Page images
PDF
EPUB

den das Eine und das Andere selbst der angestrengtesten und schärfsten Aufmerksamkeit entziehen kann. Von Wichtigerem und Bedeutenderem wird mir wohl nicht' eben viel entgangen sein. Wenigstens darf ich mir mit Ueberzeugung das Zeugniss ausstellen, dass ich keine Anstrengung und kein Opfer gescheut habe, um mir von dem Wichtigeren und Bedeutenderen möglichst wenig entgehen zu lassen.

Habe ich bisher von den Mängeln meines Buches gesprochen, so ist es mir nun wohl auch erlaubt, Einiges zu erwähnen und hervorzuheben, was dazu geeignet sein dürfte, das Wohlwollen der Leser für meine Arbeit aufzurufen. Hierbei habe ich vor Allem auf die Ausdauer hinzuweisen, mit der ich durch mehr als fünfundzwanzig Jahre hindurch es ist dies keine gewöhnliche Redensart meiner Arbeit nachgegangen bin. Bibliographische Arbeiten sind, wie Jeder wissen wird, der sich mit dergleichen Dingen beschäftigt hat, oft ziemlich langweilig und sehr ermüdend, so dass schon eine tüchtige Portion Geduld und Kraftanstrengung dazu gehört, um durch eine so lange Zeit hindurch den Muth nicht zu verlieren und auszuhalten, zumal so lange es sich nur darum handelt, das Material von allen Seiten herbeizuschaffen, den Weizen von der Spreu zu sondern, das Ueberflüssige auszuscheiden, und das Zurückbehaltene dem Zwecke des Werkes entsprechend einzeln zu verarbeiten. Erst dann, wenn man die vielen tausend einzelnen Blätter und Titelcopien und kritischen Bemerkungen allmählig zu einem organischen Ganzen sich gestalten sieht, wird das Arbeiten weniger abspannend und ermüdend. Nächst der Ausdauer habe ich sodann zu Gunsten meines Buches die Genauigkeit zu erwähnen, mit der ich, selbst bis in die geringsten Details hinab, meine Aufzeichnungen zu machen bemüht gewesen bin, soweit mir dies nur immer meine Mittel gestatteten. Es ist zwar möglich, dass bei dem Drucke und der Correctur des Buches, hinsichtlich welcher letzteren ich der ausserordentlichen Sorgfalt des Dr. Klotz in Leipzig ganz besondere Anerkennung schuldig bin, sowie bei der von mir selbst besorgten Revision der Druckbogen, trotz alles aufgewendeten Fleisses, doch die Genauigkeit einigen Abbruch erlitten hat; aber dieser Abbruch kann und wird, soweit ich dies jetzt schon zu übersehen im Stande bin, ein verhältnissmässig nur höchst unbedeutender sein. Ich bin mir wenigstens bewusst, bei der Aufzeichnung der Büchertitel und der Durchsicht der Bücher mit einer fast pedantischen Accuratesse, die dem mit den Forderungen der Bibliographie nicht vertrauten Laien sogar lächerlich erscheinen dürfte, überall zu Werke gegangen zu sein, damit mein Buch zum Fundamente eines Baues würde, auf dem ich und nach mir jeder Andere mit

einer gewissen Sicherheit fortbauen könnte, ohne nöthig zu haben, immer und immer wieder von vorn d. h. mit abermaliger Vergleichung der von mir bereits im Originale durchgesehenen Bücher anfangen zu müssen. Endlich habe ich die Leser noch auf die Sorgfalt hinzuweisen, mit der ich bei Einsammlung des Materiales verfahren bin, um selbst das Geringste, was aber immerhin für die Zwecke meines Buches von einem gewissen Interesse und Werthe sein könnte, nicht ausser Acht zu lassen; so habe ich nicht versäumt, eine grosse Anzahl von antiquarischen Buchhändler- und Bibliotheks-Katalogen namentlich aus neuerer Zeit, soweit sie für einzelne Litteraturfächer von einiger Bedeutung sind, mit zu verzeichnen, obschon dies mit einer verhältnissmässig sehr erheblichen und dazu in vielen Fällen höchst unerquicklichen Mühwaltung verbunden gewesen ist. Ich habe diese Mühwaltung im Interesse meines Werkes dennoch nicht gescheut, weil ich aus eigener langjähriger Erfahrung recht wohl weiss, dass die Aufzeichnungen in dergleichen Buchhändler- und Bibliotheks-Katalogen, so mangelhaft diese auch oft redigirt sind, gleichwohl wegen der ihnen mehr oder minder inwohnenden Authenticität von dem Bibliographen keineswegs ganz bei Seite gelassen werden dürfen.

Dies wäre ungefähr das Hauptsächliche, was ich zu Gunsten meines Werkes zu sagen hätte, um den Lesern in dieser Hinsicht einen Maassstab mit an die Hand zu geben, mit dem sie das Buch, wenn schon gerecht, doch auch billig und wohlwollend messen mögen.

J. Petzholdt.

[3.] Beschreibung des v. Salagast'schen Albums in der K. Universitätsbibliothek zu St. Petersburg.

Von K. Allendorf.

Unter den seltenen und werthvollen Büchern, welche die Kaiserl. Universitätsbibliothek zu St. Petersburg besitzt, sei eines der Gegenstand meiner gegenwärtigen Besprechung. Es führt den Titel: Icones Livianae: Praecipuas Romanorum historias magno artificio ad vivum expressas oculis repraesentantes, succinctis Versibus illustratae: per Philippum Lonicerum. 1572. Auf der letzten Seite steht: Impr. Francof. ad M. per Georgium Covinum et haeredes Wigandi Galli, 1573.

Seines eigenen Werthes wegen würde ich dies Buch wohl kaum hier anführen. Es enthält 103 Abbildungen, die sich durch keine besonderen Vorzüge auszeichnen. Das Exemplar aber, welches ich gegenwärtig in Händen habe, hat einen besonderen Werth durch seinen ersten Besitzer bekommen, der

die Rückseiten der Bilder sowie die weissen Blätter, mit denen das ganze Buch durchschossen ist, zu einem Album benutzt und auf diese Weise eine Autographensammlung hinterlassen hat, die so manches Interessante darbietet. Zu den Autographen mancher bedeutenden Personen gehören auch hin und wieder schön gezeichnete, colorirte Wappen derselben. Auf der Rückseite des Titelblattes steht: „Dieses Stammbuch gehörte einem Hanns von Salagast, der viele Länder und Höfe, auch Universitäten mit jungen Herren besuchte, und lange Zeit Hofmeister Churbrandenburgischer Prinzen war, deren Namen p. 8 stehen." Diese Zeilen sind von D. Burscher gegen Ende des vorigen Jahrhunderts geschrieben. Auf dem ersten weissen Blatte des Buches steht geschrieben: „,Ao. Chri. (?) claruit Salagastus, sapiens Philosophus Francorum et de antiqua Regum progenie ducens originem, qui jussu Clodii Regis, cum esset in omni literatura doctissimus, Francorum leges conscripsit, quas suo nomine Saligas nuncupavit. Has leges postea Clodoweg Rex conversus ad Fidem ampliari fecit. Idem Salagastus permissione Clodii Regis urbem ad littus Moeni haud longe a Franckfurth, Franck furth, novam constituit, quam suo nomine Salagast nominavit, quam hodie corrupto vocabulo ignari Auctores Selgenstat appellant. In hac ipsa Vrbe sua, Salagastus moritur et combustus urnae imponitur An: Clodii XVI." Die Schriftzüge, mit denen diese Notiz geschrieben ist, deuten auf das 17. Jahrh.

Auf S. 5 stehen die Namensunterschriften des Matthias, nachmaligen Kaisers (starb 1619) und des unglücklichen Polenkönigs Maximilian, der später Hochmeister des Deutschen Ordens war (starb 1618), beide aus dem Jahre 1577.

[blocks in formation]

Fiat justitia aut pereat mundus. Amicitia praesidium firmissimum.

Joachimus. mpp.

Ernestus. mpp.

1595.

Aut mors aut vita decora.

Christianus Wilhelmus. mpp.

Diese unsere Symbola haben, wir von Gottes gnaden, Augustus: wir Albrecht Friedrich: wir Joachim: Wir Ernst: wir Christian Wilhelm: Gebrüderr, Marggraffen zu Brandenburgk Und Herzoge in Preussen, dem Edlen Unserem lieben besonderen Hans von Salagast zu gnaden und ewigen gedenkens geschrieben: welcher nun in das Neundte Jhar als ein threuer

Hoffmeister höchstes fleisses mit mit gutten leben, nutzbaren lehren und löblichen tugenden uns bey whonet und auch uns semptlichen nicht anders als ein Vater seine Kinder threulich und von hertzen wol meinet. Diss dan zu anzeigung liebe und gnade wir in keine Vergessenheit stellen, sondern hiemit gratitudinis et amoris ergò billich bezeugen und rhümen, und mit der Zeit in allen gnaden mit werk und that uns gegen ihm danckbarlichen zubeweisen wol geneigt sein und bleiben wollen.

Nos T: amantissimi Principes, tui licet non naturâ attamen curâ filii, haec tibi ceu alteri Parenti in sempiternam relinquimus memoriam. Halae Saxo: in arce D. Mauritij die 3. Maij: Anno ut supra.

Diese fünf Prinzen waren Söhne des Churfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. August starb als Canonicus zu Strassburg 1607, Albert Friedrich und Joachim starben im J. 1600, Ernst 1613 als Johannitermeister zu Sonneburg. Christian Wilhelm, der unglückliche Administrator von Magdeburg, ward 1625 vom Kaiser geächtet, starb 1665. Im J. 1603 hat er noch einige Zeilen in das vorl. Album (p. 12) geschrieben: Virtus in arduo posita est. 1603. Christianus Wilhelmus, Archiep. Magdeb. MB. scripsit Educatorj quondam suo fidelissimo Johannj â Salagast, singularis benevolentiae et memoriae causa Mpp. Darunter stehen die Worte seines Oheims Friedrich, Johannitermeisters zu Sonneburg (starb 1610): Laisse Dieu faire. Fridericus MB. Mppa.

Seite 28 sind die Schriftzüge noch zweier Brüder der erwähnten fünf Brandenburgischen Prinzen zu sehen, Johann Sigismund's aus dem J. 1593, der 1608-1619 Churfürst von Brandenburg war, und Johann Georg's, der 1592 zum Bischof von Strassburg gewählt, 1623 vom Kaiser geächtet wurde und 1624 in Ungarn starb. Letzterer schrieb in's Album: 1595. En Dieu est ma confience. Ich wage, Gott wallte. Johannes Georgius, Postulatus Administrator Argentinensis, Marchio Brandenburgensis beneuolentiae ergò scribebat. Hallae Saxon.

Theodor Beza, Calvin's College und Nachfolger in Genf, der auch der zweite Calvin und in Frankreich der Papst der Hugenotten genannt wurde, geb. in Vezelai in Bourgogne 1519, gest. 1605, schrieb in Salagast's Album (p. 15):

Viperei exedunt ceu matris uiscera foetus,

Sic quos ipsa suo fouet amica sinu,

Roditur heu nimium Sanctorum Ecclesia multis,
At non eventu nec ratione parj.

Vipera nam infelix salva prole interit: illis

Haec contra extinctis non peritura manet.

Theodorus Beza εὐγενεῖ καὶ ἐξόχω
adolescentj Joannj à Salagast

Geneuae scripsi XXV Junij, anno

ultimi temporis CIOIOLXXVIII.

Seite 82: Tandem bona causa triumphat. (Abbildung des Wappens.) Zacharias Slauata Baro à Chlum et Cossumberg scribsit haec Argentinae IV Cal: Jan: Anno 1580.

Seite 271: Fundamentum perpetue commendationis et famae justitia. Hanss Bleickhart vonn Berlichingenn scripsi Lutetiae Parisior. ao. 1583. 10. Martis.

Auf Seite 291 u. 295 sind die Schriftzüge zweier Mitglieder des berühmten Geschlechts von Nostitz, Balthasar's und Johann's, vom Jahre 1583, von denen der letztere wahrscheinlich der 1562 geborene, spätere Rath des Herzogs Joachim Friedrich zu Liegnitz und Brieg, nach dessen Tode Vormund der Liegnitz'schen Prinzen, Johann von Nostitz auf Noes, Gross- und Klein-Strenitz ist.

Seite 320: Oioréov zai haioréor. (Abbildung des Wappens.) Haec scripsit Guilhelmus Pelhamus. Anglus. Argentinae 14. Augusti anno 1580.

Wilhelm Pelham war geboren in England um's Jahr 1568, studirte in Oxford, Strassburg, Heidelberg, Wittenberg und Leipzig, lebte dann auf seinen Gütern, schrieb in Englischer Sprache Meditationen über das Evang. Joh. und starb nach dem Jahre 1616.

Seite 324 hat sich der berühmte Philolog Johann Sturm (d. 28. Juni 1577) verewigt, der 1507 geboren, in Leyden studirte, dort mit dem Prof. Rescius eine Buchdruckerei anlegte und mehre Griechische Autoren herausgab, dann nach Paris zog, wo er zum Doctor der Medicin promovirt wurde und Griechische und Lateinische Sprache lehrte. Bekannte sich zum Protestantismus, musste 1537 Paris verlassen und begab sich nach Strassburg, wo er eine Zeit lang Rector perpetuus war, aber 1583 auf die Anschuldigung hin, er sei in 20 Jahren nicht zur Kirche und zum Abendmahl gekommen, seines Amtes entsetzt wurde, worauf er 1589 starb. Er wurde der Deutsche Cicero genannt.

Seite 339: 1581. Est virtus placitis abstinuisse bonis. (Abbildung des Wappens.) Faire et taire En attendant j'espere. Haec in sui memoriam scripsit Gotthardus Kettler. Argentorati. 17. April.

Seite 359 schrieb der berühmte Jurist Jacob Cujacius (geb. zu Toulouse 1520, gest. zu Bourges 1590): 'H90s avθρώπου δαίμων. Jac. Cujacius scripsi in gratiam nobilissimi et doctissimi viri D. Jo. Salagasti animo meo charissimi Lutetiae Parisiorum V. Id. Mar. CIƆIƆLXXXIII.

« PreviousContinue »