatik als dem Scholiasten Genüge. Auch p. 21. 1. 1. l. kann ich mit den beyden Uebersetzungen nicht ein: verstanden seyn. Die von Hrn. B. angeführten Stellen beweisen nicht, weil dort bloß api steht, nicht api nâma wie an unsrer Stelle; api nâma aber drückt immer einen Wunsch aus, man vergl. die beyden Beyspiele p. 11. und solche würden sich mit leichter Mühe noch viele beybringen lassen. Ueber p. 22. 1. 20. haben wir bereits oben gesprochen.

Noch ist zu bemerken, daß der gelehrte Hr. Herausgeber unseres Dramas selbst mehrere kleinere Verbesserungen, welche ihm bey einer neueren ge= nauen Durchlesung seiner Ausgabe nothwendig schiein dem Bulletin der Petersburger Akademie

nen,

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niedergelegt hat. Bey dieser Gelegenheit kommt er auch auf Stenzlers Ansicht über Vopadeva zu sprechen, der er eine ausführliche Besprechung in seiner demnächst erscheinenden Ausgabe dieses Grammatikers zu widmen gedenkt. Sie ist wichtig für das Verhältniß der Recensionen zu einander und auch von Gorresio in seinen Prolegomenen zu seiner Ausgabe des Râmâyana berührt worden. Lassen hat die willkührlichen Veränderungen der Terminologie Pânini's, welche Vopadeva vorgenommen hat, als einen Beweis vorgebracht, daß es eine Sucht der Bengalen gewesen sey, Veränderungen an den alten Terten vorzunehmen, was von Stenzler bestritten wurde, weil er meint, das veränderte System des Vopadeva habe diese Veränderungen nothwendig gemacht. Die neue Ausgabe dieses Schriftstellers wird uns darüber belehren, ob diese Ansicht zulässig sen oder nicht. Ueber die Meinung Gorrefio's, daß es ein großer Unterschied sey, eine grammatische Terminologie und ein Epos oder Drama umzuändern, und deren Unzuläßigkeit nach indischen Ansichten hat Ref. schon an einem andern Orte Gelegenheit gehabt sich zu äußern. Noch machen wir auf die schönen Zugaben aufmerksam, mit denen Hr. Hammerich seine Uebersehung der Çakuntalâ größeren Leserkreis in gedrängter Kürze die nöthigen ausgestattet hat und die darauf berechnet sind, dem Vorkenntnisse zu geben, die zum Verständniß der Çakuntalâ nöthig sind. Und so schließen wir mit dem Wunsche, daß diese Bekanntmachung der ur sprünglichen Çakuntalâ dazu beytragen möge, dem Drama seinen gerechten Ruf zu erhalten, dessen es sich bereits unter uns erfreut.

Dr. Fr. Spiegel.

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