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arbeitet; 2) eine genügende Anzahl hinlänglich scharfer Schneiden. Alle Ecken oder ausspringenden Winkel eines und desselben Querschnittes müssen Punkte einer gemeinschaftlichen Kreislinie sein, weil außerdem die Reibahle leichter die Rundung eines Loches verdirbt als sie vollkommener macht.

Der Gebrauch der Reibahle ist einfach: man steckt sie in das Loch und dreht sie darin herum, mit hinlänglichem Drucke, um das allmälige Eindringen des dickern Theiles zu bewirken, wobei seine Spänchen von dem Metalle abgeschnitten oder abgerieben werden. Es geht von selbst hervor, daß Neibahlen nur bei durchgehenden (beiderseitig offenen) Löchern anzuwenden sind. Um Löcher zylindrisch auszureiben, bringt man eine sehr schlanke Reibahle erst von dem einen dann von dem andern Ende her ein. Zu diesem Zwecke sind die Reibahlen so wenig verjüngt, daß ein Längendurchschnitt derselben zwei unter einem Winkel von 1 bis höchstens 2 Grad zu einander geneigte Linien ergeben würde; konisch zu erweiternde Löcher erfordern dagegen Reibahlen von angemessen stärkerer Verjüngung, welche nur von Einer Seite eingebracht werden. Die Bewegung der Reibahlen wird auf verschiedene Weise bewerkstelligt. Entweder sind sie in einem hölzernen Hefte befestigt, welches mit der Hand gefaßt und gedreht (wenn es sehr klein ist, bloß zwischen Zeigefinger und Daumen gerollt) wird; oder sie werden mittelst eines viereckigen Zapfens an ihrem dickern Ende in die Brustleier oder Bohrkurbel (S. 272) eingesteckt; oder man bewegt fie (namentlich die größten) mittelst eines Wendeisens (S. 275), das mit seinem Loche auf den viereckigen Zapfen der Reibahle geschoben und leicht wieder abgenommen wird; oder man gebraucht sie wie Bohrer auf der Drehbank, kleine selbst auf dem Drehstuhle (Docken-Drehstuhle).

Der Gebrauch eines Wendeisens gewährt den Vortheil, daß man die Reibahle ganz durch das Loch hindurchgehen und unten herausfallen lassen kann, wodurch man der zylindrischen Gestalt des bearbeiteten Loches sicherer ist. Für die Glätte des ausgeriebenen Loches ist es vortheilhaft, die Reibahle mit einem Streifen Papier einfach zu umwickeln, durch welchen die Schneiden von selbst sich durchdrücken.

Der Form des Querschnitts nach sind folgende Arten der Reibahlen zu unterscheiden:

1) Eckige Reibahlen, deren Querschnitt ein Quadrat oder ein regelmäßiges Vieled ist. Die fünfeckigen sind die besten und die gewöhnlichsten. Viereckige (quadratische, four square broach) machen nicht leicht ein richtig rundes Loch, theils weil ihre Winkel zu scharfe und überschnell angreifende Schneiden bilden, theils weil sie zu wenig Berührungspunkte mit dem Loche haben, theils endlich, weil überhaupt eine Reibahle mit gerader Seiten-Anzahl nicht so vollkommen rund ausreibt, und eher ein eckiges Loch bildet, als eine solche mit ungerader Anzahl von Ecken. Aus diesem legtern Grunde sind auch die sechseckigen Reibahlen (sixsquare broach) nicht zu empfehlen. Sieben- und achteckige aber, die auch öfters vorkommen, haben schon zu stumpfe Winkel und schneiden schlecht.

An dicken Reibahlen werden zuweilen die sämmtlichen Seitenflächen rin nenartig hohl geschliffen, wodurch die Kanten, zwar selbst bei größerer Anzahl (6, 7 oder 8), noch sehr scharf werden, aber leicht Scharten bekommen, weßwegen man solche Reibahlen vorsichtig und am besten nur zur Vollendung eines Loches gebrauchen muß. Die oben angezeigten Mängel der vierkantigen Reib

ahlen können bei großen Werkzeugen dieser Art dadurch gehoben werden, daß man auf jeder der vier Flächen mitten eine breite Längenfurche anbringt, und in diese ein Stück Holz einlegt, welches zugleich mit den Schneiden die Lochwand berührt. So entstehen also acht Berührungspunkte mit dem Loche, von welchen aber nur vier Schneiden sind. Solche Reibahlen sind vorzüglich geeignet zum Ausreiben großer metallener Hähne *).

2) Halbrunde Reibahlen (half round broach), im Querschnitte die Gestalt eines Kreisabschnittes (nicht eines vollen Halbkreises) besigend, also zwei Schneiden enthaltend, von welchen jedoch, bei der Drehung nach einer bestimmten Richtung, jeweilig nur eine einzige an= greift. Sie wirken schnell, haben aber zu wenig Berührung mit dem Loche (auf der flachen Seite nämlich gar keine), und machen deßhalb leicht ein unrundes Loch. Dieses ist zwar nicht der Fall, wenn man der Reibahle mehr als die Hälfte (etwa zwei Drittel) der Rundung läßt, und sie arbeitet alsdann sehr gut und genau; aber die hierbei vorhandenen stumpfwinkeligen Schneiden greifen nur auf Messing, nicht auf Eisen, gehörig an.

Manchmal schleift man die flache Seite hohl, wodurch die Schneiden spigwinkeliger, also noch schärfer, werden. Sehr große halbrunde Reibahlen (zum Ausbohren metallener Zylinder u. dgl.) macht man so, daß der konvere Rücken aus hartem Holze, und nur die flache Seite, an welcher die Schneiden sich befinden, aus Stahl besteht. Der Stiel ist von Eisen und mit der flachen Stahlplatte durch Schweißung verbunden.

3) Einschneidige Reibahlen, glatt und rund, mit einer ein= zigen Kante versehen, welche entsteht, entweder indem der ganzen Länge nach eine ungleichseitige Kerbe angebracht wird; oder indem zwei kleine Segmente der glatten Rundung abgeschliffen sind, so daß die zwei dadurch entstehenden Flächen durch ihr Zusammenstoßen eine Kante erzeugen. Beide Arten wirken langsam, machen aber mit Sicherheit ein völlig rundes Loch, und sind vorzüglich auf Eisen und Stahl gut zu gebrauchen.

4) Gewundene Reibahlen, vierkantig (quadratisch) geschmiedet und ausgefeilt, dann glühend gedreht, so daß schließlich die Kanten in langgezogenen Schraubenlinien liegend erscheinen; eine sehr gut schneidende aber schwierig genau zu verfertigende, daher selten gebräuchliche, Art.

5) Geriffelte (gekerbte) Reibahlen. Die ganze Oberfläche ist mit dreieckigen Einkerbungen und abwechselnden spigwinkeligen Kanten versehen, welche entweder gerade oder etwas schraubenartig gewunden an der Reibahle hinlaufen, so daß die Querschnittsgestalt eine Art vieleckigen Sterns bildet.

Da jede Ecke eine Schneide und zugleich ein Berührungspunkt init dem Loche ist, so wirken diese Werkzeuge eben so schnell als richtig, und sind daher (obwohl mühsam zu verfertigen) sehr zu empfehlen, wo es die Bearbeitung ziemlich großer Löcher gilt; denn dünne Reibahlen lassen sich, wegen praktischer Hindernisse, nicht in dieser Form darstellen. Zum Ausreiben der Löcher an messingenen Hähnen u. dgl. find die geriffelten Reibahlen vortrefflich.

*) Berliner Verhandlungen, XIV. (1835) S. 110.

X. Senker (Versenker, Senkkolben, Ausräumer,

Ausreiber, Fräser, fraise, countersink)").

Häufig kommt der Fall vor, daß ein Loch bloß an seinem Ende er= weitert (konisch oder trichterartig, zylindrisch z. versenkt, ausgesenkt) werden muß. Am gewöhnlichsten findet dieß Statt, wenn Schraubenköpfe nicht über die Oberfläche der Arbeiten hervorragen dürfen. Man bringt dann, konzentrisch mit dem Schraubenloche, eine (nach der Gestalt des Kopfes) trichterförmige oder zylindrische Vertiefung (Versenkung) an, welche den Schraubenkopf ganz aufnimmt. Von einem solchen Schraubenkopfe sagt man, er sei versenkt (noyé). In den Uhren werden Versenkungen von halbkugeliger oder ringförmiger Gestalt rund um die Zapfenlöcher angebracht, um dem Dele, welches den Zapfen als Schmiere dient, einen Aufenthalt zu gewähren. An den Formen zum Gießen der Gewehrkugeln (S. 124) ist die Kugelhöhlung selbst, so wie das trichterförmige Gußloch durch Senken ausgebildet. U. s. f. Die Senker find von Stahl und gehärtet; sie werden nach Art der Bohrer angewendet, indem man ihren Stiel mit einer Rolle versieht und sie mittelst des Drehbogens (S. 269) in Bewegung setzt; oder in die Brustleier steckt; oder auf der Drehbank gebraucht. Selten werden sie in einem Hefte befestigt und unmittelbar in der Hand geführt. Um ein durch die Wand eines Rohrs gebohrtes Loch von innen her zu versenken, dient eine Vorrichtung, bei welcher der Versenker durch eine Verbindung von Rädern mittelst einer Kurbel umgedreht wird. Die Gestalt der Versenker ist sehr mannigfaltig. Konische oder trichterartige Aussenkungen kommen am häufigsten vor. Die Senker für diesen Fall (shamfering tool, shamfering drill) sind theils flach und zweischneidig (so daß die schrägen Schneiden sich in einer Spige vereinigen) wie eine große Bohrspige; theils von der Gestalt eines Kegels und rings herum eingekerbt (fonischer Senker, cone countersink); theils kegelförmig und ganz glatt, bis auf eine einzige tiefe Kerbe, welche von der Basis des Kegels (auf welcher der Stiel sigt) nach der Spige hin läuft.

Bei einer konischen Versenkung ist die Konzentrizität derselben mit dem gebohrten Loche unschwer zu erreichen, weil die Spitze des Senkers in dem Loche selbst vorangeht. Schwieriger wird diese Bedingung zu erfül= len bei zylindrischen Versenkungen. Am gebräuchlichsten ist es in diesem Falle, den Senker in seinem Mittelpunkte mit einem zylindrischen Zapfen zu versehen, der möglichst genau den Durchmesser des vorhandenen Loches besigt, und folglich ohne Wanken in dasselbe paßt. Von diesem Zapfen gehen in entgegengesetzten Richtungen zwei gerade Schneiden aus, welche genau gleich lang, und rechtwinkelig gegen die Drehungsachse des Werkzeugs gestellt sind (foret à noyon, foret à goujon, square countersink). Defters wird der Zapfen nicht mit dem Senker aus einem Ganzen gearbeitet, sondern in ein Loch desselben eingesteckt, damit er leicht er

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*) Werkzeugsammlung, S. 80. Hülffe, Allgemeine Maschinen-Encyklo= pädie, II. 343.

sezt werden kann, wenn er abbricht, und beim Nachschärfen des Werkzeugs (auf dem Wegsteine) zu entfernen ist. Auch ein Senker mit geradliniger Schneide ohne Mittelpunkts-Zapfen kann gebraucht werden, wenn man ihn mit seinem zylindrischen Schafte durch ein auf der Arbeit vorher be= festigtes zylindrisches Rohr einschiebt und darin umdreht, damit er nicht von der gehörigen Stelle abweichen kann. Damit man aber schnell und ficher das Rohr konzentrisch mit dem zu versenkenden Loche anbringen kann, wendet man einen zylindrischen Stift an, der am Ende stumpf kegelförmig gestaltet ist und, indem er durch das Rohr hinabgeschoben in das Loch der Arbeit eintritt, die nothwendige Stellung des Erstern anweiset.

Es gibt auch Senker, welche die Gestalt eines gekerbten Zylinders oder abgestußten Kegels haben, und entsprechend gestaltete Vertiefungen hervorbringen. Halbkugelige Versenkungen erzeugt man durch Werkzeuge mit Halbkugel-Gestalt und gekerbter Oberfläche, oder durch solche, welche nach Art der Bohrspißen flach, jedoch mit einer halbkreisförmigen Schneide versehen sind. Der Senker, welcher eine ganze Kugelhöhlung (in zwei einander berührenden Metallstücken, in jeder zur Hälfte) hervorbringen soll, besteht aus einer stählernen, rundum eingekerbten Kugel an einem dünnen Stiele (Kugelsenker, Kugelknopf, cherry). Mannichfaltige andere Formen der Senker, welche öfters Anwendung finden, lassen sich ohne Zeichnungen nicht wohl deutlich erklären.

XI. Feilen (limes, files) *).

Kein anderes Werkzeug findet eine so allgemeine Anwendung bei der Bearbeitung der Metalle, als die Feile; denn alle Gegenstände, bei welchen nach dem Gießen, Schmieden u. s. w. noch eine feinere Ausbildung der Form nöthig ist, und die nicht geeignet sind, durch Abdrehen, Abhobeln oder Abschleifen vollendet zu werden, bedürfen des Ausfeilens. Die Feile ist im Allgemeinen ein Stück Stahl, dessen Oberfläche durch regelmäßig gestellte Einschnitte rauh gemacht ist, und von den Metallen, über welche sie mit angemessenem Drucke hinbewegt wird, mehr oder weniger feine Späne (Feilspäne, Feilicht, Feilstaub, limaille, filings) abreibt oder abstößt.

Die Einschnitte der Feilen (der Hieb, taille, cut) werden mittelst eines Meißels hervorgebracht; ihre Anordnung und Feinheit ist von der größten Wichtigkeit. Sehr wenige Feilen sind einhiebig (single-cut files, floats), d. h. enthalten nur Eine Reihe paralleler Einschnitte, welche sämmtlich nach Einer Richtung stehen. Bei den allermeisten Feilen hingegen laufen die Einschnitte nach zwei sich durchkreuzenden Richtungen (zweihiebige Feilen, double-cut files), wodurch zahlreiche und einander ganz nahe liegende, rautenförmige Zähnchen entstehen, welche der gan= zen Fläche eine gleichmäßige Rauhigkeit oder Schärfe verleihen. Die zu= erst verfertigte Reihe von Einschnitten heißt der Grundhieb oder

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*) Technolog. Encyklopädie, Bd. V. Artikel: Feile. Werkzeugsammlung, S. 39. Holtzapffel, II. 817.

Unterhieb (first course); die hierauf über Kreuz gemachten Einschnitte bilden den Kreuzhieb oder Oberhieb (second course). Wenn man eine Feile quer vor sich hinlegt, so erscheint der Unterhieb nach der rech= ten Seite, der Oberhieb nach der linken Seite hin geneigt. Beide Hiebe dringen dergestalt schräg in die Feile ein, daß ihre aufgeworfenen Kanten nach dem vordern Ende (der Spiße) der Feile hin steil abfallen, nach dem Hefte zu aber einen schräg abgedachten Rücken darbieten; daher greift auch eine Feile nur dann bedeutend an, wenn sie vorwärts gestoßen wird, und viel weniger beim Zurückziehen.

Um diese Beschaffenheit zu erreichen, wird beim Hauen der Meißel unter einem spigen Winkel, nach dem Vorderende der Feile überhängend, aufgefeßt; und da die Haumeißel eine desto dünner (spigwinkeliger) zugeschärfte Schneide haben, je feiner der Hieb ausfallen soll, so folgt als nothwendig, daß auf feinen Feilen die Stellung des Meißels weniger von der Senkrechten abweiche als auf der groben. In der That kann nach praktischer Beobachtung angenommen werden, daß die Achse des Meißels mit der Feilenoberfläche bei Erzeugung des gröbsten Hiebes einen Winkel von etwa 780 bildet, bei dem feinsten Hiebe dagegen von 86o. Der Unterhieb ist immer stärker nach der Mittellinie der Feile geneigt als der Oberhieb; so zwar daß, nach einem Durchschnittsmaße, der Unterhieb Winkel von 52 und 128 Grad, der Oberhieb dagegen Winkel von 70 und 110 Grad mit jener Mittellinie bildet. Der Hauptvortheil, welcher hierdurch erreicht wird, besteht in einer solchen Vertheilung der von dem Hiebe gebildeten Zähnchen, daß diese nicht in geraden, zur Achse der Feile parallelen Reihen hinter einander stehen, wie es der Fall sein würde, wenn Grundhieb und Kreuzhieb gleiche Neigung hätten. Die Feile wird dadurch in den Stand gesezt, feinere und zahlreichere Späne wegzuneh men, folglich die bearbeitete Metallfläche glätter zu machen. Die Einschnitte der einhiebigen Feilen liegen entweder rechtwinkelig gegen die Mittellinie, oder sie haben dieselbe Neigung, welche dem Oberhiebe der gewöhnlichen Feilen eigen ist; Lehteres ist das Ueblichste.

Beim Gebrauch der Feilen wird das Heft derselben mit der rechten Hand gefaßt; auf die Spiße oder das vordere Ende aber legt man (wenn die Feile nicht sehr kurz ist) die Finger oder den Ballen der linken Hand, um den nöthigen gleichen Druck zu erzeugen. Dieser Druck wird jedoch nur ausgeübt, während man das Werkzeug vorwärts schiebt; im Zurückziehen, (wo der Hieb wenig wirken kann, f. oben) läßt man dasselbe leicht über die Fläche der Arbeit hingleiten. Mit groben Feilen fängt man an, mit feinern und ganz feinen wird die Ausarbeitung vollendet, damit die gefeilten Flächen allmälig mehr Glätte annehmen. In dieser Beziehung muß man eine richtige Abstufung beobachten, weil eine sehr feine Feile, unmittelbar nach einer sehr groben angewendet, die Spuren der Lestern nur mit verhältnißmäßig großer Mühe ganz vertilgen kann, und man die feinen Feilen, als die theureren, schonen muß.

Die feinsten Feilen werden auf Schmiedeisen und Stahl (nicht auf Gußeisen und Messing) mit Del gebraucht. Theils bildet das Del mit den feinen Feilspänen eine Art Paste, welche den Hieb bis zu einem gewissen Grade_ausfüllt, und nur die äußersten Spizen der Zähne zum Angriff kommen läßt, so daß keine groben und tiefen Risse in dem Metalle entstehen; theils wird durch das Del die Festschung gröberer Späne an der Feile verhindert, welche beim Gußeisen und Messing nicht so leicht eintritt, weßwegen auch hier das Del entbehrlich ist.

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