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ausgiebiger ist er, d. h. desto weiter reicht man mit einem bestimmten Gewichte Leim.

Die Zubereitung des Leims geschieht auf die bekannte Weise, indem man ihn, in Stücke zerbrochen, einen Tag lang in Wasser weichen läßt, dann in der Leimpfanne mit der erforderlichen (nicht allgemein vorzuschreibenden) Menge Wasser auf Kohlenfeuer (nicht auf rauchendes Feuer von Hobelspänen u. dgl.) seßt, und zum gelinden Kochen erhißt, bis er sich vollständig aufgelöst hat. Das Anbrennen muß durch Mäßigung der Hiße und umrühren auf das Sorgfältigste verhütet werden. Langes Kochen schadet der Bindkraft. des Leims.

Einige empfehlen, den in kaltem Wasser erweichten Leim mit einer hölzernen Keule zu Brei zu zerstampfen, dann (mit Zusaß von etwas Wasser) in der Leimpfanne über Feuer zerfließen zu lassen. Dieses Verfahren hat gewiß den Nußen, eine schnellere und vollständigere Auflösung zu bewirken. Die gewöhnliche Leimpfanne ist von Eisen oder Messing gegossen und von ziemlich bedeutender Wandstärke, damit sie die Wärme lange hält und folglich der Leim darin nicht zu schnell erstarrt. Sehr empfehlenswerth ist ein Leimtopf mit Wasserbad"). Er besteht aus dem messingenen, 2 bis 3 Linien in der Wand dicken Leimgefäße, welches in ein Gefäß von Weißblech dergestalt eingehangen wird, daß es auf dessen Rand mit seinem eigenen nach außen * umgekrempten Rande ruht, und ringsum wie unten etwa 1/2 3oll weit von : demselben absteht: der Zwischenraum wird mit Wasser gefüllt, dessen Dampf oben zwischen den Rändern der beiden Gefäße einen nothdürftigen Ausgang findet. Beim Kochen des Leims in diesem kleinen Apparate ist nie ein Anbrennen zu befürchten, weil der Inhalt des Leimtopfes durch das den Leztern umgebende siedende Wasser nicht ein Mal ganz auf 80° R. erhigt wird; und nach dem Wegnehmen vom Feuer bleibt der Leim 11⁄2 bis 2 Stunden so warm und flüssig, als zur Anwendung desselben nöthig ist. Zum Aufstreichen des Leims dient ein Borstenpinsel, der sehr dauerhaft gemacht sein muß. Man verfertigt denselben am besten so, daß man in dem Ende des hölzernen Stiels ein hinreichend weites und tiefes rundes Loch ausdreht; dieses Ende dann so tief als das Loch geht mit der Säge mehrmals kreuzweise einschneidet (damit mehrere schmale und etwas federnde Theile entstehen); die Borsten in kleinen Bündelchen an den Wurzelenden gleich stößt und in sehr heißes geschmolzenes Pech taucht; eine genügende Anzahl solcher Bündelchen zusammenlegt; das Ganze noch einmal in Pech taucht, in die Höhlung des Stiels gedrange einschiebt, und Lestern, so weit er aufgeschnitten ist, mit fest angezogenem ausgeglühtem Eisendrahte bewickelt.

Das Verfahren beim Zusammenleimen von Holzstücken ist zwar sehr einfach, muß aber mit Aufmerksamkeit ausgeführt werden, wenn die Ver= bindung sehr fest und wenig bemerkbar sein soll. In letterer Beziehung gilt als Regel, das die Leimfuge fein und kaum sichtbar sein muß, was ein genaues Zusammenpassen der Bestandtheile und ein gehöriges Aneinanderpressen derselben während des Trocknens des Leims vorausseßt. Eine dicke Leimfuge sieht nicht nur schlecht aus, sondern hält auch weniger fest. Man streicht den Leim, der weder zu dick noch zu dünn sein darf, schnell, gehörig heiß, dünn und gleichmäßig auf die Holzflächen, spannt Lettere mit Schraubzwingen (S. 700), mit dem Leim- oder Schraubknechte (S. 701),

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Deutsche Gewerbezeitung,

*) Polytechn. Journal, Bd. 100, S. 454.
1846, C. 498. Kunst- und Gewerbe-Blatt, 1846, S. 639.

erforderlichen Falls mit eigenen Pressen (S. 700) fest zusammen, und läßt sie so, bis der Leim getrocknet ist. Hat man dünne schmale Holzblätter (Furnüre) irgendwo aufzuleimen, so genügt oft schon das Anreiben mit der Finne eines Hammers, und man braucht dann keine Schraubzwinge. Poröse Hölzer, welche den Leim stark einsaugen, werden zweckmäßig durch eine Leimtränke, d. h. durch Bestreichen mit sehr dünnem Leime (Leimwasser) vorbereitet, und dann wie vorstehend behandelt. Auf Flächen, welche mit dem Zahnhobel (S. 738) etwas rauh gemacht sind, haftet der Leim beffer, als auf sehr glatten, besonders wenn das Holz von dichtem Gefüge ist. Auf Hirnholz faßt er beim Aufstreichen gewöhnlich nicht so gut als auf Aderholz; man hilft hiergegen durch vorläufiges Reiben mit Knoblauch oder Befeuchten mit Branntwein. Fett, welches sich auf einer Leimfuge vor dem Aufstreichen des Leims befindet, verhindert das feste Anhaften des Leztern; so daß es in dieser Beziehung schon nachtheilig ist, die abgehobelten Fugen mit der Hand zu überfahren.

Das Leimen, gut ausgeführt, gibt eine ungemein feste und dauerhafte (jedoch nicht heftigen Schlägen widerstehende) Verbindung; nur auf den sehr dichten Hölzern (wie Buchsbaum, Ebenholz, Pockholz) hält der Leim weniger gut. Nach darüber angestellten Versuchen kann man als mittleres Resultat annehmen, daß bei gut zusammengeleimten ebenen Flächen für jeden (hannov.) Quadratzoll Flächenraum zum Auseinanderreißen folgende Kräfte erforderlich find, vorausgeseht daß die zerreißende Kraft rechtwinkelig gegen die Leimfläche und ohne Stoß wirkt:

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b) Wenn Aderholz an Aderholz liegt (wobei es der beiden Stücke parallel laufen oder sich kreuzen)

einerlei ist, ob die Fasern

:

Weißbuchen
Rothbuchen
Ahorn
Eichen

1000 Pfund

980

800

690

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Diese Zahlen sind natürlich nur Annäherungen zur Wahrheit, und unterliegen sehr bedeutenden Schwankungen nach der Beschaffenheit des Leims, dem Zustande der Atmosphäre 2. Zu bemerken ist, daß Stücke, bei welchen Aderholz an Aderholz geleimt ist, oft im Holze selbst zerreißen, bevor der Leim nachgibt. Dieß ist dagegen nie der Fall, wenn Hirn an Hirn liegt, die zerreißende Kraft also in der Richtung der Fasern wirkt.

Wenn geleimte Gegenstände der Nässe ausgesezt sind, so ist ein Zusaß von Leinölfirniß, in den heißen nicht zu dünnen Leim eingerührt, vortheilhaft. Hierauf beruht die Zusammensegung des folgenden bewähr= ten Holzkittes, der vorzüglich zum Dichtmachen der Fugen an Fässern und andern für Flüssigkeiten bestimmten Gefäßen empfohlen zu werden verdient, da er der Einwirkung des Wassers vollkommen widersteht und sehr fest bindet. Man kocht 8 Loth Tischlerleim mit ungefähr 1 Pfund Wasser zu einem starken Leim, der sich, zwischen zwei Finger genommen,

so dick wie Fett fühlen läßt; überhaupt von der Stärke, wie ihn der Tischler als starken Leim häufig gebraucht. Hat er diese Konsistenz erreicht, und ist er vollkommen aufgelöst, so werden demselben 42 Loth Leinölfirniß (auf die bekannte Weise durch Kochen von altem reinem Leinöl mit dem sechzehnten Theile gepulverter Bleiglätte bereitet) beige= mischt, und wird das Ganze noch 2 bis 3 Minuten lang unter bestän= digem Umrühren gekocht. Mit dem so dargestellten heißen Kitte werden die Fugen des zu verkittenden Gegenstandes (welcher aus recht trockenem Holze bestehen muß, und vor dem Aufstreichen erwärmt wird) bestrichen, und dann durch Schraubzwingen oder auf andere geeignete Weise bis zum Trocknen des Kittes stark zusammengepreßt. Je älter der Firniß, desto besser wird der Kitt, daher man Erstern stets in Vorrath haben follte.

Eine sehr feste, der Nässe vollkommen widerstehende Verbindung zwischen Holz und Holz kann mittelst dicker weingeistiger Schellack - Auflösung erzielt werden, welche auf die zu vereinigenden Flächen statt Leim aufgestrichen wird, wonach man ein Stück Flor dazwischen legt und die Stücke bis zum Trocknen scharf an einander preßt. Die Verbindungsflächen in geschmolzenen Schellack zu tauchen und dann behende an einander zu drücken ist zwar ein schnelleres Verfahren, liefert aber eine weniger haltbare Vereinigung: wendet man dieses Mittel an, so ist es gut, ein klein wenig sehr fein zerzupfte Baumwolle in die Schellackbekleidung der einen Fugenfläche zu legen, bevor die Stücke vereinigt werden. (Vergl. S. 652, unten.)

Schiffleim, Marine-Leim (glue-marine, marine glue) hat man eine Zusammensehung von Theeröl (Steinkohlenöl) und Schellack oder von Theeröl, Kautschuk und Schellack genannt, welche als ein ungemein festbindendes Vereinigungsmittel für grobes Holzwerk beim Schiffbau 2. außerordentlich gerühmt wurde, sich aber in sorgsam wiederholten Prüfungen keineswegs ausgezeichnet bewährte.

II. Nageln (clouer, nailing).

Man bedient sich gewöhnlich der eisernen Nägeln (S. 503), von welchen die größten, bei Zimmermannsarbeiten gebräuchlichen, auch wohl Spitbolzen genannt werden; und für kleine Arbeiten der Drahtstifte (S. 507). Für Erstere wird meist (um das Holz nicht zu zersprengen) ein nicht zu großes Loch mit dem Nagelbohrer (S. 754) vorgebohrt, dessen Durchmesser höchstens zwei Drittel von der größten Dicke des Nagels betragen soll; für Lestere (so wie auch oft für kleine Nägel) wird mit der Ahle (S. 751) vorgestochen. Das Einschlagen Beider mit dem Hammer muß so geschehen, daß die Richtung des Schlages möglichst genau in die Achse des Nagels oder Stiftes fällt, weil sonst dieser sich biegt oder schief geht.

Das Naßmachen der Nägel vor dem Einschlagen (gewöhnlich nur mittelst Durchziehens durch den Mund bei kleinen Sorten bewerkstelligt) kann in dreifacher Beziehung nüßlich sein, nämlich durch Erleichterung des Gleitens beim Eintreiben, vermöge des Anquellens der bei Seite gedrängten Holztheile (welche sich sonach dichter um den Nagel anschließen), und endlich durch Beförderung des Festrostens.

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Zum Ausziehen unrichtig eingeschlagener oder aus anderen Gründen loszumachender Nägel bedient man sich bekanntlich der Beißzange man_sich_bekanntlich (S. 233), wobei, wenn der Nagelkopf dicht auf der Holzfläche liegt, derselbe vorher etwas in die Höhe gehoben werden muß, damit die Zange fassen kann. Hierzu dient gewöhnlich die klauenförmig gespaltene Finne des Hammers, oder wenn man statt des Leztern ein Beil zum Eins schlagen gebraucht ein Einschnitt oder ein Loch an diesem (S. 711); wohl auch das zu solchem Zwecke klauenartig gestaltete Ende des einen Schenkels der Zange selbst. Defters hat man aber eigene Nägelzieher (tire-clou, nail-claw, clow, claw wrench) *), welche aus einem runden, an einem Ende platten, etwas gekrümmten und aufgespaltenen, vers stählten Eisenstabe bestehen; ja zum Ausziehen großer sehr fest sigender Nägel sogar eine zusammengesettere, durch eine Schraube wirkende, mechanische Vorrichtung ").

In gewissen Fällen bedient man sich hölzerner Nägel, Döbel, Dippel, Dübbel (chevilles), welche rund und etwas verjüngt zugeschnitten, in vorgebohrte Löcher fest eingetrieben und an beiden Enden in gleicher Ebene mit der Holzfläche abgestochen werden. Gewöhnlich bestreicht man sie vor dem Einschlagen mit Leim. Auch zylindrische hölzerne Nägel kommen vor; und diese werden am leichtesten und regelmäßigsten mit dem (S. 751) beschriebenen Döbeleisen verfertigt.

Die Kraft, mit welcher eiserne Nägel im Holze festhalten, und welche fie also dem Ausziehen entgegenseßen, hängt natürlich ab von der Beschassenheit des Holzes, von der Richtung in welcher sie eingeschlagen find (ob nach dem Laufe der Fasern oder quer gegen dieselben), von ihrer Dicke und von der Länge des im Holze befindlichen Theils. Das Vorbohren eines Loches vermindert die Haltkraft der Nägel nur dann, wenn jenes zu tief oder zu weit war; ein Loch, welches nur halb so tief ist, als der Nagel eindringt, und dessen Durchmesser die Hälfte von der Dicke des Nagels beträgt, äußert noch keinen merklichen Einfluß. Sißen die Nägel lange Zeit im Holze, fo haften sie durch den auf ihnen entstehenden Rost fester als anfangs, vorausgesezt jedoch, daß noch nicht die Bildung einer sehr bedeutenden Rostschicht Statt gefunden hat (welche umgekehrt das Losgehen des Nagels erleichtert), oder das Holz durchs Alter morsch geworden ist. Versuche mit Nägeln, welche in verschiedene Holzarten eingetrieben und bald nachher durch angehängte Gewichte wieder ausgezogen wurden, lehrten Folgendes :

*) Technolog. Encyklopädie, Bd. IX. S. 564.
**) Berliner Gewerbe-Blatt, Bd. 8 (1843), S. 235.

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