dalenen: Gymnasiums in eben dieser Stadt, sechs 1706. Unter als len Dichtern Reimern, nach und funfzig Jahr alt, im Jahre Spiß'ens Vors gange der Gelegenheitsdichterei oblagen, ist Christian Gryphius der unverdrossenste. Ueber die Hälfte seiner poetischen Werke, wenn man sie so nennen will, besteht in Leichengedichten, Hoche geitsgedichten und Nahmens und Ehrens gedichten. Zu diesen gesellt sich ein ansehnlicher Vorrath von Geistlichen Gedichten, deren erster Theil in der Sammlung voran steht. Unter dem Titel Dramatische Gedichte hat er allerlei lys rische Einschiebsel zu den dramatischen Schulacten geliefert, die auf den Gymnasien zu Breslau aufs geführt zu seyn scheinen. Am freiesten zeigt sich feine Kunst in den Zerstreuten Gedichten und Epigrammen "). In seinen fåmmtlichen Wers fen erscheint er als ein ernster, rechtlicher, jur Schwermuth gestimmter, frommer Mann, der aber gesunden Verstand und gute Gesinnung für poetis fchen Geist hielt, und von den Talenten, die den Dichter machen, nicht viel mehr besaß, als die Gabe ich mit Leichtigkeit in correcten Versen auss zudrücken. So groß er von Hoffmannswaldau dachs te, war ihm doch die Unsittlichkeit der neuen Poetes ei seiner Zeit ein ergerniß. Selbst in seinen Hochzeitsgedichten eifert er dagegen mit moralischer Strenge *). In der geschmacklosen Bildersprache, die u) Die vollständige Sammlung der Gedichte des Christian Gryphias ist die nach seinem Tode herausgekommene zweite Auflage seiner Poetischen Wälder, Frankf. und Leipzig, 1707, in 2 Octavbánden. *) 3. G. zu Anfange des folgenden: die er dem bewunderten Vorbilde ablernen zu müssen, glaubte, ist er viel weniger ausschweifend, dafür aber desto frostiger "). Sogar seine Frömmigkeit wird Meln Freund, du sehnest dich nach feiner Ueppigkeit Du suchst ein teufches Lied, ein reines Hochzeite 1 Und mich hat lange schon der tolle Wahn verdrossen Als wenn die Tugend sich mit Lastern könnte paaren; Ich rufe mit der Welt ist keinen Gößen an, tann, Darf seiner Feder Lauf nicht nach den Heyden richten.” Schade, daß der fromme Mann nicht mehr Wig mit dem Christenthume zusammen gereimt hat. y) In einem Leichengedichte rühmt er die Klugheit einer verstorbenen Gräfin von Schafsotsch. "Bas aber soll ich ist von ihrer Klugheit sagen? Und dennoch allemal zu tragen fertig war. Hter wo das grüne Feuer der süßen Hoffe น 4 wird zuweilen zur Albernheit durch die "sinnreich feyn sollende Einkleidung 2). Aus einigen feiner Lieder spricht ein edles Gefühl, aber matt "). ́ In Ihr Frucht-horn war gefüllt mit trächtigen Granaten! Sie hat den Kindern treu, den Freunden wohl ger rathen." Als ein Non plus ultra dieser Art darf. das Leichens gedicht angesehen werden, worin der feelige Krebst gang eines Töchterleins befungen wird. Hier nur ein Paar Strophen. Water "Ein Krebs geht zwar wohl hinter sich, 〃 Und also, wie es scheint, zurücke, Doch, werthes Kind, betracht' ich dich, So thuft du dies zu deinem größten Glücke. Ein Krebs geht aus dem Strom ans Land, a) 3. B. Ich verfeht, es ist nicht sohn, Aber In feinen Sinngedichten ist wenig Salz. Seiz me Sonette, meistens geistlichen Inhalts, find alltäglich. Der hoffmannswaldauischen Schule näherte sich auch der deutsche Fürst, der damals unter allen Fürsten die entschiedendste Liebe zu poetischen und gelehrten Studien, aber mit nicht mehr Geschmack, als die übrigen deutschen Dichter des Zeitalters, durch seine Schriften bewährte. Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig, war im Jahre 1633 ge: boren. Zu seiner litterarischen Bildung scheint der verdienstvolle Schottelius, dessen oben gedacht ist, den Grund gelegt zu haben b). Nachdem er zu Helmstädt studirt hatte, machte er, wie es üblich war, eine Reise durch die Niederlande, Frankreich and Italien. Im Jahre 1684 nahm ihn sein åt: terer Bruder, Rudolph August, zum Mitregenten des Herzogthums Braunschweig: Wolfenbüttel an, Mach dessen Tode, der im Jahre 1704 erfolgte, regierte Anton Ulrich allein;, ging bald darauf zur katholischen Kirche über; ließ aber in seinem Lande alle Religionsverhältnisse unverändert; theilte seine Zeit, ་ Zeit, wie vorher, in abwechselnde Beschäftigung mit Der Landesregierung und litterarischen Studien eing und erreichte, geachtet und geliebt, das Alter von achtzig Jahren. Er starb im Jahre 1714, Sein Nahme muß schon deßwegen in ehrenvollem Andens Fen bleiben, weil weder vor, noch nach ihm, ein Deutscher Fürst so bemühet gewesen ist, als Schrift: Steller in seiner Muttersprache die schöne Litteratur empor zu bringen. Er hatte zu viel geraden Vers Stand, um die hoffmanuswaldauische Wißelei nachs uahmen. Gegen unfittliche Geistesverirrungen sichers te ihn fein religiöser Ernst. Aber um Gedankens fülle und Fräftige Darstellung war es ihm so wenig zu thun, als ob er die Kunst, mit vielen Worten wenig zu sagen, von Hoffmannswaldau selbst gelernt hätte. Fleißig übte er sich in der geistlichen Poesie. Mehrere feiner frommen Lieder wurden in die protestantischen Gesangbücher aufgenommen. Aber hervorstechende Gedanken muß man in diefen Liedern nicht suchen ). Was für Begriffe er vom epis schen Dichten hatte, sieht man aus seiner weits schweifigen und nüchternen, in Alexandrinern abges faßten Geschichte David's Königs in Juda, Diever in den vierten Theil seines Romans Die römische Octavia eingeschaltet hat d). Dieser Roman, Eine neben mir liegende Sammlung geistlicher Gedichte, d) Diese episch seyn sollenden Reime finden sich als Gen füllen. |