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europäischen Auktionen mit Ausschlufs der englischen. Bearbeiter ist der bekannte Antiquar C. Beck, Verleger Otto Harrassowitz in Leipzig.

von

Der Oberbibliothekar an der Königlichen Bibliothek zu Dresden Hofrat Paul Emil Richter hat sich der mühsamen Arbeit unterzogen, für die grofsen amtlichen Stellen Grofsbritanniens ausgegangenen historischen Quellenpublikationen, deren Feststellung in den englischen buchhändlerischen Bibliographien bekanntlich recht schwierig ist, ein übersichtliches alphabetisches Verzeichnis anzufertigen. Das Verzeichnis (s. u. S. 94) ist in Nr 300 u. 301 des Börsenblattes von 1906 abgedruckt und umfafst die Calendars of State Papers, die Lists des Record Office, die Acts des Privy Council, die Scriptores rerum Britannicarum u. a. m. (es fehlen die Publikationen der Manuscripts Commission). Es dürfte zur Revision der Fortsetzungszettel und zur raschen Orientierung beim Suchen einer Veröffentlichung gute Dienste leisten. Sonderdrucke sind für die Bibliotheken durch den Verfasser erhältlich.

Umschau und neue Nachrichten.

Der preufsische Staatshaushalt für 1907/08 enthält wieder eine Reihe von Mehrforderungen für die Bibliotheken, die einen wesentlichen Fortschritt bedeuten. Vor allem ist mit lebhaftem Dank zu begrüfsen, dafs endlich die Bezüge der Bibliothekare denen der Oberlehrer an den höheren Unterrichtsanstalten gleichgestellt werden, indem das Höchstgehalt von 5100 M. statt in 24 jetzt in 21 Jahren erreicht wird und die bisherige feste Zulage von 900 M. unabhängig von der Zahl der Beamten in drei Stufen nach dem Dienstalter (300 M. nach 9, 600 nach 12 und 900 nach 15 Dienstjahren) gewährt wird. Uebereinstimmend mit den Besoldungen der Bibliothekare werden auch die der Archivare, der Kustoden an den grofsen Universitätssammlungen, der Observatoren an den Sternwarten, der wissenschaftlichen Beamten der Akademie usw. neu geregelt. Für allgemeine Bibliothekszwecke notieren wir ferner: Zur Herstellung des Gesamtkatalogs 10. Rate: 30000 M.; zur Bearbeitung eines Gesamtkatalogs der Wiegendrucke 2. Rate: 7500 M.; zu Versuchen, die im Königlichen Materialprüfungsamt in Dahlem über die Mittel und Methoden zur Erhaltung und Ausbesserung alter Handschriften angestellt werden sollen: 6000 M.

Bei der Königlichen Bibliothek wird die im vorigen Jahre bei Schaffung der ersten Direktorstelle weggefallene vierte Abteilungsdirektorstelle wiederhergestellt. Neu bewilligt werden 2 Bibliothekssekretäre und 3 Diener, aufserdem 1500 M. zur Remunerierung von Hilfsarbeitern und 300 M. nichtpensionsfähige Stellenzulagen für Unterbeamte. Der Vermehrungsfonds wird um 40000 M. (auf 186 400) erhöht, der Fonds für „Geschäftsbedürfnisse" (so lautet jetzt allgemein der Titel für Löhne, Heizung, Beleuchtung, Druckkosten usw.) um 15000 M. für Druckkosten von Katalogen und sonstigen Publikationen der Bibliothek. Es wird damit für die Königliche Bibliothek in erfreulicher Weise ein Teil der Bedürfnisse gedeckt, die das Zbl. im vorigen Jahrgang S. 104 ff. dargelegt hat. Ebendahin gehört aus dem Extraordinarium ein Betrag von 20000 M. als 1. Rate für Erneuerung und Umschrift der Kataloge. Für Einrichtung und Katalogisierung der deutschen Musiksammlung bei der Königlichen Bibliothek in Berlin sind 44 300 M. eingestellt. Die 5. Rate für den mit der Akademie der Wissenschaften und der Universitätsbibliothek gemeinsamen Neubau (Gesamtbetrag rd 1012 Millionen) beträgt nur 250 000 M. (Zur Vorbereitung des Umbaus des jetzigen Bibliotheksgebäudes für Zwecke der Universität, der im Herbst 1908 beginnen soll, werden 60000 M. gefordert.) Aus dem Ordinarium ist noch ein Betrag von 600 M. für „Abgaben infolge der Reichs-Erbschaftssteuer" zu erwähnen. Es ist sehr

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Von den Universitätsbibliotheken ist diesmal nur die in Berlin reicher bedacht. Aufser einem Hilfsbibliothekar, einem zweiten Bibliothekssekretär und 660 M. für verschiedene Löhne erhält sie 6000 M. Verstärkung des Vermehrungsfonds, womit sie in die Reihe der besser dotierten preufsischen Universitätsbibliotheken eintritt, und endlich 20 000 M. einmalige Bewilligung zur Ausfüllung von Lücken. So erfreulich es ist, dafs für die Bibliothek der gröfsten Universität etwas geschieht, so bedauerlich ist es doch, dafs die Finanzverwaltung anscheinend nicht zu der Ueberzeugung gekommen ist, dafs sämtliche Universitätsbibliotheken einer gründlichen Aufbesserung ihres Vermehrungsetats bedürfen oder dafs, wenn eine dauernde Belastung jetzt vermieden werden sollte, mindestens ein gröfserer Extrafonds für alle nötig war, den die Lage der Finanzen sicher gestattet hätte. So erhalten nur Breslau und Königsberg eine Erhöhung des regelmässigen Vermehrungsetats um 1000 M., aufserdem einmalig Königsberg 6000 M. zur Erwerbung der Kantmanuskripte aus dem Nachlafs R. Reickes, Münster 2000 M. zur Anschaffung kunstwissenschaftlicher Werke. An Personal ist neu eingestellt ein Hilfsbibliothekar in Münster, ein Sekretär in Breslau, ein Expedient in Kiel, je ein Diener in Bonn und Greifswald; in Halle wird der Hilfsarbeiterfonds um 1014 M. erhöht. Für aufserordentliche Arbeiten erhält Königsberg 3000 M. zur Fertigstellung des alphabetischen Zettelkatalogs (die erste von zwei Raten) und Münster 3600 M. zur Katalogisierung und Einordnung der FürstenbergStammheimschen Bibliothek (desgleichen). Der Fonds für wirtschaftliche Ausgaben wird dauernd verstärkt in Greifswald um 250 M. (für Reinigung), in Kiel um 800 M. (infolge Erweiterung des Gebäudes), in Münster um 4600 M. (aus Anlafs des Neubaus einschliesslich von Löhnen für einen Heizer und Hilfsdiener). Für Bauzwecke sind angesetzt in Breslau 46 200 M. (Instandsetzung am Gebäude), in Kiel 40 400 M. (zweite und letzte Rate für den Erweiterungsbau), in Königsberg 9000 M. (Ergänzung der Buchbretter), in Münster S600 M. (Ergänzungsrate für die innere Einrichtung). In Bonn wird eine bauliche Herstellung im sogen. Langbau des Universitätshauptgebäudes (17 000 M.) begründet: Die Decke des im ersten Stock gelegenen grofsen Bibliothekssaales ist infolge des Verfaulens der Balken so schadhaft geworden, dafs sie vollständig erneuert werden mufs. Um Beschädigungen der Bücher und der im Saale verkehrenden Personen zu verhüten, hat sie vorläufig abgestützt werden müssen. Ebenso bedarf das darüber liegende Dach zum Teil einer Erneuerung."

Auch für die Bibliotheken einiger Universitätsinstitute werden aufserordentliche Mittel verlangt: in Berlin für das zoologische Museum 4000 M., in Bonn für das evangelisch-theologische Seminar 3000 M., in Königsberg für das deutsche Seminar 2000 M., in Münster für das philologische Seminar 1200 M., das anatomische und zoologische Institut 3000 M., den geographischen Apparat 1000 M. In einigen anderen Fällen (Berlin, botanisches Museum und Museum für Meereskunde; Bonn, Hygienisches Institut) sind die Bibliotheksbedürfnisse in umfassenderen Posten eingeschlossen. In Bonn soll das Akademische Kunstmuseum, in dem auch der gesamte Unterricht in der Altertumskunde stattfindet, erweitert werden. Unter den Gründen wird mit angeführt die Unterbringung der Mommsen- und der Usener - Bibliothek, die beide von Fräulein Ellen Waldthausen in Königswinter dem Kunstmuseum geschenkt worden sind.

Von den Technischen Hochschulen ist diesmal nur Danzig mit einem weiteren Betrag von 30000 M. zur Vervollständigung der Bibliothek bedacht. Es scheint also, dafs man in Breslau, wo für mehrere Institute bereits letzte Raten eingestellt sind, denselben Fehler machen will wie in Danzig, wo man mit der Begründung der Bibliothek erst in dem Augenblick begann, als die Hochschule eröffnet werden sollte. Bei der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums in Berlin wird der sächliche Fonds um 2000 M. verstärkt. Der Staatszuschufs für die Kaiser-Wilhelm-Bibliothek in Posen wird um 10000 M. (auf 50 000) erhöht behufs Vergröfserung des Anschaffungsfonds, sowie Annahme einer weiteren bibliothekarischen Kraft und XXIV. 2.

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event. eines weiteren Bureaubeamten. Beim Historischen Institut in Rom wird zur Ausgestaltung der Bibliothek und des kunsthistorischen Apparats noch eine Summe von 10 000 M. verlangt.

Berlin. Im Lichthof des Kunstgewerbemuseums führt die Bibliothek des Museums in einer Sonderausstellung die „Buchkunst der alten Meister" vor, hauptsächlich durch Bestände der von dem Architekten Hans Grisebach (1904) zusammengebrachten Sammlung, die s. Z. unter der opferwilligen Beihilfe von Fachleuten und Kunstfreunden für die Bibliothek erworben wurde und die, wie man hier zum ersten Mal öffentlich feststellen kann, wirklich in hohem Grade geeignet ist, die Entwicklung der Kunst im Buchdruck umfassend und ohne jede Einseitigkeit zu veranschaulichen und damit läuternd auf die heutige Geschmacksbildung einzuwirken. Ihre Bestände erstrecken sich von der Inkunabelzeit bis zur Schwelle des 19. Jahrhunderts. Vervollständigt ist das Bild durch Stücke aus der reichen Blattsammlung der Bibliothek. Ein musterhaft gedrucktes Heftchen aus der Feder des Direktors Jessen dient als knapper, die Hauptsachen scharf heraushebender Führer. Am Vormittag des 13. Januar besuchte die Vereinigung Berliner Bibliothekare unter der liebenswürdigen persönlichen Führung Direktor Jessens die Ausstellung und darauf die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums selbst und die Lipperheidesche Kostümbibliothek.

Die Stadt Berlin hatte ihrem Patenschiffe, dem Kreuzer Berlin, bei der ersten Indienststellung aufser einer Silbergabe eine ausgewählte Schiffsbibliothek für Offiziere und Mannschaften geschenkt. Nach einer Mitteilung des Kommandanten an den Berliner Magistrat tritt der Wert dieses Geschenkes mit der fortschreitenden Dauer der Indienststellung immer mehr zu Tage, die sonntägliche Bücherausgabe zeigt ständig starken Andrang.

Die Graphische Gesellschaft, geschäftlich vertreten durch Bruno Cassirer in Berlin, hat ihren Mitgliedern für 1906 bereits zwei grofse Veröffentlichungen zugehen lassen, Tiziano Trionfo della Fede und die oben angezeigte Heidelberger Biblia Pauperum; eine dritte, Altdorfers Landschaftsradierungen, ist angekündigt: in der Tat ein reichlicher Gegenwert für den Beitrag von 25 M. Da auch weiterhin Reproduktionen von druckgeschichtlich wichtigen Stücken in Aussicht genommen sind, sollten Bibliotheken, die den Beitrag einigermassen erschwingen können, nicht säumen der Gesellschaft beizutreten.

Dresden. Im Dresdner Anzeiger erläfst Oberbibliothekar Hofrat P. E. Richter einen Aufruf, ihm Mitteilungen über etwaige Sammlungen sächsischer Stadtpläne zu machen. Er hofft auf diese Weise den handschriftlichen Plänen kursächsischer Orte von Wilh. Dilich auf die Spur zu kommen, die sich wahrscheinlich ein Jahrhundert lang in der Königlichen Bibliothek in Dresden befunden haben, von dort aber vermutlich 1818 mit an die Militärbehörde ausgeliefert worden und seitdem verschollen sind.

Hamburg. Dem Berichte der Hamburger Stadtbibliothek für 1905, der erst jetzt in dem Jahrbuch der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten ausgegeben wurde, entnehmen wir die folgenden Angaben: Die Katalogisierung der arabischen, syrischen, persischen und türkischen Handschriften durch Professor Brockelmann-Königsberg wurde in dem Berichtsjahre fast abgeschlossen. Der Bearbeiter der geschichtlichen Hdss., Dr. Schwalm, hat seine Tätigkeit damit begonnen, eingehende Untersuchungen über die Herkunft derselben anzustellen. Bei der gleichzeitig unternommenen Revision des ganzen Handschriftenbestandes entdeckte er ein noch unbekanntes Formelbuch aus der Zeit der Residenz der Päpste in Avignon, das u. a. etwa 200 Suppliken aus den verschiedensten Ländern von 1313-1347 enthält. Diese sind deshalb von grofsem Werte, weil die Supplikenregister des päpstlichen

der Veröffentlichungen aus der Hamburger Stadtbibliothek herausgeben. Der Vermehrungsetat (ohne Bindekosten) wurde von 24 000 auf 30 000 M. erhöht; aufserdem standen 5000 M. Zinsen aus eigenem Vermögen zur Verfügung. So konnten bedeutende Erwerbungen an gröfseren Werken und Serien zur Ergänzung der Bibliothek gemacht werden (im Jahrbuch" steht bei den Ausgaben für Antiquaria die Hamburger Stadtbibliothek gleich hinter der Königlichen Bibliothek in Berlin). Der Verein für Hamburgische Geschichte überwies eine aus der Bibliothek des Stadttheaters stammende Sammlung älterer Dramen (1991 Stücke). Stark vermehrt hat sich der Bestand an laufenden Hamburger Zeitungen und Zeitschriften, die gröfstenteils von den Redaktionen oder Verlegern unentgeltlich geliefert werden. Ein Anhang zum Bericht gibt ein vollständiges Verzeichnis dieser laufenden Hamburger Periodica, jedoch mit Ausschlufs der jährlich nur einmal erscheinenden. Gegenüber dem bedeutenden Zuwachs erwies sich der Buchbinderetat von 10000 M. als unzureichend. Die Benutzung erfuhr überall eine Steigerung (vgl. das Jahrbuch), nur die Zahl der im Lesesaal benutzten Bände sank um rd 9500. Das Jahr 1904, das plötzlich eine rapide Zunahme um 23614 Bände brachte, nahm offensichtlich eine Ausnahmestellung ein. Zu Schillers 100. Todestage wie zur 48. Versammlung der deutschen Philologen und Schulmänner veranstaltete die Bibliothek Sonderausstellungen. Bei der ersteren Gelegenheit wurden die Reste von Schillers Bibliothek, die auf etwas wunderliche Weise an die Hamburger Stadtbibliothek gekommen waren (vgl. darüber auch Ztschr. f. Bücherfr. 9. 1905/06. S. 66 ff.) und in dieser zerstreut standen, wieder gesammelt und in einem durch den „Klub von 1894" gestifteten Schrank untergebracht, dessen Abbildung den Bericht ziert. Ueber die philologische Ausstellung und den darüber erschienenen Katalog vgl. Zbl. 1905. S. 547. Der Direktor gab in seinen Wintervorlesungen eine Einleitung in die Bibliothekslehre wesentlich vom technischen Standpunkte aus.

Koblenz. Nach dem Bericht der Stadtbibliothek für 1905/06 betrug der Zuwachs durch Kauf 360, durch Schenkung 1453 Bände. Unter diesen befanden sich mehrere Nachlässe, der bedeutendste (Dr. Focke) umfafste 802 Bände.

Köln. Um die Sammlung und Erhaltung der kleinen nicht in den Buchhandel gelangenden Drucksachen (Flugschriften, Programme, Statuten, Berichte von Behörden, Anstalten und Vereinen, Festschriften, Biographien und Familiengeschichten, Prozefsschriften, Bibliotheks- und Ausstellungskataloge und Gelegenheitsschriften jeder Art, ferner Schul-, Gebet- und Gesangbücher, Katechismen, Predigten u. dergl. m.) für ihr Gebiet sicherzustellen, haben die Leiter einer gröfseren Zahl von Bibliotheken der Rheinprovinz in einer auf Anregung der Kölner Stadtbibliothek abgehaltenen Versammlung einen engeren Zusammenschlufs der von ihnen vertretenen Anstalten behufs Förderung gemeinsamer Interessen verabredet. Es wird zunächst geplant, der Ansammlung der erwähnten Drucksachen eine Arbeitsteilung nach politischen Verwaltungsbezirken zu Grunde zu legen, da die Hilfe der Behörden nicht entbehrt werden könne; durch diese rein praktische Mafsnahme wird der systematischen Anordnung des Materials in den einzelnen Bibliotheken, insbesondere einer weitgehenden Berücksichtigung der geschichtlichen Entwicklung der einzelnen Territorien, in keiner Weise vorgegriffen. Auch für die Sammelarbeit selbst soll, ohne jede weitere Beschränkung, den einzelnen Anstalten lediglich das Gebiet zugewiesen werden, für welches sie die tunlichst vollständige Beschaffung des Materials in die Hand zu nehmen haben. Der Direktor der Kölner Stadtbibliothek, Prof. Keyfser, wurde mit der Ausarbeitung einer die Ziele und Aufgaben des neuen Vereins eingehend darlegenden Denkschrift beauftragt.

Leipzig. Der Verein der Buchhändler zu Leipzig hielt am 10. Januar eine aufserordentliche Hauptversammlung ab, um über die vorgeschlagenen

neuen Verkaufsbestimmungen d. h. die Herabsetzung des Bibliotheksrabatts auf 72% auch in Leipzig zu beschliefsen. Der Oberbürgermeister von Leipzig hatte seit längerer Zeit vertrauliche Verhandlungen mit dem Ministerium in Dresden darüber geführt und jetzt erklärt, dafs dieses in der Hauptsache einverstanden sei. So hielt der Vorstand die Angelegenheit für genügend geklärt, um einen Beschlufs herbeizuführen. Sobald dieser gefafst sei, solle eine Deputation in Dresden beim Finanzminister die Sache persönlich vertreten. Obgleich einige Mitglieder wünschten, dafs vor der Entschliefsung des Vereins die Zustimmung des Ministers eingeholt werde, wurden die neuen Verkaufsbestimmungen mit sehr grofser Mehrheit angenommen. Herr Albert Brockhaus dankte der Versammlung, dafs sie den im gegenwärtigen Moment notwendigen Mut bewiesen habe. Wir wünschten nur,

dafs die Herren vom Buchhandel und namentlich vom Vorstand des Börsenvereins denselben Mut zeigten, wenn es sich darum handelt auf die Berufsgenossen in Baden und Württemberg einzuwirken, dafs sie nun ihrerseits den dortigen Bibliotheken denselben Rabatt gewähren. Hoffentlich sorgen jetzt die Regierungen der beiden Länder, die nur zu lange untätig zugesehen haben, dafür, dafs das Wort vom „einheitlichen Bibliotheksrabatt", das anscheinend auch in den Verhandlungen des Leipziger Vereins wieder eine Rolle gespielt hat, nicht eine blofse Redensart bleibt.

Stettin. Der Bericht der Stettiner Stadtbibliothek für 1905/06 läfst eine weitere Konzentration des Stettiner Bibliothekswesens erkennen: überwiesen wurde die Bibliothek des Pommerschen Bezirksvereins des Vereins deutscher Ingenieure einschliesslich der Fortsetzungen und die der französischreformierten Gemeinde. Ausserdem werden einige gröfsere Schenkungen von Privaten verzeichnet. Vollendet wurde der mit der Schreibmaschine hergestellte alphabetische Zettelkatalog, der in 80 Lipmanschen Kapseln vereinigt im Geschäftszimmer aufgestellt wurde. Der Sachkatalog wird als Bandkatalog bearbeitet und zur allgemeinen Benutzung im Lesesaal aufgestellt. Für die noch nicht fertigen Abteilungen dienen Zettel in Giefsener Kapseln als vorläufiger Ersatz. Ueber die sich sehr erfreulich entwickelnde Benutzung vgl. die Zahlen im „Jahrbuch“ (für das Halbjahr seit Eröffnung der Bibliothek).

Chamberlains Buch über Kant soll öffentlichen Bibliotheken mit geringen Mitteln, besonders Büchereien studentischer Korporationen, Lehrerbibliotheken uam. geschenkweise zugehen. Wie seinerzeit bei den Grundlagen" hat ein Privatmann 10000 Mark zu diesem Zwecke gestiftet. Gesuche sind an die Verlagsanstalt F. Bruckmann-München bis 15. März zu richten.

Oesterreich. Das kürzlich ausgegebene Heft 3 der Mitteilungen des Oesterreichischen Vereins für Bibliothekswesen für 1906 enthält an erster Stelle eine Beschreibung des Neubaus der Universitätsbibliothek Lemberg. Das Gebäude liegt auf etwas ansteigendem Terrain, Verwaltungs- und Magazinbau neben einander, letzterer sehr tief (23 m) und nur 7 Fensterachsen (zu je 212 m) lang, durch Eisenroste in 5 Halbgeschosse von 2.50 m Höhe geteilt. Die Büchergestelle sind aus Holz und mit Stellstiften versehen (Entfernung der Stellöcher 5 cm!) und von gleichmäfsiger Tiefe für alle Formate (50 cm, das Doppelgestell also 1 m!). Aufser dem Seitenlicht ist Oberlicht vorhanden. Das unterste Büchergeschofs liegt um ein Halbgeschofs höher als das Erdgeschofs des Verwaltungsbaus. Dieses ist ebenfalls gröfstenteils zur Aufnahme von Büchern eingerichtet. Der Eingang zum Verwaltungsbau liegt an seiner Schmalseite. Die Haupttreppe führt im Obergeschofs in den Vorraum des grofsen Lesesaals. Dieser selbst, 22 m lang, mit 8 Fenstern und Oberlicht versehen, nimmt mit 12 m Tiefe etwa 2 der ganzen Tiefe des Verwaltungsbaus ein und ist durch eine Tür unmittelbar mit dem Magazin verbunden. Er enthält an doppelseitig besetzten Tischen 118 Sitzplätze und einschliefslich

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