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Salbe angerieben. Trocknet zwar langsam, fißt aber dann sehr fest, und hält auch schon vor völligem Trocknen dicht. Zum Dichten der Fugen an Dampfröhrenleitungen, oder um die an solchen Röhren, an Dampfkesseln_(außerhalb des Feuers) sich zeigenden undichten Stellen schnell und dauerhaft zu verstopfen, eignet sich der vorstehende Kitt gleichfalls; nicht minder find dazu die folgenden wohlfeileren Mischungen empfehlenswerth: Bleiweiß, Braunstein und weißer Pfeifenthon zu gleichen Theilen innig vermengt, mit gutem Leinölfirniß angemacht. 2 Th. Mennige, 5 Th. Bleiweiß, 4 Th. Thon, ebenfalls mit Leinölfirniß. 2 Th. Bleiglätte, 1 Th. sehr fein gesiebter oder geschlämmter Flußsand, 1 Th. gebrannter Kalk, mit Leinölfirniß angeknetet. Rockenmehl mit Leinölfirniß verrieben und dieser Mischung unter fortgesettem Mengen geschlämmte Kreide (eben so viel als Mehl angewendet wurde) zugescht.

e) Wasserdichter Kitt zur Anwendung im Großen, z. B. zur Verbindung gußeiserner Wasserleitungsröhren: 24 Th. hydraulischer Kalk (römischer Zement), 8 Th. Bleiweiß, 2 Th. Silberglätte, 1 Th. Kolophonium, sämmtlich als feines durchgesiebtes Pulver innig mit einander vermengt; 5 bis 6 Pfund dieses Gemenges mit 16 Loth alten Leinöls angemacht, welches man mit 8 Loth Kolophonium bis zu dessen Auflösung im Sieden erhalten hat.

f) Harzkitt (zur Befestigung der Messer und Gabeln in filbernen Hef, ten, x.): 2 Th. schwarzes Pech in geschmolzenem Zustande mit 1 Th. feinen Ziegelmehls vermengt. Wird zur Anwendung durch Wärme flüssig gemacht und hält sogleich nach dem Erkalten fest.

g) Harzkitt zur Befestigung von Eisen an Stein oder Holz: 4 Th. schwarzes Pech, 1 Th. Wachs, 1 Th. Ziegelmehl; oder: 4 Th. schwarzes Pech und 1 Th. Schwefel zusammengeschmolzen, dann die zur gehörigen Konsistenz erforderliche Suantität eines Gemenges aus Eisenfeilspänen und Zicgelmehl (oder feinem Sande) eingerührt.

h) zur Befestigung von Eisen in Stein dient sehr oft das Vergießen mit Gyps. Man meißelt in dem Steine ein gehörig weites und tiefes Loch aus, steckt in selbes das Eisen, und verstreicht oder vergießt den leeren Raum mit in Wasser angerührtem Gyps, welchem man vorher ein Siebentel seines Gewichtes Eisenfeilspäne zusehen kann, sofern die dadurch entstehenden Rostflecken nicht gescheut werden. (Haltbarer aber kostspieliger als Vergießen mit Gyps ist das ebenfalls gebräuchliche Vergießen mit Blei, statt dessen noch zweckmäßiger Zink angewendet werden würde, da dieses durch galvanische Wirkung dem Rosten des Eisens entgegenwirkt).

i) Messingene oder eiserne Fassungen (Beschläge) an Glasgeräthen werden in erwärmtem Zustande durch Schellack (statt dessen man zuweilen Siegellack gebraucht), oder ohne Erwärmen durch Käsekitt (frischer noch ganz weicher Käse mit 1/5 bis 1⁄4 gebrannten Kalks zusammengerieben und schnell verbraucht) befestigt. Eiweiß kann die Stelle des Käses vollkommen vertreten, ist eher zur Hand, aber kostspieliger. Sehr gut ist für solche Fälle auch ein Kitt aus 4 Th. gelbem Harz und 1 Th. Wachs, welche man zusammenschmelzt und mit 1 Th. geschlämmten Ziegelmehls oder Kreide innig vermengt, dünn auf die erwärmten Gegenstände aufgestrichen. Oder: man läßt 2 Loth Tischlerleim in wenig Wasser weichen, erhigt rasch zum Kochen und rührt 1 Loth Leinölfirniß oder 3 Quentchen venetianischen Terpentin hinein; dieser Kitt wird warm aufgetragen, die gekitteten Gegenstände muß man 2 bis 3 Tage lang zusammengebunden lassen. Metallbuchstaben auf polirten Flächen von Stein, Glas, Holz 2c. zu befestigen, dient ein Kitt aus 15 Th. Kopalfirniß, 5 Th. Leinölfirniß, 3 Th. rohem Terpentinöl, 2 Th. rektifizirtem Terpentinöl, 5 Th. Tischlerleim in wenig Wasser aufgelöst, 10 Th. zu Pulver gelöschtem Kalk.

Karmarsch Technologie I.

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VI. Das Zusammenschrauben (visser, screwing).

Die Verbindung durch Schrauben wird in zahllosen Fällen angewendet, wo Theile einer Metallarbeit so zusammengefügt werden müssen, daß sie leicht wieder getrennt werden können; oder wo keine andere Verbindungsart ausführbar ist, weil die Arbeit nicht mit Hammerschlägen behandelt werden darf, um sie zu nieten, und weil auch eine Erhizung nicht zulässig ist, um sie zu löthen. Sehr oft werden die Schraubengewinde an den zu vereinigenden Theilen selbst angebracht, namentlich wenn die Verbindung an einem einzigen Punkte genügend, und wenigstens einer von beiden Theilen in seiner Umgebung der drehenden Bewegung fähig ist. Noch häufiger aber kommt der Fall vor, daß abgesonderte, selbständige Schrauben gebraucht werden, für welche man die Mutterge= winde in die zu verbindenden Stücke schneidet. Bei nicht zu großen Arbeiten ist diese Methode die gewöhnlichste. Theils des bessern Ansehens wegen, theils damit die Schraubenköpfe keinem andern Theile im Wege stehen, werden sie meistentheils versenkt (S. 284, 333), wenn anders die vorhandene Metalldicke dieß gestattet. Bei großen Gegenständen bedient man sich allgemeiner der so genannten Schraubbolzen (boulons taraudés, screw-bolts), d. h. ganz durch das Metall hindurchgehender eiserner Spindeln, welche an einem Ende den Kopf, am andern Ende nur ein mäßig langes Schraubengewinde für eine vorzulegende Mutter besitzen.

Bei Schraubbolzen macht man die Dicke oder Höhe der Mutter dem Durchmesser des Bolzens gleich (wonach sie gewöhnlich 6 bis 10 Gewindgänge enthält), und ihre Breite – also wenn sie viereckig ist die Seite ihres Quadrates - doppelt so groß. Bei Verbindungsschrauben überhaupt ist jederzeit darauf zu sehen, daß sie fest und genau in ihre Muttergewinde passen, und daß sie ein nicht zu grobes Gewinde, auch nicht zu wenig Gänge desselben enthalten. Schrauben, bei welchen man diese Vorsichten vernachlässigt, geben durch oft wiederholte Erschütterungen, welchen sie besonders bei manchen Maschinen unvermeidlich ausgesezt sind, leicht los. Da es wegen praktischer Schwierigkeiten nicht wohl zu erlangen ist, daß mehrere Schrauben (wenn sie auch einerlei Gewinde besigen) gleich gut in eine Mutter passen; so muß man die zusammengehörigen Schrauben und Muttern (oder Schraubenlöcher) — falls irgend eine Verwechslung zu besorgen steht durch Nummern, Punkte oder Striche zeichnen, um Zeitverlust durch Suchen zu vermeiden.

Zum Ein- und Ausschrauben kleiner Verbindungsschrauben dienen Schraubenzieher (S. 333); für größere Schrauben so wie zum Anund Abschrauben der Muttern gebraucht man Schraubenschlüssel (S. 333): es gehören daher beiderlei Geräthe zu den wichtigsten Bedürfnissen der Werkstätten 2c. Der Schraubenzieher (tournevis, screw driver, turn-screw)*) ähnelt einem stumpfen Meißel und ist ge= wöhnlich mit einem hölzernen Hefte, zuweilen mit einem Quergriffe ver= sehen; nicht selten wird er zu schnellerer Umdrehung in die Brustleier

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(S. 272) an der Stelle des Bohrers eingeseßt. Dasjenige Ende, wel= ches in die Kerbe des Schraubenkopfs eingreift, muß jederzeit gehärtet und fast bis zu Federhärte nachgelassen sein, um thunlichst große Festig= keit und Härte mit geringer Sprödigkeit zu vereinigen.

Ein sehr nüßlicher Kunstgriff, um kleine eiserne oder stählerne Schräubchen schnell und sicher aufzunehmen und ohne Hülfe der Finger, so wie ohne Gefahr sie fallen zu lassen, an Ort und Stelle zu bringen besteht darin, daß man den Schraubenzieher mit einem Magnete streicht. Um an schwer zugänglichen Stellen 3. B. im Innern eines Rohres Schrauben einzusehen oder loszumachen, ist eine besondere Vorrichtung erdacht worden *).

Schraubenschlüssel (clef à vis, clef à écrous, screw-key, screw-wrench) **) sind von mannichfaltiger Gestalt und Einrichtung, ent= weder nur für Köpfe und Muttern von bestimmter Größe dienlich, oder zum Stellen für alle vorkommenden Größen berechnet (Englischer Schraubenschlüffel, Universal - Schraubenschlüssel, clef anglaise, clef universelle, universal screw-wrench).

VII. Das Zusammenkeilen (Verkeilen)

kommt bei Metallarbeiten ziemlich selten vor. Es besteht darin, daß man ein schlank verjüngtes Hülfsstück, den Keil (coin, wedge) in eine Oeffnung eintreibt, um zwei Bestandtheile so mit einander zu verbinden, daß fie im Erforderungsfalle schnell wieder getrennt werden können. Schrauben, welche denselben Zweck erreichen, und mehr Festigkeit gewähren, werden in der Regel vorgezogen. Indessen sind, außer einigen Fällen, wo eigentliche Keile angewendet werden, vorzüglich die so genannten Vorsteckstifte (goupille, pin), welche bei kleinen Arbeiten, z. B. der Uhrmacher und die Vorstecknägel, Splinte (clavette, fore-lock), welche in größerem Maßstabe auf die bekannte Weise gebraucht werden, hier anzuführen.

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*) Polytechn. Journal, Bd. 65, S. 321. **) Technolog. Encyklopädie XIV. 16. Karmarsch, Mechanik S. 93. Jahrbücher II. 379; VII. 290; XV. 136. Mittheilungen, Lief. 16 (1838), S. 184. Gewerbeblatt für das Königreich Hannover, 1843, S. 62. Polytechn. Mittheilungen, I. 232. Polytechn. Journal, Bd. 67, S. 15; Bd. 84, S. 424; Bd. 87, S. 249; Bd. 105, S. 248; Bd. 111, S. 265; Bd. 113, S. 98. Polytechn. Centralbl. 1839, Bd. 1, S. 297; 1842, Bd. 1, S. 399; Neue Folge Bd. I. (1843) . 122, 220, 542; Bd. V. (1845) S. 544; Jahrg. 1847, S. 674, 814; J. 1848, S. 1205; J. 1849, S. 663, 707, 708.

Fünftes Kapitel.

Operationen zur Verschönerung, Verzierung und äußern Vollendung der Metallarbeiten.

Die Arbeiten, welche hierher gehören, sind sehr mannichfaltig, und ma= chen in der Regel den Beschluß der ganzen Reihe von Operationen, welchen die Metallfabrikate unterworfen werden müssen, um zu ihrer Vollendung zu gelangen. Selbst die Zusammenfügung der Bestandtheile (welche der Gegenstand des vorigen Kapitels war) geht meistens diesen Arbeiten voraus nur wenn die Vereinigung durch Zusammenschrauben bewirkt wird, ist es sehr oft zweckmäßiger und gewöhnlicher, die Bestandtheile einzeln ganz zu vollenden, und sie dann erst zusammenzuseßen. Dieß hängt natürlich wesentlich von der Beschaffenheit des bearbeiteten Gegen= standes ab.

Die Verfahrungsarten, welche in dem gegenwärtigen Kapitel zu erläutern find, haben zum Zwecke:

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a) auf chemischem Wege den Metallarbeiten eine blanke Oberfläche und reine Metallfarbe zu geben (Abbeigen Gelbbrennen des Messings und TomWeißfieden des Silbers Sieden und Färben der Goldarbeiten) ;

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b) durch mechanische Mittel den Gegenständen nebst blankem Anschen auch große Glätte oder selbst Glanz zu verschaffen (Schaben Schleifen Poliren);

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c) die Oberfläche mit vertieften oder erhabenen Zeichnungen zu versehen (Graviren Guillochiren Acßen);

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d) die Oberfläche ganz oder theilweise mit verschiedenen Stoffen zu überziehen, wodurch entweder das Ansehen verschönert oder der nachtheilige Einfluß von Luft und Feuchtigkeit auf das Metall abgehalten werden soll (Verzinnen Verzinken Verbleien Verkupfern — Ueberziehen mit Messing — Bergolden Versilbern Platiniren Irisiren Emailliren Einlassen mit Farben Bronziren Brüniren Schwärzen der Eisenwaaren Anstreichen, Firnissen und Lackiren).

Es ist sehr begreiflich, daß viele Metallarbeiten mehr als einer der hier aufgezählten Zubereitungen unterworfen werden: die Ordnung, in welcher dann die einzelnen Behandlungen auf einander folgen, ergibt sich aus der Natur der Sache selbst.

1. Abbeißzen, Abbrennen, Gelbbrennen, (décaper, décapage, dérochage, pickling, dipping).

Um eine durch Glühen im Laufe der Bearbeitung auf den Metallgegenständen erzeugte dünne Orhdkruste wegzuschaffen und die reine Metalloberfläche bloßzulegen, gibt es oft kein einfacheres Mittel als die Auflösung des Orydes (Zunders) durch eine schwache Säure: dieses Verfahren heißt im Allgemeinen Ab beißen, Blankbeißen oder schlechtweg Beißen. Ein Sauerwasser, bereitet durch Einweichen und Gähren von Gersten- oder Rockenschrot unter Zusaß von Sauerteig, wird öfters zu diesem Zwecke gebraucht, häufiger jedoch verdünnte Schwefelsäure. Dieses Verfahrens ist in Betreff der Drähte und Bleche aus Messing und Tombak, sowie der Eisendrähte, an früheren Stellen (S. 166, 210, 213) bereits gedacht. Auch Kupferarbeiten macht man durch Einlegen in verdünnte Schwefelsäure blank. In allen diesen Fällen pflegt man dem Wasser nur wenig Schwefelsäure (1 bis 5 Prozent seines Gewichts) zuzusehen und lieber eine etwas längere Zeit auf die Einwirkung hingehen zu lassen.

Wird mit Glühspan überzogenes Eisen in verdünnter Schwefelsäure abgebeißt, so tritt unter Entwickelung von Wasserstoffgas eine nicht unbeträchtliche Auflösung auch des unter dem Glühspan liegenden Metalles ein, weil dieses von der Säure stark angegriffen wird, was hingegen bei Kupfer und Kupferlegirungen nicht der Fall ist. Daher wird vom Abbeißen des Eisens, außer in der Drahtzieherei und als Vorbereitung zum Verzinnen der Bleche c., sehr wenig Gebrauch gemacht: man entschließt sich lieber, den Glühspan durch Abscheuern mit Sand oder durch Abfeilen zu entfernen. Enthält aber die aus Schwefelsäure (oder Salzsäure) und Wasser gemischte Sauerbeiße nebenbei gewisse organische Stoffe, so fällt bei deren Einwirkung auf das Eisen von Lezterem der Glühspan ab, ohne daß metallisches Eisen in merklicher Menge aufgelöst wird, wie man aus der alsdann nicht Statt findenden Wasserstofgas-Entwickelung erkennt. Das bei der Naffinirung des Rüböls durch Schwefelsäure fich ergebende Sauerwasser verhält sich ziemlich auf solche Weise; vollkommen ist aber der Erfolg, wenn man dem Gemische aus reiner Säure und Wasser eine nicht zu geringe Menge Holztheer oder Steinkohlentheer (als die wohlfeilsten und gelegensten unter den mancherlei anwendbaren Substanzen) zuseht. Durch Benuzung dieser Erfahrung möchte für das Abbeißen eiserner Gegenstände eine weit allgemeinere Anwendung eröffnet sein, als bisher der Fall gewesen ist.

Gegossene Gegenstände aus Messing und Tombak, welche keiner Bearbeitung durch Feilen, Abdrehen 2. unterliegen, müssen durch Beißen von der bräunlich, röthlich oder bunt angelaufenen Haut befreit werden, mit welcher sie aus der Gießform kommen. Die aus Messing- oder Tombak-Blech und Draht verfertigten Arbeiten, welche gewöhnlich zum Löthen oder um sie durch Ausglühen weich zu machen, haben in das Feuer kommen müssen, sind mehr oder weniger mit einer schwärzlichen Orydkruste bedeckt, welche zuletzt weggebeizt wird. Meistentheils geht man in diesen Fällen nicht bloß darauf aus, die Orydkruste zu beseitigen und die Naturfarbe des darunter liegenden Metalls zum Vorscheine zu bringen; sondern es tritt gewöhnlich sei es daß die Gegenstände nachher mit

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