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den Neuerwerbungen dieser beiden Bibliotheken Berichtigungen und Zusätze zu dem Hauptwerke sowie Hinweise auf neu erschienene Faksimilepublikationen boten. Da diese Supplemente nach Proctors System geordnet waren und keinerlei Register zur Auffindung eines etwa gesuchten Druckes enthielten, war ihr Gebrauch erheblich erschwert. Die Benutzer des Proctorschen Werkes werden es deshalb Herrn Burger Dank wissen, dafs er sich der Mühe unterzogen hat, durch die Zusammenstellung mehrerer Register den nötigen Schlüssel zu diesen wichtigen Fortsetzungen des Index zu liefern. Burger gibt 1. eine Uebersicht aller in den vier Supplementen vorkommenden Nachträge nach den Proctor - Nummern in einer einzigen Reihe, 2. der hinzugekommenen Hain-Nummern, 3. der Copinger-Nummern und 4. einige Hinweise auf Haeblers Bibliografia Iberica, M. Pellechets Catalogue général und Panzers Annales. Für die Neuerwerbungen des British Museum im Jahre 1903 besitzen wir nur die kurzen Auszüge in den „Returns", für die Jahre 1904 -1906 dagegen wieder die Fifteenth Century Books Accessions, welche die Trustees allerdings nur für Verwaltungszwecke aus dem Catalogue of printed books haben zusammenstellen lassen.

Das zweite Burgersche Register ist den Publikationen der Type Facsimile Society für die Jahre 1900-1904 gewidmet, also so weit sie von Proctor herausgegeben sind oder wenigstens vorbereitet waren. Das Register enthält I Table of Types represented, geordnet nach Proctors System, II Index of Proctor Numbers, III Index of Hain Numbers, IV Author Index mit dem vollständigen Titel der reproduzierten Bücher und bibliographischen Hinweisen. Da man bisher unter Umständen sämtliche Jahrgänge der Type Facsimile Society durchblättern musste, um feststellen zu können, ob eine gerade gesuchte Type darin schon vertreten ist, ist die Herausgabe dieser Register eine wesentliche Erleichterung bei der Benutzung dieses wichtigen Tafelwerks.

Von Dietr. Reichlings Appendices ad Hainii-Copingeri repertorium bibliographicum ist kürzlich das dritte Heft erschienen. Die Anlage des Buches entspricht ganz seinen beiden Vorgängern, die im Zbl. 1905. S. 40 ff. und 1906. S. 258 schon gewürdigt sind. Bemerkenswert ist nur, dafs R. in diesem neuen Bande mehr als bisher deutsche Bibliotheken benutzt hat. Vertreten sind hier das Gymnasium Ernestinum in Gotha, das Gymnasium Josephinum in Hildesheim, die Universitätsbibliothek und das Klerikalseminar in Münster, das Gymnasium Carolinum in Osnabrück, Rastatt und Schleusingen, über deren Inkunabelbesitz wir durch ihre Schulprogramme bereits ziemlich gut unterrichtet waren. Leider ist R. auch hier, statt gleich ganze Arbeit zu machen, rein eklektisch vorgegangen, so dafs für die Inventarisierung dieser Bibliotheken mit der Beschreibung einiger ihrer Inkunabeln wenig gewonnen ist. Für die Bestimmung der Drucke hat R. jetzt auch leider wieder nicht regelmässig Haeblers Typenrepertorium zu Rate gezogen; mit welchem Erfolge, wird man in den meisten Fällen erst später erkennen können, bei einigen aber wird man schon jetzt, auch ohne die Drucke gesehen zu haben, berechtigten Zweifel hegen dürfen. Nr 799 sagt er: „(Angustae Vind., Guntherus Zainer? c. 1477) Lit. M. est Haebleri Repert.: M100, sed nec linearum mensura nec ceteri typi in quemquam typographorum huc pertinentium conveniunt." Ja, weshalb soll denn dies nun ein Druck von G. Zainer sein? Bei Nr 826 konstatiert er: Qu, 7 (linearum mensura non congruit)", trotzdem weist er das Buch dem Wolfg. Schenck in Erfurt zu, während es doch näher gelegen hätte, anzunehmen, dafs eine andere Typennummer vorliegt, und dafs das Buch also aus einer anderen l'resse hervorgegangen ist. Nr 903 schreibt er ohne Bedenken dem Kölner Drucker Bartholomaeus von Unckel zu, obwohl Haebler zweifellos richtig 102-104 mm, R. aber 124 mm mifst. Ebenso 908 „linearum mensura minime congruit" und 1065. Nr 809, nach dem Exemplar der Darmstädter Hof bibliothek im Zbl. 1891. S. 46 von R. Busch beschrieben, gehört nach meiner Ansicht wie 830 und alle übrigen 12o- Drucke der Presse ins XVI. Jahrhundert. Nr 837 ist ein Druck von Hans Grüninger

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479 und Berlin 2300. Aus derselben Druckerei ist hervorgegangen Nr 1113: Von Sant Ursulen schifflin, vgl. Berlin 2324. Es ist Type 18, dieselbe, mit der in Heitz & Haeblers Kalenderinkunabeln die Blätter 64r und 99 gedruckt sind. - Nr 921: Im Berliner Exemplar (Ink. 1162) steht Bl. 1b Z. 2: lipfell nicht lipfel, wie R. schreibt. Nr 1111 Hain 9989 hat R. richtig bestimmt, die seinem defekten Exemplar fehlende Schlufsschrift lautet nach Berlin Ink. 1467 auf Bl. CCLVIa Sp. 2 Z. 43: Vulendet in deme iare vnfes heren. || M. cccc. lxxxvij. In dem maende mar- || cij am myddewekan na Inuocauit. || Nr 904 Hain 6753 = Berlin 1485: Bl. 1 fehlt bei Reichling. Bl. 1a leer. Bl. 1: Matheus ewangelifta || Darunter ein Holzschnitt. Darunter: Diffe veer ewangeliften hebben de gkeftaltniffe veer deerte. Un in fodaner ftaltniffe. Z. 5: Matheus heft de forme de geftaltniffe enes mynschẽ. Unter dem Kolophon, in dem die Jahreszahl M. cccc. xciij. nicht M. CCCC. xciij. zu schreiben ist, befinden sich im Berliner Exemplar die beiden Wappenbilder, die auch auf dem von Collijn in seinen Einblattdrucken pl. II veröffentlichten Kalender vorkommen. R. erwähnt die Bildchen nicht. Nr 849 ist = Hain *11 958 Berlin 1367. Nr 971 ist ein Teil einer Biblia latina c. postillis Nicolai de Lyra und wahrscheinlich nur eine Variante zu Hain *3164. HC 11675 ist nicht mit den Typen der Consuetudines urbis Panormi gedruckt, von denen 2 Seiten in der Type Facsimile Society 1901 y nachgebildet sind, wie ich schon im Berliner Inventar in den Corrigenda zu 3219 bemerkt habe. HC 13639 Berlin 1108 ist ein Druck des Cornelius von Zyrickzee in Köln, nicht von einem römischen Drucker wie Proctor annimmt.

Halensee - Berlin.

Ernst Voulliéme.

Jahrbuch der Bücherpreise. Alphabetische Zusammenstellung der wichtigsten auf den europäischen Auktionen (mit Ausschlufs der englischen) verkauften Bücher mit den erzielten Preisen, bearbeitet von C. Beck. 1. Jahrgang, 1906. Leipzig: O. Harrassowitz 1907. X, 257 S. 8 M. Wir hatten vor kurzem (S. 79 f.) Gelegenheit, auf dieses Unternehmen hinzuweisen und freuen uns, jetzt schon den ersten Jahrgang anzeigen zu können. In der Tat scheint das Bucherauktionswesen bei uns in ein ganz neues Stadium eintreten zu wollen; wir sind dem Verfasser und Verleger deshalb aufrichtig dankbar, dafs sie uns beizeiten mit einem Hilfsmittel versehen, das wir auf die Dauer doch nicht entbehren könnten. Schon bisher sind Kaufgelegenheiten auf Auktionen vielfach nur deshalb von den Bibliotheken nicht benutzt worden, weil die Limitierung der Gebote Schwierigkeiten machte. Das Jahrbuch der Bücherpreise" wird hier, zumal wenn erst eine gröfsere Reihe von Jahrgängen vorliegt, ein höchst willkommener Führer sein, einmal weil es bequem benutzbar ist, und dann, weil die Gebote, auf die der Zuschlag erfolgt ist, doch in den meisten Fällen (nicht immer!) wirklich gezahlte Preise darstellen, was von den Ansätzen der Antiquariatskataloge in sehr viel geringerem Umfange gilt.

Das Jabrbuch beschränkt sich nicht auf das Gebiet des deutschen Buchhandels, sondern will das gesamte Auktionswesen umfassen, soweit es nicht bereits durch die englischen und amerikanischen Veröffentlichungen gedeckt ist. Die Zeit mufs lehren, ob es möglich sein wird, die verschiedenartigen Interessen namentlich Deutschlands und Frankreichs gleichmässig zu befriedigen. Der vorliegende Jahrgang behandelt 32 Versteigerungen, davon 13 deutsche and österreichische, 4 holländische und 15 französische. Im Text treten die letzteren trotz ihrer grofsen Anzahl etwas zurück, allerdings lag bei den deutschen durch die beiden ersten Knaakekataloge ein aufsergewöhnliches Material vor. Natürlich haben nicht alle versteigerten Nummern aufgenommen werden können: ausgeschieden ist im grofsen und ganzen die seit 1850 erschienene Literatur (was sich für Frankreich kaum durchführen lassen wird) und die Nummern, die unter 10 M. geblieben sind. Glücklicherweise ist diese Grenze bei den älteren Drucken bis zum Ende des 16. Jahrhunderts nicht streng eingehalten, sondern es sind hier viele Stücke bis zu 5 M. herab

aufgenommen. Vielleicht hätte man noch weiter gehen und die Literatur bis etwa 1600 vollständig aufnehmen können. Aus der zweiten Auktion Knaake sind z. B. Namen wie Rud. Agricola, Joh. Sadoletus, Joh. Sturmius ganz, Joach. Camerarius, Joh. Carion fast ganz verschwunden, Erasmus mit etwa 180 und Melanchthon mit etwa 300 Nummern sind jeder auf etwa 40 reduziert. Freilich wäre dadurch der Umfang bedeutend gewachsen und dem müssen gewichtige Bedenken entgegengestanden haben.

Was die innere Einrichtung betrifft, so mufs sie in allen Hauptsachen als zweckentsprechend anerkannt werden, in Einzelheiten und Nebendingen wird sich freilich bei weiterer Erfahrung noch manches besser ausbilden lassen, als bei diesem ersten Versuche möglich gewesen ist. Die Titel sind in einem Alphabet geordnet, für das Nachschlagen ohne Zweifel am bequemsten. Zweifelhaft erscheint mir nur, ob es dann noch nötig ist, die Titel zu numerieren. Sollte es später erwünscht sein, eine Anzahl Jahrgänge mit einem gemeinsamen Registerband zu versehen, würde der Verweis auf die Seite genügen. Die Schwierigkeiten, die sich für das einheitliche Alphabet aus den verschiedenartigen Ordnungsgrundsätzen der Kataloge ergaben, sind im ganzen gut überwunden. Das Sichwort ist nach den bei uns üblichen Grundsätzen ausgeworfen, so z. B. Histori, die, oder Geschicht von ... Melusine (ohne Verweis von Melusine), dagegen ist stehen geblieben „Pontus und Sidònia, Histori von." Die Werke eines Autors sind unter sich ebenfalls alphabetisch geordnet. Eine grofse Schwierigkeit bot hier Luther, der infolge der Auktion Knaake ganz ungewöhnlich stark vertreten ist (rd 850 Nummern). Der Verfasser hat hier durchweg das erste Wort des Titels, auch wenn es der Artikel ist, als mafsgebend genommen und zwar genau in der im Druck vorliegenden orthographischen Form, so dafs z. B. einundderselbe Titel unter Ain, Ein oder Eyn zu suchen ist. Das hätte vermieden werden sollen.

Die Titel sind natürlich nach Möglichkeit gekürzt. Auch hier boten die älteren Drucke besondere Schwierigkeiten. Es ist darauf verzichtet worden, durch Zeileneinteilung den bestimmten Druck zu kennzeichnen, dafür ist tunlichst auf Bibliographien, bei Luther auch auf die Weimarer Ausgabe verwiesen. Da bei den Reformationsdrucken die Preise einer Schrift sich im allgemeinen noch nicht nach den einzelnen Drucken differenziert haben, läfst sich nicht viel dagegen einwenden. Das Impressum ist überall nur mit Ort und Jahr gegeben, unter Weglassung des Druckers oder Verlegers. Der Verfasser wird gute Gründe für diese Einschränkung gehabt haben, aber ich möchte ihm doch anheimgeben zu erwägen, ob in Zukunft nicht wenigstens für die ältere Literatur dieser Mangel beseitigt werden könnte, der zu häufigem Zurückgehen auf die Bibliographien zwingen wird. Eigentümlich ist, dafs die Formatangabe vor das Impressum gesetzt ist, während man sonst die umgekehrte Folge zu beobachten gewöhnt ist. Es folgt die Notiz über die Art des Einbands und über etwaige Vorzüge oder Mängel des Exemplars, die Bezeichnung des Katalogs nach Firma, Datum und Katalognummer, endlich der Preis. In diesem letzten Teil wird sich die Druckeinrichtung noch etwas ändern lassen, um ein gefälligeres Aussehen und eine gröfsere Uebersichtlichkeit zu erzielen. Jetzt sieht eine Nummer so aus:

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Forster, J. G., Erinnerungen a. d. J. 1790. Berl. 1793. Pp. Börner 26. III. 135. M. 15.-. Pp. Börner 12. XI. 128. M. 19.-. Darin sind nicht weniger als fünf Striche (-) enthalten, und so sind Seiten mit fünfzig und mehr solchen Strichen gar keine Seltenheit: ein aufserordentlich unerfreulicher Anblick. Meines Erachtens ist der Strich vor der Katalogbezeichnung ganz überflüssig und ebenso hinter dem Preis, da in den Preislagen, die hier überhaupt aufgenommen sind, Pfennige (Centimes usw.) fast gar nicht vorkommen. Auch die römische Zahl als Monatsbezeichnung wirkt unschön. Ich würde vorschlagen:

Forster, J. G., Erinnerungen a. d. J. 1790. Berl. 1793. Pp. Börner 26/3: 135. M. 15. Pp. Börner 12/11: 128. M. 19.

Vielleicht könnte man noch daran denken, den Preis kursiv zu setzen.

Raum gespart, als die Einsetzung des Druckers oder Verlegers beanspruchen würde.

Trotz aller ersichtlichen Sorgfalt haben sich einige Ungleichmässigkeiten eingeschlichen, z. B. in der Setzung der Hainnummer, auch wenn sie in den Katalogen steht, oder in der Berücksichtigung von Druckabweichungen in den Lutherschriften; auch sind eine Anzahl störender Druckfehler hineingekommen, unter anderen gerade in den wichtigen Jahreszahlen, so Nr 782: 1754 statt 1781, 3020: 1593 statt 1493, 3203: 1528 statt 1478. In Zukunft, wenn der Bearbeiter erst die Technik vollständig beherrscht, wird dergleichen von selbst wegfallen. Keinesfalls darf es uns abhalten, seine mühsame und niitzliche Tätigkeit schon jetzt voll anzuerkennen. In unserm eigenen Interesse wünschen wir dem Jahrbuch auch den durchschlagenden äufseren Erfolg, der bei solchen Unternehmungen eine Lebensfrage ist.

Umschau und neue Nachrichten.

P. S.

Zum Bibliotheksrabatt. Der Badisch-Pfälzische Buchhändler-Verband hat seine Verkaufsbestimmungen dahin abgeändert, dafs den vier grofsen badischen Bibliotheken 72 % Rabatt auf Bücher und nicht mehr als zwölfmal erscheinende Zeitschriften gewährt werden. Damit sind wir der Einheitlichkeit des Rabatts für die gröfseren staatlichen Bibliotheken um ein Erhebliches näher gekommen. Dagegen hat leider der Verein der Buchhändler in Frankfurt den Rabatt für die Rothschildsche Bibliothek auf 5% herabgesetzt.

Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands. Die Kgl. Bayerische Akademie der Wissenschaften versandte kürzlich an die deutschen Bibliotheken usw. die Aufforderung zur Unterstützung der Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge. Dieses Unternehmen geht von den im Kartell vereinigten 5 Akademien zu Berlin, Göttingen, Leipzig, München und Wien aus und zwar wird Wien die Kataloge Oesterreichs bearbeiten, München, unterstützt von den drei anderen, die des übrigen deutschen Kulturgebiets. Die Wiener Akademie hat an ihrem Teile das hochbedeutsame Unternehmen schon soweit gefördert, dass der Sekretär der philosophisch-historischen Klasse bereits am 11. Juli v. J. Mitteilungen über das Ergebnis eines von der für dieses Unternehmen gebildeten Kommission an die Archive, Bibliotheken und Museen Zisleithaniens im März 1906 gerichteten Fragebogens machen konnte. Das Vorhandensein solcher Kataloge meldeten das Staatsarchiv in Wien, die Universitätsbibliotheken in Lemberg und Prag, die Studienbibliothek in Klagenfurt, das Statthaltereiarchiv in Graz; ferner einige Lands- bezw. Gemeindebehörden, eine lange Reihe kirchlicher Behörden, Institute uam., endlich einige Familien- und Privatbibliotheken des hoben Adels. Die Münchener Akademie hat für ihren Teil an der Arbeit eine aus den Proff. Traube, Grauert und Vollmer bestehende Kommission eingesetzt und diese zum Generalredaktor den Privatdozenten an der Universität München Dr. S. Hellmann gewählt. Die Oberleitung des ganzen Unternehmens führt die Bibliothekskommission der vereinigten Akademien: Burdach - Berlin, Schröder-Göttingen, Hauck-Leipzig, Traube-München, von Ottenthal-Wien. Die Veröffentlichung selbst soll sich aufser der für die Literatur- und die Bibliotheksgeschichte gleich wichtigen exegetischen Behandlung der Kataloge vor allem der Herstellung authentischer Texte zuwenden. Es sollen nicht etwa ältere Drucke gesammelt und wieder abgedruckt, sondern stets auf die handschriftliche Quelle zurückgegangen, daneben auch planmässig neues Material aufgesucht werden. Möge das grofse Unternehmen rustig vorwärts schreiten, der freudigen Unterstützung seitens der Bibliotheken darf es sicher sein.

Berlin. In ihrer Versammlung vom 9. April behandelte die Vereinigung Berliner Bibliothekare die Frage der Vorbildung der weiblichen Hilfs

kräfte. Vgl. oben S. 217-229. Wie umfangreich die Verwendung weiblicher Kräfte im Bibliotheksdienst bereits geworden ist, zeigt die kürzlich in Berlin erfolgte Begründung einer Vereinigung bibliothekarisch arbeitender Frauen. Aufser der Pflege der persönlichen Beziehungen will sie sich zunächst der Förderung beruflicher Fortbildung und der Anbahnung einer Stellenvermittlung widmen, auch die Standesinteressen_vertreten, soweit von solchen bei den noch ungeklärten Verhältnissen die Rede sein kann. Die Vereinigung zählt schon 82 Mitglieder, darunter 16 auswärtige. 53 sind an wissenschaftlichen Bibliotheken beschäftigt.

Darmstadt. Der Vermehrungsfonds der Grofsherz. Hofbibliothek wurde vom 1. April an von 35 000 auf 45 000 M. erhöht. Man wird diese Opferwilligkeit erst recht anerkennen, wenn man bedenkt, dafs dies eine Erhöhung von 3,5 auf 4,5 Pf. für den Kopf der Bevölkerung des Grofsherzogtums bedeutet, während Preufsen den Anschaffungsfonds seiner Landesbibliothek jetzt von etwa 0,4 auf wenig über 0,5 Pf. für den Einwohner bringt.

Frankfurt a. M. Der Rothschildschen Bibliothek hat Frau Wilhelm Hill, die Witwe des verdienstvollen Frankfurter Komponisten und Musikpädagogen, die von ihrem Gatten hinterlassene wertvolle Bibliothek, über 700 Bände, überwiesen. Die Sammlung enthält zahlreiche Musikalien verschiedenster Art, musiktheoretische und musikgeschichtliche Schriften sowie schöne Literatur. Unter den Handschriften sind hervorzuheben Hills eigene Kompositionen und seine umfangreichen Studien zum Kontrapunkt, unter den Druckschriften etwa 100 Bände Partituren von Werken Mozarts, Beethovens, Mendelssohns, Schumanns usw. und 20 seltene Originalausgaben Wagnerscher Schriften aus den Jahren 1849-1874.

Leipzig. Die Pädagogische Zentralbibliothek (Comenius-Stiftung) erfreute sich im Jahre 1906 (s. ob. S. 185) einer sehr günstigen Entwicklung. Die gewöhnliche Vermehrung betrug 5931 Bände und 5140 Bände brachte die Büchersammlung des verstorbenen Oberschulrats August Israel, so dafs die Gesamtvermehrung die ungewöhnlich hohe Zahl von 11071 Bänden aufweist. Ausgeliehen wurden 22093 Bände, davon 14018 aufserhalb Leipzigs. Von der Versendung nach auswärts gingen 107 Bände über die Reichsgrenze hinaus. Gegen das Vorjahr stieg der Leihverkehr um fast 50%.

Strafsburg. Die von der Regierung im neuen Etat beantragte Verbesserung der Dienstbezüge des Direktors der Universitäts- und Landesbibliothek Einführung von Besoldungsstufen nach dem Dienstalter - gab in der Sitzung des elsässisch-lothringischen Landesausschusses vom 12. März Anlafs zu einer Besprechung der Gehälter der Bibliotheksbeamten. Der Abgeordnete Dr. Pfleger erkannte die Verbesserung des Direktorgehaltes an, tadelte aber, dafs die Bibliothekaranwärter (charakterisierte Bibliothekare usw.) nach 12-17 jähriger Dienstzeit noch nicht fest angestellt seien und ein zu geringes Einkommen hätten. Strafsburg habe den gröfsten Bücherbestand unter den Universitätsbibliotheken und den stärksten Leihverkehr, stehe aber mit Göttingen, Leipzig oder Berlin verglichen nach der Zahl der Bibliothekare an letzter Stelle. Staatssekretär von Köller konnte darauf nur antworten, dass die Bibliothekare in Elsafs-Lothringen den Oberlehrern gleichgestellt seien, also nur weiter steigen könnten, wenn man auch die Oberlehrer aufbessern wolle. Den Bibliothekaranwärtern habe die Regierung durch Gründung neuer Stellen früher helfen wollen, der Landesausschufs habe sie aber abgelehnt und selbst die nun beantragte Einführung des Systems der Dienstaltersstufen für den Direktor sei von der Kommission bereits abgelehnt worden. „Er begrüfse es mit Freude, dafs der Abg. Dr. Pfleger ein so besonderes und warmes Interesse

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