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ten auf Eisen-, Metall- und Zinkfeilen, auf Weiden- oder Lindenholz, auf Spiegelglas, auf den verschiedenen Scheiben des Lapidärs. Messing erhält durch Polirroth (mit Del oder mit Weingeist auf Leder gebraucht) den höchsten Glanz, dessen es fähig ist, und zugleich eine angenehme hochgelbe Farbe, in welcher leztern Beziehung sich die Wirkung des Polirroths auffallend günstig von der des Kalks unterscheidet. Beim Poliren von Gold und Silber bedient man sich des Polirroths immer mit Branntwein oder Weingeist, und zwar auf Weidenholz, Zwirn, Leder, Filz, nöthigen Falls auf einer nicht zu steifen Bürste.

Statt des künstlich bereiteten Eisenorydes kann das natürliche, welches bald mehr bald weniger rein (im leştern Falle namentlich mit Thon gemischt) vorkommt, als Polirmittel angewendet werden, wenn es sich um Wohlfeilheit und nicht so sehr um feine Arbeit handelt. Feingepulverter Blutstein, ferner Rothstein (thoniger Rotheisenstein) und selbst manche Arten von Ocher (im gebrannten Zustande) gehören hierher.

3) Zinnasche (S. 41). Gehörig geschlämmt bietet dieselbe ein treffliches Polirmittel für Stahlarbeiten dar. Man bedient sich ihrer mit Del auf weichem Holz oder auf der Lederfeile, auch auf den Scheiben des Lapidärs.

4) Tripel (tripoli, tripoli). Unter diesem Namen werden verschiedenartige Mineralien zum Poliren angewendet. Zuweilen ist der Tripel nichts als von der Natur selbst zerkleinerter, durch Wasserströme fort= geführter und geschlämmter Bimsstein; in anderen Fällen besteht derselbe aus den Ueberresten von Thonschiefern, welche durch entzündete Steinoder Braunkohlen-Lager kalzinirt worden sind, oder aus Massen mikroskopisch-kleiner Schalthier-Gehäuse; manche feine und stark kieselhaltige Thonarten kommen gleichfalls unter dem Namen Tripel vor; desgleichen der Polirschiefer der Mineralogen (Silber-Tripel). Die Farbe des Tripels ist meist schmußiggelb oder blaßroth, seltener bräunlich oder grau. Zum Gebrauch wird derselbe geschlämmt, in Kugeln oder kegelförmige Klumpen geformt, und so in den Handel gebracht. Man bedient sich des Tripels zum Poliren des Messings, Kupfers, Silbers und Goldes, jederzeit mit Del, meistentheils auf Leder oder Filz; nur zur gänzlichen Vollendung der Politur gebraucht man höchst fein geschlämmten Tripel als trockenes spulver.

5) Englische Erde (terre pourrie, rotten-stone) ist eine schr feine und leichte Art des Tripels, von dunkelaschgrauer oder bräunlichgrauer Farbe, welche ganz wie der gewöhnliche Tripel angewendet, aber höher als dieser geschäßt wird.

6) Knochenasche, Beinasche, gebrannte Knochen, Sch a f= bein (cendre d'os, bone-ashes), d. i. der erdige (größtentheils aus phosphorsaurem Kalk bestehende) Rückstand, welchen die Knochen der Thiere beim Ausbrennen im offenen Feuer hinterlassen. Dieser Rückstand bildet Stücke von der unveränderten Gestalt der Knochen, wird gepulvert und geschlämmt, wonach er ein sehr zartes weißes Pulver darstellt. Man wählt vorzugsweise Schafknochen, um sie auf diese Art zum Poliren zuzubereiten. Die Knochenasche wird gebraucht zum Poliren der Goldarbeiten, wobei man sie mit Weingeist auf eine Lederfeile oder auf Filz 20.

aufträgt; ferner mit Wasser, oder auch trocken, zum Pußen angelaufener Silberwaaren.

7) Kreide (craie, chalk), im geschlämmten Zustande, dient nicht sowohl als eigentliches Polirmittel, als vielmehr auf bekannte Weise zum Pußen angelaufener oder schmußig gewordener Gegenstände von Kupfer, Messing, Silber, 2c.

8) Reißblei, Graphit (plombagine, mine de plomb, black lead). Obschon dieses Mineral keine beträchtliche Härte besigt, so scheinen. doch die kleinsten Theile desselben in geringem Grade den Stahl anzugrei= fen, und eine demselben ertheilte Politur noch einiger Maßen zu erhöhen. Man muß dieß aus dem Umstande schließen, daß sein geschlämmtes Reißblei, mit Fett angemacht und auf Leder aufgetragen, beim Abziehen der Rafirmesser und Federmesser mit Erfolg gebraucht wird, um der Schneide die höchste Feinheit zu geben. Dieß ist übrigens auch der einzige Fall, wo man sich des Reißbleies als eines Polirmittels bedient.

9) Kienruß, gut ausgeglüht, mit Weingeist auf Leder oder einer weichen Bürste gebraucht, ist ein treffliches Mittel um Goldarbeiten zu allerlegt den höchsten Glanz zu geben. Unausgeglüht macht er aber, wegen des in ihm enthaltenen Deles, einen schmußigen bräunlichen Strich.

B) Poliren mit dem Polirstahle oder Gerbstahle (brunir, brunissage, burnishing). Wenn ein Körper durch Druck und Reibung einem andern große Glätte mittheilen soll, so muß er selbst sowohl sehr glatt als sehr hart sein. Aus diesen wenigen Worten ergeben sich die nothwendigen Eigenschaften eines Polirstahls (brunissoir, burnisher, S. 438); und es dürfte nur noch hinzuzufügen sein, daß dieses Werkzeug eine solche Gestalt haben muß, durch welche es möglich wird, dasselbe bequem und mit dem größten Erfolge anzuwenden. Die Polirstäble sind von glashartem Stahle und auf das Feinste polirt; ihre Größe ist meist gering, und insbesondere die wirksame Fläche nur schmal, damit der ausgeübte Druck, auf einen kleinen Raum beschränkt, desto erfolgreicher sei, d. h. dem Arbeitsstücke einen starken Glanz mittheile. Gewöhnlich ist der Polirstahl mit einem langen hölzernen Hefte versehen, welches, zur Verstärkung des Druckes, auf die Schulter gelegt oder unter den Arm genommen wird. Kleineren gibt man ein kurzes mit der gan= zen Faust zu umfassendes Heft. In manchen Fällen bedient man sich, um sehr starken Druck anzuwenden, einer 2 bis 3 Fuß langen eisernen Gerbstange, die an einem Ende einen Haken, am andern ein Heft hat. Ziemlich nahe beim Haken ist unterwärts der Polirstahl eingesteckt. Die Stange wird in horizontaler Lage gebraucht, wobei man den aufwärtsstehenden Haken unter ein an der Werkbank befestigtes Eisen stüßt. Die Gestalt der Polirstähle ist eben so sehr verschieden, als jene der Arbeitsstücke, da vorzüglich die ungleiche Größe und Krümmung konverer und konkaver Oberflächen viele Aenderungen des Werkzeuges erfordert. Man findet daher gerade (zungenförmige), am Ende theils zugespiste theils abgerundete, auf den Flächen mehr oder weniger gewölbte oder ganz platte Polirstähle; ferner solche, die nur an der Spize leicht gekrümmt, andere die halbmondförmig oder noch stärker krumm sind; solche, die statt

der Spiße eine gerade abgerundete Kante oder eine schmale 3ylinderfläche befizen; 2c. z. *).

Statt der Polirstähle können in gewissen Fällen harte Steine_dienen, welche in der Gestalt von Polirstählen zugerichtet und sehr fein polirt sind: Achat, Chalzedon, Feuerstein gehören hierher, haben aber eine sehr beschränkte Anwendung; dagegen wird der Blutstein (sanguine, pierre sanguine, bloodstone) häufig und mit Vortheil an der Stelle des Polirstahls gebraucht. Der Blutstein ist ein (aus rothem Eisenoryd bestehendes) Eisenerz von beträchtlicher Härte, röthlichgrauer Farbe und strahligfaserigem Gefüge. Ausgewählte harte und dichte Stücke desselben schleift man auf Sandsteinen zu der erforderlichen Gestalt, glättet sie durch Schmirgeln, und polirt sie mit Englischroth_auf Leder. Die besten Blutsteine sind selten und stehen in hohen Preisen.

Das Poliren mit Polirstählen und Polirsteinen eignet sich ganz besonders für Metalle von geringer Härte, welche wie z. B. das Zinn eben wegen ihrer Weichheit. durch Polirpulver keinen schönen Glanz an= nehmen. Das Verfahren dabei ist sehr einfach: das Werkzeug wird mit der rechten Hand nahe am untern Ende des Heftes (wo der Stahl oder Stein befestigt ist) gefaßt, auf die Arbeit niedergedrückt und nach Erfor= derniß in kurzen oder längeren Zügen vor und rückwärts geführt. Runde Gegenstände läßt man in der Drehbank umlaufen, während der Polirstahl oder Polirstein angehalten wird. Gegenstände aus Blech, welche auf der Rückseite hohl, und so dünn sind, daß sie durch den Druck des Polirstahls beschädigt werden könnten, muß man auf eine ge= hörig gestaltete Unterlage von Blei legen, welche ihre Höhlung ausfüllt. Der Polirstahl wird beim Gebrauch auf Silber, Gold oder vergoldeten Arbeiten fleißig mit Seifenwasser oder schwachem Essig beneßt, wodurch er schlüpfrig bleibt, sich nicht zu sehr erhißen kann, und schneller wirkt; auf Kupfer und Eisen kann man Del oder Seifenwasser, auf Messing Bier oder Bierhefe zu Hülfe nehmen.

Durch fortgesette Arbeit verliert der Polirstahl seine angreifende Kraft, und er gleitet dann mit zu großer Schlüpfrigkeit fast wirkungslos über das Metall hin (in Folge sehr feiner Theilchen des polirten Metalls, welche sich angehängt haben). Um diesem Fehler abzuhelfen, reibt man die Polirstähle auf einem mit Zinnasche und Del verschenen, über Holz aufgezogenen Leder, die Blutsteine auf einem ähnlichen Leder, wo sich Polirroth mit etwas Del befindet. Wird ein zu großer Druck auf den Polirstahl angewendet, so schieben sich Theilchen der bearbeiteten Oberfläche vor demselben her, und bilden mehr oder weniger auffallende (jedoch nur dem Auge bemerkbare) Querfalten oder Rippen, welche der Schönheit des Glanzes in hohem Maße Eintrag thun. Es gehört Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit dazu, um beim Poliren den Druck so gleichmäßig auszuüben, daß keine Streifen entstehen, welche sich durch stärkern oder geringern Glanz unterscheiden. Daher fällt in der Regel die mit dem Stahle oder Blutsteine gemachte Politur nicht so schön und gleichförmig aus, als die durch Polirpulver hervorgebrachte. Sorgfame Arbeiter bedienen sich darum auch des Polirstahls fast niemals auf Eisen, und auf Kupfer, Mes: fing ., nur dann, wenn die Umstände die Anwendung von Polirpulvern nicht gestatten. Dieß ist aber wirklich der Fall: a) Wenn der Gebrauch des Polirstahls zugleich zur Absicht hat, durch den Druck die Oberfläche des Metalls zu

*) Nur ein Paar Formen sind abgebildet: Technolog. Encyklopädie, VII.

S. 203.

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verdichten; wie z. B. beim Poliren von Kupferplatten für den Kupferstich. b) Wenn die zu polirende Oberfläche mit vielen Erhöhungen und Vertiefungen versehen ist, in welche man auf keine andere Weise, als mit dem Polirstahle, vollkommen hineingelangen kann. c) Wenn eine Metallfläche nur theilweise polirt werden soll, und insbesondere die zu polirenden Stellen klein oder zahlreich sind. Mit Polirpulvern würde man in solchen Fällen diejenigen Theile, welche matt bleiben sollen, nicht sicher genug verschonen können. d) Wenn das zu polirende Metall einen dünnen Ueberzug hat, der durch Polirpulver weggerieben werden würde. So können vergoldete Gegenstände nur mit dem Polirstahle oder Blutsteine polirt werden; desgleichen Goldarbeiten, welche gefärbt sind (S. 424), und geringhaltige, weiß gesottene Silberarbeiten (S.,423).

Dem Polirstahle sind, dem Zwecke und der Gebrauchsart nach, einige andere Werkzeuge verwandt, welche in gewissen Fällen als Ersatzmittel desselben dienen. Dieß sind: die Polirfeilen, die Glättahlen und die Krazbürsten.

Unter Polir feilen (brunissoir, burnisher, polishing file) versteht man harte stählerne Werkzeuge, welche an Gestalt den flachen, vier= edigen, halbrunden oder dreieckigen Feilen gleichen, aber statt des Hiebes eine viel feinere Rauhigkeit besigen. Es sind nämlich die Flächen der Polirfeilen zuerst auf einem runden, umlaufenden Schleifsteine dergestalt geschliffen, daß die Schleifstriche querüber liegen; dann aber mit Zinnasche oder Polirroth fein polirt. Diese zarten Pulver können den Schleifstrich nicht vertilgen, stumpfen ihn jedoch ab, und verleihen der Feile einen starken Glanz. Wird nun das Werkzeug wie eine gewöhnliche Feile über eine Metallfläche hingeführt, oder an ein in der Drehbank (im Drehstuhle) umlaufendes Arbeitsstück gehalten; so wirkt es durch seine Glätte nach Art eines Polirstahls, und zugleich durch den stumpfen Schleifstrich sehr schwach feilenartig. In der That werden äußerst zarte Metallspänchen von der Arbeit abgerieben, und Leßtere erhält einen starken Glanz, ohne daß man nöthig hat, so starken Druck anzuwenden, als ein eigentlicher Polirstahl erfordern würde. Es sind fast nur die Uhrmacher, welche von den Polirfeilen Gebrauch machen, weil gerade diesen Künstlern am meisten zarte Gegenstände vorkommen, die den Druck des Polirstahls nicht vertra= gen könnten.

Glättahlen, Polirahlen (alésoir rond, round broach) sind gehärtete stählerne Werkzeuge, welche den Reibahlen (S. 281) bis auf den einzigen Umstand gleichen, daß sie im Querschnitte völlig kreisrund, auf der Oberfläche ganz glatt und selbst polirt sind. Man bedient sich ihrer, um Löcher, welche mit einer Reibahle erweitert wurden, und davon noch einige Rauhigkeit besigen, zu glätten. Die (konische) Ahle wird zu diesem Behufe mit einiger Gewalt in das Loch hineingedreht, und drückt dessen Unebenheiten nieder, fast wie ein Polirstahl thun würde. Es versteht sich, daß man die Glättahlen von eben so verschiedener Größe haben muß, als die Reibahlen.

Die Krazbürste, Drahtbürste (gratte-bosse, gratte-boësse, scratch-brush, wire-brush) *) ist ein bürstenähnliches kleines Werkzeug

*) Technolog. Encyklopädie, VIII. 527.

aus dünnem Messingdraht (seltener und nur zu gewissen Zwecken aus Eisendraht). Man schlägt den Draht über zwei parallele Stäbchen einige hundert Mal hin und her, und bildet so aus demselben eine Art Strehn von sechs Zoll Länge, dessen mittlerer Theil mit dicerem Drahte dicht bewickelt wird. Nur die beiden Enden, wo die schleifenartigen und bogenförmigen Umbiegungen des Drahtes sich befinden, ragen 1/2 bis 3/4 Zoll weit aus jener Umwickelung hervor; diese Enden sind es auch, welche den wirksamen Theil der Kraßbürste ausmachen, indem man die Arbeit damit kragt oder reibt. Man gebraucht selten die Bürste in ihrem ursprünglichen Zustande, meist scheidet man die Schleifen derselben auf, so daß sie einer wahren Bürste noch ähnlicher wird. Um sie kraftvoller führen zu können, bindet man sie an einen hölzernen Stock, was besonders dann zweckmäßig ist, wenn viel und anhaltend mit der Krazbürste gearbeitet werden muß. In dem Maße wie die Drähte durch Abnußung sich verkürzen, wickelt man den äußern, dicken Draht ab, der zugleich benußt wird um die Bürste an dem Stocke zu befestigen. Das Kragen (grattebosser, scratching) findet als ein Mittel zur Hervorbringung von Glanz in solchen Fällen Anwendung, wo die Gestalt der Arbeitsstücke weder die Anwendung von Polirpulvern noch jene des Polirstahls gestattet. So können feine goldene und vergoldete Kettchen, desgleichen goldene oder vergoldete Gegenstände, deren Oberfläche mit feinen erhabenen und vertieften Verzierungen versehen ist, nur mittelst der Kraßbürste Glanz erhalten. Die Wirkung der Bürste besteht natürlich in einem wahren Glattreiben, und ist somit jener des Polirstahls verwandt.

Eine andere Benuzung der Kraßbürsten kommt später, beim Vergolden vor. Eiserne, seltener messingene, Kraßbürsten gebraucht man ferner zur Reinigung der Feilen von den feinen Metallspänen, welche sich darin festgesezt haben (S. 287).

VII. Graviren (graver, gravure, engraving).

Von den zahlreichen Zweigen des Gravirens (wenn man dieses Wort in seiner weitesten Bedeutung nimmt) gehören nur folgende als vollendende Nebenarbeiten hierher:

1) Das Nachgraviren und Ciseliren (ciseler, ciselage) gegosse= ner Arbeiten (z. B. Bronzeguß, Eisenguß), um die im Gusse nicht ganz scharf und rein ausgefallenen Theile auszubessern.

Die feineren Züge solcher Gegenstände werden mit verschiedenen Grabsticheln ausgearbeitet; an Stellen, wo etwa das Metall in Sprünge oder ausgebröckelte Umrisse der Gießform ausgeflossen ist, nimmt man das Ueberflüssige mit kleinen Meißeln (ciselets) weg; größere rauhe Flächen glättet man mittelst Feilen. Das Verfahren im Einzelnen richtet sich natürlich ganz nach den Umständen, und ist das Geschäft eigener Arbeiter, welche Ciseleurs (ciseleurrépareur) heißen.

2) Das Graviren von Zeichnungen, mit stärkeren und feineren vertieften Linien, auf Gold- und Silberwaaren, messingenen Uhrbestandtheilen, Gewehrläufen und Gewehrschlössern, Säbel- und Degenklingen u. s. w.

Nachdem die beabsichtigte Zeichnung erst auf Papier entworfen, und nach: her auf dem Metalle mit der Radirnadel (S. 234) leicht eingerigt ist, wird sie

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