Page images
PDF
EPUB

können, legt man auf ein im Schraubstocke eingespanntes Feitholz, auf welchem sie durch Stifte oder dgl. an Verschiebung gehindert sind.

II. Feil- und Stielkloben *).

Für kleine Arbeitsstücke vertritt die Stelle des Schraubstocks der Feilkloben, Handkloben (étau à main, pince à vis, tenaille à vis, vice, hand-vice), welcher so fern er in der Hand gehalten wirdeine beliebige Wendung des Arbeitsstückes gestattet; so daß dieses leicht an allen Seiten befeilt werden kann, wozu man im Schraubstocke eines mehrmaligen Umspannens bedürfen würde. Der Feilfloben hat in den Haupttheilen Aehnlichkeit mit einem Schraubstocke, ist aber nur 3 bis 6 Zoll lang. Die beiden Theile desselben sind durch ein förmliches Gewinde (ohne Flasche) mit einander verbunden, und zwischen ihnen liegt die Feder. Die Schraube ist mit dem einen Theile fest verbunden, und geht durch ein längliches Loch des andern Theils. Außerhalb des Leßtern trägt sie eine Flügelmutter, die, wenn sie angezogen wird, den Feilkloben schließt. Die größten Feilkloben versieht man mit einer vier- oder sechseckigen Mutter, die mittelst eines darauf gesteckten Schlüssels umgedreht wird. Die Schraube wird oft ein wenig gebogen, um leichter die Bogenbewegung beim Oeffnen und Schließen zu gestatten. Der Gestalt des Maules nach unterscheidet man die Feilkloben in schmalmaulige (dog-nose hand-vice, pig-nose hand-vice) und breitmaulige (cross-chap hand-vice). Zum Einspannen zarter oder schon fast fertig gearbeiteter Gegenstände, welche durch die rauhen und harten Flächen eines gewöhnlichen Feilfloben-Mauls beschädigt oder wenigstens mit entstellenden Eindrücken versehen werden würden, bedient man sich hölzerner Feilkloben von verschiedener Gestalt (aus Pockholz, Buchsbaum-, KornelkirschenHolz 2.).

Große Feilkloben befestigt man öfters an dem Werktische, und ge= braucht sie dann nach Art sehr kleiner Schraubstöcke (Tischkloben, tablevice) **); dagegen sind die kleinsten, welche sonst wegen ihrer Kürze nicht fest in der Hand gehalten werden könnten, mit einem Stiele verschen, wovon sie den Namen Stielkloben (étau à queue, tail-vice), erhal

ten.

Die schmalmauligen Stielkloben führen bei den Uhrmachern den Namen Stiftenklöbchen (étau à goupilles), weil sie zum Einspannen abzufeilender Stifte besonders bequem sind. Mehrere Arten von Stielfloben, mit verschiedenen Abänderungen in der Einrichtung, sind für gewisse, minder allgemeine Zwecke gebräuchlich. Hierher gehören die Stielkloben mit hohlem Sticle, und mehrere in der Uhrmacherei angewendete, wie das

*) Technolog. Encyklopädie, Bd. V., Artikel: Feilkloben; Bd. XIV. S. 56-61. Werkzeugsammlung, S. 36. Karmarsch, Mechanik, 100. Bulletin d'Encouragement, XXXII. (1833) p. 322. Polytechn. Journal, Bd. 51, S. 194; Bd. 71, S. 310. Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover, Lief. 27 (1841) S. 516. Centralbl. 1942, Bd. 1, S. 389; 1838, Bd. 2, E. 1163.

**) Technolog. Encyklopädie, Bd. XIV. S. 54.

Polytechn.

Kronrad-Stielklöbchen, das Unruh-Stielklöbchen oder Spindelklöbchen (étau à queue à balancier, balance vice), u. s. w.

III. Zangen.

In so fern die Zangen zum Festhalten von Arbeitsstücken dienen, haben sie wesentlich einerlei Bestimmung mit den Feil- und Stielkloben; doch unterscheidet sich ihre Anwendung dadurch, daß man mit Zangen nur solche Gegenstände hält, welche keiner starken und lange dauernden Befestigung bedürfen. Die hier zu erwähnenden Zangen sind (außer den bekannten großen Beißzangen, tenailles, tricoises, pincers, welche man zum Ausziehen und gelegentlich Abkneipen von Nägeln u. dgl. ge= braucht) von dreierlei Art:

a. Gewöhnliche Flachzangen (pincettes, béquettes, plyers), mit schmalem, flachem Maule und gebogenen Schenkeln oder Griffen. Zuweilen bewirkt man durch eine zwischen die Schenkel gelegte Feder, daß die Zange von selbst sich öffnet, wenn man mit dem Drucke der Hand nachläßt *). Die Charnierzange (joint-plyer) ist eine Flachzange mit runden Auskerbungen im Maule, um die kurzen Röhrchen, woraus Dosen-Charniere 2. zusammengesezt werden, beim Befeilen ihrer Enden fest= zuhalten **).

b. Schiebzangen (tenaille à boucle, pin-tong, sliding tong), mit geraden Schenkeln, welche von einem länglich viereckigen Ringe (coulant) umfaßt werden, der die Zange schließt, wenn man ihn herabschiebt. Eine Feder zwischen den Schenkeln öffnet sie, wenn der Ring hinaufge= schoben wird ***). Das Maul (chop) ist, wie bei den Feilkloben, entwe= der breit (dann heißt das Werkzeug auch insbesondere slide-vice) oder schmal (slide-plyer). Die Schiebzangen sind sehr zweckmäßig zum Einspannen kleiner und zarter Arbeitsstücke, weil man nach dem Herabschieben des Ringes nicht ferner mit der Hand zu drücken braucht, um das Festhalten zu bewirken, und weil die Kraft, mit welcher der Ring die Zange schließt, das Arbeitsstück nicht beschädigen kann, wie öfters bei einem Feiloder Stielkloben durch das Anziehen der Schraubenmutter der Fall sein. würde. Mehrere besondere Arten der Schiebzangen find bei den Uhrma= chern gebräuchlich, wie die Steigradzange (pince aux roues de rencontre), Schraubenpolirzange, Zeigerzange (pince aux aiguilles) 2.

c. Federzangen, Pinzetten, Kornzangen, Kluppzangen oder Klüppchen (pincettes, brucelles, bercelles, corn-tongs, tweezers) ****), kleine und schwache Werkzeuge, welche nur dazu dienen, zarte Gegenstände anzufassen und kurze Zeit zu halten, um sie zu besehen oder von einem Orte zum andern zu legen. Die einfachste Art dieser Zangen

Karmarsch, Mechanik, S. 44.

*) Werkzeugsammlung, S. 57. Technologische Encyklopädie, Bd. VII. Artikel: Goldarbeiten, S. 165.

***) Werkzeugsammlung, S. 56. Karmarsch, Mechanik, S. 47.

entsteht, wenn man einen etwa 6 Zoll langen und gegen 1⁄2 Zoll breiten Streifen von Stahlblech oder hartgehämmertem Messingblech von der Mitte aus gegen beide Enden hin spißig zufeilt, in der Mitte umbiegt, und die dadurch gebildeten zwei Schenkel so sehr einander nähert, daß sie nur etwa 4 Zoll weit an den Spitzen klaffen. Ein leichter Fingerdruck reicht hin, sie ganz zu schließen; und nach dem Aufhören desselben öffnen sie sich von selbst wieder. Defters wird ein kleiner Schieber angebracht, der, vorgeschoben, das Wiederaufgehen verhindert, so lange er in seiner Stelle bleibt; oder das Zängelchen so eingerichtet, daß es durch die Federkraft seiner Schenkel von selbst stets geschlossen bleibt, sofern man nicht durch den Fingerdruck auf ein Paar Knöpfchen dasselbe öffnet. Das hintere oder obere Ende des Werkzeugs (wo die Schenkel sich vereinigen) versicht man manchmal mit einer Schaufel, um damit mehrere kleine Gegenstände auf ein Mal aufnehmen zu können. Zum Anfassen sehr zarter Stücke bedient man sich messingener Federzangen mit Spißen von Elfenbein oder Ebenholz. Auch doppelte Federzangen gibt es, aus zwei geraden, 4 bis 5 Zoll langen Schenkeln bestehend, die in der Mitte mit einander verbunden sind, so daß jedes Ende für sich eine Zange darstellt.

Zweite Abtheilung.

Mittel zum Abmessen, Eintheilen und Linien ziehen.

I. Linienreißer.

Um gerade Linien auf Metallarbeiten nach dem (eisernen oder stähler= nen) Lineale (règle, rule) zu ziehen, dient ein spißiger gehärteter Stahlstift, eine Radiernadel, Reißnadel, pointe, drawing point, oder ein kleiner, scharfer Haken, Reißhaken. Diese höchst einfachen Werkzeuge, deren Gebrauch von selbst klar ist, werden in ein hölzernes Heft gefaßt.

Auf einer Röhre, überhaupt einem Zylinder, kann zum Ziehen einer Linie parallel mit dessen Achse das gewöhnliche Lineal nicht leicht und fest in der gehörigen Richtung angelegt werden. Man versieht es daher für diesen Zweck mit einer angeschraubten hölzernen Leiste, die sich das ganze Lineal entlang erstreckt und mit der Fläche des Leztern einen rechten Winkel bildet, welcher beim Gebrauche einen Bogen der Zylinderkrümmung umfaßt: auf diese Weise entsteht das sogenannte Rohrmaß, die Rohrlehre*).

II. Streichmaß, Neißmaß, Parallelmaß, Parallelreißer (tracequin, trusquin, marking gauge)**).

Oft ist es nothwendig, eine oder mehrere gerade Linien parallel zu einer Kante des Arbeitsstückes zu ziehen. Die Entfernungen mittelst des

*) Technolog. Encyklopädie, Bd. IX. S. 526. *) Technolog. Encyklopädie, Bd. IX. S. 521.

Zirkels abzumessen, und dann die Linien nach dem Lineale zu ziehen, ist meist zu weitläufig. Das Streichmaß erleichtert und beschleunigt diese Arbeit sehr. Es besteht gewöhnlich *) aus einem Stücke Eisen oder mit Eisen beschlagenem Holze (dem Anschlage), durch welches ein 6 bis 8 Zoll langes Eisenstäbchen geschoben ist. Lesteres wird, in der Stellung, welche man ihm gegeben hat, mittelst einer Schraube befestigt. Es enthält an einem Ende eine rechtwinkelig befestigte Stahlspiße, die auf das Arbeitsstück zu stehen kommt und die Linie einreißt, wenn der Anschlag an die Kante gelegt und längs derselben fortgeführt wird. Indem man das Stäbchen mehr oder weniger aus dem Anschlage hervorzieht, wird die Entfernung der Linie vom Rande des Arbeitsstückes beliebig verändert. Um das Stäbchen sehr genau einstellen zu können, wendet man zuweilen eine künstlichere Einrichtung an **).

Ein höchst einfaches, aber freilich unvollkommenes Streichmaß ist folgen: des. Ein in der Form des Buchstabens S ausgearbeitetes Stück Stahlblech ist auf seinen beiden konveren Krümmungen mit kurzen Stacheln oder Spigen versehen, welche in verschiedenen Entfernungen von einander angebracht werden. Man wählt zwei davon aus, deren Zwischenraum die angemessene Größe hat, legt die eine als Anschlag an den Rand des Arbeitsstückes, und reißt mit der andern die Linie. Das stehende Streichmaß***) besteht aus einem scheibenförmigen Fuße mit ganz ebener Bodenfläche, einem davon — rechtwinkelig gegen jene Bodenfläche fich erhebenden Stäbchen, und einer auf Lezterem verschiebbaren Hülse, durch welche unter rechtem Winkel gegen das Stäbchen eine lange Reißspige gesezt wird. Ist nun die Aufgabe, auf einem Arbeitsstücke parallel zu einer gegebenen Fläche Linien vorzuzeichnen, so legt man dasselbe mit dieser Fläche auf eine vollkommen ebene Platte, stellt auf Lettere auch das Streichmaß mit seiner Fußfläche, und führt es längs des Arbeitsstückes hin.

III. Maßstäbe (échelle, règle, pied, mètre, rule) ****).

Die einfachsten bestehen bekanntlich aus einem eisernen oder messinge= nen Lineale, auf welchem die Eintheilung in Zolle u. s. w. verzeichnet ist. Maßstäbe, welche man bequem in der Tasche tragen will, werden mit Charnieren zum Zusammenlegen eingerichtet, und sehr zweckmäßig (zugleich leicht und fest) aus gezogenen viereckigen messingenen Röhren zusammengesetzt. Um große Abmessungen, z. B. an Maschinen, vorzunehmen, wobei die äußerste Genauigkeit nicht erforderlich ist, eignet sich sehr gut ein Meßband, nämlich ein gefirnißtes, mit der Zoll-Eintheilung bedrucktes Leinen oder Seidenband, welches bei bedeutender Länge nur wenig Raum einnimmt, und in einer scheibenförmigen Büchse von Holz oder Messing auf einer Spindel aufgerollt ist. Das Ende ragt durch eine Deffnung am Umkreise der Büchse hervor, damit man das Band nach Erforderniß abwickeln und herausziehen kann. Oft bringt man im Innern der Büchse

*) Art du Serrurier, par Hoyau; Paris 1826; p. 11. ler, I. 87.

**) Karmarsch Mechanik, S. 111.

[blocks in formation]

Geißler's Drechsler, I. 87.

***) Polytechn. Centralbl. 1849, S. 1218.
) Technolog. Encyklopädie, Bd. IX. S. 488.

eine spiralförmige Feder an, welche das Band von selbst wieder aufwickelt sobald man es nicht mehr angespannt hält *).

IV. Zirkel (compas) **).

Die Anwendung der gewöhnlichen Zirkel zum Messen und Eintheilen, so wie zum Zeichnen von Kreisen oder Kreisbögen, darf als bekannt augenommen werden. In den Werkstätten der Metallarbeiter kommen folgende wesentlich verschiedene Arten von Zirkeln vor:

a) Charnierzirkel (compas à charnière, compasses), deren beide Schenkel durch ein Gewinde oder Charnier (charnière, joint) zusam= menhängen, wie bei den Zirkeln, welche man gewöhnlich in den Reißzeugen findet. Sie sind meistens von Stahl gemacht und mit gehärteten Spigen versehen, oder bestehen aus Eisen mit stählernen Spißen; doch gebraucht man für feinere Arbeit auch messingene mit eingesteckten stählernen Füßen. Ein gehörig starker Bau muß wesentlich berücksichtigt werden, da der Metallarbeiter das Werkzeug nicht immer so zart behandeln kann, als ein Zeichner gewohnt ist. Der Kopf oder das Gewinde ist daher dick und breit, die Schenkel sind dick, und die Spizen nicht schlank verjüngt, sondern kurz angeschliffen, rund und nicht zu sein. Selbst beim Schmieden gebraucht man dergleichen Zirkel, um die Dimensionen der Arbeitsstücke nachzumessen (Feuerzirkel); noch weit häufiger ist deren Gebrauch an der Werkbank. Ist die Aufgabe, um ein Loch als Mittelpunkt einen damit konzentrischen Kreis zu beschreiben, so wird in den einen Fuß eine dicke kegelförmige Spiße gesteckt, welche nicht ganz in das Loch einsinkt. Zuweilen macht man die Schenkel ein wenig nach einwärts krumm, damit auch bei etwas großer Deffnung die Spigen nicht zu schief aufstehen. — Da man oft in dem Falle ist, eine bestimmte Oeffnung des Zirkels län= gere Zeit mit Sicherheit unverändert erhalten zu müssen, ein gewöhnlicher Zirkel aber durch zufälliges Anstoßen leicht sich verstellt; so ist es eben so zweckmäßig als gebräuchlich, mit dem einen Schenkel einen eisernen oder stählernen Kreisbogen zu verbinden, der den Mittelpunkt seiner Krümmung in dem Charniere hat, durch ein Loch des andern Schenkels durchgeht, und in demselben mittelst einer Druckschraube befestigt wird: Bogenzirfel, compas à quart de cercle, wing-compasses. Zur genauesten Einstellung der Spißen wird dann öfters der Bogen mit einer Mikrometer-Schraube versehen, welche man umdreht, nachdem die Druckschraube schon angezogen, und die Oeffnung annähernd bereits berichtigt ist.

Es gibt auch Bogenzirkel, deren Bogen auf seiner konveren Seite gezahnt ist; in dem Schenkel, durch welchen der Bogen sich schiebt, ist dann ein kleines Getrieb angebracht, dessen Umdrehung, rechts oder links, den Zirkel schließt oder öffnet, ohne daß man die Schenkel unmittelbar mit der Hand bewegt (rack

*) Mittheil. des Gewerbevereins für das Köitlgreich Hannover, Lief. 24 (1841), S. 241.

**) Werkzeugsammlung, S. 61. Karmarsch, Mechanik, S. 44, 47, 108, 109, 110, 112, 192. Art du Serrurier, par Hoyau, Paris 1826, Geißler's Drechsler, I. 81. - Polytechn. Centralbl. 1849,

p. 5, 11.

S. 1217.

« PreviousContinue »