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und 3 Theilen Silber bestand), zerrissen bei einer Belastung, welche, auf 1 Quadratzoll reduzirt, von 117800 bis 141200 Pfund stieg wenn sie hartgezogen, und von 87200 bis 101100 Pfund wenn sie geglüht waren.

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Das Vorkommen des Goldes in der Natur ist nicht sehr mannich)= faltig, denn dieses Metall findet sich stets in regulinischer Gestalt, und zwar mit mehr oder weniger von anderen Metallen, immer aber mit Silber verbunden. Unter allen Golderzen ist allein das GediegenGold (or natif, native gold) in metallurgischer Hinsicht von Bedeutung, da die übrigen zu selten vorkommen. Das Gediegen-Gold (in welchem das Gold mit sehr wandelbaren Mengen bis 72 Prozent 1% des Ganzen Silber, ein wenig Kupfer, und zuweilen mit Platin_ver= bunden ist) findet sich theils in Bergwerken, eingesprengt in Luarz, Schwefelkies (Goldkies, pyrite aurifère), Brauneisenstein, Bleiglanz, Silber- und Kupfererzen (Berggold); theils körnerweise im Sande der Flüsse und in dem von Flüssen aufgeschwemmten lockern Lande (Waschgold, or de lavage, wash-gold). Das Lettere wird bloß durch sorg= fältiges Schlämmen so viel möglich von den Sandkörnern u. s. w. abgesondert, dann entweder in Tiegeln zusammengeschmolzen, oder mit Blei eingeschmolzen und auf dem Treibherde (S. 66) oder Teste (S. 67) ab= getrieben, oder durch Amalgamation rein dargestellt. Die Gewinnung des Berggoldes ist weitläufiger. Man muß die Erze zu seinem Mehle zer= pochen; hierauf sorgsam schlämmen, um die fremdartigen Theile nach Möglichkeit abzusondern; endlich entweder durch den Schmelzprozeß oder durch die Amalgamirung das Gold ausscheiden. Diese beiden Prozesse werden auf dieselbe Art ausgeführt, wie beim Silber angegeben worden ist. Da in allen Fällen das Gold in Begleitung von Silber auftritt, und durch alle Arbeiten mit demselben vereinigt bleibt, so ist das Produkt der Operationen, sowohl bei der Waschgold- als bei der Berggold-Gewin= nung, stets ein silberhaltiges Gold oder (noch gewöhnlicher, wenn das Silber überwiegt) ein goldhaltiges (güldisches) Silber. Daher ist zulegt immer noch die Trennung dieser beiden Metalle erforderlich, welche durch die sogenannte Goldscheidung (départ, parting) bewirkt wird. Ge= genwärtig verdrängt die Scheidung durch Schwefelsäure alle anderen früher ausgeübten Scheidungs-Methoden. Das güldische Silber wird durch Schmelzen und Ausgießen in Wasser in Körner verwandelt (granulirt). Ist die Menge des Goldes in der Mischung überwiegend, so muß Leßtere noch mit Silber zusammengeschmolzen werden, weil die Schwefelsäure nur auf eine Legirung, in welcher das Silber stark vorherrschend ist, (d. h. wohl auf goldhaltiges Silber, nicht aber auf silberhaltiges Gold) einwirkt. Man bringt das granulirte Metall in einen außeisernen Kessel, der mit einem bleiernen Deckel, einem Sicherheitsventile und einem Abzugrohre für die Dämpfe versehen ist, übergießt es mit starker Schwefelsäure, und kocht so lange, bis das Silber (nebst dem etwa vorhandenen Kupfer) gänzlich aufgelöst ist, wobei das Gold als Pulver zurückbleibt. Man schmelzt es in Tiegeln zusammen; die schwefelsaure Auflösung aber wird in bleierne Pfannen gebracht, wo man Kupferplatten in dieselbe stellt, um das Silber als metallischen Staub abzuscheiden, der dann auf einem Test_zusammengeschmolzen und mit Bleizusag feingebrannt wird.

Bei der Wohlfeilheit der Schwefelsäure, und seit man (statt der früher angewendeten Platingefäße) eiserne Kessel anwenden gelernt hat, ist die Scheidung selbst bei solchem Silber noch lohnend, welches kaum 1/100000 oder 1/1000 Proz. seines Gewichtes an Gold enthält; so daß schon viel altes verarbeitetes Silber, in welchem fast immer ein sehr kleiner Goldgehalt sich findet, mit Vortheil geschieden, d. h. zur Gewinnung des Goldes in Schwefelsäure aufgelöst worden ist. Das geschiedene Gold (Scheidegold) hat gewöhnlich einen Feingehalt von etwa 0.9962 (23 Karat 10 Grän), das dabei gewonnene Silber von 0.990 bis 0.9911⁄2 (15 Loth 15 bis 15 Grän). Vergl. Silberscheidung S. 68.

Feinmachen des Goldes durch 3ementiren: Aus dem mit viel Kupfer verseßten Golde, am besten wenn es 8- bis 12karatig ist, kann Feingold dargestellt werden, indem man es zu dünnen Platten auswalzt, dann in einem thönernen Tiegel mit nachstehendem Zementirpulver (auf jedes Loth Gold 3 Loth Ziegelmehl, 1 Loth Kochsalz, 1 Loth Alaun, 1 Loth Eisenvitriol, innig gemengt und mit Essig_befeuchtet) schichtet, ziemlich fest eindrückt, endlich 3 bis 4 Stunden lang in schwachem Rothglühen erhält. Das nun zwar gereinigte aber sehr poröse und mürbe Gold wird mit etwas Borar geschmolzen.

Die Feilspäne, Abschabfel und andere Abfälle von der Verarbeitung des Goldes (Kräße, Gekräß, Goldkräße, lavure, cendres, dross, sweepings) werden zur Wiedergewinnung des Goldes entweder bloß geschlämmt und ge= schmolzen, oder einem Amalgamations-Prozesse in den so genannnten Kräßmühlen unterworfen *). Leztere bestehen aus Kufen mit eingeseßten eisernen Schalen und einer Nühr-Vorrichtung, oder in einer Tonne, welche um ihre Achse gedreht wird. Die Krähe wird nebst Quecksilber und heißem Wasser eingefüllt, und ein Paar Stunden durch den Mechanismus gerieben oder geschüttelt, wobei das Gold mit dem Quecksilber sich zu einem Amalgame verbindet. Dieses trennt man durch Auspressen in einem ledernen Beutel von überflüssigem Quecksilber; destillirt es zur gänzlichen Entfernung des Quecksilbers aus eisernen Retorten; und schmelzt endlich das zurückgebliebene Gold zusammen. War die Kräge filberhaltig, so ist das Produkt eine Mischung aus Gold und Silber, welche auf die schon angegebene Weise geschieden werden kann.

XI. latin (platine, platinum).

Die Anwendungen des Platins in den Gewerben sind ziemlich beschränkt. Man verfertigt daraus Schmelztiegel, Abdampfschalen 2. für chemische Laboratorien, Destillirkessel für Schwefelsäurefabriken; in Rußland wurde es (von 1828 bis 1844) ausgemünzt; dünne, nach Art des Blattgoldes aus Platin geschlagene Blättchen wendet man öfters statt des Silbers zum Belegen hölzerner Rahmen, Schnißarbeit ze. an, wobei das Platin besonders neben der Vergoldung eine gute Wirkung macht, und den Vorzug hat, daß es nicht wie Silber braun anläuft; weiße Verzierungen auf Goldschmuck werden manchmal aus Platin hergestellt; ja Kett= chen u. dgl. sind zuweilen ganz aus Platin gemacht worden, haben jedoch wegen ihrer unansehnlichen Farbe wenig Beifall gefunden.

Das Platin hat ein spezifisches Gewicht von 21.0 bis 21.74; ist eben so unveränderlich bei der Einwirkung der Luft, Feuchtigkeit, u. a.

*) Technolog. Encyklop., Bd. VII. Artikel: Goldarbeiten. Brevets XI. 21, XXVIII. 17, XXXI. 85. Polytechn. Journal, Bd. 67, S. 375. — Berliner Verhandlungen, I. (1822) S. 194.

Einflüsse, wie das reine Gold; wie dieses löset es sich in keiner Säure, sondern nur in Chlor und Königswasser auf; es hat sogar vor dem Golde den Vorzug größerer Härte und Festigkeit (Platindrähte zerreißen, hartgezogen von 43000 bis 50200 Pf., geglüht von 34500 bis 40300 Pf. Belastung auf den Quadratzoll), ohne in viel geringerem Grade dehnbar zu sein. Demnach würde es sich zur Verarbeitung und Anwendung in allen den Fällen eignen, wo man sich des Goldes bedient; um so mehr, als sein Preis nur etwa den dritten Theil des Goldpreises (oder nahe das Fünffache des Silberpreises) erreicht. Allein die grauweiße, der des Silbers an Schönheit weit nachstehende Farbe des Platins ist wenig ge= eignet, dasselbe als Gegenstand des Schmucks angenehm zu machen; und überdieß erschwert die Unschmelzbarkeit dieses Metalls seine Verarbeitung. Das Platin ist nämlich so strengflüssig, daß es im heftigsten Ofen- und Effenfeuer kaum in kleinen Mengen geschmolzen werden kann; dagegen ist es schweißbar, so daß sich Pulver und kleinere Stücke in der Weißglühhige durch starken Druck oder Hammerschläge zu größeren Massen verei= nigen. Sein Gefüge ist nach lange fortgesetter Bearbeitung sehr dicht, in dicken geschmiedeten Stücken aber so stark faserig, daß der Bruch dem des sehnigen Stabeisens ähnlich erscheint.

An reinem geschmiedetem Platin wurde das spezifische Gewicht 21.267 bis 21.309 beobachtet; einzelne bedeutend höhere Angaben (bis zu 23.543) scheinen auf Irrthum zu beruhen. Unreines (russisches) Platin zeigte ein viel niedrigeres spezifisches Gewicht, nämlich geschmiedet 19.070, in Münzen 19.105 bis 19.876.

Verschiedene Legirungen des Platins find empfohlen und zum Theil ange. wendet worden, um Schmucksachen und dgl. herzustellen, welche eine vortheilhaftere Farbe zeigen als unvermischtes Platin. a) Weiße zusammenseßungen (platine au titre genannt), und zwar No. 1: 35 Platin, 65 Silber; No. 2: 171⁄2 Platin, 821⁄2 Silber. Zum Löthen der Gegenstände wendet man als Loth die Platin-Silber-Legirung selbst an, nachdem man ihr 2 bis 3 Prozent Kupfer zugesezt hat, um sie schmelzbarer zu machen. b) Zusammensegungen von goldähnlicher Farbe: 3 Platin, 13 (auch mehr oder weniger) Kupfer; oder: 2 Platin, 1 Silber, 2 Messing, 1 Nickel, 5 Kupfer.

Legirung zu Schreibfedern, welche dem Rosten nicht unterliegen: 4 Platin, 3 Silber, 1 Kupfer. Legirungen um Blech und Draht zur Ver. fertigung künstlicher Gebisse daraus herzustellen: 2 Platin, 1 Gold; 2 Platin, 1 Silber; 6 bis 9 Platin, 2 Gold, 1 Silber; 6 Silber; 2 Platin, 1 Silber, 1 Palladium ;

8 Palladium.

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14 Platin, 4 Gold, 10 Platin, 6 Gold,

Zur Bereitung der Legirungen wird das Platin als Platinschwamm (f. unten) den übrigen schon geschmolzenen Metallen zugesezt.

Das Platinerz (das rohe Platin, der Platinsand), woraus das Platin dargestellt wird, findet sich in Südamerika und am Ural in Körnern von der Größe eines feinen Sandes bis zu der einer Erbse, und zuweilen in noch viel größeren Stücken; es enthält nicht unbeträchtliche Beimischungen von anderen Metallen, als: Eisen, Kupfer, Palladium, Iridium, Rhodium, Osmium, u. s. w. Um daraus das Platin darzustellen, befolgt man in Rußland folgendes Verfahren. Das Erz wird in großen Porzellanschalen mit Königswasser (aus drei Theilen Salzsäure vom spezifischen Gewichte 1.205 und Einem Theile Salpetersäure vom spezifischen Gewichte 1.375) übergossen, und durch acht bis zehnstündige

Erwärmung aufgelöst. Die Auflösung wird in Glasgefäßen mit Salmiakauflösung vermischt, wodurch ein gelber pulveriger Niederschlag (Pla= tinsalmiak) sich abscheidet, der aus salzsaurem Platinoryd und salzsaurem Ammoniak besteht, mit Wasser ausgewaschen, getrocknet, endlich in Schalen von Platin geglüht wird. Er hinterläßt hierbei das Platin als eine Masse kleiner, lockerer und weicher Klümpchen von grauer Farbe und ohne Glanz (Platinschwamm, schwammiges Platin, Platine en éponge, spongy platinum). Geschmolzen kann das Metall nicht werden; man muß es daher durch Schweißung in die Gestalt zusammenhängender, schmiedbarer Massen bringen. Zu diesem Behuse wird der Platinschwamm in einem messingenen Mörser mit einem ebenfalls messingenen Pistill zerrieben, durch ein feines Sieb gesiebt, in eine zylindrische gußeiserne Form gefüllt, und durch einen daraufgefeßten, in die Form passenden, stählernen Stempel mittelst einer mächtigen Schraubenpresse so stark als möglich zusammengedrückt. Nach dem Herausnehmen aus der Form erscheint das Metall als ein niedriger Zylinder, der zwar dicht aussieht, aber doch noch beim Schlagen zerbröckelt. Eine Anzahl solcher Zylinder oder Scheiben wird nun im Porzellanbrennofen durch 36 Stunden heftig geglüht, wobei sie bedeutend zusammenschwinden; so daß eine Scheibe von 4 Zoll Durchmesser und 4 Zoll Dicke nach dem Glühen nur mehr 31⁄4 Zoll Durchmesser und 1⁄2 Zoll Dicke besißt. In diesem Zustande läßt sich das Platin ohne besondere Vorsicht schmieden, und sodann durch Walzen zu Blech ausdehnen, zu Draht ziehen, überhaupt be liebig verarbeiten.

Man kann auch_1_Theil Platinerz mit 2 bis 3 Theilen Zink zusammenschmelzen, dieses höchst spröde Gemisch zu feinem Pulver stoßen, das gebeutelte Pulver durch Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure von Zink und Eisen befreien, aus dem ausgewaschenen Rückstande durch Salpetersäure den größten Antheil der übrigen fremden Metalle entfernen; endlich das übrig bleibende Platin durch Auflösung in Königswasser 2c. (wie oben) zu Gute machen. Der Vorzug dieses Verfahrens besteht in einer großen Ersparung an Königswasser und schnellerer Wirkung desselben.

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Zweites Kapitel.

Darstellung roher Formen aus Metall (erste Stufe der Verarbeitung).

Die Hervorbringung eines jeden Gegenstandes aus Metall zerfällt bei genauerer Untersuchung in zwei Haupt-Abschnitte, nämlich in die Darstellung der rohen Form und in die fernere Ausarbeitung. Obwohl nun nicht immer die Grenzlinie völlig scharf zu ziehen ist, welche diese beiden Perioden trennt; so kann man doch im Allgemeinen bemerken, daß es ge= wisse Verarbeitungen der rohen Metalle gibt, welche als Haupt-Vorberei= tungen zur Darstellung aller, selbst der künstlichsten, Metall-Fabrikate dienen. Jeder Bestandtheil einer Metallarbeit ist ursprünglich entweder a. gegossen, oder b. geschmiedet (auch wohl gewalzt), oder c. aus Blech oder endlich d. aus Draht verfertigt worden. Gußstücke, geschmiedete und gewalzte Stücke, Blech und Draht find daher die ersten oder ursprünglichen Gestalten, das Material zur ferneren Verarbeitung, gleichsam die erste Hauptstufe der Metallverarbeitung überhaupt. Daß sie oft auch ohne weitere Bearbeitung schon fertiges Fabrikat, Gegenstand des Verbrauchs oder des Handels sind, ändert an dieser Betrachtung nichts. Es ist daher die Aufgabe der Technologie, die Produkte dieser ersten Bearbeitung und ihre Verfertigungsarten auf einer Linie neben einander zu stellen. Nach dem Gesagten trennt sich dieses Kapitel in drei Abtheilungen: Gießerei; Schmieden und Walzen (mit Einschluß der Blechfabrikation); Drahtfabrikation.

Diese Bearbeitungen gründen sich, wie man sieht, auf die Benuzung zweier Haupteigenschaften der Metalle: ihrer Schmelzbarkeit und Dehnbarkeit. Es gibt außer den beiden hierdurch begründeten Wegen, um Metalle in beliebige Gestalten zu formen, nur noch einen einzigen, welcher darin besteht, von einem vorliegenden Stücke alle überflüssigen Theile abzunehmen (wegzuschneiden u. s. w.). Dieses Verfahren ist die Grundlage fast aller – im 3. Kapitel abzuhandelnden Bearbeitungen zur weiteren Ausbildung der Gestalten, für welchen Zweck die Dehnbarkeit der Metalle weit seltener in Anspruch genommen wird. Man könnte somit auch sämmtliche mechanische Metallverarbeitungs-Prozesse unterscheiden in solche, welche gegründet find: a) auf die Schmelzbarkeit, b) auf die Dehnbarkeit, e) auf die Zertheilbarkeit.

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