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gem Vergnügen gewährt. Man könnte sagen wenn die Zusammenstellung erlaubt wäre - daß, gleichwie die Naturwissenschaften uns die erstaunliche Größe des Schöpfers und die Mannichfaltigkeit seiner Natur bewundern lehren; die Technologie unerschöpflichen Stoff zur Beobachtung des menschlichen Erfindungsgeistes darbiete.

Durch die Verarbeitung der Naturprodukte oder durch die fernere Veredlung schon verarbeiteter Gegenstände (Fabrikate) wird entweder bloß deren Form, oder es wird deren Materie (Substanz) verändert. Nach dieser Rücksicht zerfallen die sämmtlichen Gewerbe in mechanische und chemische, wodurch auch zwei Hauptabtheilungen der Technologie ent= stehen. Die mechanische Technologie behandelt jene Gewerbe und Fabrikationen, durch welche das Material bloß eine Veränderung seiner Form erleidet, der Substanz nach aber das Nämliche bleibt, was es vorher war (Beispiele: die Umwandlung, der Metalle in Draht und Blech 2c.; das Spinnen und Weben des Flachses, der Wolle u. s. f.). Die chemische Technologie findet ihren Gegenstand in den Gewerben. und Fabrikationen, welche das Material einer wesentlichen Veränderung seiner Substanz unterwerfen (Beispiele: die Bereitung des Bleiweißes aus Blei, des Grünspans aus Kupfer, der Kohle aus Holz zr.). Öfters ist die Bearbeitung eines Materials theils chemisch, theils mechanisch (wie das Schmelzen des Sandes mit Pottasche und Kalk, und die dann folgende Umwandlung der Glasmasse in Gefäße oder Platten, in der Glasfabrikation). Solche Gewerbe gehören in der einen Beziehung der chemischen, in der andern aber der mechanischen Technologie an.

Die mechanische Technologie, welche allein den Gegenstand des vorliegenden Werkes ausmacht, erhält, nach der für den Vortrag gewähl= ten Methode, den Namen der allgemeinen oder der speziellen Technologie.

Die spezielle Technologie (die älteste und gewöhnlichste Darstellungsart der Wissenschaft) verfolgt der Reihe nach den Gang der Operationen, welche zur Hervorbringung eines gewissen Produktes dienen, und bildet dabei ihre Abschnitte entweder: a. nach den Urstoffen (Wollenfabrikation, Seidenfabrikation, Holzarbeiten, Metallarbeiten 2c.), oder b. nach den Produkten (Tuchfabrikation, Garnspinnerei, Drahtzieherei, Blechfabrikation), oder endlich c. nach den in der Gesellschaft eingeführten Trennungen der Gewerbsbetriebe (Schmiedehandwerk, Schlosserhandwerk, Tischlerhandwerk, Drechslerhandwerk, Leinweberei, Drellweberei, Damast= weberei u. f. f.).

Die Methoden a. und b. haben eine jede ihre Vorzüge, weil die Verfahrungsarten und Hülfsmittel der Gewerbe mehr oder minder Ähnlichkeit mit einander zeigen, je nachdem in einem Falle ähnliche Materialien zu verschiedenen Produkten verarbeitet, oder im andern Falle ähnliche Fabrikate aus verschiedenen Materialien erzeugt werden. So haben auf der einen Seite die mancherlei Metallverarbeitungen eben so viel mit einander gemein, als auf der andern Seite die Flachs, Baumwoll- und Wollspinnerei, die Leinen, Woll, Baumwoll- und Seidenweberei. Die Methode c. fällt zwar hin und wieder mit den beiden vorigen zusammen, eignet sich aber übrigens am we nigsten zu einer rationellen Darstellung der Technologie, weil sie ganz außer Stande ist, unzählige Wiederholungen zu vermeiden, und sehr oft das in wissenschaftlicher Beziehung zusammengehörige aus einander reißt. In der

That kommen z. B. die Handgriffe des Schmiedens, Bohrens, Feilens, und die dazu dienlichen Geräthschaften, eben so gut in der Werkstätte des Schmiedes, Schlossers u. s. w., als in der des Mechanikers und Gewehrfabrikanten 2c. vor; und die verschiedenen Arten der Weberstühle, welche in einer übersichtlichen Nebeneinanderstellung sich so leicht erklären lassen, werden nach jener Methode in eben so viele Abschnitte zerstreut.

Die allgemeine Technologie (welche man vielleicht besser ver= gleichende Technologie nennen könnte) betrachtet die Mittel (d. h. die Verfahrungsarten, Werkzeuge und Maschinen) an sich, und nicht sowohl in Beziehung zu ihrer Aufeinanderfolge bei einer bestimmten Fabrikation, als im Vergleiche mit anderen Mitteln, welche den nämlichen oder einen ähnlichen Erfolg beabsichtigen. So werden z. B. alle Mittel zum Festhalten der Arbeitsstücke, zum Durchbohren, zum Vereini= gen 2c. zusammengestellt, jedes einzelne wird nach dem Grade seiner Anwendbarkeit und Zweckmäßigkeit, seinen eigenthümlichen Vorzügen und Hindernissen gewürdigt.

Diese Behandlungsart des Gegenstandes gewährt ungemeines Interesse und einen sehr großen Nugen, weil sie die beste Übersicht verschafft, das Urtheil und den Erfindungsgeist schärft, und einen Vorrath von wohlgeordneten Kenntnissen hervorbringt, aus welchem, wie aus einem alphabetischen Register (wenn der Vergleich würdig ist) leicht und schnell das rechte Mittel für einen gegebenen Zweck hergelangt werden kann. Es ist übrigens wohl zu begreifen, daß jene Darstellung, welche man allgemeine Technologie nennt, erst das Resultat einer Kenntniß zahlreicher Thatsachen seyn kann, wie die spezielle Technologie fie darbietet; und daß daher Lestere dem Studium der allgemeinen Technologie vorausgehen muß, wenn diese in ihrem strengen Systeme vorgetragen und gehörig verstanden werden soll.

Gegenwärtiges Handbuch ist zwar zunächst der speziellen Technologie gewidmet; aber um die so wichtige übersichtlichkeit zu gewinnen, ist darin zum Theil eine Darstellungsart gewählt, welche sich jener der allgemeinen. Technologie einiger Maßen nähert.

Erster Abschnitt.

Verarbeitung der Metalle.

Die Verarbeitung der Metalle ist von höchst ausgedehnter Wich

tigkeit an sich; und zugleich liefert sie größtentheils die Werkzeuge und anderen Geräthe für die übrigen Gewerbe: so, daß es unerläßlich scheint, mit ihr die Abhandlung des Gegenstandes zu eröffnen. Vor Allem ist nothwendig: Kenntniß des Stoffes; daher werden die Eigenschaften der Metalle zuerst erörtert, mit Hinzufügung des Wichtigsten über ihre Darstellung oder Gewinnung (Erstes Kapitel). Sodann wird berücksichtigt die erste oder anfängliche Verarbeitung derselben, wodurch sie gleichsam die erste Stufe der Fabrikation ersteigen, und Produkte liefern, welche meistentheils zu fernerer Ausbildung der Formen noch bearbeitet werden müssen (3weites Kapitel). Diese fortgesetzte Bearbeitung macht den Ge= genstand des dritten Kapitels aus. Das vierte handelt von der Zusam= menfügung oder Verbindung der bearbeiteten Theile zu einem Ganzen; das fünfte endlich von den zur Verschönerung, Verzierung und äußern Vollendung bestimmten Arbeiten. Hiermit ist die allgemeine Abhandlung der Metallverarbeitung geschlossen; und das sechste Kapitel beschäf= tigt sich mit der Beschreibung einzelner wichtiger und karakteristischer Fabrikationen, in so fern sie im Vorhergehenden nicht schon erledigt sind, und mit steter Beziehung auf jene vorausgegangene Darstellung. Dieses lezte Kapitel zeigt also die früher angegebenen Arbeits- Methoden, Werkzeuge und Maschinen in Anwendung auf einzelne Produkte, und erörtert zugleich Manches, was, zu einem ganz speziellen Zwecke dienend, in der allgemeinen Auseinandersetzung nicht aufgenommen werden konnte.

Erstes Kapitel.

Eigenschaften und Gewinnung der Metalle.

Folgende Metalle und Metallmischungen sind es hauptsächlich, welche in den mechanischen Gewerben verarbeitet werden: Eisen, Kupfer, Zink,

Zinn, Blei, Messing und Tombak, Bronze, Argentan oder Pakfong, Silber, Gold, Platin.

1. Eisen (Fer, iron).

Dieses wichtigste von allen Metallen, welche in den mechanischen Gewerben verarbeitet werden, ist in drei Haupt- Zuständen bekannt und äußerst häufig angewendet, nämlich als Roheisen, Schmiedeisen. und Stahl.

A. Das Roheisen oder Gußeisen (fer fondu, fonte, fonte crue, pig iron, cast iron) ist im Allgemeinen bei starker Weißglühhiße (ungefähr 100 bis 120 Grad nach Wedgwood's Phrometer, nach Daniell 1224 Grad Reaumur) schmelzbar, von verschiedenem Grade der Härte, immer spröd, und rostet nicht so leicht als das Schmiedeisen. Sein spe= zifisches Gewicht schwankt zwischen 6.635 und 7.889 als äußersten beob= achteten Grenzen, beträgt aber gewöhnlich 7.0 bis 7.5, wonach ein hannov. Kubikfuß 372 bis 400 Pfund kölnisch wiegt. Seine absolute Festigkeit beträgt gewöhnlich nicht über 16000 bis 26700 Pfund für den Quadratzoll (hannov. Maß und Gewicht). Übrigens kommt es in vielen Abänderungen vor, welche in der Farbe, im Ansehen des Bruches, in dem Grade der Härte und Sprödigkeit von einander verschieden sind. Weit entfernt, durch scharfe Grenzen geschieden zu sehn, gehen diese Abänderungen vielmehr dergestalt in einander über, daß die in der techni= schen Sprache für dieselben angenommenen Namen nur ein Mittel find, die auffallendsten Abweichungen zu bezeichnen, auf welche die übrigen mehr oder weniger zurückgeführt werden können. Am wesentlichsten sind die Verschiedenheiten zwischen den zwei Hauptarten des Roheisens, welche man, nach der Farbe ihres Bruchs, graues und weißes nennt. Jede dieser zwei Arten zerfällt wieder in Unterabtheilungen. Das graue Roheisen ist im Allgemeinen von grauer Farbe, körnigem Bruche, von geringerer Härte und Sprödigkeit als das weiße, und wird im starken Rothglühen so weich, daß es mit einer rasch bewegten Holzsäge ohne Beschädigung der lettern geschnitten werden kann. Je dunkler seine Farbe, desto gröber und glänzender ist das Korn des Bruches, desto geringer die Härte und Sprödigkeit. Die dunkelste Sorte bildet das schwarze oder übergare, todtgare Roheisen (fonte noire, kishy pig-iron), welches grauschwarz, sehr grobkörnig, weich und mürb, wegen der legte= ren Eigenschaften nicht zu Gußwaren anwendbar ist, und daher nie absichtlich erzeugt wird. Die helleren Sorten (graues, gemeines oder gares Roheisen, fonte grise, grey metal, grey pig iron, foundry pig) eignen sich sehr gut fast zu allen Anwendungen. Das weiße Roheisen, (Hartfloß, fonte blanche, white cast-iron, white pig iron, forge-pig) besißt eine helle, oft fast filberweiße Farbe, einen strahligen oder blätterigen, öfters ins Dichte übergehenden Bruch, eine große Härte (so, daß es meist von der Feile nicht angegriffen wird) und große Sprödigkeit. Es ist leichter schmelzbar, aber dickflüssiger, als das graue. Unter den Sorten desselben steht das grelle Eisen, dünngrelle Eisen oder Weißeisen (mit weißgrauer Farbe und etwas porösem Bruche ohne deutliches Gefüge), welches am häufigsten vorkommit, dem

grauen Eisen am nächsten. Das luckige Roheisen (Weich fl o ß) ist bläulichweiß, feinzadig, sehr porös (löcherig); das blumige Roh= eisen bläulichgrau, feinstrahlig oder strahlig-faserig im Bruche; das Spiegeleisen (Spiegelfloß, dickgrelles Eisen, Hartfloß im engern Sinne, auch wegen seiner Verwendung zur Stahlberei= tung Rohstahleisen genannt) großblätterig, filberweiß und stark glänzend, auf den Flächen spiegelnd, im Schmelzen am dickflüssigsten. Zwischen dem Spiegeleisen und blumigen Eisen steht das so genannte weißgare Eisen in der Mitte.

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Graues und weißes Eisen in Einem Stücke zusammengemengt, bilden das halbirte Roheisen (fonte truitée, motled iron), welches, je nach der Art seiner Mengung, auf dem Bruche mit weißer und grauer Farbe gefleckt, seltener gestreift (streifiges Roheisen) erscheint.

Nähere Angaben über das spezifische Gewicht des Roheisens. Dunkelgraues 6.635 bis 7.275; Hellgraues 6.916 bis 7.572; Halbirtes 6.831 bis 7.430; Weißes 7.056 bis 7.889. Als Mittelzahlen zum gewöhnlichen Gebrauch kann man für das graue 7.1, für das weiße 7.5 annehmen, wonach 1 hannov. Kubikfuß von Ersterem 378, von Leşterem 400 Pfd. föln. wiegt.

Graues Noheisen wird durch schnelles Abkühlen nach dem Schmelzen weiß, blätterig im Bruche und hart, nimmt überhaupt alle Eigenschaften des weißen Roheisens an; verliert sie aber wieder und wird grau, wenn man es neuerdings bei sehr starker Hitze schmelzt und äußerst lang= sam abkühlen läßt. Gießt man geschmolzenes graues Roheisen in Wasser, oder löscht (schreckt) man es durch reichlich darauf geschüttetes Wasser ab, so wird es durch und durch weiß; in nasse Sandformen, oder in Formen aus Eisen (welche durch gute Wärmeleitung die Abkühlung beschleunigen) gegossen, erleidet es jene Veränderung wenigstens an der Oberfläche, nach deren Wegnahme das Innere als unverändertes graues Eisen erscheint. Die so entstandene weiße und harte Kruste ist öfters bis zu einem halben Zoll und darüber dick. Ursprünglich weißes (nicht aus grauem entstan= denes) Roheisen läßt sich nur schwierig auf die vorstehend angezeigte Weise in graues umwandeln.

Indem das graue Roheisen durch Abschrecken sich in weißes verwandelt, nimmt es außer Farbe, Härte und Sprödigkeit des Lehtern, auch dessen größeres spezifisches Gewicht an. Die Beobachtungen hierüber haben gezeigt, daß die Steigerung des sp. G. in dem Verhältnisse von 1000 zu 1052 bis 1071 Statt findet, also das Volumen des Eisens sich um 5 bis 6.6 Prozent verkleinert.

B. Das Schmiedeisen, Stabeisen oder weiche Eisen (fer, soft iron, wrought iron) ist so äußerst strengflüssig, daß es im gewöhnlichen Feuer gar nicht, sondern nur in kleinen Mengen bei den heftigsten durch Kunst erreichbaren Hißegraden (schäßungsweise 150 bis 170 Grad Wedgwood) geschmolzen werden kann. Dagegen kann es in starker Rothglühhize durch Schmieden in alle Gestalten gebracht werden, und wird bei lebhaftem Weißglühen (Schweißhiße, ungefähr = 90 Grad Wedgwood) so weich, daß es sich durch Hammerschläge fest vereinigen (sch weißen) läßt; etwa wie bei gelinder Wärme und durch den Druck der Finger

zwei Stücke Wachs zusammengeknetet werden. Die Härte des Schmiedeisens ist bald mehr bald weniger bedeutend, doch jederzeit viel geringer

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